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Die Strategie des Moncada-Angriffs: Interview für das schwedische Fernsehen

Autor: 

Fidel, al volante, arriba con los periodistas al cuartel Moncada, donde tiene lugar una  parte de su relato.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

CUBA International bietet zum ersten Mal in Druckversion eine ausführliche Auswahl der Gespräche, in denen Fidel Castro seine eigene politische Entwicklung wiedergibt und interessante Erklärungen über die historischen Aktionen vornimmt, deren Förderer und Anführer er war. Der Vorsitzende des kubanischen Staatsrates bereiste die östlichen Gebiete des Landes, wo vor über zwanzig Jahren jene Ereignisse stattgefunden haben, in denen die Revolution ihren Ursprung hat.In der ehemaligen Moncada–Kaserne, am Strand „Las Coloradas“, in den Gebirgsregionen von Pico Turquino und La Plata sprach Fidel ausführlich mit den schwedischen Journalisten, die ihn begleiteten und jenen Dialog für das Fernsehen ihres Landes filmten, dessen wichtigste Teile in dieser Druckversion wiedergegeben werden, die jenes Jahr einleitet, in dem wir des 25. Jahrestages des Angriffs auf die Moncada Kaserne gedenken.

En la niñezI DIE URSPRÜNGE 

DAS BEWUSSTSEIN DES MENSCHEN KANN SICH ÜBER SEINE KLASSENABSTAMMUNG  HINWEG ERHEBEN.

JOURNALIST: COMMANDANTE, Gestern haben SIE uns über Ihre ideologische Bildung, Ihre ideologische und politische Entwicklung während der Universitätszeit erzählt.  Ich möchte Ihnen eine Frage über einen etwas davor liegenden Zeitpunkt stellen, das heißt, wie war der Übergang von dieser Erziehungsform, die Sie in jener Art Familienkreis erhielten, bis zu dieser ideologischen Entwicklung? Denn in Ihrer Rede an die Intellektuellen, haben Sie einen sehr starken, lebhaften bildlichen Ausdruck verwendet, der besagte, dass die bürgerliche Erziehung wie eine Steinmühle wäre, die einen Menschen im Geist beinahe für immer vernichten könne. Dies hat sehr meine Aufmerksamkeit erregt und wir möchten Sie etwas hierzu fragen. 

COMANDANTE EN JEFE FIDEL CASTRO: In Wirklichkeit, meine Herkunft …Ich bin in einer Familie von Großgrundbesitzern geboren aber mit keiner Abstammung von Großgrundbesitzern. Was bedeutet das? Mein Vater war ein spanischer Bauer aus einer Familie, die aus sehr einfachen Verhältnissen stammte, der als spanischer Emigrant  am Anfang des Jahrhunderts nach Kuba gekommen ist.

Er begann unter schweren Bedingungen zu arbeiten. Er war ein unternehmungslustiger Mensch und hob sich ab. Später bekleidete er einen gewissen leitenden Posten bei den Arbeiten am Anfang des Jahrhunderts, häufte so ein bisschen Geld an und erwarb etwas Land. Das heißt, er hatte Erfolg bei den Geschäften und wurde schließlich Besitzer einer bestimmten Anzahl von Ländereien, wenn ich mich richtig erinnere, ungefähr von tausend Hektar. Dies war nicht sehr schwierig in den ersten Jahren der Republik.  Danach pachtete er weitere Ländereien. Als ich auf die Welt kam, bin ich wirklich im Schoß einer Familie geboren, die wir eine Familie von Großgrundbesitzern nennen könnten.

Andererseits war meine Mutter eine sehr einfache und arme Bäuerin. Deshalb  gab es keine Traditionen einer so genannten Oligarchie im Schoße meiner Familie. Trotzdem und objektiv gesehen war zu jenem Augenblick unsere gesellschaftliche Stellung die einer Familie, die über relativ reichliche finanzielle Mittel verfügte. Sie war Besitzerin von Ländereien und hatte allen Komfort - so könnten wir behaupten - und die Privilegien, welche einer Großgrundbesitzer- Familie in unserem Land eigen waren. 

In der Kindheit

In den ersten Jahren meiner Erziehung, wir könnten fast sagen, in den ersten Monaten … lernte ich lesen und schreiben in der öffentlichen Schule des Ortes, wo ich geboren bin, auf dem Lande.  Danach brachten sie mich nach Santiago de Cuba, als ich knapp 5 oder 6 Jahre alt war. Ich durchlebte eine schlechte Zeit, litt Hunger, trotz der Bezahlung seitens meiner Familie an jene Pension, wo ich in Santiago de Cuba unterkam. Aber aufgrund einer ganzen Reihe von Umständen waren wir eine relativ zahlreiche Gruppe von Jungen dort und durchlebten schwere Zeiten. 

JOURNALIST: Das heißt, Sie hatten wirklich keine privilegierte Kindheit.

FIDEL: Als ich zu Hause war ja, aber nicht, als man mich nach Santiago de Cuba brachte. Ich kann offen sagen, dass ich dort Hunger litt, dass ich praktisch ohne Schuhwerk blieb, dass ich selbst meine Schuhe nähen musste, wenn diese kaputt gingen.

JOURNALIST: Das erklärt viele Dinge. 

FIDEL: Diese Situation dauerte etwas mehr als ein Jahr. Man kann sagen, dass ich bei dieser Gelegenheit die Armut erlebte.

Könnte dies Einfluss auf mich ausgeübt haben? Das weiß ich wirklich nicht, das kann ich nicht mit Sicherheit behaupten. Danach wurde ich aufgenommen…Sie schickten mich auf eine private Schule von Santiago de Cuba, die unter Leitung eines religiösen Ordens stand, „Los Hermanns La Salle“. Dort war ich ungefähr 5 Schuljahre. Später schickte man mich auf eine Jesuitenschule. So absolvierte ich die Grundschule und auch die gesamte Gymnasialausbildung in Schulen dieser Art. Jene waren Schulen für relativ privilegierte Familien. 

Nun gut, gewisse Faktoren trugen dazu bei, dass ich einen gewissen rebellischen Geist entwickelte. Wir könnten sagen, dass ich an erster Stelle gegen die ungerechten Bedingungen im Haus jener Familie aufbegehrte, wo sie mich 5jährig hingebracht hatten. Auch in jenen Schulen, wohin sie mich schickten, fühlte ich einen Impuls zur Widerspenstigkeit gegen gewisse Ungerechtigkeiten in der Schule.

Wir können sagen, dass ich während meiner Kindheit ungefähr drei Mal den Eindruck hatte, dass es Angelegenheiten gab, die ungerecht waren und die in mir den Widerstandsgeist stimulierten. Jene Faktoren könnten zur Entwicklung eines relativ rebellischen Charakter beigetragen haben. Dieser rebellische Geist könnte auch in meinem späteren Leben sichtbar geworden sein.

Meine sozialen Beziehungen als Junge, während der Schulferien waren mit den bettelarmen Kindern des Ortes, wo ich wohnte.

JOURNALIST: Comandante, möchten Sie diese Angelegenheit noch vertiefen?

FIDEL: Ich kann sagen, dass ich dort auf dem Land, wo ich geboren bin, trotz der wirtschaftlichen Situation meiner Familie immer Beziehungen mit den Kindern der bettelarmen Familien unterhielt, weil es keine aristokratische Tradition in meiner Familie gab. Und drittens führte der Prozess meiner Kindheit und meiner Jugend mehr als einmal dazu, dass ich Widerstand leistete und eine rebellische Haltung gegen Angelegenheiten einnahm, die aus meiner Sicht ungerecht waren. 

Obwohl wir jene für diese Privatschulen typische Erziehung erhielten, räumte man gewissen  Prinzipien der Aufrichtigkeit und Rechtschaffenheit bei unserer Ausbildung Priorität ein.

Es muss gesagt werden, dass sich in dieser Etappe meines Lebens vielleicht ein Charakter, ein Geist entwickelte, aber ich gewann keinerlei politisches Bewusstsein. Das politische Bewusstsein, das mir bei der Auslegung und Deutung des Lebens, der Welt und der Gesellschaft sowie der Geschichte half, erwarb ich als Student an der Universität,, insbesondere als ich mit der marxistischen Literatur in Kontakt kam, die auf mich einen außerordentlichen Einfluss ausübte und mir half, jene Angelegenheiten zu verstehen, die ich auf andere Weise nie verstanden hätte.

So kann ich sagen, dass ich mein politisches Bewusstsein durch Studium, Analyse und Beobachtung erworben habe; und nicht durch meine Herkunft aus einer bestimmten Klasse. Keinesfalls glaube ich, dass die Abstammung ein unüberwindbarer Grund ist. Ich bin der Meinung, dass das Bewusstsein des Menschen sich über seine Abstammung hinaus erheben kann.

Während der Studententage zur Geltendmachung des Anspruchs auf die historische Glocke von La Demajagua im Jahr 1948.
Durante la jornada estudiantil de reivindicación de la histórica campana de La Damajagua, en 1948.

II DIE MONCADA

VON DER KASERNE INS GEBIRGE

Wir haben diesen Ort ausgewählt, weil wir eine Stelle finden mussten, um die Leute vor dem Angriff auf die Moncada-Kaserne zu konzentrieren. Dann haben wir die verschiedenen Alternativen untersucht. Und bei jener Suche fanden wir dieses Haus mit einem kleinen Landstück, das zu vermieten war. Nachdem wir alle Faktoren analysiert hatten, entschieden wir uns für dieses Haus, das einige  Kilometer von der Kaserne entfernt lag, und über eine Landstrasse recht direkt zu erreichen war.    

Das Haus wurde gemietet, aber wir mussten etwas finden, um es zu verschleiern. Unser Plan bestand darin, eine Geflügelfarm zu simulieren. Deshalb sehen sie einige von diesen Anlagen, die wie Anlagen für die Geflügelzucht aussehen aber in Wirklichkeit zum Verstecken der Kraftfahrzeuge verwendet wurden. So haben wir schließlich  einige Monate vorher dieses  Haus gemietet. Dasselbe wurde mit einigen zusätzlichen Dingen vorbereitet, unter dem Vorwand, das es eine Geflügelfarm war.  

JOURNALIST: Wenn ich es richtig verstanden habe, befand sich das Haus in der  Nähe des Wohnsitzes eines Angehörigen der Batista-Streitkräfte, was in gewisser Form die Verdächtigung verminderte.  

FIDEL: Das ist möglich. Aber dies war nicht der Hauptfaktor. Der Hauptfaktor bestand darin, dass das Haus isoliert stand, dass es sich an dieser Strasse befand, die direkt in die Nähe der Kaserne führte und dass es einer der verfügbaren Orte war, denn es war nicht einfach,  ein Haus zu finden.  

Zuerst diente dieses Haus dazu, die Waffen zu sammeln und zuletzt, um die Leute zu konzentrieren. Man musste es unter Untergrundbedingungen organisieren. Deshalb mussten alle Maßnahmen getroffen werden. Es gab sogar einen Nachbarn dort, der gegenüber diesem Haus wohnte, ein Bauer. Wir haben sogar Freundschaft mit ihm geschlossen, aber er hat nie vermutet, dass  dieses Haus einer  revolutionären Absicht diente. Es gab einen Kameraden der Bewegung, der in Santiago de Cuba wohnte, er war der einzige aus Santiago de Cuba, weil wir nicht Leute aus Santiago rekrutieren wollten, um das Risiko zu vermindern, dass es eine Indiskretion geben könnte. Deshalb hatten wir in Santiago nur einen Kameraden , der beim Mieten dieses Hauses half. Danach kam einer der Führungskräfte der Bewegung in dieses Haus und richtete sich hier in Santiago de Cuba ein. Und während einiger Wochen konzentrierten wir die Waffen hier.  

JOURNALIST: Aber bis zum letzen Augenblick kannte keiner der Angreifer  wirklich das Ziel.

FIDEL: Nein. Nur die Führung der Bewegung kannte es, eine Gruppe von drei Kameraden, die als eine Art Exekutive der Führung der Bewegung fungierte. Und der Kamerad aus Santiago de Cuba hatte auch eine Vorstellung bezüglich des Ziels, weil ihm Anweisungen erteilt wurden, die Kaserne zu beobachten, sie zu erkunden.  

JOURNALIST: Von dort fuhren die Fahrzeuge ab, die am Angriff auf die Kaserne teilnahmen. Von hier. Hier wurden die Waffen konzentriert.  Der 26. Juli war ein Sonntag und seit dem Samstagabend sammelten sie sich hier in diesem Haus.

JOURNALIST: Und die Strecke war mehr oder weniger dieselbe?

FIDEL: Die Strecke ist ein paar Kilometer. Jetzt erinnere ich mich nicht genau, wie viele. Diese Landstrasse führt zu einer Allee, die Allee der Kaserne und taktisch war dies die beste Stelle für diese Operation. Und hier verbarg man die Operation unter dem Vorwand, dass man eine Geflügelfarm an dieser Stelle errichtete. Und alle Leute glaubten wirklich, dass es dort eine Geflügelfarm gab, zumindest die wenigen Nachbarn, die gegenüber von der Farm wohnten. Dort wohnt noch jener Nachbar, der damals  gegenüber von diesem Haus lebte.

Er hatte ein paar Mangobäume... Ich weiß nicht, ob später noch weitere Bäume gepflanzt worden sind, aber im Allgemeinen war dies die Umgebung des Hauses.   

JOURNALIST: Aber hier wurde keine Waffenübung vorgenommen. Hier sammelten sich nur alle, nicht wahr.

FIDEL: Hier konnte man keine Waffenübung vornehmen, weil es sehr gefährlich war. Ausbildung und Training nahmen wir in Havanna vor. Hier wurden nur die Waffen gesammelt und es gab eine einzige Person in Santiago de Cuba, die dieses Haus kannte. Obwohl Santiago de Cuba eine sehr rebellische und revolutionäre Stadt war, rekrutierten wir keine Person aus Santiago für den Angriff, um die Diskretion des Planes zu bewahren.

JOURNALIST: Trotz alledem besteht eines der bewundernswertesten Dinge der Bewegung, die jetzt die Geschichte widerspiegelt, darin, wie man diese Untergrundorganisation, eine so umfangreiche Organisation, unter einem Regierungssystem mit solcher Unterdrückung aufrecht erhalten konnte.

FIDEL: Das war sehr schwierig, wirklich schwierig, weil die Revolutionäre damals keine Organisation, keine militärische Erfahrung hatten.    

JOURNALIST: Aber am 26. hatten sie diese.

FIDEL: Na gut, wir... Es gab viele Leute, die sich zu jener Zeit organisierten. Unsere Gruppe, glaube ich, rekrutierte damals mehr Kämpfer, als alle weiteren Organisationen. Außerdem war es eine sehr diskrete Gruppe und nicht nur hinsichtlich der Qualität der Leute sondern auch aufgrund der Organisationsmethode, die wir hatten. Wir waren in Zellen organisiert. Niemand stand in Kontakt, das heißt, keine Zelle zu den anderen. Die Führungsgruppe war sehr vertrauenswürdig und wir richteten uns nach den Regeln des Untergrunds., Denn damals gab es viele revolutionäre Elemente und sie redeten und unterhielten sich.  Sie waren indiskret. Man wusste fast alles, was zu jener Zeit gegen Batista gemacht wurde.

JOURNALIST: Und alle diese Waffeneinfuhr von den Prío-Leuten  und all dies, was durchgeführt wurde …

FIDEL: Ja, weil die Prío-Leute Geld hatten und wir nicht. Diese Leute hatten Waffen und wir nicht. Deshalb mussten wir die die Dinge mit viel größerer Sorgfalt machen. Diese Leute machten Propaganda mit den Waffen. Wir könnten sagen, dass sie Politik mit den Waffen machten.

JOURNALIST: Und von diesen Waffen konnten sie keine erlangen?

FIDEL: In Wirklichkeit versuchten wir, ein paar zu kriegen.  Und wir hatten ihre Organisation unterwandert. Wir hatten 360 Mann in ihre Organisation eingeschleust, um zu versuchen, die Waffen zu nehmen. Aber scheinbar war unser Plan zu ehrgeizig und so wurden jene Leute zu einem bestimmten Augenblick  ein bisschen verdächtigt.

JOURNALIST: Aber alle Waffen, die die Batista-Polizei zu jener Zeit gefunden hat, waren …

FIDEL: Die Waffen gehörten ihnen, der ehemaligen Regierung, die viel Geld hatte, weil sie viel gestohlen hatte.

JOURNALIST: Aber das waren Waffen, die von ihnen selbst gelegentlich verbreitet wurden, von der Polizei,. Pakete von …

FIDEL: Nein, ich glaube es nicht. Die Führungskräfte der traditionellen politischen Parteien und der Regierung, die an der Macht gewesen  und von Batista aus dem Weg geräumt worden war, hatten viel Geld. Und kauften Waffen und konnten diese durch verschiedene recht geschickte Verfahren ins Land einführen und sie brachten diese Waffen her. Sie hatten keine Leute, keine Kämpfer. Sie hatten Geld, Waffen aber keine Leute. Und sie strengten sich an, Leute des Volkes zu rekrutieren. Und zu jener Zeit versuchten wir, einige Leute in ihre Organisation zu infiltrieren, mit dem Ziel, die Waffen in Besitz zu nehmen.

JOURNALIST: Aber die Bewegung hatte schon zu jener Zeit ausreichende Kräfte …

FIDEL: Na gut, wir trainierten über tausend Mann. Damals hatten wir circa eintausendzweihundert Mann.

Aber abgesehen von den trainierten Leuten, war die Organisation ziemlich umfangreich?

FIDEL: Sie war nicht so groß, nicht sehr groß, aber ihre Basis war eine Basis von Opposition und Hass gegen die Batista-Regierung. Aber die Mitglieder der Bewegung, die organisierten und trainierten Leute, erreichten ungefähr eintausendzweihundert Mann, weil es eine allgemein recht verbreitete Opposition gegen die Batista- Regierung gab. Viele von ihnen waren vorher Orthodoxe, viele der Moncada-Kämpfer, aber es waren schon Leute aus bescheidenen Verhältnissen, das heißt, es war eine Organisation, die mit jenen politischen Parteien nichts zu tun hatte. Unsere Leute wurden hauptsächlich unter den einfachen Volksschichten ausgewählt. Unsere Leute wurden unter den einfachen Volksschichten ausgewählt, unter denjenigen, die eine Oppositionshaltung gegenüber Batista  hatten.  

JOURNALIST: Aber viele Mitglieder der Bewegung kamen aus den Reihen der Orthodoxen, soweit ich es verstanden habe …

FIDEL: Sie kamen aus den Reihen der Orthodoxen, weil dies eine Volkspartei war, die im Volk recht verwurzelt war,, aber  sie war recht heterogen. Zur orthodoxen Partei gehörten hauptsächlich einfache Leute, Arbeiter, Bauern und Leute des Kleinbürgertums. Zu jener Zeit lag die oberste Leitung dieser Partei schon in den Händen von Leuten, die tatsächlich zur herrschenden Schicht gehörten.

Bei einem der vielen Zusammenstöße der Studentenschaft mit den repressiven Kräften hatte Fidel eine direkte Auseinandersetzung mit dem amtierenden Polizeichef.

JOURNALIST: Und die Jugend der Partei, wo Sie Mitglied waren…

FIDEL: Die Jugend war kämpferisch, aber die offiziellen Führungskräfte der Partei  waren mehr oder weniger schon involviert und verpflichtet; ich würde nicht behaupten, dass sie einer gesellschaftlichen Stellung als Klasse verpflichtet gewesen wären, sondern wir könnten sagen, dass sie schon dabei waren, sich an das System anzupassen.  Ich organisierte die Jugend dieser Partei, aber separat von der … offiziellen. Ich führte eine Arbeit  mit der Jugend an der Basis durch, hauptsächlich mit denjenigen, die aus den einfachen Volkschichten stammten. Es gab keine offiziellen Führungskräfte dieser Partei in unserer Organisation. Es war eine politische und ideologische Arbeit, da sie so durchgeführt wurde…. 

FIDEL: Ja, es war eine politisch-ideologische Arbeit.

JOURNALIST:  Aber man sprach noch nicht über die sozialistischen Ideen zu jener Zeit.

FIDEL: Zu jener Zeit sprach man noch nicht über sozialistische Ideen.  Wir könnten sagen, dass damals das Hauptziel des Volkes der Sturz  der Batista-Regierung war. Aber schon die soziale Abstammung aller dieser Leute, die wir rekrutierten, ermöglichte die politische Indoktrinierung. 

Zumindest die Gruppe, die kleine Gruppe, die an der Organisation der Bewegung arbeitete, das waren Leute mit sehr fortgeschrittenen Ideen. Wir  hatten Kurse über Marxismus und wir als Leitungsgruppe studierten Marxismus während dieses Zeitraums. Und wir könnten sagen, dass die wichtigsten Führungskräfte der Organisation schon Marxisten waren . 

INNERHALB EINER MARXISTISCHEN AUFFASSUNG

JOURNALIST: Nach dem Tod oder Selbstmord von Chibás verschärfte sich sozusagen die Meinungsverschiedenheit zwischen der Parteileitung und der Jugend…

FIDEL: Ich kann Folgendes sagen: Chibás war ein charismatischer Volksführer, sehr beliebt bei der Bevölkerung, zeichnete sich aber nicht durch ein Programm tiefgreifender Sozialreformen aus. Wir können sagen, dass sein Programm sich zu jener Zeit auf einige Maßnahmen nationalistischer Art gegen den USA-Monopole beschränkte und zwar vor allem auf Maßnahmen gegen die Korruption in den Verwaltungseinrichtungen, gegen den Raub. Es war ein sich auf die Verfassung berufendes Programm, das zugunsten der Wiederherstellung der Anständigkeit in den öffentlichen Einrichtungen kämpfte. Das Chibás-Programm war weit davon entfernt, ein sozialistisches Programm zu sein. 

Wir könnten sagen, dass dieses Programm damals dem Verlangen des Kleinbürgertums entsprach, das schon in einigen Dingen im Widerspruch zum Imperialismus stand, dass unter der maßlosen Ausbeutung durch die im Land tätigen Monopole litt, und dass er sich vor allem dem Kampf gegen die öffentliche Korruption, gegen den Raub und gegen die Unterschlagung verschrieben hatte. Aber innerhalb der Mitglieder dieser Partei gab es schon eine Linke.  Wir könnten sagen, dass wir die Linke dieser Partei waren. Die Linke war auch nicht zahlreich,  setzte sich aber aus Kameraden aus der Universität zusammen, die  an der Universität in Kontakt mit den sozialistischen Ideen, mit dem Marxismus-Leninismus gekommen waren und wir hatten schon ein viel fortgeschritteneres politisches Bewusstsein. En uno de tantos choques del estudiantado con las fuerzas represivas, Fidel se enfrenta al Jefe policiaco de turno.

Als Chibás starb, gab es also eine große Massenpartei ohne Leitung. Und die Leitung war eine reformistische Leitung. Innerhalb dieser Masse gab es schon eine Gruppe, die sehr fortgeschrittene Ideen hatte, mich eingeschlossen. In wenigen Worten: Ich hatte schon eine marxistische Auffassung der Politik zu jener Zeit, am Ende  meiner akademischen Ausbildung.  Meine Berührung mit den marxistischen Ideen während der Universitätszeit war es, die es mir ermöglichte, ein revolutionäres Bewusstsein zu erlangen. Schon ab diesem Zeitpunkt war die ganze Strategie, die ich politisch ausarbeite, innerhalb einer marxistischen Auffassung konzipiert.

Als der Staatsstreich am 10. März geschah, hatte ich schon eine marxistische Ausbildung. Aber wir befanden uns in der Situation eines Landes, wo es einen Staatsstreich gegeben hat, wo jene Partei, die die breiteste Volksbasis hatte, schlecht geleitet wurde, ohne  Orientierung.  Ich hatte schon eine praktische und konkrete revolutionäre Idee,  schon vor dem Staatsstreich vom 10. März. 

JOURNALIST: Und die Sozialistische Volkspartei, hatte diese eine ausgearbeitete Strategie?

FIDEL: Die Sozialistische Volkspartei war klein, relativ klein; für Lateinamerika war es eine große Partei,  aber sie war sehr isoliert. Unter jenen Umständen hatte der McCarthyismus, die Zeit des Antikommunismus, es erreicht, die Kommunistische Partei sozusagen zu blockieren. Ich war nicht Mitglied der Kommunistischen Partei, denn aufgrund meiner Erziehung, meiner klassenmäßigen Abstammung… Ich kam an die Universität und dort erlangte ich ein revolutionäres Bewusstsein. Ich erlangte ein revolutionäres Bewusstsein, aber zu dieser Zeit gehörte ich schon  einer Partei an, die nicht marxistisch sondern populistisch war, so könnten wir sagen. Aber ich sehe, dass jene Partei unter der breiten Masse der Bevölkerung politisch stark ist und so beginne ich eine Strategie auszuarbeiten, um diese Massen zu einer revolutionären Haltung zu bringen, und dies schon vor dem Staatsstreich vom 10. März. Mir ist schon vollkommen klar, dass die Revolution mittels der Machtübernahme gemacht werden muss und, dass die Macht revolutionär zu ergreifen ist. Schon zu jener Zeit, vor dem Staatsstreich, erlangte ich diese Überzeugung.

Selbstverständlich war die Strategie, die ich persönlich vor dem Staatsstreich ausarbeitete, eine Strategie gemäß jenen Umständen. Jene war eine politische, eine parlamentarische Zeit. Dann gehörte ich schon zu jener Bewegung. Die ersten Ideen einer Revolution entwarf ich sogar ausgehend vom Parlament, aber nicht, um sie über das Parlament zu realisieren. Ich wollte das Parlament dazu nutzen, den Vorschlag eines revolutionären Programms einzubringen. 

JOURNALIST: Deshalb stellten Sie sich zur Wahl?

FIDEL: Ich dachte eben, das Parlament dazu zu nutzen, ein revolutionäres Programm einzubringen und die Massen um dieses Programm herum zu mobilisieren und die revolutionäre Machtübernahme vorzunehmen. Seit jenem Zeitpunkt, seitdem, d.h. schon vor dem  10. März, denke ich schon nicht mehr an die üblichen Methoden, an die Verfassungsmethoden.

Mit Abel Santamaría und anderen tapferen jungen Männern, die später an dem historischem Angriff auf die Moncada- Kaserne teilnehmen sollten. 

Nach den Ereignissen vom 10. März wurde es notwendig, jene gesamte Strategie zu verändern. Es bestand keine Notwendigkeit mehr, die auf der Verfassung begründeten Wege zu verwenden.

JOURNALIST: Aber der 10. März ereignete sich eigentlich nicht, um eine Revolution zu verhindern, sondern um  zu vermeiden, dass der Reformismus in Kuba die Macht ergreifen könnte bzw. eine mehr oder weniger fortschrittliche Partei, oder …?

FIDEL: Aus meiner Sicht ereignen sich die Geschehnisse vom 10. März, um den Sieg einer fortschrittlichen Partei in Kuba zu verhindern und nicht, um den Sieg  einer revolutionären Partei zu verhindern. Das ist die Realität. Sie versuchten, eine fortschrittliche Bewegung zu verhindern, aber vom historischen Standpunkt aus gesehen können wir sagen, dass sie hiermit die Bedingungen für eine revolutionäre Bewegung geschaffen haben. Aber ich bin der Meinung, dass es unter den Bedingungen von Kuba sogar vor dem 10. März möglich war, eine Revolution voranzubringen. 

Vor dem 10. März war ich schon Kommunist aber das Volk noch nicht. Die breite Masse entsprach noch nicht einem radikalen politischen Denken. Die breite Masse zu jener Zeit entsprach einem fortschrittlichen, reformistischen politischen Denken, aber es war noch kein kommunistisches Denken. 

JOURNALIST: Außerdem war das auch durch das ganze Problem des Antikommunismus, des McCarthyismus beeinflusst.

FIDEL: Ja, in großem Maße, denn wir waren eine wirtschaftliche und auch ideologische Kolonie der USA. Aber ich erlangte jenes Bewusstsein als Student an der Universität. 
Con Abel Santamaría y otros valerosos Jóvenes que participarían en el histórico asalto al cuartel Moncada.
WAFFEN AUF KREDIT

JOURNALIST: Comandante,  war es genau an diesem Ort hier, wo sie in jene Fahrzeuge und Autos eingestiegen sind, mit denen sie dorthin fuhren?

FIDEL: Irgendwo dort ist ein Brunnen, wo wir die Waffen aufbewahrten, weil wir unsere Waffen in den Waffenläden erworben haben. Es waren Jagdwaffen, 22er Gewehre, Kaliber 22, und Jagdgewehre, um Enten bzw. Tauben zu jagen. Aber es waren keine harmlosen Waffen, weil wir eine große Anzahl Selbstladegewehre kauften, für welche wir Patronen erwarben, und dies nicht, um Enten zu jagen sondern  Hirsche bzw. Wildschweine. Das heißt, dass diese als Waffen wirklich keine harmlosen Waffen waren. 
Aber Batista fühlte sich so sicher, dass die Waffengeschäfte und Waffenläden zu jener Zeit geöffnet waren. Sie fühlten sich sehr sicher mit ihrer Militärmacht.

JOURNALIST: Aber es gab keine Kriegswaffen?

FIDEL: Nein, es gab keine Kriegswaffen.
Nein, aber einige wirksame Waffen konnten wir zumindest erwerben und diese haben wir auf legalem Wege erworben, ganz legal erwarben wir unsere Waffen. Wir hatten einige Kameraden, die als Jäger bzw. bürgerliche Leute verkleidet waren, und sie hatten ihre Ausweise, und sie kauften in den Waffenläden.

Es muss gesagt werden, dass so gute Arbeit geleistet wurde, dass wir erreichten, dass die Waffenläden uns Kredite bewilligten und die letzten Waffen kauften wir fast alle auf Kredit.  

JOURNALIST: Und dann legten sie diese Waffen hier in einen Brunnen hinein.

FIDEL: Die Mehrheit kam einen Tag zuvor hier an, am Freitag, dem Vortag des 26. Juli. Wir kauften die Mehrheit der Waffen und diese wurden per Bus bzw. per Zug hierher befördert. Als richtige Kriegswaffen hatten wir drei oder vier Gewehre. Unsere Waffen waren Gewehre Kaliber 22 bzw. Kaliber 12, Selbstladegewehre und ein einziges Maschinengewehr, ein M-3, das wir beim Training an der Universität verwendeten, weil wir sehr viel die Universität zum Trainieren der Leute  benutzten. 

JOURNALIST: Aber dann mussten sie diese verlassen, als der Augenblick gekommen war, das ist mir nicht klar.  

FIDEL: Zu jener Zeit gab es viele Rivalitäten zwischen den Jugendorganisationen. Die Studenten zu jener Zeit, eine große Anzahl von ihnen, dachten, dass sie die echten Erben der revolutionären Traditionen seien, aber unsere Bewegung hatte die Unterstützung einiger Studentenführer an der Universität erhalten und sie stellten uns die Universität zur Verfügung, um unsere Leute zu trainieren. Das heißt, unsere Bewegung war populär, gehörte nicht zur Universität, aber einige Gefährten waren an der Universität, besonders  Pedrito Miret, heute Mitglied des Politbüros, verantwortlich für das Training an der Universität. Sie trainierten alle Leute, aber schließlich erlangten wir den Beitritt von einigen Kameraden, die dort arbeiteten, hauptsächlich Pedrito Miret,  und wir benutzten die Universität zum Trainieren unserer Leute, die aus den Volksschichten waren, aber nicht zur Universität gehörten. 

JOURNALIST: Comandante, und dann sind sie von hier aus losgefahren?

FIDEL: Hier konzentrierten wir die Waffen und hier versammelten wir die Leute, die an dem Angriff auf die Moncada-Kaserne teilnahmen würden. Einhundertfünfunddreißig Mann versammelten sich hier bei Tagesanbruch des 26. Juli, während eine andere Gruppe im Gebiet Bayamo war, weil wir die Kasernen Moncada und die von Bayamo militärisch einzunehmen gedachten, um eine organisierte Vorhut in der Hauptrichtung des möglichen Gegenangriffes von Batista zu haben.

JOURNALIST: Comandante, die Moncada-Strategie war die, dieses Militärlager einzunehmen, um anschließend das Volk zu bewaffnen und dann einen Krieg zu führen?   

FIDEL: Wir hatten vor, die Waffen des Militärcamps zu ergreifen, einen Aufruf zum Generalstreik des ganzen Volkes zu erlassen, und zwar ausgehend von der Situation von Unzufriedenheit und Hass auf Batista, und wir hatten vor, die nationalen Rundfunkstationen zum Aufruf zum Generalstreik  zu verwenden. Falls die Paralysierung des Landes nicht gelingen sollte, war es unser Ziel, danach ins Gebirge zu gehen und dort einen unregelmäßigen Krieg zu führen. 

DIE WECHSELFÄLLE  DER GESCHICHTE 

JOURNALIST: So hatten Sie den Guerilla-Plan schon ausgearbeitet?

FIDEL: Ich hatte zwei Varianten. Die erste Variante bestand in dem Versuch, einen landesweiten Aufstand , zum Sturz von Batista hervorzurufen. Im Falle, dass der landesweite Aufstand nicht erreicht werden könnte, oder dass Batista mit stärkeren Streitkräften reagieren und uns hier in Santiago de Cuba angreifen könnte, bestand  unsere Idee darin, mit den Waffen der Moncada-Kaserne ins Gebirge zu gehen  und dort einen unregelmäßigen Krieg zu führen.  Genau das haben wir drei Jahre später gemacht. Die Strategie, die wir für die Moncada-Kaserne ausarbeiteten, war die gleiche, die uns danach zum Sieg führte. Aber bei der zweiten Gelegenheit begannen wir nicht mit der Moncada, sondern im Gebirge. Wir führten den Krieg im Gebirge und am Ende erledigten wir Batista im Wesentlichen mit derselben Strategie.

La arenga del líder estudiantil. Sodass die Moncada-Strategie jene Strategie war, der wir später im Großen und Ganzen folgten, und mit der wir Batista stürzten. Aber das war nicht in jenem Moment. 

Heute bin ich davon überzeugt, dass wir zu jener Zeit den Krieg gegen Batista begonnen und Batista vorher erledigt hätten, wenn es uns gelungen wäre, die Kaserne zu besetzen und die  Waffen zu ergreifen. Nun gut, man müsste analysieren, ob die Korrelation der Kräfte im Jahr 1953…

Ich bin der Meinung, wenn wir Batista im Jahr 1953 erledigt hätten, dann hätte der Imperialismus uns zermalmt; weil von 1953 bis 1959 eine sehr wichtige Änderung der Korrelation der Kräfte auf der Welt stattgefunden hat.

JOURNALIST: Der kalte Krieg war noch voll im Aufschwung begriffen.

FIDEL: Und der sowjetische Staat war noch relativ schwach zu jener Zeit. Und man muss begreifen, dass der sowjetische Staat uns eine entscheidende Hilfe leistete. Im Jahre 1953 hätte er dies nicht tun können.  Das ist meine Meinung.

Das heißt, ein Sieg im Jahre 1953 wäre möglicherweise später vom Imperialismus zum Scheitern gebracht worden.  Aber sechs Jahre später war der geeignete, sehr angemessene Zeitpunkt, zu dem eine Änderung im Kräftegleichgewicht auf der Welt uns das  Überleben ermöglichte. Vielleicht hätten wir im Jahr 1953 nicht überlebt, wenn wir den Sieg erlangt hätten.  

JOURNALIST: Sie hätten sich radikalisiert und …  

FIDEL: Aber mit dem Sieg im Jahr 1959 gab es eine Chance zu überleben. Dies ist meine Einschätzung.

JOURNALIST: Eine Chance.

FIDEL: Ja, ja, eine Chance.

JOURNALIST: Das ist bezeichnend, dass Sie eine Chance sagen, weil dies sehr schwierig war für …

FIDEL: Was hätten wir im Jahre 1953 tun können? Wir hätten gesiegt, wir hätten das revolutionäre Programm durchgeführt, das wir damals geplant hatten, jenes Programm  hätte die imperialistische Aggression entfesselt und sie hätten uns vernichtend geschlagen. Wenn also die Revolution im Jahr 1953 gesiegt hätte, hätte sie nicht überleben können. So sind die Wechselfälle der Geschichte. 

DER ÜBERRASCHUNGSEFFEKT

JOURNALIST:  Nun Comandante, können wir weitermachen?
FIDEL: Wir tun, was Sie möchten. Möchten Sie, dass ich Ihnen die Waffen hier zeige? Kommen Sie!. Dies ist das einzige Gewehr M-1, das wir hatten, die einzige Kriegswaffe.  

Die Ansprache des Studentenführers

Dies ist eine Auswahl jener Anzahl Waffen, die wir verwendeten. Diese hier war die einzige Kriegswaffe, die wir hatten, ein Gewehr M-1, das zur Universität gehörte. Wir trainierten dort, an der Universität, mit diesem Gewehr.

Von diesem  Gewehr hatten wir drei, aber dieses ist ein Gewehr der Zeiten von Buffalo Bill ungefähr, ein 44er Gewehr. Die meisten unserer Waffen waren Gewehre dieser Art, Kaliber 12, Kaliber 16 sowie Gewehre von 22 Millimetern. Mit diesen Waffen … Alle diese kauften wir in den Waffenläden. Aber ich würde sagen, dass es wirksame Waffen waren, es waren Selbstladegewehre und diese waren auch Selbstladegewehre, die spezielle Patronen hatten, die ich gekauft habe. Ich bin der Meinung, dass dies wirksame Waffen sind. Heute noch denke ich, dass dies wirksame Waffen sind. 

Natürlich, wir hatten kein Bazooka, keine Pak, keinen Granatwerfer. All dies wäre viel besser gewesen. Aber damals hatten wir diese Waffen und dies waren die Waffen, mit denen wir den Angriff auf die Moncada- Kaserne organisierten. 

Eine weitere Tatsache: Wir hatten Armeeuniformen erworben, alle unsere Uniformen waren Armeeuniformen, die wir über einen Kameraden erworben hatten, der zur Batista-Armee gehörte, und so trugen die 135 Mann Militäruniformen. Der Überraschungseffekt war der entscheidende Faktor der Operation, mit diesen Waffen und diesen Armeeuniformen. 

Wir wollten der Batista-Armee die zweitgrößte Militärfestung des Landes mit über Tausend Soldaten einnehmen und wir hätten sie besetzen können. Noch heute bin ich der Meinung, dass der Plan kein schlechter Plan war; es war ein guter Plan. 

JOURNALIST: Das Problem war das Abweichen der anderen Kampfgruppe.

FIDEL: Das Hauptproblem ist, dass wir unseren Angriff für die Karnevalszeit, d.h.  während des Karnevals, geplant hatten, um unsere Kräfte besser mobilisieren zu können, und dass sie genau in jenen Tagen die Wachen verstärkten und eine „guardia cosaca“ (wörtlich: „Kosaken–Wache“) die Runde um das Regiment machte. Und was die Situation endgültig komplizierte, war unser Zusammenstoß mit jener Wache die rund um die Kaserne sowie an der Hauptstrasse, auf der wir fuhren, aufgestellt war. Und das verursachte ein Gefecht außerhalb der Kaserne.  Sonst hätten wir sehr gut die Kaserne besetzen können. 

JOURNALIST: Wir können dort ein Foto machen..

FIDEL: In diesem Brunnen versteckten wir die Waffen und Abel Santamaría, der Verantwortliche für dieses Haus und Führungskraft der Bewegung, bedeckte sie mit diesem Tonkrug, füllte ihn mit Erde und pflanzte einen Baum. So befanden sich unsere Waffen unter einem Baum, der dort gepflanzt worden war. Und so war alles bis zum 26. Juli. An diesem Tag nahmen wir den Baum und den Tonkrug ab und nahmen die Waffen heraus. 

[Das Interview wird fortgesetzt, während Fidel den Jeep in Richtung Moncada-Kaserne steuert] 

JOURNALIST: Wie viele Fahrzeuge waren es insgesamt?

FIDEL: Es waren insgesamt… Zuerst fuhren die Wagen ab, die das Zivilkrankenhaus einnehmen sollten; das waren drei. Anschließend die Wagen zur Besetzung des Gerichtsgebäudes, das. waren zwei, und dann zusammen mit mir fuhren die Fahrzeuge, die die Kaserne zu besetzen hatten, circa 14 Wagen begleiteten mich. Ich habe circa 90 Mann zum Angriff auf die Kaserne geführt. 

JOURNALIST: Also die anderen wurden mit anderen Zielen betraut?

FIDEL: Ja, 35 Mann mit dem Ziel Besetzung von Zivilkrankenhaus und Gerichtsgebäude,  um so die Kaserne einzukreisen.

JOURNALIST: Ihr Bruder Raúl, Comandante,  welche Mission hatte der?

FIDEL: Raúl sollte das Zivilkrankenhaus besetzen, d.h. nein, nicht das Zivilkrankenhaus, sondern das Gerichtsgebäude von Santiago de Cuba, das die Kaserne umgibt, und Abel sollte das Zivilkrankenhaus einnehmen. Ich schickte die leitenden Kameraden, den zweiten Anführer der Bewegung, d.h. Abel, zum Zivilkrankenhaus, für den Fall, dass ich in der Kaserne umkäme. verstehen sie? damit  die Gruppe nicht ohne Führung bliebe. Und Raúl zum Gerichtsgebäude. Wir hatten das Ziel, die Gebäude um die Kaserne herum gleichzeitig mit dem Angriff auf die Kaserne zu besetzen. 

Sie können sich vorstellen, dass wir auf dieser Route unterwegs recht angespannt waren, aber wirklich sehr entschlossen. Wir zweifelten absolut nicht am Erfolg. Das Schwierigste bis zu diesem Augenblick war gelungen: die Männer zu organisieren, sie auszubilden, zu trainieren, die Waffen zu erwerben und den Angriff vorzubereiten. 

JOURNALIST: Klar, und ohne Gewalt anzuwenden.

FIDEL: Natürlich.  

JOURNALIST: Und dieser Berg dort vorn ist der La Gran Piedra, wohin Sie danach gegangen sind?

FIDEL: Danach kehrten wir hierher ins Haus zurück, um zu versuchen, die Leute neu zu organisieren und mit einer Gruppe von 10 oder 12 Mann gingen wir ins Gebirge. Aber unsere Waffen, gut zum Kampf, in der Kaserne, waren nicht gut, um im Gebirge zu kämpfen. 

JOURNALIST: Sie hatten keine große Reichweite?

FIDEL: Sie hatten sehr geringe Reichweite.

JOURNALIST: Ich kann mir vorstellen, dass das Panorama etwas anders aussah, denn es gab solche Weiden dort nicht. 

FIDEL: Nein, all dies ist neu. Wenn Sie möchten, können Sie jetzt Filmmaterial sparen, bis wir dort ankommen, ja.

JOURNALIST: Ach wo, wir haben genug.

FIDEL: Es war auf dieser Brücke. Der einzige wichtige Vorfall war, dass diese Brücke einspurig ist, und als wir dort entlang fuhren, kam uns ein Wagen entgegen und wir mussten warten, bis dieser Wagen hinüberfuhr und dann sind wir hier weitergefahren.
Wie Sie sehen, war das Haus nicht weit von der Kaserne entfernt. Hier biegen wir ab, um in die Kaserne hineinzufahren.  

JOURNALIST: Beim Angriff damals sind sie geradeaus weitergefahren?

FIDEL: Hier entlang, wir fuhren hier weiter [Fidel und die Journalisten kommen an der Moncada-Kaserne an, wo jener die Erzählung fortsetzt]. Jetzt werde ich Ihnen sagen, wo sich die Krise ereignete; hier ereignete sich die Krise. Warum? Weil der „Kosaken-Wachdienst“ aus dieser Richtung herkam und wir trafen hier auf ihn, aber ein Wagen war schon vor uns durchgefahren. Dieser Wagen hatte die Aufgabe, den Wachtposten zu entwaffnen und er fuhr 100 Meter vor uns – und entwaffnete den Wachtposten.  Aber die „Kosaken-Wache“ sah den ersten Wagen vorbeifahren und schaute ihm nach und als sie sah, dass der Wagen den Wachtposten dort entwaffnete, wurde sie wachsam und war alarmbereit, 










Auf der Farm Siboney, wo die Moncada-Angreifer vor 25 Jahren einquartiert wurden. Fidel antworte auf die Fragen der Journalisten. 

So befand sich die „Kosaken-Wache“ in jenem Augenblick hier neben mir und ich zog die Pistole, um sie gefangen zu nehmen. Und in diesem Moment bemerkte diese, dass wir neben ihnen waren und schickte sich an zu schießen und ich schoss mit dem Wagen direkt auf die „Kosaken-Wache“ zu. Das war hier, ungefähr an diesem Ort. Da zog sich die „Kosakenwache“ dorthin zurück und ich stieg aus… Denn ich hatte drei Bewegungen gemacht: hiermit hier entlang, das Auto hier entlang fahren, und die Pistole hier so. Dann, als ich den Wagen anhielt, glaubten die Leute, die dahinter kamen, dass sie schon in der Kaserne waren, stiegen aus den Wagen aus und griffen diesen Ort hier an. So musste ich schließlich aussteigen und die Leute aus dem Gebäude herausholen, um den Angriff fortzusetzen, aber es dauerte fünf oder sechs Minuten. Als wir wieder in das Fahrzeug einstiegen, als ich wieder einstieg, fuhr ein Wagen nach vorn und dann zurück und kollidierte mit meinem Wagen. Das Ergebnis war, dass der Kampf außerhalb der Kaserne begann und dieser hatte innerhalb der Kaserne stattzufinden... 
JOURNALIST: So konnte man die Kaserne mobilisieren.         

FIDEL:  So mobilisierte man das Regiment und organisierte die Verteidigung. Das war es, was verhinderte…  Denn die „Kosaken-Wache“  war wirklich etwas Neues, die anlässlich des Karnevals organisiert wurde. Der wirkliche Plan… ich werden ihnen sagen… Ich weiß nicht, ob sie hierher entlang laufen können, aber hier gab es glaube ich zu jener Zeit keine Bäume. So begann der Angriff dann dort, dort. 

JOURNALIST: Dort hätte der Angriff beginnen müssen.

FIDEL: Dort hätte alles beginnen müssen, nachdem wir den Wachposten passiert hätten. Aber  es gab ein Gefecht mit der „Kosaken-Wache“ und in Wirklichkeit hatte ich zwei Absichten: erstens: die Leute zu schützen, die die Wache besetzt hatten; zweitens: die „Kosaken-Wache“ zu entwaffnen. Ich bin der Meinung, wenn die anderen Wagen vorbei gefahren wären, d.h. ohne die Wachposten zu berücksichtigen, hätten wir die Kaserne besetzt. 

JOURNALIST: Zu jenem Zeitpunkt.

FIDEL: Ja, ja, wir hätten einen Überraschungsangriff auf die Kaserne durchgeführt, weil die „Kosaken-Wache“ einen Wagen vorne und einen anderen Wagen dahinter und noch einen danach gesehen und nicht geschossen hätte.  Heute begreife ich das, aber in jenem Augenblick versuchte ich, jene Leute zu schützen, die die Wache eingenommen hatten, und die „Kosaken-Wache“ zu entwaffnen. Und infolgedessen gab es ein Gefecht außerhalb der Kaserne und die Leute, die die Kaserne nicht gut kannten, griffen alle jene Orte an. Und so musste ich die Leute für den Kampf neu organisieren… Als wir gerade in die Kaserne eindringen wollten, geschah ein Unfall eines Wagens, der mit meinem Wagen kollidierte. 

JOURNALIST: Da Ihre Leute Santiago tatsächlich nicht kannten. 

FIDEL: Die Leute kannten die Stadt nicht. Die Leute mussten den Wagen dort anhalten, wo ich meinen Wagen anhielt. Aber in jenem Moment, als ich sah, dass die „Kosaken-Wache“ auf unsere Leute in der Kaserne schießen wollte, versuchte ich, sie zu schützen  und ging, die „Kosaken-Wache“ festzunehmen, So entdeckt uns der Wachposten, macht Anstalten zu schießen und ich schoss mit dem Auto auf den „Kosakenwachposten“ zu, und in diesem Augenblick begann die Schießerei. Aber die Schießerei findet außerhalb der Kaserne statt. 

JOURNALIST: Dies war also der schwerwiegendste Vorfall.

FIDEL: Es war der ernsteste Vorfall. Wenn der Vorfall der „Kosaken-Wache“ nicht geschehen wäre, hätten wir die Kaserne besetzt, weil es vollkommen überraschend war. Der Plan war gut. Und wenn es notwendig wäre, jetzt einen Plan  auszuarbeiten, mit den Erfahrungen, die wir inzwischen haben, würden wir mehr oder weniger denselben Plan ausarbeiten. Der Plan war gut. Das heißt, es ereignete sich ein Vorfall, ein Vorfall, der den ganzen Plan kaputtmachte, das sind die Fakten. Der Zusammenstoß mit dem „Kosaken-Wachdienst“ führte zum Scheitern der Einnahme der Kaserne. wir hätten weiterfahren müssen. 

JOURNALIST: Warum haben sie sie „Kosaken-Wachposten“ genannt?  

FIDEL: Weil sie jene Wache, die die Runde um die Kaserne machte, so nannten und diese ging von hier bis zur Allee hin und wieder zurück. Und dieser Wachdienst wurde anlässlich des Karnevals befohlen, d.h. dieser Wachdienst war nicht vorgesehen. Scheinbar wegen dem Karneval, vielleicht, um Vorfälle von geringer Bedeutung zu verhindern, haben sie die „Kosaken-Wache“ eingesetzt. Denn sie vermuteten nicht im Geringsten, dass die Kaserne angegriffen werden würde. Aber jener Wachdienst wurde anlässlich des Karnevals in Santiago befohlen. Vorher war jener Wachdienst nicht vorhanden, er wurde in jenen Tagen eingerichtet. 

JOURNALIST: Andererseits war der Karneval ein vorteilhaftes Element.

FIDEL: Das half uns, weil der Karneval unsere Bewegungen erleichterte, ohne viel Verdächtigung hervorzurufen, d.h. der Karneval half uns, aber andererseits brachte der Karneval es mit sich, dass sie einen zusätzlichen Wachdienst befahlen, der normalerweise nicht vorhanden war und dieser Wachposten stieß dort mit uns zusammen, 80 Meter vom Eingang der Kaserne entfernt. Sonst wären alle hier aus den Fahrzeugen ausgestiegen und hätten die Kaserne besetzt. Sie hätten sie eingenommen. Und außerdem waren wir als Soldaten verkleidet. Wenn der Wachdienst besetzt worden wäre, hätte sie sich hier verschanzt, weil das Problem darin besteht, dass sie das Regiment mobilisieren. Andernfalls hätten wir das Regiment noch schlafend erwischt und hätten es umzingelt, weil wir das Gerichtsgebäude besetzt hatten. Die Gebäude, die die Kaserne umgaben, die wichtigsten Gebäudes, hatten wir schon besetzt. Dann hätten wir diesen Teil hier besetzt und hätten sie auf den Hof gebracht.  Natürlich wäre es ein Gemetzel gewesen, denn das zeigte sich dort, als wir mit dem „Kosaken-Wachposten“ zusammenstießen. Es begann eine gewaltige Schießerei, eine sehr heftige… Ich bin der Meinung, dass unsere Leute noch nicht viel Disziplin beim Schießen hatten und wenn ich hierher gekommen wäre, hätte ich auch geschossen und  es wäre ein Gemetzel gewesen. Daran zweifele ich nicht.
JOURNALIST: Und heute gibt es in dieser Kaserne eine Schule. Man sieht Pioniere …

FIDEL: Ja, eine Schule. Wir nahmen die Mauern und all dies weg. Aber einige Leute kritisieren es, weil sie  sagen, dass es besser wäre, dass die Mauern als historischer Platz geblieben wären, aber in den ersten Jahren der Revolution hatten wir nicht viele Schulen und dachten nicht an die Geschichte und so nahmen wir die Mauern weg und verwandelten dies in eine Schule. 

JOURNALIST: Aber dies ist ein historischer Platz.

FIDEL: Aber es gibt jetzt ein kleines Museum hier. Das ist es, was es hier gibt. Vielleicht ist es eines Tages besser, die Mauern wiederaufzubauen und es so zu belassen, wie es ursprünglich war.

WIR ARBEITEN FÜR DEN SIEG

JOURNALIST: Comandante, wie ich Ihnen sagte, möchte ich noch ein anderes Thema behandeln, bevor wir über allgemeine politische Angelegenheiten reden. Eine Angelegenheit, die großen Eindruck auf jeden gemacht hat, der die Geschichte Kubas ein bisschen kennt, war dieser Prozess Ihrer Isolierung nach der Moncada-Niederlage, mit der Tragödie von so vielen toten Kameraden. Eine Niederlage, ganz deutlich… Wie ist es Ihnen gelungen, in dieser Isolierung, in dieser Isolierungszelle, nicht den Mut zu verlieren, nicht den Kampf aufzugeben, sondern weiter zu denken, „La Historia me Absolverá” (Die Geschichte wird mich freisprechen) auszuarbeiten? Sie bereiteten ein politisches Dokument vor, das die Grundlage für die Fortsetzung des Kampfes und das Programm der Revolution war.

FIDEL: Eigentlich haben wir für den Sieg gearbeitet und nicht für die Niederlage und wir erlitten eine sehr schwere Niederlage. Aber außerdem hatte diese Niederlage das Opfer vieler Gefährten gekostet. Wenn ich mich schon vor dem Moncada-Angriff dem Land gegenüber verpflichtet gefühlt hatte, so fühlte ich mich nach dem Angriff noch viel mehr verpflichtet. Ich bin der Meinung, dass ich wegen unseren Absichten, unseren Ziele, keine andere Reaktion, als diese haben konnte, mit noch mehr Entschlossenheit, mehr Kampfgeist. Niemand wusste, wie all dies enden konnte. Wir wussten nicht einmal, ob man uns ermorden würde. Aber selbstverständlich mussten wir unsere Ideen, unsere Wahrheit verteidigen. Man kann sagen, dass unter diesen Umständen der Mensch noch mehr stimuliert ist, als unter normalen Umständen und aufgrund dieser Schwierigkeiten mobilisiert er Kräfte, um sich den Problemen zu stellen. Aber das Wichtigste ist, dass wir völlig davon überzeugt waren, dass wir Recht hatten. Und dieser Grund gab uns die Kraft,, jenen schweren Augenblicken zu begegnen, noch tief greifender zu analysieren, der Bevölkerung die Ziele unseres Kampfes darzulegen, den Verleumdungskampagnen der Regierung die Stirn  zu bieten  und die Bedingungen zu schaffen, damit eine andere Generation diese Aufgabe ausführen kann, im Falle, dass unsere Generation sie nicht erfüllen könnte. D.h., das Samenkorn zu verbreiten, das Vorbild zu geben und das war nicht nur mein Vorbild sondern auch das Vorbild der Kameraden, die dafür gekämpft und sich aufgeopfert hatten. Wir hatten die Pflicht, die größten Anstrengungen zu unternehmen, damit diese Opfer nicht vergeblich gewesen wären. 

JOURNALIST: In diesem so schwierigen  Moment  ließen sich sehr von Martí inspirieren, nicht wahr, Comandante? 

FIDEL: Eigentlich war jeder von uns und unsere gesamte Generation immer stark von den Ideen von Martí beeinflusst und ein großer Einfluss ging auch von den historischen Traditionen unseres Landes aus, welche Kampftraditionen unter sehr harten Bedingungen um seine Unabhängigkeit gewesen sind und wirklich heldenhafte Traditionen waren, die einen großen Einfluss auf jeden von uns ausübten. Und ich unterlag zu jenem Zeitpunkt einem doppelten Einfluss, den ich noch heute habe: einen Einfluss der Geschichte unserer Vaterlandes, seiner Traditionen, des Ideenguts von Martí, sowie der marxistisch-leninistischen Weltanschauung, die wir schon während unseres Universitätslebens erworben hatten. 

Ich stand immer unter dem Einfluss dieser Kombination von zwei Faktoren: dem  Einfluss der fortschrittlichen kubanischen Bewegung, der  kubanischen revolutionären Bewegung, des Ideenguts von Martí, sowie des marxistisch- leninistischen Gedankenguts, das war immer sehr präsent bei jedem von uns. Man kann in der Geschichte unseres Landes eine Sache nicht von der anderen trennen. Denn Martí erfüllte zu seiner Zeit die Aufgabe, die ihm zustand, und er war Beispiel des revolutionärsten  Denkens jener Zeit. Wir könnten sagen, dass die Verbindung dieses patriotischen Denkens, dieses revolutionären Denkens mit dem neueren revolutionären Denken, mit dem Marxismus-Leninismus, d.h. die Kombination von ihnen, jene Elemente waren, die uns am meisten beeinflussten, mehr noch,, die uns inspirierten. Und das konnte nicht anders sein, weil in Ländern wie Kuba die nationale Befreiung und die soziale Befreiung sehr eng miteinander verbunden sind.       

Martí bedeutete das Denken unserer Gesellschaft, unseres Volks beim Kampf um die nationale Befreiung. Marx, Engels und Lenin bedeuteten das revolutionäre Denken im Kampf um die soziale  Revolution. In unserer Heimat verbanden sich die nationale Befreiung und die soziale Revolution als  Kampfbanner unserer Generation.

JOURNALIST: Comandante, jetzt gehen wir zu einem etwas späteren Zeitpunkt über., Kamerad Alcaide hat uns viel über den Prozess auf der Insel Isla de Pinos erzählt und erläuterte uns, wie sich die Führungsgruppe dort  ideologisch stärkte und was ich Sie fragen möchte: Haben Sie immer Ihr Vertrauen darein gesetzt, , dass man durch die politische Arbeit der Bewegung und einer anderen politischen Kraft die Amnestie erreichen könnte oder haben Sie an die Möglichkeit einer Flucht gedacht, um den Kampf fortzusetzen? Sicher hatten Sie nicht vor, 15 Jahre dort zu bleiben. 

FIDEL:  Nein, tatsächlich hatte ich nicht vor, 15 Jahre dort zu bleiben, aber ich  verstand sehr gut die politische Situation des Landes. Es gab einen sehr verallgemeinerten Hass gegen Batista und Batista war Opfer seiner eigenen Widersprüche. Er versuchte, das Regime zu legalisieren, Bedingungen für Wahlen zu schaffen, die, wenn auch  betrügerisch, der Batista-Diktatur mindestens als Deckung dienen würden. 

Und wir wussten, dass es aufgrund des Gemütszustands der öffentlichen Meinung keinen Lösungsversuch auf legalem Wege der Situation in Kuba ohne Amnestie der politischen Gefangenen geben konnte.  Wir wussten, dass die Amnestie früher oder später als Folge des Drucks der Volksmassen und der eigenen Widersprüche des Regimes verkündet werden würde. 

In Wirklichkeit, auf der Pinos-Insel an eine Flucht zu denken, war äußerst schwierig. Die Gefängnisordnung war sehr streng. Die Überwachung war sehr rigoros, auf einer Insel, wo eine Flucht in der Praxis sehr schwierig zu organisieren war. Deshalb vertrauten wir auf die Massenbewegung und die politische Bewegung, dass diese das Regime genügend unter Druck setzen würden, um es zur Amnestie der politischen Gefangenen zu zwingen. Außerdem schätzten wir ein, dass Batista sich stark fühlte, sich sicher fühlte, dass er die Revolution und die Revolutionäre unterschätzte, und dass er sich zu einem bestimmten Zeitpunkt als Teil seines politischen Spiels gezwungen sehen würde, die Amnestie zu unterstützen. 

Wir versuchten… Zunächst behielten wir eine sehr standhafte, sehr rebellische  und sehr würdige Haltung in den Gefängnissen bei und dann ermutigten wir zum Kampf der Volksmassen für die Amnestie. Aber schon seitdem arbeiteten wir an der Organisation der Bewegung und arbeiteten die späteren Pläne für jenen Zeitpunkt aus, zu dem sich die Regierung gezwungen sähe, die Amnestie anzuordnen. Und genau so geschah es.

Als wir das Gefängnis verließen, hatten wir schon eine ausgearbeitete Kampfstrategie. Aber das aus unserer Sicht Wichtigste zu jenem Augenblick war, zu beweisen, dass es keine politische Lösung gab, d.h. eine friedliche Lösung des Problems in Kuba mit Batista. Aber wir mussten es vor der öffentlichen Meinung 
nachweisen, denn wenn sich das Land zur revolutionären Gewalt gezwungen sähe, wären nicht die Revolutionäre schuld daran, sondern das Regime. So brachten wir zum Ausdruck, dass wir bereit waren, eine friedliche Lösung des Problems unter bestimmten Bedingungen zu akzeptieren, Bedingungen, von denen wir wussten, dass sie nie geschaffen werden würden. Und dann reichten einige wenige Wochen aus, um vor der öffentlichen Meinung zu beweisen, dass diese Möglichkeiten hinsichtlich einer friedlichen Lösung der Probleme in Kuba mit Batista nicht vorhanden waren. 

Wir waren immer darum besorgt und sahen den Krieg immer als das letzte der Mittel an und darauf hatte auch die Martí-Tradition einen Einfluss. Martí bemühte sich während der Kämpfe um die Unabhängigkeit sehr, zu beweisen, dass sie sich gezwungen sahen, auf den Krieg zurückzugreifen, weil kein anderes Mittel vorhanden war. Dies gehörte zur politischen Tradition unserer Geschichte. Wir versuchten auf dieselbe Art und Weise nachzuweisen, dass es keine friedliche Lösung mit Batista gab. Sobald dies – aus unserer Sicht – bewiesen war, begannen wir erneut die Vorbereitung für den bewaffneten Kampf. 

III DAS GEBIRGE  

VORBEREITUNG DER RÜCKKEHR 

Wir, d.h. die bekanntesten Führungskräfte, siedelten nach Mexiko über, weil wir nach dem Moncada-Angriff sehr bekannt im Land waren. Unsere Strategie bestand darin, die  Bewegung im Inland vorzubereiten und zugleich einige Führungskräfte im Ausland vorzubereiten, um den Kampf zu einem bestimmten Zeitpunkt simultan mit der Heimkehr von denen, die im Ausland waren, zu beginnen. Diese Aufgabe bestand  im Wesentlichen darin, Kader militärisch auszubilden und  eine notwendige Mindestmenge an Waffen zu sammeln, um den Kampf wieder aufzunehmen. Deswegen siedelten wir nach Mexiko über, weil es in Mexiko immer eine Solidaritätstradition, eine Gastfreundschaftstradition gegenüber den Emigranten verschiedener Länder gegeben hat. Aber unsere Aufgabe führten wir in Mexiko ohne jegliche offizielle Unterstützung durch: weder direkte noch indirekte. D.h. wir führten unsere Arbeit in Mexiko durch, ohne offizielle Unterstützung irgendeiner Art. In Mexiko haben wir unsere Aufgabe ebenfalls im Geheimen durchgeführt.

Wir hatten wirklich einige legale Schwierigkeiten, weil unsere Tätigkeiten, auch wenn sie auf keinen Fall gegen die mexikanische Regierung gerichtet waren, trotz alledem  eine gewisse Verletzung der mexikanischen Gesetze bedeuteten, wie zum Beispiel: Waffen zu sammeln und Personal zu trainieren. Das brachte uns einige Schwierigkeiten. Es gab einige schwierige Momente: einige von uns wurden verhaftet, aber in jenem Augenblick half uns sehr die Tatsache, dass der General Lázaro Cárdenas, der Mann mit dem höchsten Prestige und mit der größten internationalistischen Berufung, den  Mexiko in den letzten Zeiten hervorgebracht hat, sich für unsere Situation interessierte. Lázaro Cárdenas hatte ein großes Prestige in Mexiko und die Tatsache, dass er sich für uns interessierte, trug zur Lösung unserer legalen Situation bei und verminderte in gewissem Sinn die Repression, der wir zu jenem Zeitpunkt in Mexiko ausgesetzt waren. Das erlaubte uns, Zeit zu gewinnen, um unsere Vorbereitung vor der Rückkehr nach Kuba zu vollenden.

En la granjita Siboney, donde se acuartelaron hace 25 años los asaltantes del Moncada, Fidel responde a las preguntas de los periodistas.Ins Gefängnis, nach der mutigen Aktion des 26. Juli 1953

Eigentlich arbeitete Batista auch sehr aktiv. Er hatte bezahlte Agenten in Mexiko, d.h. kubanische Agenten, und versuchte, von Staat zu Staat Einfluss auszuüben, um unsere Tätigkeiten in Mexiko zu unterdrücken.

Als wir Mexiko Ende November 1956 verließen, mussten wir es unter strengen Untergrundbedingungen durchführen und in jenem Moment wurden wir als Folge der von der Batista-Regierung erstatteten Anzeigen von den Behörden verfolgt. 

Ich kritisiere nicht die mexikanischen Behörden, weil sie unter jenen Umständen vollkommen im Recht waren,, alles zu verhindern, was die mexikanischen Gesetze verletzte. Und wir sahen uns in gewissem Maße gezwungen, die mexikanischen Gesetze zu verletzen, um unser patriotisches Ziel in Kuba zu erreichen. 

Dieser Widerspruch war vorhanden. Es gab Schwierigkeiten. Es wurden einige Waffen beschlagnahmt und wir mussten Mexiko zu einem Zeitpunkt verlassen, in dem die Behörden versuchten, uns zu finden, um uns zu verhaften und natürlich unsere revolutionäre Tätigkeit zu verhindern. In den letzten Tagen unseres Aufenthaltes in Mexiko bestanden wirklich sehr schwierige Bedingungen. Bis wir diese Schwierigkeiten trotz alledem und ein bisschen wegen unserer Erfahrung im Untergrundkampf meistern und vom Hafen von Tuxpan losfahren konnten, wenn ich mich richtig erinnere am 24. November 1956.. Übrigens war sogar sehr schlechtes Wetter und die Schifffahrt aller Art war in jenen Tagen verboten worden und wir mussten jedenfalls bei dem schlechten Wetter losfahren. 

Obwohl es uns gelungen war loszufahren, was ein großer Fortschritt war, so bemerkte doch Batista nach drei oder vier Tagen unsere Abfahrt aus Mexiko. Und schon da wurden der Kriegsmarine und der Luftwaffe Anweisungen erteilt, unser kleines Schiff zu lokalisieren, ein Schiff mit einer Lange von circa sechzig Fuß, auf dem 82 Männer fuhren.  

Wir reisten unter den Schlechtwetterbedingungen und danach fuhren wir fern von der Südküste der Insel bis wir in der Provinz Oriente landeten. Glücklicherweise  konnten wir ankommen, ohne dass die Kriegsmarine oder die Luftwaffe uns entdeckt hätten, weil wir am letzten Tag, nachts, obwohl wir der Küste fern waren, circa 80 oder 100 Meilen fuhren, um bei Tagesanbruch des 2. Dezember 1956 an der Küste von Kuba anzukommen.  

JOURNALIST: Comandante, soweit wir wissen, war auch in diesem Fall einer der Kommandeure bzw. der Schiffskapitän ein Offizier der Marine von Batista, der sich dem Kampf angeschlossen hatte.

FIDEL: Nein, das stimmt nicht. Er war kein ehemaliger Offizier der Marine von Batista. Er war ehemaliger Offizier der verfassungsmäßigen Marine und das ist nicht dasselbe. Und er half uns. Er fuhr das Schiff. Unter uns gab es auch einen dominikanischen Schiffskapitän, ein revolutionärer Dominikaner, der Seefahrt- Erfahrungen hatte. Er starb, d.h. er nahm später  zusammen mit Camaño an der dominikanischen Revolution teil und wurde gewisse Zeit danach ermordet. Dieser Kamerad kam auch in der Jacht. Und auch ein ehemaliger Marine-Leutnant.  Aber damals hatten wir alle zusammen nicht so viele Kenntnisse über die Küsten von Kuba und in Wirklichkeit hatten wir sehr wenig Information über die Küsten von Kuba. Die Information war sehr beschränkt und dies brachte uns einige Schwierigkeiten. Aber trotz alledem gelang es uns, 1500 Meilen zu fahren und auf Kuba anzukommen. Wir kamen übrigens mit nur zwei Zoll Brennstoff in den Behältern an, d.h., dass uns kaum Brennstoff für einige weitere Minuten geblieben war.  

JOURNALIST: Das heißt, immer am Rande der Gefahr. 

FIDEL: Ich glaube, dass dies zu den Unannehmlichkeiten des Berufs eines Revolutionärs gehört.  

WIDERSTANDSWILLE

FIDEL: Vor 20 Jahren  landeten wir hier.

JOURNALIST: Man kann bis auf den Grund sehen…

FIDEL: Wir nähern uns jetzt dem Ort, wo wir landeten. Jetzt werden Sie ihn sehen. Schauen Sie mal, dies ist die Stelle, wo wir landeten. Dort,, sehen Sie. Dort  landeten wir. Jetzt können Sie es filmen. Dort sind wir gelandet. Aber filmen Sie jetzt, sonst sind wir daran vorbei. In Wirklichkeit landeten wir circa einen Kilometer südlicher. Wie Sie sehen, landeten wir an einem flachen Gebiet, einem sehr flachen. 

JOURNALIST: War ein Fehler unterlaufen bezüglich des Orts der…?

FIDEL: Nun, das Problem ist, dass der Tag anbrach und in der Morgendämmerung war uns ein Mann ins Wasser gefallen und wir brauchten über 30 Minuten, um ihn zu finden und aus dem Wasser herausholen zu können. Und dann war der Tagesanbruch. Der Schiffskapitän war nicht sehr sicher, wo wir uns befanden. Wir hatten einige Wendungen vorgenommen. Dann fragte ich ihn: „Bist du sicher, dass dies schon das Festland von Kuba ist?“ Und er sagte: „Ja“. Ich sagte: „Na gut, also fahr mit aller Geschwindigkeit auf den Strand zu“.  Und wir kamen am Strand an. Aber an dem Ort, wo wir landeten, gab es ein enormes Sumpfgebiet von einigen Kilometern und wir durchquerten diesen Sumpf in circa zweieinhalb Stunden. Es war sehr schwierig, sehr schwierig. Wir liefen bis zur Taille darin versunken. Bis wir schließlich auf dem Festland ankamen, aber die Stelle war nicht gut. Nur zwei Zoll Brennstoff blieben in den Behältern, als wir landeten. Es wäre besser gewesen, ein wenig östlicher zu landen, aber der Brennstoff reichte nicht mehr aus. 

JOURNALIST: Und dies entfernte sie noch mehr vom Gebirge, nicht wahr?

FIDEL: Ja, der Brennstoff reichte nicht aus und das Gebiet war flach. Wenn wir 50 oder 60 Kilometer östlicher gelandet wären, hätte der Krieg eher geendet.

JOURNALIST: D.h.  näher am Gebirge Sierra Maestra?

FIDEL: Ja, wenn wir in der Nähe des Gebirges gelandet wären. Wir sind auf Flachland gelandet und der Feind konnte das Gebiet einkesseln, wo wir waren, und die Situation war sehr schwierig. Wenn wir am Gebirge gelandet wären, hätte der Krieg viel weniger gedauert. 

JOURNALIST:  Es wäre nicht geschehen, d.h. das …?

FIDEL: Vielleicht einige 12 oder 15 Monate. Denn der Krieg hat 25 Monate gedauert, aber wir erlitten einen sehr schweren Rückschlag am dritten Tag nach der Landung, an dem ihnen ein Überraschungsangriff gelang, bei dem sie unsere Kräfte zersprengten. Wir hatten viele Verluste und nur einige Wenige von uns konnten diese Situation überleben.

JOURNALIST: Das war Alegría de Pío.

FIDEL: Ja, Alegría de Pío. Danach versammelten wir erneut einige wenige Männer mit ein paar Gewehren, aber, wie Sie sehen, ist das Gebirge weit von der Landungsstelle entfernt – ich würde sagen - die ersten Berge sind in ungefähr 30 oder 40 Kilometer Entfernung. Hier beginnt schon das Gebirge Sierra Maestra. 

JOURNALIST: Comandante: Und in dieser Phase nach Alegría de Pío war die Hilfe einiger Bauern äußerst wichtig, die sich  dann anschlossen, um …?

FIDEL: Ja, Am Anfang waren wir viele Tage eingekesselt. Ich hatte ein Gewehr und zusammen mit mir waren noch zwei Mann, einer mit Gewehr und der andere ohne Gewehr. Ich hatte in jenem Augenblick hundert Gewehrkugeln und ein Gewehr. Ein anderer Kamerad hatte ein Gewehr mit 40 Gewehrkugeln.  Danach schloss sich Raúl mit vier Mann an, die vier Gewehre hatten. Es gab ein fünftes Gewehr, das einem Mann gehörte, der seinen Weg nicht fortsetzen konnte. Und so versammelten wir sieben Gewehre.

JOURNALIST: Und jene Gruppe war sehr klein, die Alegría de Pío entkam? 

FIDEL: Versprengt, versprengt.

JOURNALIST: Und diejenigen, die mit Ihnen zusammen waren…?

FIDEL: Das waren zwei Kameraden. Einer hatte ein Gewehr und der andere nicht.

JOURNALIST: Und Almeida war in der anderen Gruppe?

FIDEL: Almeida war in einer dritten Gruppe mit Che, mit Camilo, mit anderen Kameraden. Aber am Anfang brachten wir sieben Gewehre zusammen. Diese neue Landstraße, die Sie hier sehen, war nicht als Straße vorhanden. Dies war ein Weg. Aber hier entlang ging die Einkesselung der Armee. Auf dieser Straße entlang belagerte uns die Armee. Es war ein Weg. Heutzutage ist es eine Straße. Danach beschäftigten wir uns damit, einige Waffen zu versammeln. Schon als wir in diesem Gebiet auf dieser Straße hier ankamen, begannen wir, die ersten Kontakte zu den Bauern aufzunehmen und diese halfen uns insbesondere, die Straße bzw. den Weg zu überqueren und bis zum bergigen Gebiet der Gebirgskette zu kommen.

JOURNALIST: Das waren Guillermo García und …

FIDEL: Guillermo war der erste Bauer, der Kontakt zu uns aufnahm. Er war aus dieser Zone und gehörte zur Bewegung. Und als er Kenntnis von der Landung hatte und all dies, war er aufmerksam, nicht wahr?  


Sowohl in den USA als auch in Mexiko: die unermüdliche Tätigkeit, um die Rückkehr zur endgültigen Befreiung vorzubereiten

Eines Tages in der Morgendämmerung überquerten wir den Weg und marschierten 20 oder 30 Kilometer weiter. 

JOURNALIST: Und alles, was Celia vorbereitet hatte, war im Gebiet von Niquero?, nicht wahr?

FIDEL: Im Gebiet Pilón, weil die beste Landungsstelle eigentlich ein wenig östlicher gewesen wäre. Wir landeten hier, zum Teil, weil es Tag wurde, und andererseits, weil wir weder das Gelände noch die Küste sehr gut kannten.    


Und so arbeiteten wir schließlich einen Plan aus, um eine kleine Kaserne einzunehmen, die sich hier in der Nähe befand, und danach ins Gebirge weiterzugehen. Aber durch die Art und Weise, in der die Landung stattfand, war es durchaus unmöglich, diese Operation vorzunehmen, weil wir in einem Sumpfgebiet landeten und der Feind Zeit hatte, sich zu organisieren und die militärischen Operationen gegen uns vorzubereiten. Tatsächlich hat der Feind einen Sieg errungen, weil er unsere Expeditionsgruppe von 82 Mann  zersprengte. 

JOURNALIST: Wie viele sind geblieben?

FIDEL: Am Ende konnten wir weniger als 20 Mann versammeln, sieben Gewehre, eine Gruppe von unbewaffneten Kameraden, und danach konnten wir einige Waffen zusammenbringen, die zerstreut zurückgeblieben waren. Die erste Aktion gegen die Armee, die erste siegreiche Aktion, führten wir am 5. Februar durch, weil  wir 16 Waffen hatten…

JOURNALIST: Das war Uvero?

FIDEL: La Plata. In La Plata, griffen wir an einem Tag im Morgengrauen an. Wenn ich mich richtig erinnere, war es um 2:40 Uhr. Wir  kämpften über eine Stunde gegen sie. Wir besetzten eine kleine Kaserne und ergriffen 10 Waffen. Unsere Gruppe wuchs auf ungefähr 30 Mann. Aber die Erweiterung war schon auf der Grundlage von Bauern aus dem Gebirge. 

JOURNALIST: Comandante, wie kamen Sie nach der Niederlage von Alegría de Pío wieder zu Kräften, um die Einkesselung zu durchbrechen und den Kampf fortzusetzen und das Vertrauen in den Sieg nicht zu verlieren,?

FIDEL: Ich bin der Meinung…Niemand wusste, wer am Leben geblieben war und wie viele, aber meinerseits hatte ich die Idee, den Kampf fortzusetzen, trotzdem ich nur zwei Gewehre hatte. Ich hatte keine Information über die anderen. Raúl seinerseits hatte die Idee, den Kampf fortzusetzen, bis wir uns zusammenschlossen. Als Raúl und ich uns zusammenschlossen, hatten wir sieben Gewehre. Weitere sechs oder acht Gewehre von denen, die verloren gegangen bzw. irgendwo zurückgeblieben waren, konnten wir zurückgewinnen. Und die erste Aktion führten wir mit 17 oder 18 Mann durch. Aber wir hatten zu dieser Zeit circa 14 Gewehre und einige Pistolen. Unsere erste militärische Aktion nahmen wir mit einer sehr kleinen Gruppe vor, aber wir hatten schon die  Erfahrung von der Moncada und hatten das Ziel, den Kampf fortzusetzen. Wir waren überzeugt, dass die Idee richtig war und dass wir nur eine Niederlage erlitten hatten, auch wenn es eine große Niederlage gewesen war. Dies ist die Gebirgskette Sierra Maestra … …die Flugzeuge konnten nicht bombardieren… Wir waren eingekesselt und belagert. 18 Monate waren wir von der Armee belagert. Wir waren auf dem Seeweg und auf dem Festland eingekesselt.
Aber in diesem Zeitraum war das Hauptziel das Überleben in den ersten Zeiten. Die Sache war die, zu überleben und dies hing viel von uns selbst ab, von der kleinen Gruppe, die  im Gebirge war. Was wir wirklich in diesem Zeitraum hatten, war eine Idee,, eine Organisation in den Städten und den Willen zum Standhalten. 

Aber zu jenem Zeitpunkt war sehr wichtig, was die Guerillakämpfer taten, weil  die Guerillakämpfer jederzeit ausgerottet werden konnten. Und wir standen kurz davor, ausgerottet zu werden, wegen dem Verrat eines Bauern. D.h. es gab einen Bauern, der eine Mission zu erfüllen hatte und dabei von der Armee verhaftet wurde. Und dann boten sie ihm die Gelegenheit, sein Leben zu retten. Sie boten ihm viele Sachen und er verriet uns. Der erste Bergführer, einer der Führer… verriet uns. Aber der psychologische Hauptfaktor war, dass er die Anzahl unserer Kräfte sehr klein sah und die Anzahl der Kräfte der Armee war hoch. Er hatte das Vertrauen an den Sieg verloren und so stellte er sich in den Dienst der Armee. Und die Aktion dieses Bauern in Koordinierung mit der Armee hätte unsere Kräfte beinahe ausgerottet. Es waren sehr schwierige Tage, weil unser Hauptführer, der Mann, der unsere Augen und Ohren war, dabei war, uns zu verraten, und versuchte, uns zu lokalisieren, damit die Armee uns einkesseln und vernichten könnte. Und fast hätte er es geschafft, bis wir es endlich bemerkten. 

JOURNALIST: Bemerkten Sie es rechtzeitig?

FIDEL: Nun gut, rechtzeitig nicht. Wir bemerkten es vor allem nach der letzten Aktion der Armee, bei der diese uns beinahe ausgerottet hat; wir bemerkten, dass er uns verriet. Ich bemerkte es. Andere skeptische Kameraden glaubten es nicht und ich äußerte und erläuterte ihnen eine ganze Reihe von Kriterien, auf deren Grundlage ich der Meinung war, dass er uns verriet. Und die Tatsachen bewiesen, dass meine Einschätzung richtig war, aber es war eine Minutensache, dass wir uns vor der Ausrottung gerettet haben.  

JOURNALIST: Waren sie eingekesselt und belagert?

FIDEL:  Wir wurden eingekesselt. Sie waren dabei, uns einzukesseln, aber ich begann, Verdacht zu schöpfen und wir begannen, uns zu bewegen. Und wir stießen mit der Armee am Rande der Einkesselung zusammen, als dieser Bauer als Führer mit der Armee kam, in einem Augenblick, in dem er angeblich eine unserer Missionen erfüllte. In diesem Augenblick sahen wir ihn schon, aber wir wussten schon, dass er ein Verräter war, weil er uns an so eine Stelle gebracht hatte, dass die Armee uns einkesseln konnte. Er hatte sogar am Vortag beeinflusst, an dem die Armee den Belagerungsplan begonnen hat, aber weil es stark geregnet hat verschob die Armee es auf den anderen Tag. Aber an dem anderen Tag bemerkten wir es rechtzeitig, durch einen festgenommenen Gefangenen, obwohl unsere Kräfte die Anweisung hatten, sich nicht sehen zu lassen, hatte ein Wachtposten einen Mann festgenommen. Ich stellte ihm eine Reihe von Fragen, und durch die von der Armee am Vortag vorgenommene Bewegung bemerkte ich, dass die Armee dabei war, uns zu umzingeln. so bin ich schließlich schon zu jenem Zeitpunkt zu der Überzeugung gekommen, dass wir verraten wurden und schlug vor, uns von dieser Stelle wegzubewegen. Und so nahmen wir auf den Gipfeln jener Berge Stellung, wo die Armee ihre Einkesselung vollendete. Wir waren nahe daran, ausgerottet zu werden. Der Kamerad, der neben mir war, wurde getötet.

JOURNALIST: Aber das war das zweite Mal…

FIDEL: Das war in Altos de Espinosa, so heißt  der Ort. Es war der Augenblick, in dem wir der vollkommenen Ausrottung am nächsten standen, aber wir konnten überleben, der Einkesselung entkommen. Und dann hatten wir auch die Lektion gelernt. 


Mit Raúl, Almeida, Ramiro Valdés und Ciro Redondo während der Kriegsjahre in den Ostgebirgen

Wir könnten sagen, dass die Organisation - obwohl sehr klein in dieser Zone –uns seit dem ersten Moment geholfen hat: Guillermo García half uns. Celia half uns sehr. Sie war in Manzanillo und schickte uns die ersten Lebensmittel, die ersten Kleidungsstücke, das erste Geld. Denn wir bezahlten den Bauern alles. Am Anfang fürchteten sich die Bauern sehr vor der Unterdrückung durch die Armee, aber die Revolution gewann die Bauern nach und nach für sich. D.h. es gab keine vorherige Arbeit, weil diese Arbeit unter den Bauern während des Kampfes durchgeführt wurde. Die Armee unterdrückte, beging viele Morde, verbreitete Angst und Schrecken,  während wir die Bauern geschont haben. Wir bezahlten alles, was wir bei ihnen kauften. Und allmählich schlossen sich die Bauern uns an. Am Ende waren alle Bauern auf unserer Seite. 

DER HAUPTORT UNSERER OPERATIONEN  

FIDEL: Dieser Ort, wo wir uns jetzt befinden, heißt La Plata. Und hier erreichten wir unseren ersten Sieg über die Batista-Streitkräfte. Das war ungefähr eineinhalb Monate nach der Landung, und einige Wochen, nachdem es ihnen gelungen war, unsere Kräfte zu zersprengen. An diesem Ort gelang es uns, circa 17 Mann zu versammeln . Und es gab eine Patrouille von Marineinfanteristen und Soldaten von Batista, die zu jener Zeit  im Interesse eines Großgrundbesitzers dieses Gebiets die Bauern aus ihren Behausungen vertrieben und Missbrauch und Gewalttaten begingen, weil sie annahmen, dass die Guerilla-Kraft erledigt wäre.


JOURNALIST: Comandante, entschuldigen Sie bitte: Dass jene glaubten, die Kräfte erledigt zu haben, gab ihnen das eine kleine Atempause? 

FIDEL: Das hat uns einen gewissen Vorteil gegeben, weil sie nachlässig wurden. Sie rückten vor, verhafteten Bauern, wie diesen Bauern, der mit euch sprach. Die Bauern wurden gefoltert oder ermordet, weil sie wirklich die Angst unter den Bauern verbreiteten. So näherten wir uns schließlich vom Westen her und von jenen Anhöhen aus überwachten wir die Bewegungen der Patrouille und ihre Stellung. Nachts näherten wir uns und fingen den Bergführer der Armee-Patrouille ein. Er war ein Angestellter des Großgrundbesitzers, der ihnen Information über jene Bauern gab, die wegen den Räumungen protestierten, und sie unterdrückten diese Bauern. Da es uns gelungen war, den Bergführer zu ergreifen, konnte dieser uns alle Details der Anlage geben. So haben wir sie dann angriffen, ebenfalls in der Nacht  Wir waren 17 Mann und sie waren circa 12. Sie waren in zwei kleinen Kasernen und nach ungefähr einer Kampfstunde ergaben sie sich, aber als sie sich ergaben, waren alle entweder tot oder verwundet. Sie waren unsere ersten Gefangenen, aber natürlich konnten wir sie nicht mitnehmen. Wir gaben ihnen unsere Medikamente, eine Politik in Bezug auf den Feind, die wir immer so beibehalten haben, und schonten selbstverständlich den Verwundeten das Leben. Das war eine unveränderliche Politik, die wir während des ganzen Krieges bezüglich der Gefangenen verfolgten. Wir nahmen ihnen die Waffen ab und unsere Gruppe wuchs auf 30 Mann an.

Dann, bei Tagesanbruch, marschierten wir in Richtung zum anderen Fluss, wo wir vorher waren, nach Palma Mocha. Sie reagierten mit viel Wut, schickten eine große Anzahl Truppen, hunderte Soldaten, schickten aber eine Vorhut von Fallschirmjägern voran und wir lockten die Vorhut von Fallschirmjägern in einen Hinterhalt  und sie erlitten schwere Verluste und wir besiegten sie. Wir nahmen auch einige Waffen ein. Und diese beiden Gefechte fanden am 17. bzw.  am 22. Januar 1957 statt und waren unsere ersten militärischen Siege ihnen gegenüber.  

Jetzt  hat dieses Gebiet eine historische Bedeutung, weil das Gebiet von La Plata, wo wir gewissermaßen das Hauptzentrum unserer Operationen hatten, sich etwas nördlich von dem Ort befindet, wo wir jetzt sind, am Fluss entlang. Eigentlich wurde unser Krieg über viele Monate auf einem Territorium geführt, das 30 Kilometer lang und 20 Kilometer breit war, d.h. auf einem Gebiet von 60 km². Auf diesem Gebiet bewegten sie sich und bewegten wir uns auch. Innerhalb dieses Geländes fanden die Aktionen statt. Am Anfang waren wir natürlich schwach und als sie ihre Kolonnen schickten, konnten diese die Gebirgskette ohne Schwierigkeit  durchqueren. Im Lauf der Zeit beobachteten wir ihre Gewohnheiten und dann begannen wir, ihre Kolonnen in Hinterhalte zu locken, konnten aber nicht vermeiden, dass sie eindrangen. Sie erlitten Verluste und wir nahmen einige Waffen ein, aber sie kamen durch in den Bergen. 

Unsere Kräfte nahmen zu und schon im Sommer 1958 hatten wir ungefähr 300 Mann. Als sie die letzte Offensive auf die Gebirgskette Sierra Maestra vornahmen, brachten sie circa 10.000 Mann zusammen und wir hatten 300 Mann, aber unsere 300 Kämpfer waren schon sehr erfahrene Leute. Uns stand relativ wenig Ausrüstung zur Verfügung, aber bei jenem Anlass verteidigten wir die Stellungen. Wir legten unsere Stellungen an die verschiedenen Zugangspunkte in die Gebirgskette und hielten stand, verzögerten ihr Vorrücken und verursachten ihnen immer mehr Verluste. 

Unter Berücksichtigung ihrer Offensive und unserer Gegenoffensive dauerte jene Offensive 70 Tage. Während 70 Tagen wurde praktisch täglich gekämpft. Aber der entscheidende Moment, in dem die Offensive besiegt wurde, war in einer Schlacht, in der so genannten Schlacht von Jigüe, ungefähr 5 Kilometer von hier, wo es uns gelang, ein Bataillon einzukesseln. Dieses Bataillon stand unter der Führung eines sehr schlauen und geschickten Befehlshabers. Wir hatten ihn verfolgt und einige Manöver durchgeführt, die sehr gefährlich für das Bataillon waren, denen er ungeschoren entkommen konnte. Aber schließlich kesselten wir ihn ein. Wir haben ihn eigentlich mit nur 30 Mann eingekesselt, Und die anderen, d.h. 90 Mann, der Hauptteil der Truppe, den brachten wir in Richtung auf den Strand in Stellung, wo sich eine andere Feindeskraft befand. Mit 120 Mann führten wir den Kampf durch, der 10 Tage dauerte. 

Aber es war eine ganz besondere Situation, weil wir zu jenem Zeitpunkt eine Feindeskolonne umzingelt hatten und gleichzeitig waren wir von einigen Feindeskolonnen umzingelt.  Sie versuchten, unsere Verteidigung zunichte  zu machen, und wir versuchten,  das belagerte Bataillon zum Kapitulieren zu bringen.  Es gelang uns, ihre Verstärkungstruppen zu vernichten, insbesondere diejenigen, die vom Strand her in diese Richtung kamen. Die Hauptverstärkung kam vom Strand her und dort platzierten wir die größte Anzahl unserer Kräfte. In dem Maße, in dem wir  während der Kämpfe Waffen einnahmen, erhöhten wir die Anzahl unserer Truppen. Schließlich vernichteten wir ihre Verstärkung und ihr  Bataillon kapitulierte. Dies gab uns ein sehr großes Potenzial an Militärarsenal und an Waffen und bedeutete eine völlige Wende in der Offensive. Ab diesem Moment nahmen wir die Offensive in die Hand und vertrieben sie aus dem Gebirge Sierra Maestra.  

Am Ende dieser Offensive hatten wir ihnen über 500 Waffen abgenommen und ihnen Verluste von über tausend Mann zugefügt. Darunter circa 400 Gefangene, die wir dem Roten Kreuz übergaben, unter Teilnahme des Internationalen Roten Kreuzes. Wie übergaben sie ihnen und ließen sie frei. Dies war die Politik, die wir bezüglich der Gefangenen verfolgten.

Schon damals erhöhte sich die Anzahl unserer Truppen auf 800 Mann und praktisch mit 800 Mann begannen wir die Invasion des ganzen Landes, mit Ausnahme der Zweiten Front, wo Raúl schon war. Denn als die Offensive begann, brachten wir die Truppen von Almeida her, die in der Nähe von Santiago waren, die Truppen von Camilo, die sich auf dem Flachland befanden, und die Truppen von Ramiro, die im Osten waren,  und so versammelten wir alle Truppen. Deshalb erreichten wir es, 300 Mann zu haben. Die einzigen Truppen, die wir nicht zusammenzogen, waren die Truppen von Raúl an der Zweiten Front, weil sie sehr weit weg waren.

Und nach dieser Offensive und in der zweiten Hälfte des Jahres 1958 schickten wir Kolonnen nach Santiago de Cuba, in den Norden der Provinz Oriente, nach Camagüey und die zwei Kolonnen, eine unter der Führung von Che und die andere unter der Führung von Camilo, die zum Zentrum der Insel marschierten. Deswegen war dies ein Gefecht, das eine Wende im Krieg bedeutete.

Die Armeetruppen waren viel zahlreicher als unsere. Den aktiven Streitkräften von Batista gehörten insgesamt circa siebzig- bzw. achtzigtausend Mann an. Als der Krieg endete, hatten wir dreitausend Mann an bewaffneten Truppen. Wir hatten jedoch vierzehntausend Soldaten in der Provinz Oriente eingekesselt. Denn obwohl sie viele Truppen hatten, so mussten sie doch die Städte, die Anlagen, die Häfen, die Verkehrswege bewachen. Die größte Anzahl an Truppen, die sie für den Kampf versammeln konnten, war zehntausend Mann. Das war bei jener Gelegenheit, als dieses Gefecht stattgefunden hat, auf das ich mich bezogen habe. 

JOURNALIST: Und hier geschah das Ereignis des Oberst…


FIDEL: Ja. Oberst Quevedo war der Bataillonschef. Er war ein schlauer und geschickter Befehlshaber und kämpfte, er hielt zehn Tage lang sehr gut stand, denn sie hatten schon kein Wasser mehr, kein Essen, und hatten viele Verluste erlitten. Er war  ein anständiger Offizier, ein Offiziere, der keine Vorgeschichte von Verbrechen und Missbrauch gegen die Bevölkerung hatte. Er war unser Gefangener; nur die höchsten Befehlshaber  behielten wir als Gefangene zurück, und danach schloss er sich unseren Truppen  an und half uns.

JOURNALIST: Und jetzt?  


Die Tage im Gebirge Sierra Maestra

FIDEL:  Jetzt ist er der Militärattaché von Kuba in Moskau. Er hat ein Buch über dieses Gefecht geschrieben. Er war ein sehr fähiger Befehlshaber, er war wirklich ein fähiger Feind.

JOURNALIST: Und Sie ließen ihm nach Abschluss des Gefechts die Pistole?

FIDEL: Am Ende des Gefechts ließen wir allen Offizieren die Pistolen, nicht nur ihm. Aber es gibt eine Anekdote: Ich wahr sehr ungeduldig…  Ich kann ihnen eine Anekdote erzählen: Am letzten Tag wurden die Verhandlungen zur Kapitulation geführt und der Befehlshaber der belagerten Truppe teilte uns Folgendes mit: Wenn die Verstärkung bis um 18:00 Uhr nicht ankommt, dann werden sie kapitulieren. Sie hatten keine Hoffnung, sich zu retten, weil wir die Verstärkung besiegt hatten. Wir verwendeten Lautsprecher… wir schickten ihnen die Briefe, die wir den Verstärkungstruppen abgenommen hatten, und gaben ihnen alle Informationen. Die gefangenen Soldaten der Verstärkung ließen wir sogar über Rundfunk sprechen. 

Aber am Ende war ich sehr ungeduldig, die Anzahl der Waffen zu sehen, die wir einnehmen würden, dass ich, während die Kapitulation verhandelt wurde, schon nachts,  entschied, ins Militärcamp zu gehen, aber inkognito, genauso wie einige der anderen Kameraden, die verhandelt hatten.

JOURNALIST: Ins Feindeslager?

FIDEL: Ins Feindeslager. 

JOURNALIST: Liefen sie da nicht eine riesige Gefahr? 

FIDEL: Na gut, ich, in Wirklichkeit… Es ist relativ. Sie waren schon demoralisiert in jenem Moment. Keinesfalls hätte ich mich ausgewiesen, sondern ich war einer unter den anderen, die verhandelten. Und ich ging ins Lager, als die Soldaten noch bewaffnet waren und gehe durch. Nachdem ich einige Minuten dort war, erkannten mich alle Leute und waren untadelig, voller Hochachtung. Aber so geschah es.  Ich kam im Lager an, als die Soldaten noch bewaffnet waren. Natürlich war es eine  Unvorsichtigkeit, eher ein Rechenfehler.  

JOYRNALIST: Nun gut, aber es ist gut für Sie ausgegangen.
FIDEL: Ja, es gab kein Problem. Sie hatten schon mit unseren Leuten gesprochen. Von Schützengraben zu Schützengraben gaben unsere Leute ihnen Wasser und Zigaretten. Am letzten Tag gab es so etwas wie eine Verbrüderung und es gab diese Atmosphäre. Es gab keine Gewaltatmosphäre. Man kämpfte seit einigen Stunden nicht mehr. Aber Quevedo war da. Quevedo  war ein Befehlshaber, der sehr von seiner Truppe respektiert wurde. Außerdem war er ein Kavalier. Selbstverständlich haben alle diese Faktoren ihren Einfluss ausgeübt. Es ist möglich, dass die von mir vorgenommene Analyse der gesamten Situation mir Vertrauen gab, um das zu tun, was ich tat, aber nicht so, wie es geschah, weil ich wirklich dachte, dass ich als Inkognito durchkommen könnte. Aber sie erkannten mich aus irgendeinem Grund schnell, trotzdem es nachts war. 

EINE NEUE ARMEE ENTSTEHT

JOURNALIST: Comandante, nach dem Sieg der Revolution, löste der Sieg nicht alle Probleme. Es kamen große Probleme auf sie zu: es kam das Problem der Konfrontation mit der ersten Regierung, die Konsolidierung der revolutionären Macht und sehr schnell der imperialistische Angriff, die Blockade, all dies. Einer der Angelpunkte – würden wir sagen -, die man als Außenstehender beobachtet, ist die Auflösung der Armee der Tyrannei, die ein bewaffneter Arm der Bourgeoisie war und die natürlich gefährlich war. Es ist nicht leicht zu verstehen, wie diese Auflösung der Armee so schnell erreicht wurde, bevor diese sich neu organisieren oder stärken   und an Tatkraft gewinnen konnte. 

FIDEL: In Wirklichkeit besiegten wir die Armee von Batista, praktisch vernichteten wir ihre Elitentruppen im Gebirge Sierra Maestra. Und obwohl es eine zahlreiche Streitkraft war, so war doch ihre Elitetruppe vernichtet worden. Und wenn die Operationstruppen einer Armee vernichtet werden, ist diese Armee wirklich besiegt. Hinzu kam noch die Unterstützung des ganzen Volkes. So konnten sie militärisch schon nicht mehr viel tun. 

In den letzten Tagen hatten wir in Oriente vierzehntausend Soldaten umzingelt. Die Insel war in zwei Teile geteilt. Die Initiative war in unseren Händen und die Streitkräfte von Batista waren demoralisiert.  

Unter jenen Bedingungen versuchten sie, in Kontakt mit uns zu treten. Und der Befehlshaber der Operationstruppen bittet mich um eine Zusammenkunft, in der er zugibt, dass sie den Krieg verloren haben. 
Und dann fragten sie uns, was sie unserer Meinung nach tun sollten. Ich erklärte ihm, dass die Armee sehr in Verruf gekommen sei, dass ich aber der Meinung bin, dass es fähige und gute Leute in der Armee gäbe, die sich leider in der Situation gesehen hatten, die Institution zu verteidigen, bzw. das Regime zusammen mit der Institution. Sie einigen sich mit uns, und nehmen den Vorschlag, einen Aufstand durchzuführen,  an. 

Aus dem heldenhaften Sieg ging eine neue revolutionäre Volksarmee hervor

Jenen Armeetruppen, die eingekesselt waren, sagten wir, dass sie eine Stellungnahme verkünden könnten, mit der sie sich der revolutionären Streitkraft anschließen. Aber wir äußerten ihnen gegenüber, dass wir völlig gegen einen Putsch waren. Ich habe dem Befehlshaber der Operationstruppen sogar geraten, nicht in die Hauptstadt zu fahren, sondern den Aufstand der Truppen von Oriente auszulösen und sich der Revolution anzuschließen. Er akzeptierte das, erfüllte es aber nicht. Er fuhr in die Hauptstadt. 

Wir hatten ihnen drei Bedingungen gestellt: erstens: Wir akzeptieren keinen Putsch; zweitens: wir waren gegen jeglichen Versuch, Batista  zu retten; drittens: wir waren gegen jegliche Vereinbarung mit der US-amerikanischen Botschaft. Dies waren unsere drei Bedingungen und sie akzeptierten sie. Dennoch taten sie genau das Gegenteil:  Sie fuhren in die Hauptstadt, organisierten einen Putsch, kamen zu einer Vereinbarung mit der US- amerikanischer Botschaft und erleichterten die Flucht von Batista. 

Deshalb lancierten wir über Rundfunk die folgende Losung, als der Putsch am 1. Januar erfolgte: den Waffenstillstand nicht akzeptieren und die Offensive an allen Fronten fortsetzen, außerdem erließen wir an alle Werktätige und an die gesamte Bevölkerung den Aufruf zum revolutionären Generalstreik.

Der Einfluss unserer Streitkraft und unserer Bewegung war schon so groß und der Zerfall des Regimes so hochgradig, dass z.B., um nur ein Beispiel zu zitieren, alle Rundfunk- und Fernsehstationen auf die Wellenlänge von Radio Rebelde umschalteten, die Mitarbeiter selbst schalteten alle Rundfunk- und Fernsehstationen, auf die Wellenlänge von Radio Rebelde. Das ganze Volk und insbesondere die Werktätigen führten einen totalen Generalstreik durch. Unsere Kräfte, unsere Kolonnen, setzten die Offensive fort,  ohne  das Feuer einzustellen, und in praktisch 72 Stunden hatten wir die ganze Armee entwaffnet.

In dem Museum, wo Waffen und Uniformen der Moncada- Angreifer aufbewahrt werden

Sodass das Volk in den ersten Dezember-Tagen alle Waffen in Beschlag nahm, zehntausende Bürger nahmen die Waffen in ihre Hände und die Armee war praktisch aufgelöst worden. 

Wenn sie unsere Bedingungen akzeptiert hätten, hätten wir viele Offiziere für die Revolution retten können: Berufsoffiziere, Offiziere, die keine Verbrechen begangen hatten, die weder ermordet noch gefoltert hatten. Denn es war wirklich nur eine Gruppe von Offizieren, die hundert Prozent in die Verbrechen von Batista verwickelt waren: eine Clique; aber innerhalb der Streitkräfte gab es Offiziere, die keine direkte Verantwortung für diese Verbrechen hatten. 

Wenn sie unseren Vorschlag angenommen hätten, wäre auf alle Fälle auch eine neue Arme entstanden, weil dies die unabdingbare Voraussetzung für die Revolution war; aber wir hätten auf die Mitarbeit einer hohen Anzahl von Offizieren zählen können. Trotzdem stand uns die Mitarbeit einer gewissen Anzahl von Offizieren zur Verfügung, weil es Offiziere im Gefängnis gab, die gegen Batista konspiriert hatten und viele von diesen Offizieren schlossen sich uns nach dem Sieg der Revolution an. 

Es gab Offiziere, die gegen uns gekämpft hatten, aber sie waren immer Kavaliere, sie waren anständig und sie schlossen sich uns an. Sodass eine Anzahl von Offizieren der ehemaligen Armee mit uns zusammenarbeitete,, aber viele konnten nicht gerettet werden, weil die Demoralisierung und der Zerfall total waren. Und das waren nicht die besten Bedingungen, um  auf die Mitarbeit vieler dieser Offiziere zu zählen.

Aber es entstand wirklich eine neue Armee. Und ich glaube, dass die Revolution keinesfalls hätte durchgeführt werden können, wenn die ehemalige Armee nicht durch eine neue revolutionäre Volksarmee ersetzt worden wäre, eine neue Armee, die heutzutage eine viel bessere fachtechnische Ausbildung hat, zehn Mal mehr als die fachtechnische Ausbildung, die die Armee von Batista je hatte. Denn wir haben heute zehn Mal mehr Offiziere, die unvergleichlich besser ausgebildet sind als unser Land sie je hatte. Aber heute ist es eine revolutionäre Armee, die aus regulären Truppen besteht, aus der Reserve, vor allem aus ausgebildeten und trainierten Arbeitern und Bauern, eine Volksarmee, deren Kraft nicht so sehr in ihrer Professionalität oder ihrer Technik besteht, sondern in ihrer Identifikation mit den Interessen des Volkes sowie ihrer enormen Reserve an Arbeitern und Bauern, die ihre Masse an Kämpfern im Falle eines Krieges darstellen. 

02.12.1977

 

 

 

 




 

Lugar: 

Santiago de Cuba

Fecha: 

02/12/1977