Die Kubaner von heute angesichts von historischer Manipulation und Medienkrieg (Teil II und Schluss)
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Die Verfälschung der Geschichtsschreibung ist eines der Ziele, die die Inhalte verfolgen, die ins Internet und die sozialen Netze, gestellt werden, digitale Kommunikationsmedien, die sich in dem von den Vereinigten Staaten finanzierten Kommunikationskrieg gegen Kuba artikulieren. Diese Themen führte der Professor für die Geschichte Kubas der Fakultät für Philosophie und Geschichte der Universität von Havanna Dr. Fabio Fernández Batista für uns weiter aus.
–In regelmäßiger Häufigkeit treffen wir auf Versuche das demokratische Modell der vorrevolutionären Republik und die Verfassung der 40 er Jahre zu idealisieren. Welches Interesse könnte dahinterstehen, diese idyllische Sichtweise zu verbreiten?
–Das Interesse daran, das republikanische politische Modell zu verteidigen, ergibt sich aus dem Bestreben, die Macht, die sich nach dem Sieg der Revolution 1959 konstituiert hat, zu deligitimieren. Es ist in dem diskursiven Konstrukt eines „besseren Kuba“ verankert, das angeblich zerstört wurde. Wir befinden uns hier vor einer unhaltbaren Position, denn die Mängel der Republik auf dem erwähnten Gebiet sind ganz deutlich zu erkennen. Die Unterordnung der politischen Klasse unter die Interessen der Vereinigten Staaten und der einheimischen Oligarchie, die Korruption, die Demagogie, der Wahlbetrug, die geringe Beteiligung des einfachen Volkes an den Entscheidungen und die Episoden des Autoritarismus sind Beispiele, die es möglich machen, uns von dem Märchen, das sie uns verkaufen wollen, zu distanzieren. Dabei muss hervorgehoben werden, dass der Diskurs, der die politischen Mängel der Republik hinterfragte, bereits vor der Revolution stattfand und dass er aus dem gesamten ideologischen Spektrum der Nation erwuchs. Die Geschichtsschreibung, die sich ernsthaft mit dem kubanischen XX. Jahrhundert befasst, verfällt nicht dem Lob der republikanischen Politik.
Die Verfassung von 1940, die man uns versucht als ein Vorbild zu präsentieren, dem es zu folgen gilt, ist von Beifall überschüttet worden. Bevor man diesen Ansatz in Frage stellt, muss man die unbestrittenen Vorzüge diese Magna Charta unterstreichen. Es war dies zweifellos ein Dokument mit wichtigen progressiven Inhalten, die Ausdruck des Strebens nach Veränderung waren, das Kuba in den 20er und 30er Jahren erfüllte und in der verfassunggebenden Versammlung mündete. Den Text der Verfassung muss man als Kind des National- Reformismus bürgerlicher Prägung und des Drucks verstehen, der von diversen sozialen Sektoren ausging, die sich in gewichtige politische Subjekte verwandelt hatten. Man kann die Bedeutung dieser Verfassung nicht ergründen, wenn man die Stärke der Arbeiterbewegung, die Kämpfe der Bauern und die Forderungen der Studenten und Oberschüler außer Acht lässt. Das gilt auch für die kommunistische Beteiligung am Kampf um die Dinge, die am stärksten mit den Interessen des einfachen Volkes verbunden waren. Die Verfassung von 1940 versuchte eine Antwort auf die strukturelle Krise der Republik zu geben und gliederte sich gleichzeitig in den Kontext der internationalen Allianzen gegen den Faschismus ein.
Aber die Verdienste dieser Verfassung können nicht ihre Unzulänglichkeiten verbergen. Es handelte sich um einen Text, der mit der Dynamik des abhängigen kubanischen Kapitalismus verbunden ist. Als einmal die praktische Umsetzung begonnen wurde, erwiesen sich die gegensätzlichen Interessen, für die es gelungen war eine Rechtsformel zu finden, um sie – relativ- auszubügeln, erneut als unvereinbare Antagonismen. Dafür kann man beispielhaft anführen, dass das darin bereits verankerte Verbot des Großgrundbesitzes erst nach dem Sieg der Revolution in einem Gesetz zur Agrarreform umgesetzt wurde.
–Es bestand eine gewisse Genugtuung ob der Differenzen zwischen den drei wichtigsten Organisationen im Kampf gegen Batista: der Bewegung 26. Juli (M-26.79 dem Revolutionären Direktorium (DR) und der Volkssozialistischen Partei (PSP). Wer hatte ein politisches Interesse daran, diese Spaltungen zu betonen?
–Teile und herrsche ist eine alte Maxime, die sich in der Politik als höchst nützlich erwiesen hat. Die Feinde der Revolution haben sie in die Praxis umgesetzt und ich glaube nicht, dass sich das ändern wird. Dass wir die feindliche Strategie definieren, bedeutet nicht, dass wir keine Fehler begehen, wenn es darum geht, den komplexen Prozess der Strukturierung einer Einheitsfront zwischen den revolutionären Kräften zu analysieren. Die Umsetzung der Einheit zwischen M-26-7, dem DR, der PSP und den Kämpfern anderer Organisationen, die wir oft neigen zu vergessen, war schwierig. Das Gegenteil zu behaupten, käme einer Lüge gleich. Was diese Forschungslinie angeht, in der seit einigen Jahren solide Schritte unternommen wurde, bleibt noch viel zu tun.
Jeder Punkt, über den wir uns streiten, liefert denen Waffen, die die Leerräume, die wir hinterlassen gegen uns benutzen. Ich bin sicher, dass aus dieser umfassenden Untersuchung, die wir der Revolution schulden, immer mehr Licht als Schatten hervorgehen wird. Für mich ist eines klar: Die Anstrengung für das Ziel ein besseres Kuba zu erreichen, haben die Meinungsverschiedenheiten unter den Beteiligten dieser heldenhaften Gruppe gemildert, die sich daran machte, das große Werk, dessen Erbe wir sind, zu vollenden.
–Welchen Stellenwert nimmt bei diesem Bestreben zu spalten eine absolute Stigmatisierung der Sozialistischen Volkspartei ein, ohne dass eine größere Analyse stattgefunden hätte?
–Es gibt eine bestimmte Tendenz in der Geschichtsschreibung, die ihre Kanonen auf die alte Kommunistische Partei ausrichtet. Die Anhänger dieser Linie bestehen darauf, die Fehler dieser marxistischen Formation hervorzuheben, manchmal aus schematischen Positionen heraus, die bar jeder Nuancen sind. Ohne die ideologische Konnotation und die daraus sich ergebende Absicht für eine solche Positionierung zu leugnen, darf man nicht vergessen, dass diese „schwarze Legende“ sich als Gegenstück zur beschönigenden „rosa Legende“ entwickelt hat.
Die PSP war nicht vollkommen. Sie beging politische Irrtümer, die ihr Antipathien im progressiven kubanischen Spektrum einbrachten. Zusammen mit dem Antikommunismus der Epoche waren bestimmte Aktionen der Partei Dünger für die Feindseligkeit, deren Gegenstand sie war. Ich betone, es gab positive Elemente in ihrer Geschichte, denen der Stellenwert eingeräumt werden muss, den sie verdienen. Gleichzeitig ist es eine elementare Aufgabe des Historikers die Zusammenhänge zu erklären, die Anlass für die von dieser Organisation getroffenen politischen Maßnahmen war, die richtigen und die bedauerlichen.
Es ist notwendig, dass die revolutionäre Geschichtsschreibung die Manipulationen in Frage stellt, mit denen die PSP diskreditiert werden soll. Eine solche Aufgabe kann aber nur erfolgreich sein, wenn es gelingt, Distanz zu den vereinfachenden Diskursen einzunehmen, die auch Unwissenheit über die Vergangenheit herbeiführen, wenn auch aus unterschiedlichen ideologischen Positionen heraus.
Wie artikuliert sich die Verfälschung der Geschichtsschreibung, die mediale Strategie der USA gegenüber den Kubanern und die Finanzierung von Verlagsprojekten für das Internet und die sozialen Netze?
– Das online Universum hat sich in eines der Terrains par excellence für die ideologische Schlacht verwandelt, die gegen das kubanische sozialistische Projekt ausgetragen wird. Die Erweiterung des Internetzugangs der Bevölkerung führt dazu, dass die Welt des Internets innerhalb der Debatten, die im Innern der Zivilgesellschaft stattfinden, an Einfluss gewinnt. Bestimmte Vorurteile, die überwunden oder wenigstens nuanciert waren und zur Gestaltung eines Diskurses kritischer Prägung in Bezug auf das Szenario des Netzes beigetragen haben, verstärkten die Vorstellung, dass aktuell die Regeln im Prozess des Ideenaustauschs andere sind.
Die Kräfte, die der Revolution feindlich gesinnt sind, haben die Nutzung des Internets, insbesondere der sozialen Netze in eine Plattform für Angriffe gegen die Insel verwandelt. Der konterrevolutionäre Diskurs, besonders jener, der ein klares Muster zum Erreichen bestimmter Ziele aufweist, ist auf unzähligen Websites positioniert, die Tag für Tag das Bewusstsein vieler Kubaner bombardieren. In dieser permanenten Offensive ist alles zu finden, ausgefeilte Argumente und plumpe Pamphlete. Der gemeinsame Nenner beider Arten von Projektion ist ein Gespinst an Finanzierungen, die von Stellen stammen, die die Außenpolitik der Vereinigten Staaten bestimmen. Es ist genügend Geld vorhanden, um über die Wege des ständigen Austauschs, der das Leben online bedingt, den Widerstand Kubas zu durchlöchern.
Gleichzeitig kann nicht geleugnet werden, dass Debatten, die durch Unzufriedenheit, Apathie, Drang nach Kritik und dem Bedürfnis Gehör zu finden, angeregt werden, sich ebenfalls verstärken.
Das Gegenstück dazu bilden die diskursiven Erzeugnisse der digitalen Websites des politisch-institutionellen Gefüges des kubanischen Sozialismus und die freie Meinungsäußerung der Bürger, die ihre Zugehörigkeit zum sozialistischen Projekt kundtun.
Es gilt das Potential der Netze zu nutzen, um unsere Inhalte, unsere Wahrheit, unsere Argumente dort hineinzustellen. Man muss dringend den kämpferischen Stil zu antworten überwinden, der oft typisch für uns ist. Wir müssen die ersten sein, die die Information über etwas, was im Land geschieht, weitergibt. Wir müssen einen auf die digitalen Medien spezifizierten kohärenten Diskurs annehmen, die von Institutionen ausgehenden Initiativen mit jenen, die aus individueller Planung entstehen aufeinander abstimmen und im Netz große Mengen qualitativ hochwertiger Inhalte einbringen, d.h. Informationen, die das Schematische, die Vereinfachung, das Triviale und den hohlen und abgedroschenen Diskurs vermeiden, der immer an den Slogan gebunden ist.
Trotzdem dürfen wir über die Teilnahme an der online Schlacht nicht die Realität auf der Erde vergessen. In dem Maße, in dem wir weiter Kuba zu einem besseren Land machen und in der Praxis des Alltags beweisen, dass der Sozialismus eine gangbare Alternative zum Kapitalismus ist, was die Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse angeht, werden wir mehr Argumente und Bollwerke haben , um in den Netzen zu kämpfen.