Derzeitige Situation und Perspektiven für die Arzneimittelproduktion des Landes
Das Land verfügt über ein bis 2030 laufendes Importsubstitutionsprogramm, das Medikamente, Rohstoffe, primäre und sekundäre Verpackungsmaterialien, Geräte, Diagnostika, Möbel, medizinische Geräte und Technologien sowie Ersatzteile umfasst Photo: Ariel Cecilio Lemus
Kubas biopharmazeutische Industrie, angeführt von der BioCubaFarma Business Group, arbeitet weiter daran, die Produktion von Medikamenten für das nationale Gesundheitssystem wieder zu stabilisieren, auch wenn die Situation weiterhin komplex ist.
In der Fernsehsendung Mesa Redonda vom Mittwoch, in der über den Stand und die Perspektiven der Arzneimittelproduktion in Kuba berichtet wurde, erklärte Dr. Eduardo Martínez Díaz, Präsident von BioCubaFarma, dass von den 996 Produkten, die von diesem Unternehmen hergestellt werden, 757 für das nationale Gesundheitssystem bestimmt sind, darunter Impfstoffe, Arzneimittel, Diagnosesysteme, Ausrüstungen, medizinische Geräte und andere Produkte.
Von den 627 Medikamenten und Impfstoffen, die zur Basisgesundheitsversorgung gehören, liefert BioCubaFarma 369, also etwa 60 Prozent, und erhöht damit die Zahl der im Inland hergestellten Produkte im Laufe der Jahre. „Wenn wir diese Produkte, die im Land hergestellt werden, im Ausland kaufen müssten, würde Kuba 1,5 Milliarden Dollar benötigen", sagte er.
Zur Verfügbarkeit von Arzneimitteln sagte Dr. Martínez Díaz, dass der Trend zu einer Zunahme der Arzneimittelknappheit gehe. Er wies darauf hin, dass im Jahr 2021 50 % der finanziellen und materiellen Mittel für die Herstellung von Arzneimitteln für das COVID-19-Protokoll sowie für die Entwicklung und Herstellung von Impfstoffen verwendet worden seien, so dass es nicht möglich war, die gesamte Palette von Arzneimitteln herzustellen, um die Medikamente der Grundliste zu gewährleisten.
Als Hauptursache für den Mangel an Arzneimitteln nannte er den Mangel an Rohstoffen und für die Produktion erforderlichen Materialien, der 94 % der Beeinträchtigungen ausmacht, während die Stillstände von Produktionsanlagen aufgrund von Havarien oder Wartungsarbeiten nur 6 % ausmachen.
Als Gründe für die Nichtverfügbarkeit von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen nannte der Präsident von BioCubaFarma unter anderem folgende:
Fehlen der notwendigen und rechtzeitigen Finanzierung, um sie zu erwerben
Probleme bei der Bezahlung von Lieferanten aufgrund der Weigerung der Banken, mit Kuba zusammenzuarbeiten
Regelmäßige Lieferanten stellen häufig ihre Lieferungen wegen Aktione ein, die mit der von der US-Regierung gegen unser Land verhängten Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade in Zusammenhang stehen.
Weltweite Engpässe bei einigen Rohstoffen und Materialien für die pharmazeutische Verwendung, die sich während der Pandemiezeit noch verschärft haben
Beeinträchtigungen der internationalen Logistik aufgrund von COVID-19
Zur Organisation der Produktionsverfahren bei BioCubaFarma erläuterte Dr. Martínez Díaz, dass der Prozess der Planung, der Produktion und des Vertriebs von Arzneimitteln von der obersten Führungsebene des Landes kontrolliert werde.
Ebenso werde in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium der Bedarf an Arzneimitteln für das kommende Jahr geschätzt, auf dessen Grundlage die materiellen Ressourcen für ihre Herstellung geplant würden, fügte er hinzu.
WELCHE MASSNAHMEN WERDEN VON DER INDUSTRIE DURCHGEFÜHRT?
Tania Urquiza Rodríguez, Vizepräsidentin von BioCubaFarma, wies auf die Schwierigkeiten bei der Herstellung von Generika hin, die aus fünf bis 20 Komponenten bestehen, also aus Rohstoffen, die durch chemische Synthese gewonnen werden, so dass die meisten von ihnen importiert würden.
„Fehlt nur einer dieser Bestandteile, kann das Medikament nicht mehr hergestellt werden. Wenn es notwendig ist, den Hersteller eines dieser Bestandteile zu wechseln, und dieser nicht zertifiziert ist, muss die Änderung der Registrierung vorgelegt, gemeldet und getestet werden, bevor mit der endgültigen Beschaffung und der Einfuhr des Rohstoffs begonnen wird", führte sie aus.
„Trotzdem wurden Maßnahmen ergriffen, um die Situation in den Griff zu bekommen. Es wurden Prioritätsstufen festgelegt, die sich nach den Auswirkungen auf die Gesundheit richten“, sagte sie.
„Von den 369 Medikamenten auf der Liste der Basisgesundheitsversorgung, für deren Lieferung BioCubaFarma zuständig ist, gehören 262 zur ersten, 81 zur zweiten und 26 zur dritten Priorität.“
Sie wies jedoch darauf hin, dass genauere Prioritäten festgelegt werden müssten, wie z. B. Hämodialyse, Seren und Kontrollkartenprodukte, die 63 ausmachten und sehr wichtig seien, weil sie die Behandlung chronischer nicht übertragbarer Krankheiten gewährleisten.
Um letztere zu produzieren, seien 43 Millionen Dollar pro Jahr erforderlich.
Sie führte aus, dass unter diesen Arzneimitteln 12 gehörten, die am häufigsten verbraucht würden. „Fast sechs Millionen Kubaner haben Karten für diese 12 Arzneimittel (fünf Blutdrucksenker, zwei Diuretika, ein Antikoagulans, Metformin für Diabetes, Isosorbid-Dinitrat für Herzinsuffizienz und zwei Aerosole für Asthma: Salbutamol und Fluticason).
Wir haben versucht, die Stabilität dieser 12 Arzneimittel über das ganze Jahr hinweg aufrechtzuerhalten, aber es besteht die Sorge, dass uns bis zum Jahresende die Rohstoffe ausgehen werden. Wir arbeiten intensiv mit den Lieferanten zusammen, um sicherzustellen, dass sie im Lande ankommen."
Was die Substitution von Rohstoffen betrifft, so berichtete sie, dass es zehn Projekte gebe, die 2.000 Tonnen im Wert von 4,6 Millionen Dollar pro Jahr ausmachten.
Bis August seien 620 Millionen Tabletten produziert worden, aber fast drei Millionen Kubaner leiden an Bluthochdruck, und 60 % der Bevölkerung über 60 Jahre sind von Bluthochdruck betroffen.
Die stellvertretende Vorsitzende von BioCubaFarma berichtete, dass ein Programm zur Importsubstitution bis 2030 existiere, das Medikamente, Rohstoffe (Wirk- und Hilfsstoffe), primäre und sekundäre Verpackungsmaterialien, Geräte, Diagnostika, Möbel, medizinische Geräte und Technologien sowie Ersatzteile umfasse.
PRODUKTIONEN VON MEDSOL
Das Unternehmen MedSol Laboratorien stellt Arzneimittel in Tabletten-, Kapsel- und Aerosolform her, die 35 % der nationalen Grundproduktion und 77,8 % Arzneimittel auf den Kontrollkarten ausmachen.
Luis Armando Alarcón Camejo, Generaldirektor der Einrichtung, verwies auf die Schwierigkeiten bei der Herstellung mehrerer Arzneimittel, die auf die logistische Schwierigkeiten und die Auswirkungen des Rohstoffmangels zurückzuführen sind.
Die Probleme bei der Herstellung von Arzneimitteln werde auch durch die internationale Lage und die Schwierigkeiten bei der Beschaffung dieser Rohstoffe, wie z. B. Maisstärke verstärkt, die sich aus dem Konflikt zwischen der Ukraine und Russland ergibt.
„In Anbetracht dieser Situation und als Teil eines Importsubstitutionsprogramms haben wir mit nationaler Stärke gearbeitet, die von einem der Gidema-Unternehmen von Labiofam hergestellt wird“, fügte er hinzu.
„So gelang es uns, in den letzten Monaten etwa 37 Arzneimittel herzustellen, denn 70 % der 130 von MedSol hergestellten Arzneimittel enthalten dieses Maisderivat.“
Infolge dieser Schwierigkeiten seien etwa 132 Rohstoffe ausgetauscht worden, und in den letzten drei Jahren sei aufgrund der Preissteigerungen nach Alternativen gesucht worden.
Er wies darauf hin, dass die Situation bei den Ersatzteilen, insbesondere bei automatischen Maschinen, kompliziert sei und auch aufgrund des Konflikts in Europa, mit langen Wiederbeschaffungszyklen verbunden sei.
In diesem Zusammenhang sagte er, dass mit der Militärindustrie und dem Elektronikkonzern an der Modernisierung der Ausrüstung und der Herstellung von Ersatzteilen gearbeitet werde.
Er verwies auch auf das Werk für orale Verhütungsmittel, das dabei sei, seine Kapitalreparatur abzuschließen und bald die Produktion aufnehmen soll.
In Bezug auf Aerosole erinnerte er daran, dass es aufgrund der US-Wirtschaftsblockade Probleme mit Gaslieferanten gab.
BEI DEN DENGUE-PROJEKTEN WERDEN FORTSCHRITTE ERZIELT
Der Präsident von BioCubaFarma verwies auf die Impfstoffe gegen COVID-19 und die Strategie, die derzeit durchgeführt wird, um diese Immunogene zu aktualisieren und besser auf die Krankheit zu reagieren, wobei die Geschwindigkeit des Auftretens von Varianten berücksichtigt wird.
Was Dengue betrifft, so arbeitet unser Land zwar seit mehr als zehn Jahren an einem Impfstoff gegen die Arbovirose, aber es ist ein komplexer Prozess: „Es gibt immer noch keinen wirksamen Impfstoff, aber es gibt eine Menge Erfahrung mit dieser Krankheit", sagte er.
Dank dieses gesammelten Wissens wurde vor kurzem beschlossen, eine Variante des Impfstoffkandidaten zu entwickeln, die eine zelluläre Reaktion auslöse.
Er berichtete, dass auch an einem Diagnosesystem gearbeitet werde, das für die Gesundheitsprotokolle von großem Nutzen sein könne, da das derzeitige System fünf Tage brauche, um die Krankheit zu erkennen. „Dieses neue Diagnosesystem ermöglicht es uns, beim Auftreten der ersten Symptome festzustellen, ob es sich um Dengue-Fieber handelt oder nicht, und gleichzeitig kann das System feststellen, ob der Patient an einer Zweitinfektion leidet.“