Beschwörung
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Die Weltolympiade im Schach 1966, sieben Jahre später der Erfolg bei der Weltmeisterschaft im Gewichtheben und 1974 bei der Box-WM, alles in Havanna, platzierten Kuba unter die Nationen, mit denen das Internationale Olympische Komitee rechnen konnte, wenn es darum ging, Sportevents auf hohem Niveau zu organisieren.
1982 würden noch die Spiele Zentralamerikas und der Karibik folgen und 1991 die Panamerikanischen Spiele. Letztere waren ein schlagender Beweis für die Ethik der Revolution insofern, als Kuba Austragungsort des Klassikers inmitten der Probleme der Sonderperiode wurde. Bei jedem einzelnen dieser Ereignisse hinterließ Fidel seinen Abdruck: ein Siegel der Würde, Festigkeit und Verpflichtung.
Im breiten Spektrum der Wettbewerbe gab es aber natürlich nicht nur solche, die zu Hause zu bestreiten waren; man musste auch im Ausland gegen Rivalen antreten, die nicht selten über die besseren Gerätschaften verfügten.
Zu den Veranstaltungen auf fremdem Boden zählte die vom August 1975, die die Volleyballer und Volleyballerinnen Kubas vor eine Situation sui generis stellte: beide Teams, das weibliche und das männliche, mussten nach Los Angeles, Kalifornien, reisen, um bei den Meisterschaften des Nordens, Zentralamerikas und der Karibik (Norceca) anzutreten. Die Delegation trug die unabwendbare Verpflichtung mit sich, eine anständige Rolle zu spielen, war sie doch die erste Delegation kubanischer Athleten, die nach den Panamerikanischen Spielen von Chicago 1959 US-amerikanisches Territorium betrat.
FIDEL VOR UND NACH DEM EVENT
Während die beiden Teams ihr Training fixierten, kam wenige Tage vor der Abreise Fidel zu einem Gedankenaustausch mit den Spielerinnen und Spielern, wobei er die Betonung auf etwas Wesentliches legte, einen Aspekt, der wichtiger war als mögliche Medaillen.
„Bestreitet eure Wettkämpfe mit größtem Respekt vor den anderen Teams und vor dem US-amerikanischen Volk, das den Matches beiwohnen wird. Haltet in jedem Augenblick die Ethik hoch, die die Revolution euch gelehrt hat“, lautete die Mahnung des Maximo Lider.
Die Staatliche Universität von Irvine, Kalifornien, war das Gelände, auf dem alle teilnehmenden Mannschaften wohnten. Abends trafen sich Kubas Sportlerinnen und Sportler in ihrer grünen Umgebung mit denen anderer Teams und es bildeten sich dabei, ungeachtet des Glaubens und der Hautfarbe, Freundschaften – etwas, das unmöglich zu blockieren ist.
Nach und nach stellten sich dann auch die Siege beider antillanischer Teams ein – auf sehr engem Spielfeld, praktisch auf Tuchfühlung mit den Fans, von denen viele in den USA lebende Kubaner waren, die den Sportlern am Rande des Spiels Botschaften und Briefe für Familienangehörige auf der Insel zusteckten. Hier sei daran erinnert, dass es damals die sogenannten Verwandtenbesuche noch nicht gab.
Bei der triumphalen Rückkehr mit Goldmedaillen sowohl für die Frauen als für die Männer waren Fidel und Raúl am Flughafen José Martí, wo in einem der Salons der damalige Premierminister, umgeben von den Heimkehrern, lange Gespräche führte.
Da ich in der Nähe des Comandante en Jefe stand, bekam ich mit, wie er mit einer Spielerin nach der anderen über die Entwicklung der einzelnen Partien und des Turniers im Ganzen fachsimpelte. Er redete über technische Kriterien der Spielführung und machte während seiner Analyse einige Vorschläge, die zu einer Verbesserung der Teams beitragen sollten.
Fidel irrte sich nicht: Diese jungen Frauen, die in früheren Zeiten von den Japanerinnen, die in den 60er Jahren den Ruf der „Magischen Mädchen des Ostens“ hatten, vorgeführt worden waren, starteten von jenem Norceca von Los Angeles 1975 an eine meteorhafte Karriere und holten drei Jahre später den WM-Titel gegen die ehemalige Sowjetunion.
Das Impressum Fidels war ihr ständiger Begleiter. Bekannt war seine besondere Bewunderung für Mireya Luis, die, nachdem sie 1983 bei den Panamerikanischen Spielen in Caracas debütiert hatte, über 15 Jahre lang Kapitänin des Frauenteams war.
Nahe dem zweiten Jahrestag des physischen Verschwindens des Comandante en Jefe Fidel Castro bedeutet seine Liebe zum Sport heraufzubeschwören ihn unter uns leben zu lassen.