Lateinamerika
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Kapitel 24 des Buches "Hundert Stunden mit Fidel"
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Comandante, ich möchte Ihnen eine Frage über Subcomandante Marcos stellen. Im Januar 2004 war es zehn Jahre her, dass die Zapatisten in Chiapas eingefallen waren, als der Freihandelsvertrag zwischen Mexiko, den Vereinigten Staaten und Kanada in Kraft trat. Ich hätte gern gewusst, was Sie über diese so spezielle Personalität denken, die so populär geworden ist in der Bewegung zur alternativen Globalisierung. Kennen Sie ihn? Haben Sie seine Texte gelesen? Ich kann ihn nicht beurteilen, aber ich habe einige Ihrer Materiale über Marcos gelesen, und was über ihn gesagt wird, ist wirklich sehr interessant. Es hilft, seine Persönlichkeit zu verstehen, auch warum er sich diesen Grad des "Subcomandante" gab. Früher waren alle, die in Lateinamerika in Kriegen oder Feldzügen anführten, Generäle. Seit der Kubanischen Revolution war es Gewohnheit, dass die Chefs "Comandantes" waren. Dies ist der Dienstgrad, den ich in der Jacht "Granma" innehatte. Da ich Chef einer kleinen Rebellenarmee war, und in der Sierra mussten wir eine militärische Ordnung annehmen, wir konnten nicht sagen "Generalsekretär der Guerrillakolonne". So erwarb ich die Bezeichnung des "Comandante en Jefe". Comandante war in der traditionellen Armee ein niedrigerer Grad und hatte einen Vorteil, man konnte das mit dem Chef ohne weiteres anhängen. Seit dieser Zeit hat keine revolutionäre Bewegung mehr den Titel General benutzt. Aber Marcos benutzte den des Subcomandante. Ich habe das nie richtig verstanden, sah es als einen Ausdruck der Bescheidenheit.
Ja, er sagt: "Der Comandante ist das Volk; ich bin der Subcomandante, denn ich handle im Auftrag des Volkes." Man muss das erklären: er ist der Subcomandante des Comandante Volk. Sehr gut. Durch Ihr Buch über Gespräche mit ihm, erfuhr ich viele seiner Details, Ideen, Konzepte, viel über seinen Kampf für die Sache der Eingeborenen. Ich habe es mit viel Respekt gelesen, und ich freute mich, über solche Information über seine Persönlichkeit und die Situation in Chiapas zu verfügen. Es gab zweifellos Kühnheit, als er dann jenen Marsch machte. Es wird diskutiert, ob es richtig war, es zu machen, oder nicht, aber auf jeden Fall habe ich es mit viel Interesse verfolgt.
Sie beziehen sich auf den "Marsch für den Frieden" nach Mexiko, den Marcos im April 2001 machte. Ja. Mit viel Interesse habe ich alles beobachtet. Ich sehe Integrität in Marcos. Es ist unbestreitbar, dass es sich um einen Mann mit Integrität, Konzept und Talent handelt. Es ist ein Intellektueller, ob er nun die Person sei oder nicht, mit der sie ihn identifizierten, als man wenig über ihn wusste. Ich bin nicht informiert genug, aber das ist nicht so wichtig; was wichtig ist, sind die Ideen, die Konstanz, das Wissen eines revolutionären Kämpfers. Mir ist erklärlich, dass ein Marcos auftauchen kann, zwei, hundert, denn ich kenne die Situation und bin mir der Situation bewusst, in der die indigenen Völker seit Jahrhunderten leben; ich kenne sie von Bolivien, Ecuador, Peru und anderen Ländern. Und ich sage Ihnen, dass ich ehrliche politische, menschliche und revolutionäre Symphatie mit den indigenen Völkern unserer Hemisphäre empfinde.
Sie verfolgen mit Interesse die Kämpfe der indigenen Völker in Lateinamerika? Mit großem Interesse. Wie Sie wissen, war ich sehr mit dem Maler Guayasamín befreundet. Ich fühlte große Hochachtung vor ihm, unterhielt mich viel mit ihm, und er hat mir oft von den Problemen und Tragödien der Indianer erzählt. Außerdem, nach dem, was man aus der Geschichte kennt, gab es seine jahrhundertelange Ausrottung, aber es taucht schon ein größeres Bewusstsein auf. Und der Kampf von Marcos und den Indianer in Mexiko ist ein Beweis mehr der Kampfentschlossenheit. Das ist es, was ich Ihnen bezüglich Marcos sagen kann. Wir beobachten mit viel Respekt die Linie, die er verfolgt, wie wir die Linie jeder Organisation, jeder progressiven Partei, jeder demokratischen Partei respektieren. Ich hatte nicht die Möglichkeit, nie hat es die Möglichkeit eines persönlichen Gesprächs mit Marcos gegeben, ich kenne ihn nicht persönlich, ich kenne ihn nur aus den Nachrichten und den Referenzen, die ich über ihn gelesen haben, und ich weiß von vielen Menschen, darunter viele Intellektuelle, die große Bewunderung für ihn empfinden.
In Ecuador gibt es auch eine starke Bewegung der Eingeborenen, nicht wahr? Ich bewundere gewiss die Organisation der Indianer in Ecuador, den Verband der indigenen Nationalitäten [CONAI] und Pachakutik [Unsere Erde], ihre soziale Organisation, ihre politische Organisation und ihre Führungskräfte, sowohl Männer als auch Frauen. Ich habe auch sehr wertvolle Führungskräfte in Bolivien kennen gelernt, wo es eine großartige Kampfkraft gibt, und ich kenne den bolivianischen Hauptführer, das ist heute Evo Morales, ein ausgezeichneter Mensch, ein hervorragender Mensch.
Ich stelle mir vor, dass Sie sich sehr über den Sieg von Evo Morales in den Präsidentenwahlen in Bolivien am 18. Dezember 2005. Sehr. Diese Wahl, überzeugend, unanfechtbar, hat die Welt bewegt, da es das erste Mal war, dass ein indigener Präsident in Bolivien gewählt wurde, was außerordentlich ist. Evo besitzt alle Eigenschaften, um sein Land zu leiten, und sein Volk in diesem schwierigen Moment, der keinem anderen gleicht. Im Herzen Amerikas gelegen, hat Bolivien seinen Namen nach dem Befreier Simón Bolívar. Sein erster Regierungschef war Marschall Antonio José de Sucre. Es ist ein reiches Land aufgrund seiner Menschen und seiner Bodenschätze, wird aber heute praktisch als ärmste Nation der Region eingestuft. Es hat eine Bevölkerung von neun Millionen Einwohnern, verteilt auf einem hauptsächlich gebirgigen Gebiet von mehr als einer Million Quadratkilometern. Das ist der Rahmen, in diesem Rahmen projiziert sich Evo Morales auf die Zukunft, wie eine Hoffnung für die Mehrheit seines Volkes. Er verkörpert die Bestätigung des Untergangs des traditionell in der Region angewendeten politischen Systems, und den Entschluss der großen Massen, die wahre Unabhängigkeit zu erobern. Seine Wahl ist der Ausdruck dafür, dass die politische Karte Lateinamerikas dabei ist, sich zu ändern. Neue Winde wehen in dieser Hemisphäre. Anfänglich gab es keine Sicherheit über den Vorsprung, den Evo bei den Wahlen am 18. Dezember haben würde, und es gab Besorgnis, denn es hätte Manipulationen im Kongress geben können. Aber da er mit fast 54 Prozent der Stimmen schon im ersten Wahlgang siegte und auch in der Abgeordnetenkammer, beseitigte das jede Polemik. Es war die Wunder-Wahl, die Wahl, die die Welt erschüttert hat, die das Imperium erschüttert hat, und die unhaltbare von den Vereinigten Staaten auferlegte Ordnung. Sie zeigt, dass Washington nicht mehr auf die Diktaturen zurückgreifen kann wie in anderen Zeiten, dass das Imperium nicht über die Instrumente von früher verfügt, sie nicht anwenden kann.
Kuba war das erste Land, das Evo Morales am 30. Dezember 2005 besucht hat, gerade nachdem er als Präsident gewählt worden war, und vor seiner Amtsübernahme am 22. Januar 2006. Glauben Sie, dass ihm dieser Besuch Probleme mit Washington eingebracht hat? Der Freundschaftsbesuch des Bruders Evo, gewählter Präsident Boliviens, steht im Rahmen der historischen und tiefen brüderlichen und solidarischen Beziehungen zwischen dem kubanischen und dem bolivianischen Volk. Niemand kann sich daran stören. Auch nicht über die unterzeichneten Vereinbarungen. Es sind Vereinbarungen für das Leben, für die Menschlichkeit, sie sind keine Straftat. Wir glauben, nicht einmal für die Nordamerikaner. Wie könnten die Vereinigten Staaten beleidigt sein, wenn Kuba hilft, die Lebenserwartung bei der Geburt der bolivianischen Kinder zu erhöhen? Kann denn die Reduzierung der Kindersterblichkeit oder die Ausrottung des Analphabetismus jemanden beleidigen?
Glauben Sie, dass in anderen lateinamerikanischen Ländern jetzt mit der Komponente der Eingeborenen gerechnet werden muss? Es gibt eine ziemlich kritische soziale Lage in drei Ländern, in denen eine große Kraft und eine große Komponente der Eingeborenen vorhanden sind. Außer Bolivien sind es Peru und Ecuador. Es gibt auch eine große Komponente in Guatemala, aber dort ist ein unterschiedlicher Kurs, als in den anderen Ländern eingeschlagen worden. Was die Komponente der Eingeborenen betrifft, haben die Mexikaner natürlich auch viele Vertreter. Ich kann einfach sagen, dass es in unserer Hemisphäre vollkommen verständlich ist, dass es einen Marcos gibt, der für die Rechte seines indigenen Volks kämpft, wie es zehn geben kann, oder hundert geben kann. Mich beeindruckt besonders die Ernsthaftigkeit der Führungskräfte der Eingeborenen, die ich kenne. Ich habe viel mit den Ecuadorianern gesprochen. Sie sprechen mit Ernsthaftigkeit. Sie flößen Respekt ein, flößen Vertrauen ein, haben große Integrität. Und in Ecuador, wie in Peru und in anderen Ländern wird man mit ihnen Rechnen müssen
Sie haben gesagt, dass Sie große Bewunderung für Hugo Chávez, den Präsidenten Venezuelas empfinden. Ja, gut, da haben wir einen anderen Indianer, Hugo Chávez, ein neuer Indianer, der, wie er ausdrückt, "Mischung aus Indianer und Mestize" ist; er sagt, ein wenig der Schwarzen, ein wenig der Weißen und ein wenig der Indianer. Aber du siehst Chávez an und siehst einen typischen einheimischen Sohn Venezuelas, der Sohn dieses Venezuelas, das zu einer Mischung der Rassen wurde, mit all den noblen Charakterzügen und einem außerordentlichen Talent. Ich höre gewöhnlich seine Reden, und er fühlt sich stolz auf seine einfache Herkunft und seine gemischte Ethnie, in der es von jedem etwas gibt, hauptsächlich von den indianischen Ureinwohnern oder den aus Afrika gebrachten Sklaven. Es kann sein, dass er ein paar weiße Gene hat, und es ist nicht schlecht, die Kombination der so genannten Ethnien ist immer gut, sie bereichert die Menschheit.
Sie haben die Entwicklung der Lage in Venezuela aus der Nähe verfolgt, insbesondere die Destabilisierungsversuche gegen den Präsidenten Chávez? Ja, wir haben die Ereignisse mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Chávez hat uns 1994 besucht, neun Monate nachdem er das Gefängnis verlies und vier Jahre vor seiner ersten Wahl als Präsident. Er war sehr mutig, denn es wurde ihm sehr übel genommen, dass er nach Kuba gereist war. Er kam und wir unterhielten uns. Wir entdeckten einen gebildeten, intelligenten, sehr progressiven Menschen, einen authentischen Bolivarianer. Dann gewann er die Wahlen. Mehrmals. Er änderte die Verfassung. Mit einer großartigen Unterstützung des Volkes. Die Gegner haben versucht, ihn wegzukehren, mit Gewaltschlägen oder mit wirtschaftlichen Schlägen. Er hat es verstanden, alle Angriffe der Oligarchie und des Imperialismus gegen den bolivarianischen Prozess abzuwehren. Aus Venezuela dürften, nach Berechnungen, die wir mit Hilfe von erfahrenen Fachleuten des Bankwesens angestellt haben, in den berühmten vierzig Jahren der Demokratie, die Chávez voraus gingen, etwa 300 Milliarden Dollar ins Ausland abgeflossen sein. Venezuela könnte höher industriell entwickelt sein als Schweden, und sein Volk könnte die gleiche Bildung haben wie dieses Land, wenn wirklich eine ausgleichende Demokratie existiert hätte, wenn diese Mechanismen funktioniert hätten, wenn etwas Wahres und Glaubwürdiges wäre in dieser ganzen Demagogie und ihrer gewaltigen Propaganda. Aus Venezuela sind nach dem Machtantritt von Chávez bis zur Festlegung der Wechselkontrolle im Januar 2003 nach unseren Berechnungen weitere 30 Milliarden Dollar abgeflossen. Wie wir unterbreiten, machen all diese Phänomene die in unserer Hemisphäre bestehende Ordnung unhaltbar.
Am 11. April 2002 gab es in Caracas einen Staatsstreich gegen Chávez. Haben Sie jene Ereignisse verfolgt? Als wir am Nachmittag des 11. Aprils sahen, dass die von der Opposition einberufene Kundgebung von den Putschisten umgelenkt worden war und sich Miraflores näherte, verstand ich sofort, dass es schwerwiegende Ereignisse geben würde. Wir haben den Marsch über Venezolana de Televisión beobachtet, die noch übertrug. Die Provokationen, die Schüsse, die Opfer, alles folgte fast sofort aufeinander. Minuten später wurde die Übertragung von Venezolana de Televisión unterbrochen. Die Nachrichten begannen zerstückelt und auf verschiedenen Wegen einzutreffen. Wir erfuhren, dass sich einige hohe Offiziere öffentlich gegen den Präsidenten geäußert hatten. Es wurde bestätigt, dass sich die Präsidenten-Garnison zurückgezogen hatte, und dass die Armee die Palacio de Miraflores stürmen würde. Einige venezolanische Persönlichkeiten riefen per Telefon ihre Freunde in Kuba an, um sich zu verabschieden, denn sie waren bereit, Widerstand zu leisten und zu sterben; sprachen konkret von Opferung. Ich war an diesem Abend in einem Saal des Kongresspalastes mit dem Exekutivkomitee des Ministerrats versammelt. Seit dem frühen Nachmittag war eine offizielle Delegation des Baskenlandes bei mir, angeführt von el Lehendakari, die zu einem Mittagessen eingeladen wurde, als niemand sich vorgestellt hatte, was an diesem tragischen Tag passieren würde. Sie wurden Zeugen der Ereignisse des 11. Aprils zwischen 13 Uhr und 17 Uhr. Vom frühen Nachmittag ab versuchte ich per Telefon mit dem venezolanischen Präsidenten in Verbindung zu treten. Es war unmöglich! Nach Mitternacht, um 00:38 Uhr des 12. Aprils erhalte ich die Mitteilung, dass Chávez am Telefon ist. Ich fragte ihn nach der Lage in diesem Moment. Er antwortet mir: "Wir sind hier im Palast verschanzt. Wir haben die Militärkraft verloren, die hätte entscheiden könne. Man hat uns die Fernsehübertragung weggenommen. Ich habe keine Kräfte, die ich bewegen kann und analysiere die Situation." Ich frage ihn schnell: "Über was für Kräfte verfügst du dort?" "200 bis 300 Mann, sehr erschöpft." "Hast du Panzer?", frage ich ihn. "Nein, es gab Panzer, die wurden in die Kasernen zurück gezogen." Ich frage ihn wieder: "Was für andere Kräfte hast du?" Und er antwortet mir: "Es gibt andere, die weiter weg sind, aber ich habe keine Kommunikation mit ihnen." Er bezog sich auf General Baduel und die Fallschirmspringer, die Panzerdivision und andere Kräfte, aber er hatte jede Kommunikation mit diesen bolivarianischen und loyalen Einheiten verloren. Mit viel Feinfühligkeit sage ich ihm: "Erlaubst du mir, eine Meinung zu äußern?" Er antwortet mir: "Ja." Ich füge in einem möglichst überzeugenden Ton hinzu: "Stelle die Bedingungen für eine ehrbare und würdige Abmachung und schütze das Leben der Leute, die du hast, was die treuesten Leute sind. Opfere sie nicht, und du opfere dich auch nicht." Er antwortete mir bewegt: "Alle hier sind bereit zu sterben." Ohne eine Sekunde zu verlieren, füge ich hinzu: "Ich weiß das, aber ich glaube, ich kann mit größerer Gelassenheit denken, als du es in diesem Moment kannst. Lege nicht das Amt nieder, fordere ehrbare und garantierte Bedingungen, damit du nicht das Opfer eines Verbrechens wirst, denn ich denke, du musst dich schützen. Außerdem hast du eine Pflicht deinen Kameraden gegenüber. Opfere dich nicht!" Mir war der grundlegende Unterschied zwischen der Situation von Allende am 11. September 1973 und der Situation von Chávez an jenem 12. April 2002 klar vor Augen. Allende hatte keinen einzigen Soldaten. Chávez verfügte über einen großen Teil der Soldaten und Offizieren der Armee, vor Allem der jüngeren. "Tritt nicht zurück! Lege dein Amt nicht nieder!", wiederholte ich Wir sprachen über andere Themen: die Form, in der er meines Erachtens provisorisch das Land verlassen sollte, Kommunikation mit irgendeinem Militärangehörigen, der wirkliche Autorität unter den Putschisten hätte, unterbreitete ihm, dass er bereit sein solle, das Land zu verlassen, aber nicht zurück zu treten. Von Kuba aus würden wir versuchen, den Diplomatischen Korps in unserem Land und in Venezuela zu mobilisieren, wir würden zwei Flugzeuge mit unserem Außenminister und einer Gruppe von Diplomaten schicken, um ihn zu holen. Er überlegte ein paar Sekunden und akzeptierte schließlich meinen Vorschlag. Alles würde jetzt vom feindlichen Militärchef abhängen. In dem von den Autoren des Buches Chávez nuestro durchgeführten Interview mit José Vicente Rangel, damals Verteidigungsminister und jetziger Vizepräsident, der in diesem Moment bei Chávez war, kann man wörtlich lesen: "Der Anruf von Fidel war entscheidend dafür, dass es keine Aufopferung gab. Er war bestimmend. Sein Rat ermöglichte uns, besser in der Dunkelheit zu sehen. Er hat uns sehr geholfen."
Haben Sie ihn dazu ermuntert, mit der Waffe in der Hand Widerstand zu leisten? Nein, im Gegenteil. Das war es, was Allende machte, meines Erachtens die richtige Form unter jenen Bedingungen, und er bezahlte es heldenhaft mit seinem Leben, wie er es versprochen hatte. Chávez hatte drei Alternativen: sich in Miraflores zu verschanzen und bis zum Tod zu widerstehen; den Palast zu verlassen und zu versuchen, sich mit dem Volk zu vereinen, um einen nationalen Widerstand auszulösen, mit geringsten Erfolgsaussichten unter jenen Umständen; oder das Land zu verlassen, ohne zurück zu treten oder das Amt nieder zu legen, um den Kampf mit realen und schnellen Erfolgsaussichten wieder aufzunehmen. Wir schlugen die dritte vor. Meine Schlussworte, um ihn zu überzeugen, waren in jenem Telefongespräch etwa die folgenden: "Rette diese wertvollen Menschen, die bei dir sind in dieser jetzt unnötigen Schlacht." Die Idee ging von der Überzeugung aus, dass nach einem populärer und charismatischer Führer wie Chávez, auf diese verräterische Weise unter jenen Umständen geschlagen, würde, wenn sie ihn nicht umbringen, das Volk -in diesem Fall mit Unterstützung des besten Teils seiner Armeestreitkräfte- mit viel größerer Kraft verlangen, und seine Rückkehr wäre unvermeidbar. Deshalb übernahm ich die Verantwortung dafür, ihm vorzuschlagen, was ich ihm vorschlug. In eben diesem Moment, als die reale Alternative einer siegreichen und baldigen Rückkehr existierte, passte die Losung kämpfend sterben nicht, was bei Salvador Allende sehr richtig war. Und diese siegreiche Rückkehr war es dann, was geschah, obwohl viel früher als ich es mir vorstellen konnte.
Haben Sie in diesem Moment versucht, Chávez auf irgendeine Weise zu helfen? Also, wir konnten in diesem Moment nur handeln, indem wir diplomatische Mittel nutzten. Wir beriefen in den frühen Morgenstunden alle akkreditierten Botschafter in Havanna ein und schlugen ihnen vor, Felipe [Pérez Roque], unseren Minister für Auswärtige Angelegenheiten, nach Caracas zu begleiten, um auf friedliche Weise Chávez, den rechtmäßigen Präsidenten Venezuela lebend zu holen. Ich hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass Chávez in sehr kurzer Zeit vom Volk und den Truppen getragen zurückkäme. Man musste ihn vor dem Tod bewahren. Wir schlugen vor, zwei Flugzeuge zu schicken, um ihn zu holen, wenn die Putschisten entscheiden würden, seine Ausreise zu akzeptieren. Aber der Militärchef der Putschisten wies diese Lösung zurück, teilten ihm außerdem mit, dass er vor den Kriegsrat käme. Chávez zog seine Fallschirmspringeruniform an und, nur von seinem treuen Adjutanten, Jesús Suárez Chourio, begleitet begab er sich zur Festung Tiuna, der Leitungs- und Befehlsstelle des Putsches. Als ich ihn zwei Stunden später wieder anrief, wie ich mit ihm verabredet hatte, war Chávez von den putschenden Militärs gefangen genommen worden und jede Kommunikation mit ihm war verloren gegangen. Das Fernsehen verbreitete wieder und wieder die Nachricht seines "Rücktritts", um seine Anhänger und das ganze Volk zu demobilisieren. Stunden später, am 12., mitten am Tag, schafft er es in einem Moment, einen Telefonanruf zu machen, und spricht mit seiner Tochter María Gabriela. Er bestätigt ihr, dass er nicht zurück getreten sei, dass er ein "gefangenen genommener Präsident" sei. Er bittet sie, es mir mitzuteilen, damit ich die Welt darüber informiere. Die Tochter ruft mich am 12. April sofort an, um 10:02 Uhr, und übermittelt mir die Worte ihres Vaters. Ich frage sie sofort: "Wärst du bereit, es der Welt mit deinen eigenen Worten mitzuteilen?" "Was würde ich nicht für meinen Vater tun?", antwortete sie mir mit diesen deutlichen, bewundernswerten und entschlossenen Worten. Ohne eine Sekunde zu verlieren, setze ich mich mit Randy Alonso in Verbindung, Journalist und Direktor des bekannten Fernseh-Podiumsgesprächs "Mesa Redonda". Mit dem Telefon und Tonbandgerät in der Hand, ruft Randy das Mobiltelefon an, das María Gabriela. mir gegeben hatte Es war fast 11:00 Uhr Vormittag. Die klaren, tief empfundenen und Überzeugenden Worte der Tochter werden aufgenommen, sofort transkribiert und an die in Kuba akkreditierten Presseagenturen übergeben, und sie werden in der Fernseh-Nachrichtensendung am 12. April 2002 um 12:40 Uhr übertragen, in der Stimme von Gabriela. Das Tonband war auch den in Kuba akkreditierten Fernseh-Nachrichtenagenturen übergeben worden. CNN übertrug von Venezuela übertrug mit Genuss die Nachrichten aus den Quellen der Putschisten, ihre Reporterin in Havanna verbreitete dagegen schnell von Kuba aus, am frühen Nachmittag, die aufklärenden Worte von María Gabriela.
Und welche Auswirkungen hatte das? Nun gut, das haben Millionen Venezolaner gehört, die meisten von ihnen Putschgegner, und die Chávez treuen Militärangehörigen, die man mit den unverschämten Lügen über den angeblichen Rücktritt zu verwirren und lähmen trachtete. In den Nachtstunden, um 23:15, ruft erneut Maria Gabriela an. Ihre Stimme hatte einen tragischen Akzent. Ich habe sie gar nicht erst aussprechen lassen und sie gefragt: "Was ist geschehen?" Sie antwortet mir: "Mein Vater wurde nachts in einem Hubschrauber mit unbekanntem Ziel weggebracht." "Schnell", habe ich zu ihr gesagt, "das muss in wenigen Minuten mit deiner eigenen Stimme an die Öffentlichkeit gebracht werden." Randy war bei mir. Wir hatten eine Versammlung mit Leitern der Jugendorganisation und anderen Kadern zu den Programmen der Ideenschlacht. Er hatte sein Tonbandgerät dabei, und unmittelbar wiederholt sich das Gleiche wie am Mittag. Die venezolanische Öffentlichkeit und die Welt würden so über die sonderbare nächtliche Überführung von Chávez mit unbekanntem Ziel informiert werden. Das geschieht in der Nacht vom 12 zum Morgengrauen des 13. Am Samstag, dem 13., sehr zeitig, war eine offene Tribüne nach Güira de Melena einberufen, einem Kreis in der Provinz Havanna. Als wir vor 10:00 Uhr ins Büro zurückkamen, rief Maria Gabriela an. Sie teilte mit, dass "Chávez Eltern unruhig sind, " sie möchten von Barinas aus mit mir sprechen, sie möchten eine Erklärung abgeben. Ich informiere sie darüber, dass ein Kabel einer internationalen Presseagentur mitteilt, dass Chávez nach Turiamo gebracht wurde, einem Marinestützpunkt in Aragua, an der Nordküste Venezuelas. Ich sage ihnen, dass es sich meiner Meinung nach aufgrund der Art der Information und der Einzelheiten um eine wahrheitsgemäße Nachricht handelt. Ich rate ihnen, soviel als möglich nachzuforschen. Er fügt noch hinzu, dass General Lucas Rincón, Generalinspektor der Streitkräfte, mich sprechen und ebenfalls eine öffentliche Erklärung abgeben will. Chávez´ Mutter und Vater sprechen mit mir: im Staat Barinas ist die alles normal. Chávez´ Mutter teilt mir mit, dass der Garnisonschef gerade mit ihrem Ehemann, Hugo de los Reyes Chávez, Gouverneur von Barinas und Vater von Chávez, gesprochen hat. Der Bürgermeister von Sabaneta, dem Geburtsort von Chávez, in Barinas, ruft ebenfalls an. Er möchte eine Erklärung abgeben. Er erzählt bei der Gelegenheit, dass alle Garnisonen loyal sind. Man spürt seinen großen Optimismus. Ich spreche mit Lucas Rincón. Er behauptet, dass die Fallschirmjägerbrigade, die Panzerdivision und der Stützpunkt der F-16-Jagdbomber gegen den Putsch und bereit zum Handeln sind. Ich wagte es, ihm vorzuschlagen, dass er alles Mögliche tun solle, um die Lösung ohne Kämpfe zwischen Militärangehörigen zu suchen. Es war augenscheinlich, dass der Putsch besiegt war. Die Erklärung des Generalinspektors fand nicht statt, da die Kommunikation unterbrochen wurde und nicht wiederhergestellt werden konnte. Ein paar Minuten später ruft erneut Maria Gabriela an: sie sagt mir, dass General Baduel, Brigadier der Fallschirmjäger, unbedingt Verbindung zu mir aufnehmen möchte, und dass die loyalen Streitkräfte von Maracay eine Erklärung an das Volk von Venezuela und an die Weltöffentlichkeit abgeben wollen. Ein unersättlicher Wunsch, Nachrichten zu bekommen, führt mich dazu, Baduel über drei, vier Details zur Situation zu befragen, bevor wir den Dialog fortsetzen. Er befriedigte meine Neugierde auf die angebrachte Art und Weise; jeder seiner Sätze offenbarte Kampfeslust. Ich sage unmittelbar zu ihm: "Es ist alles bereit, damit Sie ihre Erklärung abgeben können." Er sagt zu mir: "Einen Moment, bitte, ich verbinde sie mit Divisionsgeneral Julio García Montoya, ständiger Sekretär das Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates. Er ist gekommen, um uns seine Unterstützung zu geben." Diesem Offizier, mit mehr Dienstjahren, als die jungen Militärchefs von Maracay, unterstanden zu jenem Zeitpunkt keine Truppen. Baduel, dessen Fallschirmjägerbrigade eine der Hauptachsen der mächtigen, in Maracay im Staat Aragua stationierten Streitkraft von Panzern, Panzerinfanterie und Jagdbombern war, verband mich, den Militärrang beachtend, telefonisch mit General Montoya. Die Worte dieses hochrangigen Offiziers waren wirklich intelligent, überzeugend und der Situation angebracht. Er sagte im Wesentlichen, dass die venezolanischen Streitkräfte der Verfassung treu geblieben waren. Damit hatte er alles gesagt. Ich war zu einer Art Presseberichterstatter geworden, der Nachrichten und öffentliche Mitteilungen in Empfang nahm und weitergab, und zwar einfach mittels eines Handys und eines Tonbandgeräts in Händen von Randy. Ich war Zeuge des großartigen Gegenangriffs des Volkes und der Bolivarianischen Streitkräfte Venezuelas. Die Situation in jenem Augenblick war ausgezeichnet. Der Putsch vom 11. April hatte nicht einmal mehr eine minimale Erfolgschance. Aber eine schreckliche Gefahr schwebte noch über dem Bruderland. Chávez Leben war in größter Gefahr. Von den Putschisten entführt, war seine Person das Einzige von dem faschistischen Abenteuer, das die Oligarchie und der Imperialismus noch in der Hand hatten. Was würden sie mit ihm machen? Würden sie ihn ermorden? Würden sie ihr Hass- und Rachebedürfnis an jenem rebellischen und mutigen bolivarianischen Kämpfer, Freund der Armen, unbeugsamer Verteidiger der Würde und Souveränität von Venezuela, auslassen? Was würde geschehen, wenn, wie in Bogotá als Folge von Gaitáns Tod, dem Volk die Nachricht über die Ermordung von Chávez zukommen würde? Die Idee einer solchen Tragödie und ihrer blutigen und zerstörerischen Folgen ging mir nicht aus dem Kopf. In dem Maße wie nach den genannten Gesprächen die Mittagsstunden vergingen, kamen von überall her Nachrichten über die Entrüstung und den Widerstand der Bevölkerung an. In der Stadt Caracas, Hauptschauplatz der Geschehnisse, bewegte sich auf den Straßen und Alleen ein Meer von Menschen in Richtung Palacio de Miraflores und den zentralen Einrichtungen der Putschisten. In meiner Verzweiflung als Freund und Bruder des Gefangenen gingen mir tausend Ideen durch den Kopf. Was konnten wir mit unserem kleinen Handy denn schon tun? Ich war schon fast dabei, auf eigene Rechnung General Vázquez Velasco selbst anzurufen. Ich hatte noch nie mit ihm gesprochen und wusste auch nicht, was für eine Person er war. Ich wusste nicht, ob und wie er antworten würde. Und bei dieser einzigartigen Mission konnte ich auch nicht auf die wertvolle Hilfe von Maria Gabriela zählen. Ich änderte meine Meinung. Um 16:15 Uhr rief ich unseren Botschafter in Venezuela, Germán Sánchez, an. Ich bat ihn um seine Meinung, ob Vázquez Velasco antworten würde oder nicht. Er sagte mir, dass er vielleicht antworten würde. "Ruf ihn in meinem Namen an, " - bat ich ihn - "sage ihm meine Meinung darüber, dass es in Venezuela ausgehend von den Ereignissen ein Blutvergießen geben könnte und dass nur ein einziger Mann dieses Risiko verhindern könnte: Hugo Chávez. Fordere ihn auf, dass er ihn sofort freilassen soll, um zu verhindern, dass die Ereignisse in jene mögliche Richtung abgleiten." General Vázquez Velasco nahm den Anruf entgegen. Er behauptete, dass Chávez sich in seiner Gewalt befände und dass er Garantien für sein Leben gebe, dass er aber dem nicht nachkommen könne, was von ihm gefordert wurde. Unser Botschafter bestand darauf, brachte Argumente vor, versuchte zu überzeugen. Der General unterbrach verärgert das Gespräch. Er legte auf. Ich rief sofort Maria Gabriela an und teile ihr die Worte von Vázquez Velasco mit, besonders die Aussage bezüglich der Verpflichtung, Chávez´ Leben abzusichern. Ich bitte sie darum, mich erneut mit Baduel zu verbinden. Um 16:49 kommt die Verbindung zustande. Ich erzähle ihm alle Einzelheiten zu dem Austausch zwischen Germán und Vázquez Velasco. Ich sage ihm, dass es meiner Meinung nach wichtig ist, dass Vázquez Velasco anerkennt, dass Chávez sich in seiner Gewalt befindet. Die Umstände waren günstig, um ihn so viel als möglich unter Druck zu setzen. Zu jenem Augenblick wusste man in Kuba nicht mit Sicherheit, ob Chávez überstellt worden war und an welchen Ort. Seit Stunden waren Behauptungen in Umlauf, dass der Gefangene auf die Insel Orchila gebracht worden war. Als ich fast um 17:00 Uhr mit Baduel sprach, war der Brigadier dabei, die Männer auszuwählen und die Hubschrauber vorzubereiten, die den Präsidenten Chávez befreien sollten. Ich stellte mir vor, wie schwer es für Baduel und die Fallschirmjäger sein würde, die genauen Angaben für so eine heikle Mission zu bekommen. Während der übrigen Stunden des Tages, bis um 24:00 Uhr des 13. widmete ich meine Zeit der Aufgabe, mit so viel Personen als möglich über das Thema von Chávez´ Leben zu sprechen. Und ich habe mit vielen gesprochen, denn an jenem Nachmittag gelang es dem Volk mit Hilfe der Kommandierenden und Soldaten der Armee alles unter Kontrolle zu bringen. Ich weiß noch nicht, um welche Uhrzeit und auf welche Art und Weise Carmona, der Kurzzeitige, den Palacio de Miraflores verließ. Ich erfuhr, dass die Eskorte unter Chourio und die Mitglieder der Leibwache des Präsidenten schon das Gebäude und die strategischen Punkte desselben eingenommen hatten, und dass Rangel, der die ganze Zeit standfest blieb, in das Verteidigungsministerium zurückgekehrt war. Ich rief sogar Diosdado Cabello an, sobald er den Vorsitz übernahm. Als die Kommunikation aus technischen Gründen unterbrochen wurde, übermittelte ich ihm eine Botschaft über Hector Navarro, Minister für Hochschulbildung, und riet ihm, dass er in seiner Funktion als verfassungsmäßiger Präsident Vázquez Velasco befehlen solle, Chávez zu befreien, und ihn auf die schwerwiegende Verantwortung hinweisen solle, die er übernehmen würde, wenn er diesem Befehl nicht nachkomme. Ich sprach fast mit allen, ich fühlte mich Teil jenes Dramas, seitdem ich den Anruf von María Gabriela am Morgen des 12. April bekam. Erst als später die Details des Leidenswegs von Hugo Chávez seit seiner Überführung in unbekannte Richtung in den Nachtstunden des 11. Aprils bekannt wurden, konnte nachgewiesen werden, welchen unwahrscheinlichen Gefahren er ausgesetzt gewesen war, bei denen er all seinen Scharfsinn, seine Gelassenheit, seine Kaltblütigkeit und seinen revolutionären Instinkt ins Spiel brachte. Noch unwahrscheinlicher ist, dass die Putschisten ihn bis zum letzten Augenblick im Unklaren darüber beließen, was im Land geschah und bis zum letzten Augenblick darauf bestanden, dass er einen Rücktritt unterzeichnen solle, den er nie unterzeichnete. Ein Privatflugzeug, von dem gesagt wird, dass es Eigentum eines bekannten Mitglieds der Oligarchie ist, dessen Namen ich hier nicht nenne, da ich keine vollkommene Sicherheit über die Richtigkeit der Angabe besitze, wartete darauf, ihn wer weiß wohin und in die Hände von wem zu bringen. Ich habe alles erzählt, was ich weiß. Andere werden ihrerseits eines Tages mit allen Details das schreiben, was an dieser Geschichte fehlt.
Chávez ist ein Vertreter der fortschrittlichen Militärs, aber in Europa und auch in Lateinamerika halten ihm viele Progressisten eben gerade das vor, dass er aus dem Militär kommt. Welche Meinung haben Sie über den scheinbaren Widerspruch zwischen dem Progressismus und dem Militärischen? Omar Torrijos war in Panama Beispiel eines Militärs mit tief greifendem Bewusstsein für soziale Gerechtigkeit und Vaterland. Juan Velasco Alvarado führte in Peru ebenfalls wichtige fortschrittliche Aktionen durch. Man sollte sich daran erinnern, dass zum Beispiel unter den Brasilianern Luis Carlos Prestes ein revolutionärer Offizier war, der 1924-1926 einen heldenhaften Marsch durchführte, fast genau so wie es Mao Zedong 1934-1935 tat. Zu den hervorragenden literarischen Werken von Jorge Amado gehört eine wunderschöne Geschichte, die er über den Marsch von Prestes schrieb: Der Ritter der Hoffnung. Jene militärische Heldentat war sehr beeindruckend, er dauerte mehr als zweieinhalb Jahre, in denen er riesige Gebiete seines Landes durchquerte ohne je eine Niederlage zu erleiden. Es gab wichtige revolutionäre Großtaten, die von den Militärs des gerade zu Ende gegangenen 20. Jahrhunderts ausgingen. Hierzu kann ich Namen von illustren Militärs wie Lázaro Cárdenas, einem General der mexikanischen Revolution, zitieren, der das Erdöl nationalisierte, Agrarreformen durchführte und für immer die Unterstützung des Volkes eroberte. Zu den ersten, die sich im 20. Jahrhundert in Mittelamerika auflehnten, gehört eine Gruppe von guatemaltekischen Militärs der fünfziger Jahre um Jacobo Arbenz, einem hochrangigen Offizier der Armee von Guatemala, die an historischen revolutionären Aktivitäten teilnahmen, darunter die edle und mutige Agrarreform, die Anlass zur Söldnerinvasion gab, welche der Imperialismus genau wie die der Schweinebucht und aus dem selben Grund gegen jene Regierung vom Zaune brach, die rechtmäßig die Bezeichnung fortschrittlich verdiente. Es gibt eine recht große Anzahl fortschrittlicher Militärs. Juan Domingo Perón in Argentinien kam auch aus den Reihen des Militärs. Man muss einmal den Zeitpunkt anschauen, zu dem er auftaucht. Im Jahr 1943 wird er zum Arbeitsminister ernannt und macht solche Gesetze zugunsten der Arbeiter, dass das Volk ihn in Anerkennung dessen befreit, als man ihn ins Gefängnis bringt. Perón begeht einige Fehler: er beleidigt die argentinische Oligarchie, demütigt sie, nationalisiert ihnen das Theater und andere Statussymbole der reichen Klasse, aber deren politische und wirtschaftliche Macht bleibt intakt, und zu einem günstigen Zeitpunkt stürzte man ihn unter Beihilfe der Vereinigten Staaten. Die Größe von Perón besteht darin, dass er an die Reserven und Ressourcen appellierte, die jenes reiche Land zur Verfügung hatte und alles tat, was er tun konnte, um die Lebensbedingungen der Werktätigen zu verbessern. Jene soziale Klasse, die immer dankbar und treu ist, verwandelte Perón bis zu seinem Lebensende in ein Idol des einfachen Volkes. General Líber Seregni, der bis vor einigen Jahren Vorsitzender der Frente Amplio von Uruguay war, ist einer der fortschrittlichsten und am meisten geachteten Führer, die Lateinamerika je kennen gelernt hat. Seine Integrität, seine Bescheidenheit, seine Standhaftigkeit und Hartnäckigkeit haben zum historischen Sieg jenes edlen und solidarischen Volkes beigetragen, welches Tabaré Vázquez, Nachfolger von Seregni, als Präsidenten der Republik Östlich des Uruguay wählte, und die uruguayische Linke an die Regierung brachte, als das Land an einem Abgrund stand. Kuba dankt Líber Seregni die soliden Grundlagen, die er gemeinsam mit vielen herausragenden Uruguayern für die jetzt bestehenden brüderlichen und solidarischen Beziehungen zwischen Uruguay und Kuba zu schmieden wusste. Wir haben nicht das Recht, Francisco Caamaño zu vergessen, ein junger dominikanischer Militär, der monatelang heldenhaft gegen 40 000 Soldaten der Vereinigten Staaten kämpfte, welche der Präsident Johnson im Jahr 1965 in der Dominikanischen Republik landen ließ, um die Rückkehr des verfassungsmäßigen Präsidenten Juan Bosch zu verhindern. Sein hartnäckiger Widerstand gegen die Invasoren an der Spitze einer Handvoll von Soldaten und Zivilen, der Monate dauerte, stellt eine der ruhmreichsten revolutionären Episoden dar, die in dieser Hemisphäre geschrieben wurden. Caamaño kehrte nach einem dem Imperium abgerungenen Waffenstillstand in sein Vaterland zurück und gab kämpfend sein Leben für die Befreiung seines Volkes. Ohne einen Menschen wie Hugo Chávez, der aus einer einfachen Familie stammt und in der Disziplin der Militärakademien Venezuelas ausgebildet wurde, wo so viele Ideen über Freiheit, Einheit und lateinamerikanische Integration von Bolivar gesät worden waren, wäre in diesem entscheidenden Augenblick unseres Amerika kein historisch und international so transzendentaler Prozess wie der jetzige revolutionäre Prozess in jenem Bruderland entstanden. Ich sehe da keinerlei Widerspruch.
In Argentinien haben Perón und der Peronismus weiterhin bedeutenden politischen Einfluss. Ein Argentinien, in dem in gewissem Maße im Dezember 2001 das neoliberale Modell geräuschvoll zusammenbrach. Was ist ihre Meinung zu den kürzlichen Ereignissen in Argentinien? Als im Mai 2003 die Nachrichten zum Wahlergebnis in Argentinien und die Bekanntgabe von Néstor Kirchners Sieg und der Niederlage von Carlos Menem eintrafen, spürte ich eine große Genugtuung. Warum? Es gibt einen wichtigen Grund: das Schlimmste des wilden Kapitalismus, wie es Chávez nennen würde, das Schlimmste der neoliberalen Globalisierung in einem lateinamerikanischen Land, dass zu einem Symbol schlechthin des Neoliberalismus geworden war, erlitt eine Niederlage. Die Argentinier, obwohl sie weit davon entfernt waren die meistgewünschten Ziele zu erreichen, wissen nicht, was für einen Dienst sie Lateinamerika und er Welt geleistet haben, als sie ein wichtiges Symbol der neoliberalen Globalisierung in den tiefsten Graben von mehr als 8 000 Meter Tiefe des Pazifischen Ozeans versenkten. Sie haben der wachsenden Anzahl Menschen, die überall in unserem Amerika Bewusstsein darüber zu erlangen begannen, was für ein schreckliches und fatales Ding das ist, was sich so nennt, eine riesige Kraft eingeflösst. Wenn man will, könnten wir daran erinnern, dass der Pabst Johann Paul II, der universell Achtung genoss, von der "Globalisierung der Solidarität" sprach, als er 1998 unser Land besuchte. Würde jemand gegen diese Globalisierung im vollständigsten Sinne des Wortes sein, die nicht nur die Beziehungen derjenigen umfasst, die innerhalb der Grenzen eines Landes leben, sondern auch die auf globaler Ebene und dass die Solidarität am morgigen Tag, in einer Welt der wirklichen Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit, ebenfalls von denjenigen ausgeübt wird, die heute die Naturschätze verschwenden, zerstören und verschleudern und die Bewohner dieses Planeten zum Tode verurteilen? Man kann die Seligkeit nicht in einem Tag erreichen, aber glauben Sie mir, die Argentinier haben einem Symbol einen ungeheuerlichen Schlag versetzt, und das hat einen riesengroßen Wert.
In Lateinamerika besteht weiterhin das Problem der Auslandsschuld. Jene Schuld wuchs auf der Welt in einem proportionalen Verhältnis zur Bevölkerung. Jetzt beträgt die Gesamt-Auslandsschuld 2,5 bzw. 2,6 Billionen Dollar! Die entwickelten Länder werden den Ländern der Dritten Welt dieses Jahr als offizielle Entwicklungshilfe ungefähr 53 Milliarden Dollar anbieten. Dafür werden sie als Interessen der Auslandsschuld mehr als 350 Milliarden Dollar von ihnen einnehmen! In Lateinamerika ist jene Schuld pausenlos gewachsen und beträgt jetzt ungefähr 800 Milliarden Dollar. Niemand kann sie bezahlen, und das macht jede ernsthafte Entwicklungspolitik unmöglich. Man wird nicht den Hunger in Lateinamerika beseitigen können, während die Regierungen weiterhin ein Viertel ihres Einkommens aus den Exporten dazu verwenden müssen, eine Schuld zu bezahlen, die sie beinahe schon zweimal bezahlt haben und die jetzt fast das doppelte von dem beträgt, was sie vor zehn Jahren war…
Die Vereinigten Staaten schlagen als Lösung die ALCA vor, die Freihandelszone für die Amerikas. Was denken Sie über die ALCA? Eine Katastrophe. Aber eine Katastrophe, die verhindert werden kann. Denn wir waren Zeugen der in Mar del Plata am 4. und 5. November 2005 anlässlich des so genannten "Gipfeltreffens der Amerikas" gelieferten Schlacht. Es war ein großartiger Kampf gegen die ALCA. Es gab zweierlei Kämpfe, einer fand auf den Straßen statt und im Stadion, und der andere in dem Gebäude, wo die Staatschefs versammelt waren. In Mar del Plata wurde dem unheilvollen Projekt der ALCA endgültig eine Niederlage zuteil. Die ALCA bedeutet alle Grenzen von Ländern, die ein sehr niedriges technisches Entwicklungsniveau haben, für die Erzeugnisse jener zu öffnen, die die höchsten technologischen Niveaus und Produktivitäten haben, für diejenigen, welche die Flugzeuge neuesten Modells herstellen, für diejenigen, welche die Kommunikationsmittel der Welt beherrschen, für diejenigen, die von uns drei Dinge wollen: Rohstoffe, billige Arbeitskräfte, Kunden und Märkte. Eine neue Art der unbarmherzigen Kolonialisierung.
Glauben Sie, dass das die Abhängigkeit Lateinamerikas bezüglich der Vereinigten Staaten erhöhen kann? Wenn Lateinamerika vom Imperium verschlungen würde; wenn es uns verschlingen würde, wie es jener Wal tat, der den Propheten Jonas verschlang und ihn nicht verdauen konnte, dann müsste es uns eines Tages ausstoßen und es würde erneut in unserer Hemisphäre entstehen. Aber ich glaube nicht, dass es leicht zu verschlingen sein würde und ich hoffe, dass es nicht verschlungen werden kann. Die Ereignisse der letzten Jahre zeigen es: die Welt kann nicht mit einem Soldaten und einem Bajonett in jeder Schule, jedem Haus, jedem Park regiert werden. Ich habe immer gesagt, dass man mit den US-Amerikanern selbst rechnen muss, mit den Intellektuellen und dem US-amerikanischen Volk. Jenes Volk kann betrogen werden, aber sobald es die Wahrheit erfährt, wie im Fall Des Kindes Elián… Jenes Volk unterstützte in einem Verhältnis von 80% die Rückkehr des kubanischen Jungen Elián González. Jenes Volk ist gegen die Blockade von Kuba. Jenes Volk ist in steigendem Maße gegen die Doktrin des Überraschungs- bzw. Interventionskrieges, trotz des listigen Schlages gegen die Stadt New York am 11. September 2001. Man muss auf es zählen. Man muss auch auf die europäischen Intellektuellen zählen, denn Menschen wie Sie haben große Anstrengungen unternommen, um ein Bewusstsein zu schaffen und haben bedeutend zur Schaffung dieses notwendigen Bewusstseins beigetragen.
Es gibt jetzt außerdem eine Reihe von Regierungen, in Venezuela, in Brasilien, in Argentinien, in Uruguay und anderen Ländern, wo fortschrittliche Maßnahmen angewandt werden. Wie sehen Sie zum Beispiel das, was Lula in Brasilien tut? Offensichtlich sehe ich das, was Lula tut, mit der größten Sympathie. Er hat keine ausreichende Mehrheit im Parlament. Er musste Unterstützung bei anderen Kräften suchen, sogar bei konservativen, um einige Reformen voranzubringen. Die Massenmedien haben viel zu einem Korruptionsskandal von Parlamentariern gebracht, konnten ihn aber nicht da hinein verwickeln. Lula ist ein Führer aus dem Volk. Ich kenne ihn seit vielen Jahren. Wir haben seinen Werdegang verfolgt, uns viel mit ihm unterhalten. Er ist ein Mensch mit Überzeugungen, intelligent, Patriot, fortschrittlich, aus sehr einfacher Abstammung und er vergisst seine Herkunft nicht, das Volk, das ihn immer unterstützt hat. Und ich glaube, dass jedermann ihn so sieht. Denn es geht nicht darum, eine Revolution zu machen, es geht darum, eine Herausforderung zu erfüllen: den Hunger verschwinden zu lassen. Er kann es erreichen. Es geht darum, das Analphabetentum verschwinden zu lassen. Und auch das kann er erreichen. Und ich meine, wir sollten ihn alle unterstützen.
Comandante, sind Sie der Meinung, dass die Ära der Revolutionen und des bewaffneten Kampfes in Lateinamerika zu Ende ist? Sehen Sie, niemand kann versichern, dass es heutzutage revolutionäre Veränderungen in Lateinamerika geben wird. Aber es kann auch niemand versichern, dass sie nicht zu irgendeinem Zeitpunkt in einem oder mehreren Ländern stattfinden werden. Wenn man die wirtschaftliche und soziale Situation einiger Länder objektiv einschätzt, kann man nicht den geringsten Zweifel daran haben, dass es sich um eine explosive Situation handelt. Die Kindersterblichkeitsrate in mehreren jener Länder beträgt zum Beispiel 65 je Tausend Lebendgeborene; in unserem Land sind es 6,5; es sterben im Durchschnitt zehnmal mehr Kinder in den Ländern Lateinamerikas als in Kuba. Die Unterernährung betrifft in einigen Fällen mehr als 40% der Bevölkerung, das Analphabetentum und Halbanalphabetentum ist weiterhin zu hoch, Dutzende Millionen erwachsener Menschen in unserm Amerika sind von der Arbeitslosigkeit betroffen, und es besteht das Problem der verlassenen Kinder, die Millionen zählen. Der Vorsitzende der UNICEF sagte eines Tages zu mir, dass in dem Fall, wenn Lateinamerika das Niveau der ärztlichen Betreuung und im Gesundheitswesen aufweisen würde wie Kuba es hat, dann könnten jedes Jahr 700 000 Kinder gerettet werden. Wenn diese Probleme nicht dringend gelöst werden, - und die ALCA ist keine Lösung, und die neoliberale Globalisierung ebenfalls nicht - dann kann es in Lateinamerika mehr als eine Revolution geben und zwar wenn die Vereinigten Staaten es am wenigsten erwarten. Und sie werden niemanden beschuldigen können, jene Revolutionen gefördert zu haben.
Noten zum Kapitel 24. Lateinamerika
1. Ignacio Ramonet, Marcos, die rebellische Würde. Gespräche mit dem Unterbefehlshaber Marcos. Verlag Cibermonde, Valencia, Spanien, 2001.
2. Am 1. Januar 2006, begann der Unterbefehlshaber Marcos eine neue Reise von sechs Wochen durch ganz Mexiko. Dieses Mal mit dem Motorrad - in Gedenken der bekannten Reise von Che Guevara und seines Freundes Alberto Granado im Jahre 1951 durch Südamerika - und zwar mit dem Ziel, die 32 Länder des Staaten vor den Präsidentschaftswahlen vom 2. Juli 2006 zu durchqueren und um eine "Nationale Alternative Politische Front" zu schaffen, als Gegenpol zu den traditionellen Parteien. Die zapatistische Armee zur Nationalen Befreiung hat im Juni des Jahres 2005 auf alle "offensiven militärischen Operationen" verzichtet. Marcos hat sich bei dieser Reise als der "Abgeordneter Null" vorgestellt und erklärte seine Ablehnung gegen alle mexikanischen Parteien, einschließlich der Partei der Demokratischen Revolution (PRD), dessen Kandidat, Andres Manuel López Obrador, damals nach den Meinungsumfragen als Favorit betrachtet wurde.
3. Fidel Castro und Evo Morales, letzterer in seiner Eigenschaft als gewählter Präsident von Bolivien, unterschrieben am 31. Dezember des Jahres 2005 ein Abkommen für die Zusammenarbeit, dass eine starke Unterstützung im Bereich der Medizin und der Bildung seitens Kubas an Bolivien gewährt. Dieses Dokument, welches 11 Punkte beinhaltet, trat nach dem Amtsantritt von Morales am 22. Januar in Kraft. Beide Länder vereinbarten eine binationale unentgeltliche Körperschaft zu schaffen, die die ophthalmologische operative Behandlung der mittelosen Bolivianer absichert, für die Kuba die Ausstattung und Spezialisten (einschließlich Gehälter) und die neue Regierung in La Paz die hierzu notwendigen Gebäude zur Verfügung stellen wird. Es wurde außerdem vereinbart, dass das Nationalinstitut für Ophthalmologie in La Paz, vor kurzem von Kuba ausgestattet, zwei zusätzliche Zentren zur Verfügung haben wird, eins in Cochabamba und ein weiteres in Santa Cruz. Insgesamt würden diese Zentren eine Kapazität für 50.000 Operationen pro Jahr haben. "Diese Kapazitäten könnten erweitert werden, wenn Bolivien sich entscheiden würde, diese ophthalmologischen Dienstleistungen armen Patienten der Nachbarländer zu bieten, die sich in der Nähe der Zentren befinden", sieht das Abkommen vor.
4. Der Palast von Miraflores in Caracas, ist der offizielle Wohnsitz des Präsidenten der Nation.
5. Der Infanteriegeneral Efraín Vázquez Velazco, während des Militärputsches selbst ernannter "Comandante en Jefe" der venezolanischen Streitkräfte, war momentan als Sprecher und offenkundiger Anführer der Militärputschisten tätig.
6. Pedro Carmona, Präsident des Unternehmerkonsortiums Fedecámaras, wurde von den Militärputschisten als der "vorläufige Präsident" von Venezuela ernannt, Amt das er widerrechtlich für weniger als 48 Stunden an sich riss.
7. Diosdado Cabello, gewählter Vize-Präsident, fungierte nach der Zerschlagung des Militärputsches und bis zur triumphalen Rückkehr von Hugo Chávez in den Palast von Miraflores vorläufig als Präsident von Venezuela.
8. Juan Velasco Alvarado (1910-1977), General, übernahm als Vorsitzender einer Militärjunta die Macht und war Präsident von Peru von 1968 bis 1975, verstaatlichte das Banksystem, die strategischen Industrien (Erdöl, Fischerei, Kupfer) und führte eine wichtige Agrarreform durch.
9. Jorge Amado (1912-2001), sehr bekannter Schriftsteller aus Brasilien, Autor einer Autobiographie von Luis Carlos Prestes im Jahre 1942, Prestes, der Ritter der Hoffnung, Verlag Futuro, Buenos Aires, 1958.
10. Im November des Jahres 1999 wurde der Junge Elián González an Bord eines Schlauchbootes von seiner Mutter illegal aus Kuba gebracht. Sie ertrank während der Überfahrt nach der Florida. Von einigen Fischern gerettet, wurde der Junge in den USA zurückgehalten, während sein Vater seine Rückkehr nach Kuba forderte. Dieser Fall brachte eine politische Krise zwischen Havanna und Washington mit sich, und eine riesige Volksbewegung in Kuba, um die Rückkehr von Elián nach Kuba zu fordern. Schließlich entschied der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten im Juni des Jahres 2000, dass der Junge mit seinem Vater nach Kuba zurückkehren sollte.
11. Im Rahmen eines offiziellen Besuches des Präsidenten Lula in Havanna im September des Jahres 2003, unterzeichneten Brasilien und Kuba zwölf Abkommen für die Zusammenarbeit in folgenden Bereichen: Energie, Fischerei, Tourismus, Arzneimittel, Industrie, Gesundheit, Bildung und Sport.
Ja, er sagt: "Der Comandante ist das Volk; ich bin der Subcomandante, denn ich handle im Auftrag des Volkes." Man muss das erklären: er ist der Subcomandante des Comandante Volk. Sehr gut. Durch Ihr Buch über Gespräche mit ihm, erfuhr ich viele seiner Details, Ideen, Konzepte, viel über seinen Kampf für die Sache der Eingeborenen. Ich habe es mit viel Respekt gelesen, und ich freute mich, über solche Information über seine Persönlichkeit und die Situation in Chiapas zu verfügen. Es gab zweifellos Kühnheit, als er dann jenen Marsch machte. Es wird diskutiert, ob es richtig war, es zu machen, oder nicht, aber auf jeden Fall habe ich es mit viel Interesse verfolgt.
Sie beziehen sich auf den "Marsch für den Frieden" nach Mexiko, den Marcos im April 2001 machte. Ja. Mit viel Interesse habe ich alles beobachtet. Ich sehe Integrität in Marcos. Es ist unbestreitbar, dass es sich um einen Mann mit Integrität, Konzept und Talent handelt. Es ist ein Intellektueller, ob er nun die Person sei oder nicht, mit der sie ihn identifizierten, als man wenig über ihn wusste. Ich bin nicht informiert genug, aber das ist nicht so wichtig; was wichtig ist, sind die Ideen, die Konstanz, das Wissen eines revolutionären Kämpfers. Mir ist erklärlich, dass ein Marcos auftauchen kann, zwei, hundert, denn ich kenne die Situation und bin mir der Situation bewusst, in der die indigenen Völker seit Jahrhunderten leben; ich kenne sie von Bolivien, Ecuador, Peru und anderen Ländern. Und ich sage Ihnen, dass ich ehrliche politische, menschliche und revolutionäre Symphatie mit den indigenen Völkern unserer Hemisphäre empfinde.
Sie verfolgen mit Interesse die Kämpfe der indigenen Völker in Lateinamerika? Mit großem Interesse. Wie Sie wissen, war ich sehr mit dem Maler Guayasamín befreundet. Ich fühlte große Hochachtung vor ihm, unterhielt mich viel mit ihm, und er hat mir oft von den Problemen und Tragödien der Indianer erzählt. Außerdem, nach dem, was man aus der Geschichte kennt, gab es seine jahrhundertelange Ausrottung, aber es taucht schon ein größeres Bewusstsein auf. Und der Kampf von Marcos und den Indianer in Mexiko ist ein Beweis mehr der Kampfentschlossenheit. Das ist es, was ich Ihnen bezüglich Marcos sagen kann. Wir beobachten mit viel Respekt die Linie, die er verfolgt, wie wir die Linie jeder Organisation, jeder progressiven Partei, jeder demokratischen Partei respektieren. Ich hatte nicht die Möglichkeit, nie hat es die Möglichkeit eines persönlichen Gesprächs mit Marcos gegeben, ich kenne ihn nicht persönlich, ich kenne ihn nur aus den Nachrichten und den Referenzen, die ich über ihn gelesen haben, und ich weiß von vielen Menschen, darunter viele Intellektuelle, die große Bewunderung für ihn empfinden.
In Ecuador gibt es auch eine starke Bewegung der Eingeborenen, nicht wahr? Ich bewundere gewiss die Organisation der Indianer in Ecuador, den Verband der indigenen Nationalitäten [CONAI] und Pachakutik [Unsere Erde], ihre soziale Organisation, ihre politische Organisation und ihre Führungskräfte, sowohl Männer als auch Frauen. Ich habe auch sehr wertvolle Führungskräfte in Bolivien kennen gelernt, wo es eine großartige Kampfkraft gibt, und ich kenne den bolivianischen Hauptführer, das ist heute Evo Morales, ein ausgezeichneter Mensch, ein hervorragender Mensch.
Ich stelle mir vor, dass Sie sich sehr über den Sieg von Evo Morales in den Präsidentenwahlen in Bolivien am 18. Dezember 2005. Sehr. Diese Wahl, überzeugend, unanfechtbar, hat die Welt bewegt, da es das erste Mal war, dass ein indigener Präsident in Bolivien gewählt wurde, was außerordentlich ist. Evo besitzt alle Eigenschaften, um sein Land zu leiten, und sein Volk in diesem schwierigen Moment, der keinem anderen gleicht. Im Herzen Amerikas gelegen, hat Bolivien seinen Namen nach dem Befreier Simón Bolívar. Sein erster Regierungschef war Marschall Antonio José de Sucre. Es ist ein reiches Land aufgrund seiner Menschen und seiner Bodenschätze, wird aber heute praktisch als ärmste Nation der Region eingestuft. Es hat eine Bevölkerung von neun Millionen Einwohnern, verteilt auf einem hauptsächlich gebirgigen Gebiet von mehr als einer Million Quadratkilometern. Das ist der Rahmen, in diesem Rahmen projiziert sich Evo Morales auf die Zukunft, wie eine Hoffnung für die Mehrheit seines Volkes. Er verkörpert die Bestätigung des Untergangs des traditionell in der Region angewendeten politischen Systems, und den Entschluss der großen Massen, die wahre Unabhängigkeit zu erobern. Seine Wahl ist der Ausdruck dafür, dass die politische Karte Lateinamerikas dabei ist, sich zu ändern. Neue Winde wehen in dieser Hemisphäre. Anfänglich gab es keine Sicherheit über den Vorsprung, den Evo bei den Wahlen am 18. Dezember haben würde, und es gab Besorgnis, denn es hätte Manipulationen im Kongress geben können. Aber da er mit fast 54 Prozent der Stimmen schon im ersten Wahlgang siegte und auch in der Abgeordnetenkammer, beseitigte das jede Polemik. Es war die Wunder-Wahl, die Wahl, die die Welt erschüttert hat, die das Imperium erschüttert hat, und die unhaltbare von den Vereinigten Staaten auferlegte Ordnung. Sie zeigt, dass Washington nicht mehr auf die Diktaturen zurückgreifen kann wie in anderen Zeiten, dass das Imperium nicht über die Instrumente von früher verfügt, sie nicht anwenden kann.
Kuba war das erste Land, das Evo Morales am 30. Dezember 2005 besucht hat, gerade nachdem er als Präsident gewählt worden war, und vor seiner Amtsübernahme am 22. Januar 2006. Glauben Sie, dass ihm dieser Besuch Probleme mit Washington eingebracht hat? Der Freundschaftsbesuch des Bruders Evo, gewählter Präsident Boliviens, steht im Rahmen der historischen und tiefen brüderlichen und solidarischen Beziehungen zwischen dem kubanischen und dem bolivianischen Volk. Niemand kann sich daran stören. Auch nicht über die unterzeichneten Vereinbarungen. Es sind Vereinbarungen für das Leben, für die Menschlichkeit, sie sind keine Straftat. Wir glauben, nicht einmal für die Nordamerikaner. Wie könnten die Vereinigten Staaten beleidigt sein, wenn Kuba hilft, die Lebenserwartung bei der Geburt der bolivianischen Kinder zu erhöhen? Kann denn die Reduzierung der Kindersterblichkeit oder die Ausrottung des Analphabetismus jemanden beleidigen?
Glauben Sie, dass in anderen lateinamerikanischen Ländern jetzt mit der Komponente der Eingeborenen gerechnet werden muss? Es gibt eine ziemlich kritische soziale Lage in drei Ländern, in denen eine große Kraft und eine große Komponente der Eingeborenen vorhanden sind. Außer Bolivien sind es Peru und Ecuador. Es gibt auch eine große Komponente in Guatemala, aber dort ist ein unterschiedlicher Kurs, als in den anderen Ländern eingeschlagen worden. Was die Komponente der Eingeborenen betrifft, haben die Mexikaner natürlich auch viele Vertreter. Ich kann einfach sagen, dass es in unserer Hemisphäre vollkommen verständlich ist, dass es einen Marcos gibt, der für die Rechte seines indigenen Volks kämpft, wie es zehn geben kann, oder hundert geben kann. Mich beeindruckt besonders die Ernsthaftigkeit der Führungskräfte der Eingeborenen, die ich kenne. Ich habe viel mit den Ecuadorianern gesprochen. Sie sprechen mit Ernsthaftigkeit. Sie flößen Respekt ein, flößen Vertrauen ein, haben große Integrität. Und in Ecuador, wie in Peru und in anderen Ländern wird man mit ihnen Rechnen müssen
Sie haben gesagt, dass Sie große Bewunderung für Hugo Chávez, den Präsidenten Venezuelas empfinden. Ja, gut, da haben wir einen anderen Indianer, Hugo Chávez, ein neuer Indianer, der, wie er ausdrückt, "Mischung aus Indianer und Mestize" ist; er sagt, ein wenig der Schwarzen, ein wenig der Weißen und ein wenig der Indianer. Aber du siehst Chávez an und siehst einen typischen einheimischen Sohn Venezuelas, der Sohn dieses Venezuelas, das zu einer Mischung der Rassen wurde, mit all den noblen Charakterzügen und einem außerordentlichen Talent. Ich höre gewöhnlich seine Reden, und er fühlt sich stolz auf seine einfache Herkunft und seine gemischte Ethnie, in der es von jedem etwas gibt, hauptsächlich von den indianischen Ureinwohnern oder den aus Afrika gebrachten Sklaven. Es kann sein, dass er ein paar weiße Gene hat, und es ist nicht schlecht, die Kombination der so genannten Ethnien ist immer gut, sie bereichert die Menschheit.
Sie haben die Entwicklung der Lage in Venezuela aus der Nähe verfolgt, insbesondere die Destabilisierungsversuche gegen den Präsidenten Chávez? Ja, wir haben die Ereignisse mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Chávez hat uns 1994 besucht, neun Monate nachdem er das Gefängnis verlies und vier Jahre vor seiner ersten Wahl als Präsident. Er war sehr mutig, denn es wurde ihm sehr übel genommen, dass er nach Kuba gereist war. Er kam und wir unterhielten uns. Wir entdeckten einen gebildeten, intelligenten, sehr progressiven Menschen, einen authentischen Bolivarianer. Dann gewann er die Wahlen. Mehrmals. Er änderte die Verfassung. Mit einer großartigen Unterstützung des Volkes. Die Gegner haben versucht, ihn wegzukehren, mit Gewaltschlägen oder mit wirtschaftlichen Schlägen. Er hat es verstanden, alle Angriffe der Oligarchie und des Imperialismus gegen den bolivarianischen Prozess abzuwehren. Aus Venezuela dürften, nach Berechnungen, die wir mit Hilfe von erfahrenen Fachleuten des Bankwesens angestellt haben, in den berühmten vierzig Jahren der Demokratie, die Chávez voraus gingen, etwa 300 Milliarden Dollar ins Ausland abgeflossen sein. Venezuela könnte höher industriell entwickelt sein als Schweden, und sein Volk könnte die gleiche Bildung haben wie dieses Land, wenn wirklich eine ausgleichende Demokratie existiert hätte, wenn diese Mechanismen funktioniert hätten, wenn etwas Wahres und Glaubwürdiges wäre in dieser ganzen Demagogie und ihrer gewaltigen Propaganda. Aus Venezuela sind nach dem Machtantritt von Chávez bis zur Festlegung der Wechselkontrolle im Januar 2003 nach unseren Berechnungen weitere 30 Milliarden Dollar abgeflossen. Wie wir unterbreiten, machen all diese Phänomene die in unserer Hemisphäre bestehende Ordnung unhaltbar.
Am 11. April 2002 gab es in Caracas einen Staatsstreich gegen Chávez. Haben Sie jene Ereignisse verfolgt? Als wir am Nachmittag des 11. Aprils sahen, dass die von der Opposition einberufene Kundgebung von den Putschisten umgelenkt worden war und sich Miraflores näherte, verstand ich sofort, dass es schwerwiegende Ereignisse geben würde. Wir haben den Marsch über Venezolana de Televisión beobachtet, die noch übertrug. Die Provokationen, die Schüsse, die Opfer, alles folgte fast sofort aufeinander. Minuten später wurde die Übertragung von Venezolana de Televisión unterbrochen. Die Nachrichten begannen zerstückelt und auf verschiedenen Wegen einzutreffen. Wir erfuhren, dass sich einige hohe Offiziere öffentlich gegen den Präsidenten geäußert hatten. Es wurde bestätigt, dass sich die Präsidenten-Garnison zurückgezogen hatte, und dass die Armee die Palacio de Miraflores stürmen würde. Einige venezolanische Persönlichkeiten riefen per Telefon ihre Freunde in Kuba an, um sich zu verabschieden, denn sie waren bereit, Widerstand zu leisten und zu sterben; sprachen konkret von Opferung. Ich war an diesem Abend in einem Saal des Kongresspalastes mit dem Exekutivkomitee des Ministerrats versammelt. Seit dem frühen Nachmittag war eine offizielle Delegation des Baskenlandes bei mir, angeführt von el Lehendakari, die zu einem Mittagessen eingeladen wurde, als niemand sich vorgestellt hatte, was an diesem tragischen Tag passieren würde. Sie wurden Zeugen der Ereignisse des 11. Aprils zwischen 13 Uhr und 17 Uhr. Vom frühen Nachmittag ab versuchte ich per Telefon mit dem venezolanischen Präsidenten in Verbindung zu treten. Es war unmöglich! Nach Mitternacht, um 00:38 Uhr des 12. Aprils erhalte ich die Mitteilung, dass Chávez am Telefon ist. Ich fragte ihn nach der Lage in diesem Moment. Er antwortet mir: "Wir sind hier im Palast verschanzt. Wir haben die Militärkraft verloren, die hätte entscheiden könne. Man hat uns die Fernsehübertragung weggenommen. Ich habe keine Kräfte, die ich bewegen kann und analysiere die Situation." Ich frage ihn schnell: "Über was für Kräfte verfügst du dort?" "200 bis 300 Mann, sehr erschöpft." "Hast du Panzer?", frage ich ihn. "Nein, es gab Panzer, die wurden in die Kasernen zurück gezogen." Ich frage ihn wieder: "Was für andere Kräfte hast du?" Und er antwortet mir: "Es gibt andere, die weiter weg sind, aber ich habe keine Kommunikation mit ihnen." Er bezog sich auf General Baduel und die Fallschirmspringer, die Panzerdivision und andere Kräfte, aber er hatte jede Kommunikation mit diesen bolivarianischen und loyalen Einheiten verloren. Mit viel Feinfühligkeit sage ich ihm: "Erlaubst du mir, eine Meinung zu äußern?" Er antwortet mir: "Ja." Ich füge in einem möglichst überzeugenden Ton hinzu: "Stelle die Bedingungen für eine ehrbare und würdige Abmachung und schütze das Leben der Leute, die du hast, was die treuesten Leute sind. Opfere sie nicht, und du opfere dich auch nicht." Er antwortete mir bewegt: "Alle hier sind bereit zu sterben." Ohne eine Sekunde zu verlieren, füge ich hinzu: "Ich weiß das, aber ich glaube, ich kann mit größerer Gelassenheit denken, als du es in diesem Moment kannst. Lege nicht das Amt nieder, fordere ehrbare und garantierte Bedingungen, damit du nicht das Opfer eines Verbrechens wirst, denn ich denke, du musst dich schützen. Außerdem hast du eine Pflicht deinen Kameraden gegenüber. Opfere dich nicht!" Mir war der grundlegende Unterschied zwischen der Situation von Allende am 11. September 1973 und der Situation von Chávez an jenem 12. April 2002 klar vor Augen. Allende hatte keinen einzigen Soldaten. Chávez verfügte über einen großen Teil der Soldaten und Offizieren der Armee, vor Allem der jüngeren. "Tritt nicht zurück! Lege dein Amt nicht nieder!", wiederholte ich Wir sprachen über andere Themen: die Form, in der er meines Erachtens provisorisch das Land verlassen sollte, Kommunikation mit irgendeinem Militärangehörigen, der wirkliche Autorität unter den Putschisten hätte, unterbreitete ihm, dass er bereit sein solle, das Land zu verlassen, aber nicht zurück zu treten. Von Kuba aus würden wir versuchen, den Diplomatischen Korps in unserem Land und in Venezuela zu mobilisieren, wir würden zwei Flugzeuge mit unserem Außenminister und einer Gruppe von Diplomaten schicken, um ihn zu holen. Er überlegte ein paar Sekunden und akzeptierte schließlich meinen Vorschlag. Alles würde jetzt vom feindlichen Militärchef abhängen. In dem von den Autoren des Buches Chávez nuestro durchgeführten Interview mit José Vicente Rangel, damals Verteidigungsminister und jetziger Vizepräsident, der in diesem Moment bei Chávez war, kann man wörtlich lesen: "Der Anruf von Fidel war entscheidend dafür, dass es keine Aufopferung gab. Er war bestimmend. Sein Rat ermöglichte uns, besser in der Dunkelheit zu sehen. Er hat uns sehr geholfen."
Haben Sie ihn dazu ermuntert, mit der Waffe in der Hand Widerstand zu leisten? Nein, im Gegenteil. Das war es, was Allende machte, meines Erachtens die richtige Form unter jenen Bedingungen, und er bezahlte es heldenhaft mit seinem Leben, wie er es versprochen hatte. Chávez hatte drei Alternativen: sich in Miraflores zu verschanzen und bis zum Tod zu widerstehen; den Palast zu verlassen und zu versuchen, sich mit dem Volk zu vereinen, um einen nationalen Widerstand auszulösen, mit geringsten Erfolgsaussichten unter jenen Umständen; oder das Land zu verlassen, ohne zurück zu treten oder das Amt nieder zu legen, um den Kampf mit realen und schnellen Erfolgsaussichten wieder aufzunehmen. Wir schlugen die dritte vor. Meine Schlussworte, um ihn zu überzeugen, waren in jenem Telefongespräch etwa die folgenden: "Rette diese wertvollen Menschen, die bei dir sind in dieser jetzt unnötigen Schlacht." Die Idee ging von der Überzeugung aus, dass nach einem populärer und charismatischer Führer wie Chávez, auf diese verräterische Weise unter jenen Umständen geschlagen, würde, wenn sie ihn nicht umbringen, das Volk -in diesem Fall mit Unterstützung des besten Teils seiner Armeestreitkräfte- mit viel größerer Kraft verlangen, und seine Rückkehr wäre unvermeidbar. Deshalb übernahm ich die Verantwortung dafür, ihm vorzuschlagen, was ich ihm vorschlug. In eben diesem Moment, als die reale Alternative einer siegreichen und baldigen Rückkehr existierte, passte die Losung kämpfend sterben nicht, was bei Salvador Allende sehr richtig war. Und diese siegreiche Rückkehr war es dann, was geschah, obwohl viel früher als ich es mir vorstellen konnte.
Haben Sie in diesem Moment versucht, Chávez auf irgendeine Weise zu helfen? Also, wir konnten in diesem Moment nur handeln, indem wir diplomatische Mittel nutzten. Wir beriefen in den frühen Morgenstunden alle akkreditierten Botschafter in Havanna ein und schlugen ihnen vor, Felipe [Pérez Roque], unseren Minister für Auswärtige Angelegenheiten, nach Caracas zu begleiten, um auf friedliche Weise Chávez, den rechtmäßigen Präsidenten Venezuela lebend zu holen. Ich hatte nicht den geringsten Zweifel daran, dass Chávez in sehr kurzer Zeit vom Volk und den Truppen getragen zurückkäme. Man musste ihn vor dem Tod bewahren. Wir schlugen vor, zwei Flugzeuge zu schicken, um ihn zu holen, wenn die Putschisten entscheiden würden, seine Ausreise zu akzeptieren. Aber der Militärchef der Putschisten wies diese Lösung zurück, teilten ihm außerdem mit, dass er vor den Kriegsrat käme. Chávez zog seine Fallschirmspringeruniform an und, nur von seinem treuen Adjutanten, Jesús Suárez Chourio, begleitet begab er sich zur Festung Tiuna, der Leitungs- und Befehlsstelle des Putsches. Als ich ihn zwei Stunden später wieder anrief, wie ich mit ihm verabredet hatte, war Chávez von den putschenden Militärs gefangen genommen worden und jede Kommunikation mit ihm war verloren gegangen. Das Fernsehen verbreitete wieder und wieder die Nachricht seines "Rücktritts", um seine Anhänger und das ganze Volk zu demobilisieren. Stunden später, am 12., mitten am Tag, schafft er es in einem Moment, einen Telefonanruf zu machen, und spricht mit seiner Tochter María Gabriela. Er bestätigt ihr, dass er nicht zurück getreten sei, dass er ein "gefangenen genommener Präsident" sei. Er bittet sie, es mir mitzuteilen, damit ich die Welt darüber informiere. Die Tochter ruft mich am 12. April sofort an, um 10:02 Uhr, und übermittelt mir die Worte ihres Vaters. Ich frage sie sofort: "Wärst du bereit, es der Welt mit deinen eigenen Worten mitzuteilen?" "Was würde ich nicht für meinen Vater tun?", antwortete sie mir mit diesen deutlichen, bewundernswerten und entschlossenen Worten. Ohne eine Sekunde zu verlieren, setze ich mich mit Randy Alonso in Verbindung, Journalist und Direktor des bekannten Fernseh-Podiumsgesprächs "Mesa Redonda". Mit dem Telefon und Tonbandgerät in der Hand, ruft Randy das Mobiltelefon an, das María Gabriela. mir gegeben hatte Es war fast 11:00 Uhr Vormittag. Die klaren, tief empfundenen und Überzeugenden Worte der Tochter werden aufgenommen, sofort transkribiert und an die in Kuba akkreditierten Presseagenturen übergeben, und sie werden in der Fernseh-Nachrichtensendung am 12. April 2002 um 12:40 Uhr übertragen, in der Stimme von Gabriela. Das Tonband war auch den in Kuba akkreditierten Fernseh-Nachrichtenagenturen übergeben worden. CNN übertrug von Venezuela übertrug mit Genuss die Nachrichten aus den Quellen der Putschisten, ihre Reporterin in Havanna verbreitete dagegen schnell von Kuba aus, am frühen Nachmittag, die aufklärenden Worte von María Gabriela.
Und welche Auswirkungen hatte das? Nun gut, das haben Millionen Venezolaner gehört, die meisten von ihnen Putschgegner, und die Chávez treuen Militärangehörigen, die man mit den unverschämten Lügen über den angeblichen Rücktritt zu verwirren und lähmen trachtete. In den Nachtstunden, um 23:15, ruft erneut Maria Gabriela an. Ihre Stimme hatte einen tragischen Akzent. Ich habe sie gar nicht erst aussprechen lassen und sie gefragt: "Was ist geschehen?" Sie antwortet mir: "Mein Vater wurde nachts in einem Hubschrauber mit unbekanntem Ziel weggebracht." "Schnell", habe ich zu ihr gesagt, "das muss in wenigen Minuten mit deiner eigenen Stimme an die Öffentlichkeit gebracht werden." Randy war bei mir. Wir hatten eine Versammlung mit Leitern der Jugendorganisation und anderen Kadern zu den Programmen der Ideenschlacht. Er hatte sein Tonbandgerät dabei, und unmittelbar wiederholt sich das Gleiche wie am Mittag. Die venezolanische Öffentlichkeit und die Welt würden so über die sonderbare nächtliche Überführung von Chávez mit unbekanntem Ziel informiert werden. Das geschieht in der Nacht vom 12 zum Morgengrauen des 13. Am Samstag, dem 13., sehr zeitig, war eine offene Tribüne nach Güira de Melena einberufen, einem Kreis in der Provinz Havanna. Als wir vor 10:00 Uhr ins Büro zurückkamen, rief Maria Gabriela an. Sie teilte mit, dass "Chávez Eltern unruhig sind, " sie möchten von Barinas aus mit mir sprechen, sie möchten eine Erklärung abgeben. Ich informiere sie darüber, dass ein Kabel einer internationalen Presseagentur mitteilt, dass Chávez nach Turiamo gebracht wurde, einem Marinestützpunkt in Aragua, an der Nordküste Venezuelas. Ich sage ihnen, dass es sich meiner Meinung nach aufgrund der Art der Information und der Einzelheiten um eine wahrheitsgemäße Nachricht handelt. Ich rate ihnen, soviel als möglich nachzuforschen. Er fügt noch hinzu, dass General Lucas Rincón, Generalinspektor der Streitkräfte, mich sprechen und ebenfalls eine öffentliche Erklärung abgeben will. Chávez´ Mutter und Vater sprechen mit mir: im Staat Barinas ist die alles normal. Chávez´ Mutter teilt mir mit, dass der Garnisonschef gerade mit ihrem Ehemann, Hugo de los Reyes Chávez, Gouverneur von Barinas und Vater von Chávez, gesprochen hat. Der Bürgermeister von Sabaneta, dem Geburtsort von Chávez, in Barinas, ruft ebenfalls an. Er möchte eine Erklärung abgeben. Er erzählt bei der Gelegenheit, dass alle Garnisonen loyal sind. Man spürt seinen großen Optimismus. Ich spreche mit Lucas Rincón. Er behauptet, dass die Fallschirmjägerbrigade, die Panzerdivision und der Stützpunkt der F-16-Jagdbomber gegen den Putsch und bereit zum Handeln sind. Ich wagte es, ihm vorzuschlagen, dass er alles Mögliche tun solle, um die Lösung ohne Kämpfe zwischen Militärangehörigen zu suchen. Es war augenscheinlich, dass der Putsch besiegt war. Die Erklärung des Generalinspektors fand nicht statt, da die Kommunikation unterbrochen wurde und nicht wiederhergestellt werden konnte. Ein paar Minuten später ruft erneut Maria Gabriela an: sie sagt mir, dass General Baduel, Brigadier der Fallschirmjäger, unbedingt Verbindung zu mir aufnehmen möchte, und dass die loyalen Streitkräfte von Maracay eine Erklärung an das Volk von Venezuela und an die Weltöffentlichkeit abgeben wollen. Ein unersättlicher Wunsch, Nachrichten zu bekommen, führt mich dazu, Baduel über drei, vier Details zur Situation zu befragen, bevor wir den Dialog fortsetzen. Er befriedigte meine Neugierde auf die angebrachte Art und Weise; jeder seiner Sätze offenbarte Kampfeslust. Ich sage unmittelbar zu ihm: "Es ist alles bereit, damit Sie ihre Erklärung abgeben können." Er sagt zu mir: "Einen Moment, bitte, ich verbinde sie mit Divisionsgeneral Julio García Montoya, ständiger Sekretär das Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates. Er ist gekommen, um uns seine Unterstützung zu geben." Diesem Offizier, mit mehr Dienstjahren, als die jungen Militärchefs von Maracay, unterstanden zu jenem Zeitpunkt keine Truppen. Baduel, dessen Fallschirmjägerbrigade eine der Hauptachsen der mächtigen, in Maracay im Staat Aragua stationierten Streitkraft von Panzern, Panzerinfanterie und Jagdbombern war, verband mich, den Militärrang beachtend, telefonisch mit General Montoya. Die Worte dieses hochrangigen Offiziers waren wirklich intelligent, überzeugend und der Situation angebracht. Er sagte im Wesentlichen, dass die venezolanischen Streitkräfte der Verfassung treu geblieben waren. Damit hatte er alles gesagt. Ich war zu einer Art Presseberichterstatter geworden, der Nachrichten und öffentliche Mitteilungen in Empfang nahm und weitergab, und zwar einfach mittels eines Handys und eines Tonbandgeräts in Händen von Randy. Ich war Zeuge des großartigen Gegenangriffs des Volkes und der Bolivarianischen Streitkräfte Venezuelas. Die Situation in jenem Augenblick war ausgezeichnet. Der Putsch vom 11. April hatte nicht einmal mehr eine minimale Erfolgschance. Aber eine schreckliche Gefahr schwebte noch über dem Bruderland. Chávez Leben war in größter Gefahr. Von den Putschisten entführt, war seine Person das Einzige von dem faschistischen Abenteuer, das die Oligarchie und der Imperialismus noch in der Hand hatten. Was würden sie mit ihm machen? Würden sie ihn ermorden? Würden sie ihr Hass- und Rachebedürfnis an jenem rebellischen und mutigen bolivarianischen Kämpfer, Freund der Armen, unbeugsamer Verteidiger der Würde und Souveränität von Venezuela, auslassen? Was würde geschehen, wenn, wie in Bogotá als Folge von Gaitáns Tod, dem Volk die Nachricht über die Ermordung von Chávez zukommen würde? Die Idee einer solchen Tragödie und ihrer blutigen und zerstörerischen Folgen ging mir nicht aus dem Kopf. In dem Maße wie nach den genannten Gesprächen die Mittagsstunden vergingen, kamen von überall her Nachrichten über die Entrüstung und den Widerstand der Bevölkerung an. In der Stadt Caracas, Hauptschauplatz der Geschehnisse, bewegte sich auf den Straßen und Alleen ein Meer von Menschen in Richtung Palacio de Miraflores und den zentralen Einrichtungen der Putschisten. In meiner Verzweiflung als Freund und Bruder des Gefangenen gingen mir tausend Ideen durch den Kopf. Was konnten wir mit unserem kleinen Handy denn schon tun? Ich war schon fast dabei, auf eigene Rechnung General Vázquez Velasco selbst anzurufen. Ich hatte noch nie mit ihm gesprochen und wusste auch nicht, was für eine Person er war. Ich wusste nicht, ob und wie er antworten würde. Und bei dieser einzigartigen Mission konnte ich auch nicht auf die wertvolle Hilfe von Maria Gabriela zählen. Ich änderte meine Meinung. Um 16:15 Uhr rief ich unseren Botschafter in Venezuela, Germán Sánchez, an. Ich bat ihn um seine Meinung, ob Vázquez Velasco antworten würde oder nicht. Er sagte mir, dass er vielleicht antworten würde. "Ruf ihn in meinem Namen an, " - bat ich ihn - "sage ihm meine Meinung darüber, dass es in Venezuela ausgehend von den Ereignissen ein Blutvergießen geben könnte und dass nur ein einziger Mann dieses Risiko verhindern könnte: Hugo Chávez. Fordere ihn auf, dass er ihn sofort freilassen soll, um zu verhindern, dass die Ereignisse in jene mögliche Richtung abgleiten." General Vázquez Velasco nahm den Anruf entgegen. Er behauptete, dass Chávez sich in seiner Gewalt befände und dass er Garantien für sein Leben gebe, dass er aber dem nicht nachkommen könne, was von ihm gefordert wurde. Unser Botschafter bestand darauf, brachte Argumente vor, versuchte zu überzeugen. Der General unterbrach verärgert das Gespräch. Er legte auf. Ich rief sofort Maria Gabriela an und teile ihr die Worte von Vázquez Velasco mit, besonders die Aussage bezüglich der Verpflichtung, Chávez´ Leben abzusichern. Ich bitte sie darum, mich erneut mit Baduel zu verbinden. Um 16:49 kommt die Verbindung zustande. Ich erzähle ihm alle Einzelheiten zu dem Austausch zwischen Germán und Vázquez Velasco. Ich sage ihm, dass es meiner Meinung nach wichtig ist, dass Vázquez Velasco anerkennt, dass Chávez sich in seiner Gewalt befindet. Die Umstände waren günstig, um ihn so viel als möglich unter Druck zu setzen. Zu jenem Augenblick wusste man in Kuba nicht mit Sicherheit, ob Chávez überstellt worden war und an welchen Ort. Seit Stunden waren Behauptungen in Umlauf, dass der Gefangene auf die Insel Orchila gebracht worden war. Als ich fast um 17:00 Uhr mit Baduel sprach, war der Brigadier dabei, die Männer auszuwählen und die Hubschrauber vorzubereiten, die den Präsidenten Chávez befreien sollten. Ich stellte mir vor, wie schwer es für Baduel und die Fallschirmjäger sein würde, die genauen Angaben für so eine heikle Mission zu bekommen. Während der übrigen Stunden des Tages, bis um 24:00 Uhr des 13. widmete ich meine Zeit der Aufgabe, mit so viel Personen als möglich über das Thema von Chávez´ Leben zu sprechen. Und ich habe mit vielen gesprochen, denn an jenem Nachmittag gelang es dem Volk mit Hilfe der Kommandierenden und Soldaten der Armee alles unter Kontrolle zu bringen. Ich weiß noch nicht, um welche Uhrzeit und auf welche Art und Weise Carmona, der Kurzzeitige, den Palacio de Miraflores verließ. Ich erfuhr, dass die Eskorte unter Chourio und die Mitglieder der Leibwache des Präsidenten schon das Gebäude und die strategischen Punkte desselben eingenommen hatten, und dass Rangel, der die ganze Zeit standfest blieb, in das Verteidigungsministerium zurückgekehrt war. Ich rief sogar Diosdado Cabello an, sobald er den Vorsitz übernahm. Als die Kommunikation aus technischen Gründen unterbrochen wurde, übermittelte ich ihm eine Botschaft über Hector Navarro, Minister für Hochschulbildung, und riet ihm, dass er in seiner Funktion als verfassungsmäßiger Präsident Vázquez Velasco befehlen solle, Chávez zu befreien, und ihn auf die schwerwiegende Verantwortung hinweisen solle, die er übernehmen würde, wenn er diesem Befehl nicht nachkomme. Ich sprach fast mit allen, ich fühlte mich Teil jenes Dramas, seitdem ich den Anruf von María Gabriela am Morgen des 12. April bekam. Erst als später die Details des Leidenswegs von Hugo Chávez seit seiner Überführung in unbekannte Richtung in den Nachtstunden des 11. Aprils bekannt wurden, konnte nachgewiesen werden, welchen unwahrscheinlichen Gefahren er ausgesetzt gewesen war, bei denen er all seinen Scharfsinn, seine Gelassenheit, seine Kaltblütigkeit und seinen revolutionären Instinkt ins Spiel brachte. Noch unwahrscheinlicher ist, dass die Putschisten ihn bis zum letzten Augenblick im Unklaren darüber beließen, was im Land geschah und bis zum letzten Augenblick darauf bestanden, dass er einen Rücktritt unterzeichnen solle, den er nie unterzeichnete. Ein Privatflugzeug, von dem gesagt wird, dass es Eigentum eines bekannten Mitglieds der Oligarchie ist, dessen Namen ich hier nicht nenne, da ich keine vollkommene Sicherheit über die Richtigkeit der Angabe besitze, wartete darauf, ihn wer weiß wohin und in die Hände von wem zu bringen. Ich habe alles erzählt, was ich weiß. Andere werden ihrerseits eines Tages mit allen Details das schreiben, was an dieser Geschichte fehlt.
Chávez ist ein Vertreter der fortschrittlichen Militärs, aber in Europa und auch in Lateinamerika halten ihm viele Progressisten eben gerade das vor, dass er aus dem Militär kommt. Welche Meinung haben Sie über den scheinbaren Widerspruch zwischen dem Progressismus und dem Militärischen? Omar Torrijos war in Panama Beispiel eines Militärs mit tief greifendem Bewusstsein für soziale Gerechtigkeit und Vaterland. Juan Velasco Alvarado führte in Peru ebenfalls wichtige fortschrittliche Aktionen durch. Man sollte sich daran erinnern, dass zum Beispiel unter den Brasilianern Luis Carlos Prestes ein revolutionärer Offizier war, der 1924-1926 einen heldenhaften Marsch durchführte, fast genau so wie es Mao Zedong 1934-1935 tat. Zu den hervorragenden literarischen Werken von Jorge Amado gehört eine wunderschöne Geschichte, die er über den Marsch von Prestes schrieb: Der Ritter der Hoffnung. Jene militärische Heldentat war sehr beeindruckend, er dauerte mehr als zweieinhalb Jahre, in denen er riesige Gebiete seines Landes durchquerte ohne je eine Niederlage zu erleiden. Es gab wichtige revolutionäre Großtaten, die von den Militärs des gerade zu Ende gegangenen 20. Jahrhunderts ausgingen. Hierzu kann ich Namen von illustren Militärs wie Lázaro Cárdenas, einem General der mexikanischen Revolution, zitieren, der das Erdöl nationalisierte, Agrarreformen durchführte und für immer die Unterstützung des Volkes eroberte. Zu den ersten, die sich im 20. Jahrhundert in Mittelamerika auflehnten, gehört eine Gruppe von guatemaltekischen Militärs der fünfziger Jahre um Jacobo Arbenz, einem hochrangigen Offizier der Armee von Guatemala, die an historischen revolutionären Aktivitäten teilnahmen, darunter die edle und mutige Agrarreform, die Anlass zur Söldnerinvasion gab, welche der Imperialismus genau wie die der Schweinebucht und aus dem selben Grund gegen jene Regierung vom Zaune brach, die rechtmäßig die Bezeichnung fortschrittlich verdiente. Es gibt eine recht große Anzahl fortschrittlicher Militärs. Juan Domingo Perón in Argentinien kam auch aus den Reihen des Militärs. Man muss einmal den Zeitpunkt anschauen, zu dem er auftaucht. Im Jahr 1943 wird er zum Arbeitsminister ernannt und macht solche Gesetze zugunsten der Arbeiter, dass das Volk ihn in Anerkennung dessen befreit, als man ihn ins Gefängnis bringt. Perón begeht einige Fehler: er beleidigt die argentinische Oligarchie, demütigt sie, nationalisiert ihnen das Theater und andere Statussymbole der reichen Klasse, aber deren politische und wirtschaftliche Macht bleibt intakt, und zu einem günstigen Zeitpunkt stürzte man ihn unter Beihilfe der Vereinigten Staaten. Die Größe von Perón besteht darin, dass er an die Reserven und Ressourcen appellierte, die jenes reiche Land zur Verfügung hatte und alles tat, was er tun konnte, um die Lebensbedingungen der Werktätigen zu verbessern. Jene soziale Klasse, die immer dankbar und treu ist, verwandelte Perón bis zu seinem Lebensende in ein Idol des einfachen Volkes. General Líber Seregni, der bis vor einigen Jahren Vorsitzender der Frente Amplio von Uruguay war, ist einer der fortschrittlichsten und am meisten geachteten Führer, die Lateinamerika je kennen gelernt hat. Seine Integrität, seine Bescheidenheit, seine Standhaftigkeit und Hartnäckigkeit haben zum historischen Sieg jenes edlen und solidarischen Volkes beigetragen, welches Tabaré Vázquez, Nachfolger von Seregni, als Präsidenten der Republik Östlich des Uruguay wählte, und die uruguayische Linke an die Regierung brachte, als das Land an einem Abgrund stand. Kuba dankt Líber Seregni die soliden Grundlagen, die er gemeinsam mit vielen herausragenden Uruguayern für die jetzt bestehenden brüderlichen und solidarischen Beziehungen zwischen Uruguay und Kuba zu schmieden wusste. Wir haben nicht das Recht, Francisco Caamaño zu vergessen, ein junger dominikanischer Militär, der monatelang heldenhaft gegen 40 000 Soldaten der Vereinigten Staaten kämpfte, welche der Präsident Johnson im Jahr 1965 in der Dominikanischen Republik landen ließ, um die Rückkehr des verfassungsmäßigen Präsidenten Juan Bosch zu verhindern. Sein hartnäckiger Widerstand gegen die Invasoren an der Spitze einer Handvoll von Soldaten und Zivilen, der Monate dauerte, stellt eine der ruhmreichsten revolutionären Episoden dar, die in dieser Hemisphäre geschrieben wurden. Caamaño kehrte nach einem dem Imperium abgerungenen Waffenstillstand in sein Vaterland zurück und gab kämpfend sein Leben für die Befreiung seines Volkes. Ohne einen Menschen wie Hugo Chávez, der aus einer einfachen Familie stammt und in der Disziplin der Militärakademien Venezuelas ausgebildet wurde, wo so viele Ideen über Freiheit, Einheit und lateinamerikanische Integration von Bolivar gesät worden waren, wäre in diesem entscheidenden Augenblick unseres Amerika kein historisch und international so transzendentaler Prozess wie der jetzige revolutionäre Prozess in jenem Bruderland entstanden. Ich sehe da keinerlei Widerspruch.
In Argentinien haben Perón und der Peronismus weiterhin bedeutenden politischen Einfluss. Ein Argentinien, in dem in gewissem Maße im Dezember 2001 das neoliberale Modell geräuschvoll zusammenbrach. Was ist ihre Meinung zu den kürzlichen Ereignissen in Argentinien? Als im Mai 2003 die Nachrichten zum Wahlergebnis in Argentinien und die Bekanntgabe von Néstor Kirchners Sieg und der Niederlage von Carlos Menem eintrafen, spürte ich eine große Genugtuung. Warum? Es gibt einen wichtigen Grund: das Schlimmste des wilden Kapitalismus, wie es Chávez nennen würde, das Schlimmste der neoliberalen Globalisierung in einem lateinamerikanischen Land, dass zu einem Symbol schlechthin des Neoliberalismus geworden war, erlitt eine Niederlage. Die Argentinier, obwohl sie weit davon entfernt waren die meistgewünschten Ziele zu erreichen, wissen nicht, was für einen Dienst sie Lateinamerika und er Welt geleistet haben, als sie ein wichtiges Symbol der neoliberalen Globalisierung in den tiefsten Graben von mehr als 8 000 Meter Tiefe des Pazifischen Ozeans versenkten. Sie haben der wachsenden Anzahl Menschen, die überall in unserem Amerika Bewusstsein darüber zu erlangen begannen, was für ein schreckliches und fatales Ding das ist, was sich so nennt, eine riesige Kraft eingeflösst. Wenn man will, könnten wir daran erinnern, dass der Pabst Johann Paul II, der universell Achtung genoss, von der "Globalisierung der Solidarität" sprach, als er 1998 unser Land besuchte. Würde jemand gegen diese Globalisierung im vollständigsten Sinne des Wortes sein, die nicht nur die Beziehungen derjenigen umfasst, die innerhalb der Grenzen eines Landes leben, sondern auch die auf globaler Ebene und dass die Solidarität am morgigen Tag, in einer Welt der wirklichen Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit, ebenfalls von denjenigen ausgeübt wird, die heute die Naturschätze verschwenden, zerstören und verschleudern und die Bewohner dieses Planeten zum Tode verurteilen? Man kann die Seligkeit nicht in einem Tag erreichen, aber glauben Sie mir, die Argentinier haben einem Symbol einen ungeheuerlichen Schlag versetzt, und das hat einen riesengroßen Wert.
In Lateinamerika besteht weiterhin das Problem der Auslandsschuld. Jene Schuld wuchs auf der Welt in einem proportionalen Verhältnis zur Bevölkerung. Jetzt beträgt die Gesamt-Auslandsschuld 2,5 bzw. 2,6 Billionen Dollar! Die entwickelten Länder werden den Ländern der Dritten Welt dieses Jahr als offizielle Entwicklungshilfe ungefähr 53 Milliarden Dollar anbieten. Dafür werden sie als Interessen der Auslandsschuld mehr als 350 Milliarden Dollar von ihnen einnehmen! In Lateinamerika ist jene Schuld pausenlos gewachsen und beträgt jetzt ungefähr 800 Milliarden Dollar. Niemand kann sie bezahlen, und das macht jede ernsthafte Entwicklungspolitik unmöglich. Man wird nicht den Hunger in Lateinamerika beseitigen können, während die Regierungen weiterhin ein Viertel ihres Einkommens aus den Exporten dazu verwenden müssen, eine Schuld zu bezahlen, die sie beinahe schon zweimal bezahlt haben und die jetzt fast das doppelte von dem beträgt, was sie vor zehn Jahren war…
Die Vereinigten Staaten schlagen als Lösung die ALCA vor, die Freihandelszone für die Amerikas. Was denken Sie über die ALCA? Eine Katastrophe. Aber eine Katastrophe, die verhindert werden kann. Denn wir waren Zeugen der in Mar del Plata am 4. und 5. November 2005 anlässlich des so genannten "Gipfeltreffens der Amerikas" gelieferten Schlacht. Es war ein großartiger Kampf gegen die ALCA. Es gab zweierlei Kämpfe, einer fand auf den Straßen statt und im Stadion, und der andere in dem Gebäude, wo die Staatschefs versammelt waren. In Mar del Plata wurde dem unheilvollen Projekt der ALCA endgültig eine Niederlage zuteil. Die ALCA bedeutet alle Grenzen von Ländern, die ein sehr niedriges technisches Entwicklungsniveau haben, für die Erzeugnisse jener zu öffnen, die die höchsten technologischen Niveaus und Produktivitäten haben, für diejenigen, welche die Flugzeuge neuesten Modells herstellen, für diejenigen, welche die Kommunikationsmittel der Welt beherrschen, für diejenigen, die von uns drei Dinge wollen: Rohstoffe, billige Arbeitskräfte, Kunden und Märkte. Eine neue Art der unbarmherzigen Kolonialisierung.
Glauben Sie, dass das die Abhängigkeit Lateinamerikas bezüglich der Vereinigten Staaten erhöhen kann? Wenn Lateinamerika vom Imperium verschlungen würde; wenn es uns verschlingen würde, wie es jener Wal tat, der den Propheten Jonas verschlang und ihn nicht verdauen konnte, dann müsste es uns eines Tages ausstoßen und es würde erneut in unserer Hemisphäre entstehen. Aber ich glaube nicht, dass es leicht zu verschlingen sein würde und ich hoffe, dass es nicht verschlungen werden kann. Die Ereignisse der letzten Jahre zeigen es: die Welt kann nicht mit einem Soldaten und einem Bajonett in jeder Schule, jedem Haus, jedem Park regiert werden. Ich habe immer gesagt, dass man mit den US-Amerikanern selbst rechnen muss, mit den Intellektuellen und dem US-amerikanischen Volk. Jenes Volk kann betrogen werden, aber sobald es die Wahrheit erfährt, wie im Fall Des Kindes Elián… Jenes Volk unterstützte in einem Verhältnis von 80% die Rückkehr des kubanischen Jungen Elián González. Jenes Volk ist gegen die Blockade von Kuba. Jenes Volk ist in steigendem Maße gegen die Doktrin des Überraschungs- bzw. Interventionskrieges, trotz des listigen Schlages gegen die Stadt New York am 11. September 2001. Man muss auf es zählen. Man muss auch auf die europäischen Intellektuellen zählen, denn Menschen wie Sie haben große Anstrengungen unternommen, um ein Bewusstsein zu schaffen und haben bedeutend zur Schaffung dieses notwendigen Bewusstseins beigetragen.
Es gibt jetzt außerdem eine Reihe von Regierungen, in Venezuela, in Brasilien, in Argentinien, in Uruguay und anderen Ländern, wo fortschrittliche Maßnahmen angewandt werden. Wie sehen Sie zum Beispiel das, was Lula in Brasilien tut? Offensichtlich sehe ich das, was Lula tut, mit der größten Sympathie. Er hat keine ausreichende Mehrheit im Parlament. Er musste Unterstützung bei anderen Kräften suchen, sogar bei konservativen, um einige Reformen voranzubringen. Die Massenmedien haben viel zu einem Korruptionsskandal von Parlamentariern gebracht, konnten ihn aber nicht da hinein verwickeln. Lula ist ein Führer aus dem Volk. Ich kenne ihn seit vielen Jahren. Wir haben seinen Werdegang verfolgt, uns viel mit ihm unterhalten. Er ist ein Mensch mit Überzeugungen, intelligent, Patriot, fortschrittlich, aus sehr einfacher Abstammung und er vergisst seine Herkunft nicht, das Volk, das ihn immer unterstützt hat. Und ich glaube, dass jedermann ihn so sieht. Denn es geht nicht darum, eine Revolution zu machen, es geht darum, eine Herausforderung zu erfüllen: den Hunger verschwinden zu lassen. Er kann es erreichen. Es geht darum, das Analphabetentum verschwinden zu lassen. Und auch das kann er erreichen. Und ich meine, wir sollten ihn alle unterstützen.
Comandante, sind Sie der Meinung, dass die Ära der Revolutionen und des bewaffneten Kampfes in Lateinamerika zu Ende ist? Sehen Sie, niemand kann versichern, dass es heutzutage revolutionäre Veränderungen in Lateinamerika geben wird. Aber es kann auch niemand versichern, dass sie nicht zu irgendeinem Zeitpunkt in einem oder mehreren Ländern stattfinden werden. Wenn man die wirtschaftliche und soziale Situation einiger Länder objektiv einschätzt, kann man nicht den geringsten Zweifel daran haben, dass es sich um eine explosive Situation handelt. Die Kindersterblichkeitsrate in mehreren jener Länder beträgt zum Beispiel 65 je Tausend Lebendgeborene; in unserem Land sind es 6,5; es sterben im Durchschnitt zehnmal mehr Kinder in den Ländern Lateinamerikas als in Kuba. Die Unterernährung betrifft in einigen Fällen mehr als 40% der Bevölkerung, das Analphabetentum und Halbanalphabetentum ist weiterhin zu hoch, Dutzende Millionen erwachsener Menschen in unserm Amerika sind von der Arbeitslosigkeit betroffen, und es besteht das Problem der verlassenen Kinder, die Millionen zählen. Der Vorsitzende der UNICEF sagte eines Tages zu mir, dass in dem Fall, wenn Lateinamerika das Niveau der ärztlichen Betreuung und im Gesundheitswesen aufweisen würde wie Kuba es hat, dann könnten jedes Jahr 700 000 Kinder gerettet werden. Wenn diese Probleme nicht dringend gelöst werden, - und die ALCA ist keine Lösung, und die neoliberale Globalisierung ebenfalls nicht - dann kann es in Lateinamerika mehr als eine Revolution geben und zwar wenn die Vereinigten Staaten es am wenigsten erwarten. Und sie werden niemanden beschuldigen können, jene Revolutionen gefördert zu haben.
Noten zum Kapitel 24. Lateinamerika
1. Ignacio Ramonet, Marcos, die rebellische Würde. Gespräche mit dem Unterbefehlshaber Marcos. Verlag Cibermonde, Valencia, Spanien, 2001.
2. Am 1. Januar 2006, begann der Unterbefehlshaber Marcos eine neue Reise von sechs Wochen durch ganz Mexiko. Dieses Mal mit dem Motorrad - in Gedenken der bekannten Reise von Che Guevara und seines Freundes Alberto Granado im Jahre 1951 durch Südamerika - und zwar mit dem Ziel, die 32 Länder des Staaten vor den Präsidentschaftswahlen vom 2. Juli 2006 zu durchqueren und um eine "Nationale Alternative Politische Front" zu schaffen, als Gegenpol zu den traditionellen Parteien. Die zapatistische Armee zur Nationalen Befreiung hat im Juni des Jahres 2005 auf alle "offensiven militärischen Operationen" verzichtet. Marcos hat sich bei dieser Reise als der "Abgeordneter Null" vorgestellt und erklärte seine Ablehnung gegen alle mexikanischen Parteien, einschließlich der Partei der Demokratischen Revolution (PRD), dessen Kandidat, Andres Manuel López Obrador, damals nach den Meinungsumfragen als Favorit betrachtet wurde.
3. Fidel Castro und Evo Morales, letzterer in seiner Eigenschaft als gewählter Präsident von Bolivien, unterschrieben am 31. Dezember des Jahres 2005 ein Abkommen für die Zusammenarbeit, dass eine starke Unterstützung im Bereich der Medizin und der Bildung seitens Kubas an Bolivien gewährt. Dieses Dokument, welches 11 Punkte beinhaltet, trat nach dem Amtsantritt von Morales am 22. Januar in Kraft. Beide Länder vereinbarten eine binationale unentgeltliche Körperschaft zu schaffen, die die ophthalmologische operative Behandlung der mittelosen Bolivianer absichert, für die Kuba die Ausstattung und Spezialisten (einschließlich Gehälter) und die neue Regierung in La Paz die hierzu notwendigen Gebäude zur Verfügung stellen wird. Es wurde außerdem vereinbart, dass das Nationalinstitut für Ophthalmologie in La Paz, vor kurzem von Kuba ausgestattet, zwei zusätzliche Zentren zur Verfügung haben wird, eins in Cochabamba und ein weiteres in Santa Cruz. Insgesamt würden diese Zentren eine Kapazität für 50.000 Operationen pro Jahr haben. "Diese Kapazitäten könnten erweitert werden, wenn Bolivien sich entscheiden würde, diese ophthalmologischen Dienstleistungen armen Patienten der Nachbarländer zu bieten, die sich in der Nähe der Zentren befinden", sieht das Abkommen vor.
4. Der Palast von Miraflores in Caracas, ist der offizielle Wohnsitz des Präsidenten der Nation.
5. Der Infanteriegeneral Efraín Vázquez Velazco, während des Militärputsches selbst ernannter "Comandante en Jefe" der venezolanischen Streitkräfte, war momentan als Sprecher und offenkundiger Anführer der Militärputschisten tätig.
6. Pedro Carmona, Präsident des Unternehmerkonsortiums Fedecámaras, wurde von den Militärputschisten als der "vorläufige Präsident" von Venezuela ernannt, Amt das er widerrechtlich für weniger als 48 Stunden an sich riss.
7. Diosdado Cabello, gewählter Vize-Präsident, fungierte nach der Zerschlagung des Militärputsches und bis zur triumphalen Rückkehr von Hugo Chávez in den Palast von Miraflores vorläufig als Präsident von Venezuela.
8. Juan Velasco Alvarado (1910-1977), General, übernahm als Vorsitzender einer Militärjunta die Macht und war Präsident von Peru von 1968 bis 1975, verstaatlichte das Banksystem, die strategischen Industrien (Erdöl, Fischerei, Kupfer) und führte eine wichtige Agrarreform durch.
9. Jorge Amado (1912-2001), sehr bekannter Schriftsteller aus Brasilien, Autor einer Autobiographie von Luis Carlos Prestes im Jahre 1942, Prestes, der Ritter der Hoffnung, Verlag Futuro, Buenos Aires, 1958.
10. Im November des Jahres 1999 wurde der Junge Elián González an Bord eines Schlauchbootes von seiner Mutter illegal aus Kuba gebracht. Sie ertrank während der Überfahrt nach der Florida. Von einigen Fischern gerettet, wurde der Junge in den USA zurückgehalten, während sein Vater seine Rückkehr nach Kuba forderte. Dieser Fall brachte eine politische Krise zwischen Havanna und Washington mit sich, und eine riesige Volksbewegung in Kuba, um die Rückkehr von Elián nach Kuba zu fordern. Schließlich entschied der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten im Juni des Jahres 2000, dass der Junge mit seinem Vater nach Kuba zurückkehren sollte.
11. Im Rahmen eines offiziellen Besuches des Präsidenten Lula in Havanna im September des Jahres 2003, unterzeichneten Brasilien und Kuba zwölf Abkommen für die Zusammenarbeit in folgenden Bereichen: Energie, Fischerei, Tourismus, Arzneimittel, Industrie, Gesundheit, Bildung und Sport.