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¿Kann man Fidel sein?

Datum: 

13/08/2019

Quelle: 

Periódico Granma

Autor: 

Am 16. Februar 1959 übernahm Fidel das Amt des Premierministers der Provisorischen Regierung Kubas nach dem Sieg der Revolution, ein Amt, für das er drei Tage vorher ernannt worden war. Von diesem Moment an beginnt jenes revolutionäre Programm Gestalt anzunehmen, das in seiner Verteidigungsrede enthalten ist, die er vor dem Gericht wegen des Sturms auf die Moncada Kaserne gehalten hatte, „Die Geschichte wird mich freisprechen“.
 
Zu den ersten Entscheidungen gehörte die Umwandlung der Kasernen in Schulen, die Senkung der Mieten, die Senkung der Preise für Medikamente, die Beschlagnahme der Cuban Telephone Company und der de Omnibus Kooperative, um sie dem einfachen Volk zur Verfügung zu stellen, die Eröffnung der Strände für das Volk, die Schaffung des kubanischen Filminstituts Icaic und der Nationalen Druckerei, die Senkung der Telefongebühren … bis am 17. Mai das Gesetz der Agrarreform erlassen wurde, das den Zorn der nordamerikanischen Regierung hervorrufen und den Beginn der unheimlichsten Pläne gegen die Revolution und das Leben Fidels auslösen würde, obwohl es bereits vorher dahingehende Aktionen gegeben hatte.
 
Seitdem lässt sich die kubanische Regierung von einem Prinzip leiten: das Volk kommt zuerst, wobei von der Führung aus eine Kommunikation verflochten wurde, die darauf beruhte, zu sagen, was getan wird und zu tun, was gesagt wird. Inmitten einer riesigen Menge von Arbeit und titanischer Herausforderungen hält Fidel noch am gleichen Tag seiner Amtsübernahme als Premierminister zwei ausgedehnte öffentliche Reden, eine bei der Amtsübernahme und eine andere vor dem Gremium der Architekten, wo er Aufgaben behandelt, die er sofort angehen wird auf der Grundlage von Prinzipien, die ihre Aktualität nicht verlieren.
 
Zusammen mit den ersten Schritten, die die Regierung zum Nutzen des Volkes unternehmen wird, ist in diesen Reden die Ehrlichkeit enthalten, mit der er dem Volk erklärt, was möglich ist und was nicht – «und ich musste zu meinem Leidwesen die Arbeiter um Aufopferung bitten, Aufopferung zu ihrem Guten, Opfer von heute, um morgen größere Vorteile zu erlangen», überdachte er seinen Dialog mit den Arbeitern der Zuckerindustrie –. Ebenfalls ging er auf die Ablehnung von Demagogie und Populismus ein «man sollte mich nicht um Autogramme bitten, denn das ist etwas für Filmschauspieler, nicht für Revolutionäre », stellt er fest. Und die von jeglichem Extremismus entfernte Weisheit: er verspricht Gerechtigkeit gegen die Verbrechen der Batistaleute, während er gleichzeitig erklärt «es kann nicht mit einem rigiden Kriterium in Bezug auf die zahlreichen Personen vorgegangen werden, die nach dem 10. März eine Anstellung beim Staat gefunden haben, die gearbeitet haben, die keine Spitzel oder Schmarotzer waren oder die zum Beispiel keine Kandidaten zu den Wahlen gewesen sind, denn bereits Kandidat für die Wahlen gewesen zu sein, ist ein Vergehen, das die Revolution nicht tolerieren kann».
 
Seine Ansicht bezüglich der Notwendigkeit, die Probleme des Staates im Ganzen zu betrachten:
«Die Maßnahmen der Regierung müssen dahingehen, die Probleme zu lösen, ohne andere zu schaffen; das Problem der Bürokratie zu lösen, des Überschusses an Personal, ohne ein anderes Problem gesellschaftlicher Art zu schaffen. Vor allem, dass der Funktionär nicht beabsichtigt, das exklusive Problem seiner Abteilung zu lösen und dabei die anderen Probleme des Landes vergisst».
 
«…Alle Aktivitäten des Staates müssen gut koordiniert sein. Es geht nicht darum, dass ein Minister etwas auf eigene Faust macht, ein anderer etwas anderes, auch wenn er denkt, dass das gut ist oder selbst wenn es gut ist, sondern alles muss einem Gesamtplan unterliegen. Und es geht nicht darum, dass er als Minister siegt, sondern dass die Regierung als Regierung und die Revolution als Revolution siegt, denn manchmal kommt es vor, dass eine Maßnahme auf einer Seite etwas löst, aber auf der anderen Komplikationen schafft, denn es ist nicht so einfach…».
 
Die Ethik der öffentlichen Verwaltung:
 
«¿Dass mehr bezahlt werden soll, damit nicht gestohlen wird? Gut, geht in Ordnung. Aber das ist es nicht, was die Ehrlichkeit des Funktionärs garantiert. Was sie garantiert, ist seine Überzeugung und seine Moral. Wenn er ehrlich ist, stiehlt er nicht, auch wenn ihm 10 Pesos im Monat bezahlt werden, und wenn er ein Dieb ist, stiehlt er, obwohl ihm sonstwieviel bezahlt wird».
 
Die Beispielhaftigkeit der Regierenden:
 
«Folglich, da wir die Arbeiter um ein Opfer gebeten haben, werden auch wir das gleiche tun, und wenn alle vorwärts kommen und der Lebensstandard ansteigt, dann soll auch der Lebensstandard der Minister ansteigen. Ich glaube, dass das gerecht ist, damit nicht gedacht wird, dass wir die anderen um Opfer bitten und wir selbst sie nicht erbringen. Es soll zu sehen sein, dass wir uns aufopfern und dass wir um keine Verkürzung der Arbeitszeit bitten; wir werden um eine Verlängerung bitten, wenn nötig, um 24 oder 22 Stunden Arbeit und zwei für Erholung, ohne Sonntage, ohne Montag oder sonstwas.
 
Denn nun kommt es dem Land zu, zu arbeiten, viel zu arbeiten, damit eines Tages, jawohl, diejenigen, die arbeiten, Nutzen aus dem ziehen, was sie machen. Nicht für andere arbeiten, denn das ist nicht gerecht, denn der Funktionär, der eine Million stiehlt, ist genauso ein Dieb wie der egoistische Unternehmer, der ebenfalls eine Million verdienen will. Ich würde sagen, dass er sich mit weniger zufrieden geben sollte, mit 100 000 zum Beispiel, die er letztendlich in einem Jahr garnicht ausgeben kann und er etwas übrig behalten wird».
 
Das Empfinden für die Arbeiter und die Zurückweisung derer, die mit ihren Bedürfnissen spekulieren:
 
«Diebstahl ist, die Staatskasse zu berauben und ebenso, den Arbeiter zu bestehlen. Auch das ist eine Veruntreuung. Es gibt egoistische Unternehmer, die Reichtümer anhäufen wollen, um Europa zu bereisen, um große Feste zu geben, die 25 000 und 30 000 Pesos kosten, und den Arbeitern und Angestellten, die in ihrer Nähe sind, miserable Löhne zahlen und deren Bedürfnisse und Leiden ihnen egal sind».
 
«(…) Und der Staat muss jenen eine Lösung bieten, die gezwungen sind, einen Wucherer aufzusuchen, denn diese verschlingen die Löhne der Armen. Durch die Pfandhäuser, Möbelverkäufer auf Teilzahlung und die Wucherer bekommt das Volk, wenn es 60 Pesos verdient, nur 30, weil sie es bestehlen».
 
Die Teilnahme und Einbeziehung des Volkes in die Regierung und in die Lösung der Probleme:
 
«Das Volk sollte nicht zu uns sagen „wir erbitten“; was das Volk uns sagen sollte, ist „Wir werden tun“, „wir schlagen vor“, „tun wir“, denn wir sind mit dem Volk die gleiche Sache».
 
Das Ende seiner Ansprache in der Amtsübernahme als Premierminister findet seinen Widerhall in dem, was Cintio Vitier Die gegenwärtige Stunde Kubas nannte:
 
«Ich glaube, dass das ehrlich ist: So zu Euch zu sprechen, nicht mit demagogischen Losungen zu agitieren, um der Revolution Probleme zu schaffen. Und die Revolution muss als Ganzes voranschreiten, es muss eine Strategie geben, es muss eine Führung geben, sonst geht die Revolution verloren, als wenn der Krieg verloren worden wäre.
 
«Folglich ist es sehr notwendig, dass wir uns diese Fragen vergegenwärtigen und dass das Volk uns hilft, indem es den Demagogen verurteilt, den Intriganten und auch den Funktionär, der seine Aufgabe nicht erfüllt und indem es ihn benennt, aber mit Grundlagen. Kein Protest aus jedwedem Grund, denn es ist sehr einfach, zu protestieren. Ich würde denjenigen, der protestiert rufen und ihm sagen: Machen Sie es!, damit er sieht, dass es ganz und gar nicht einfach ist, diese Probleme zu lösen, wenn so viele Interessen beachtet werden müssen, wenn die Revolution sich jedem Wirrwarr stellen muss, jeder dieser Verkettungen, die die schlechten Regierungen hier hervorgerufen haben.   
 
«Wir sind uns sicher, dass zumindest, wenn es von der Anstrengung abhängt, wenn es vom guten Willen abhängt, wenn von der Energie, von der Ehrlichkeit der Erfolg der Revolution abhängt, wenn davon, dass wir alle Dinge mit dem Enthusiasmus angehen, mit dem wir sie angegangen sind, mit der Würde, mit der wir alle Dinge angegangen sind, mit der Beharrlichkeit und der Zähigkeit und dem Willen, mit dem wir andere Dinge getan haben; wenn davon der Sieg abhängt, der Sieg von vornherein gesichert ist.
 
«Im Geist des Volkes möchte ich, dass nur immer ein Gedanke anhängig sei:  dass es nicht leicht ist, dass es schwierig ist; dass wir nicht für den Sieg von uns regieren, dass wir um seinen Sieg kämpfen; dass es uns hilft. Und ich weiß, dass die Mehrzahl des Volkes - da es weiß, dass wir ihm treu sind, da es weiß, dass uns nichts anderes interessiert, als ihm zu dienen, da es weiß, dass wir Männer sind, genau wie sie, nicht ein Mann, der eine Position erklommen hat, kein Mann in hochgestellter Position, sondern ein Mann, der auf der Höhe des Volkes steht, ein Mann des Volkes, der hier hergekommen ist, um den Interessen des Volkes zu dienen -, dass die übergroße Mehrheit des Volkes zu uns halten wird.
 
«Und was getan werden muss ist, es gut zu orientieren. Nicht dass, während wir es orientieren, andere es desorientieren. Dass wir nicht gezwungen sind, umsonst daran zu arbeiten, ein revolutionäres Bewusstsein zu schaffen, und dass andere es umlenken».
 
Die Treue zu diesen Worten, die im Verhalten eines Mannes zu Fleisch und Blut wurden, war es, die 57 Jahre danach aus Millionen kubanischen Hälsen in dem Ruf „Ich bin Fidel“ herausschallte. Die dabei waren, wissen, dass die außerordentliche Genialität des Revolutionsführers einzigartig ist. Aber seine Methoden zu übernehmen, sein Verhalten, das der Ethik Martis entsprach, sein Vertrauen in das Volk und seine Praxis, angesichts jeder Herausforderung immer auf das Volk zu zählen, ist möglicherweise die einzige Weise, Fidel und seine Revolution am Leben zu erhalten.