Viaje al Exterior

Venezuela (1959)

Vargas

23. Januar

•    Fidel reist vom Flughafen Columbia ab, um seinen ersten Besuch im Ausland als Chef der kubanischen Revolution abzustatten. Ihn begleiten als Delegationsmitglieder Pedro Miret, Celia Sánchez, Paco Cabrera, Violeta Casals, Luis Orlando Rodriguez und andere Kameraden. Sie reisen in einem Flugzeug Super Constellation der venezolanischen Fluglinie Aeropostal.

•    Vor der Landung in Venezuela überträgt er über mehrere Stationen einen Funkspruch an das Volk, das ihn in Empfang nehmen wird. Er weist auf Folgendes hin: „Als wir über die um Caracas gelegenen Anhöhen flogen, hatte ich den Eindruck, dass ich in der Sierra Maestra wäre. Ich möchte der Bevölkerung von Caracas und von Venezuela meine tiefste Dankbarkeit für diese mir von ihr gegebene Gelegenheit zum Ausdruck bringen, am Jahrestag ihrer Befreiung teilnehmen zu dürfen. Ich bin begeistert von diesem so blauen Himmel, der noch schöner aussieht, weil ihn die Freiheit verschönert.“

•    Um 13.25 Uhr landet das Flugzeug, in dem der Führer der Kubanischen Revolution reist, auf dem Flughafen in Maiquetía. Tausende Venezolaner warteten auf ihn seit den frühen Morgenstunden. Beim Verlassen des Flugzeugs schrie eine begeisterte Volksmasse: „Es lebe Kuba! Es lebe Venezuela! Es lebe Fidel!“ Unter den Teilnehmern, die ihn willkommen zu heißen erschienen sind, waren der Konteradmiral Wolfgang Larrazábal, der am Sturz des Diktators Marcos Pérez Jiménez teilgenommen hatte, und der Kämpfer Fabricio Ojeda, Vorsitzender der Patriotischen Junta, die dazu beigetragen hat, den Sieg des 23. Januar zu schmieden.

Caracas

•    Während der Fahrt der Karawane über die Autobahn von Maiquetía nach Caracas wird ihm von Tausenden Menschen mit lateinamerikanischen Fahnen und Plakaten zur Unterstützung der kubanischen Revolution zugejubelt.

•    Die Regierungsjunta gibt ihm ein Mittagessen im eleganten Restaurant El Pinar. Neben ihn setzen sich der Außenminister René de Sola und der Innenminister Augusto Marquez Cañizares. Ebenfalls anwesend sind Wolfgang Larrazábal, Fabricio Ojeda, Gustavo Machado (Generalsekretär der Kommunistischen Partei), Miguel Otero Silva (Direktor der Zeitung El Nacional) und andere Politiker.

•    Er nimmt an einer großen Massenkundgebung der Bevölkerung auf der Plaza Aérea del Silencio von Caracas teil. Die Presse schätzt mehr als 300 000 Teilnehmer. Dort ergreifen das Wort Fabricio Ojeda, Wolfgang Larrazábal, Gustavo Machado, Jovito Villalba (oberster Parteiführer der Demokratischen Republikanischen Union - URD), die Gewerkschaftsführer José González Navarro und Jesús Carmona, und die Kämpfer des Sierra-Maestra-Gebirges José Enrique Mendoza, Orestes Valera und Luis Orlando Rodriguez. Tosender Beifall geht der Rede von Fidel Castro voran, der während 2 Stunden einen Überblick über den Befreiungskampf in Kuba gibt und das Recht auf Anwendung der revolutionären Gerechtigkeit verteidigt. Er spricht auch von den Einheitsideen von Bolivar und Marti und betont Folgendes: 

„Ich hoffe, dass das Schicksal unserer Völker ein einziges Schicksal sein wird! Wie lange werden wir in der Lethargie verbleiben? Wie lange werden wir getrennt und entzweit sein, Opfer von mächtigen Interessen? Da doch die Einheit unserer Völker erfolgreich war, warum sollte die Einheit der Nationen nicht in noch größerem Maße erfolgreich sein? Das ist das Ideengut von Bolivar. Venezuela muss das führende Land der Völker von Amerika sein (...).“

•    Rede an der Zentralen Universität von Caracas

24. Januar

•    Er wurde im Stadtrat von Caracas empfangen. Bei einer Festsitzung wird er zum Ehrengast ernannt. Fidel dankt für diese Auszeichnung mit Worten, in denen er aufzeigt: „.. die Geschichte von Amerika wurde mit Schmerzen, mit Schweiß, mit Tränen, mit Blut  geschrieben!“

•    Um 12.00 Uhr mittags nimmt er an einer gemeinsamen Sitzung des venezolanischen Kongresses teil, der  zusammengekommen war, um ihn zu ehren. Rafael Caldera, Präsident des Repräsentantenhauses, eröffnet die Sitzung und erteilt Domingo Alberto Rangel, von der Partei Demokratische Aktion, das Wort, welcher im Namen der Kongressabgeordneten spricht. Danach hält Fidel eine Rede, wobei er das Drama Unseres Amerikas ruhig und gelassen analisiert. Bevor er endet, liest er ein Dokument vor, das von ihm fünf Tage nach dem Putsch vom 10. März 1952 verfasst worden war.  

•    Am Nachmittag besucht er das Universitätsgelände. Er wurde im Audimax vom Rektor Francisco De Venanzi, zusammen mit dem Universitätsrat, dem gesamten Lehrkörper und der Studentenschaft empfangen, die klatscht, schreit, den Boden mit den Füßen stampft und mit weißen Tüchern schwenkt. „Das erinnert mich an die Zusammenkünfte auf der Plaza Cadenas der Universität von Havanna“, kommentiert Fidel.  

•    Der Rektor kündigt die Gründung des Komitees zur Befreiung von Santo Domingo an. Fidel ist der erste Beitragszahler mit fünf Bolivar und gleich anschließend leistet der Konteradmiral Larrazábal seinen Beitrag.

•    Der chilenische Dichter Pablo Neruda ist unter den Gästen und liest auf dem Podium sein Gedicht „Un canto para Bolívar“ („Ein Lobgesang auf Bolivar“). Vorher äußert er: „In dieser siegreichen und Klageliedstunde, die die Völker von Amerika erleben, kann mein Gedicht, unter Vornahme einiger Ortswechsel, als an Fidel Castro gerichtet angesehen werden, weil in den Kämpfen um die Freiheit jedes Mal das Schicksal eines Mannes emporragt, um Vertrauen in den Geist der Großartigkeit und Würde in der Geschichte unserer Völker zu geben“ .

•    In seiner Rede erklärt Fidel den Ursprung und die Orientierung der Revolution, er bezieht sich auf die notwendige Solidarität mit dem Kampf des dominikanischen Volkes, und spricht über die Notwendigkeit, eine Nachrichtenagentur im Dienst der Demokratie und der amerikanischen Völker zu gründen. Er bringt seine Freude über diesen Besuch an der Universität zum Ausdruck: „Kein Ort von Venezuela war mir vertrauter als die Universität. Ich, der einmal Student war, könnte mich nirgendwo besser fühlen, als bei dieser Begegnung mit euch.“

•    Vom Campus fährt er zum Palacio de Miraflores, zu einer Zusammenkunft mit der Regierungsjunta.

•    Abends gibt der kubanische Botschafter Francisco Pividal einen Empfang zu seinen Ehren. Die Residenz ist zu klein, um so viele Gäste unterzubringen.

•    Auf der Dachterrasse der Residenz des kubanischen Botschafters wird eine Pressekonferenz improvisiert. Mehr als 50 Journalisten verschiedener Staatsangehörigkeiten nehmen daran teil.

25. Januar

•    Am zeitigen Morgen begibt er sich mit der Seilbahn auf den Gipfel der majestätischen Anhöhe El Ávila. Vom Hotel Humboldt aus betrachtet er das Panorama von Caracas und seiner umliegenden Hügel einerseits, und das Meer auf der anderen Seite. Er wandert durch die Berge des Ortes.

26. Januar

•    Er führt ein privates Gespräch mit dem designierten Präsidenten von Venezuela, Romulo Betancourt, in der Residenz desselben in Baruta.

27. Januar

•    Für 1.00 Uhr nachts dieses Dienstags nehmen Fidel und seine Delegation sich vor, nach ihrem historischen Besuch in Venezuela vom Flughafen Maiquetia aus nach Kuba zurückzufliegen. Bei einem überraschenden Unfall auf dem Flughafen stirbt Comandante Paco Cabrera durch die Schläge eines Flugzeugpropellers.

•    Ankunft in der Heimat nach der Venezuela-Reise, der ersten Reise nach dem Sieg.