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Wann werden die USA und Kuba normale Beziehungen unterhalten? Interview mit ABC

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Interview, das Comandante en Jefe Fidel Castro Ruz, Erster Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas und Vorsitzender des Staats- und Ministerrates, Barbara Walters, Journalistin des US-Fernsehsenders ABC, am 19. Mai 1977 über die Beziehungen zwischen Kuba und den USA gegeben hat.

Barbara Walters (Journalistin):  Herr Präsident, wann werden Ihr Land und meines normale Beziehungen unterhalten?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Ich bin der Meinung, dass dies vom guten Willen beider Seiten abhängig ist. Und ich denke, dass es auch von der Zeit abhängt.

Es sind viele Jahre böser Missverständnisse vergangen; Vieles hat sich ereignet und logischerweise bedarf es Zeit, alle bestehende Probleme zu überwinden und solch ein Klima zu schaffen, damit wirklich eine Verbesserung, besser gesagt, eine Wiederherstellung der Beziehungen eintreten kann.

Ich kann versichern, dass unsererseits der Wille besteht, um in dieser Richtung zu arbeiten und wir werden aufmerksam den Willen der USA in dieser Richtung verfolgen.

Optimistisch betrachtet, glaube ich nicht, dass die Beziehungen in nächster Zeit wiederhergestellt werden können; nicht einmal, dass sie in der jetzigen Regierungszeit von Carter wiederhergestellt werden können. Vielleicht in einer zweiten Carter-Periode zwischen 1980 und 1984, oder vielleicht sogar später.

Journalistin:  Warum?  Warum erst in der zweiten Carter-Periode?  Weil Sie glauben, dass er sich für ein zweites Mandat postulieren wird?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Tja, ich denke, das er das tun wird. In der Regel streben die Präsidenten eine zweite Regierungszeit an.  Das ist eine Art Regel, und ich glaube nicht, dass Carter die Ausnahme wäre.

Journalistin:  Nein, was ich sagen wollte, war, ob sie der Meinung sind, dass Carter, aus nationaler Sicht, das nicht in den ersten vier Jahren tun könnte, und dass er, falls er wieder gewählt werden sollte, dann so einen kühnen Schritt tun könnte.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Nun gut, ich glaube, dass Carter selbst innere Hindernisse entfernen müsste, um seine Politik zu ändern. Die Geschichte beweist, dass jede Änderung in der US-Politik Zeit bedarf und Widerstände zu überwinden hat. Ich bin der Auffassung, dass diese Zeit erforderlich ist, damit sich diese Änderung vollzieht.

Ich halte es für unwahrscheinlich, dass die Beziehungen in den nächsten vier Jahren wiederhergestellt werden, wenn sie auf ernsten und soliden Grundlagen wiederhergestellt werden sollen. In dieser Frage darf niemand improvisieren. Wir können nicht improvisieren.  Ich denke, Carter kann auch nicht improvisieren. Und die Hindernisse werden weder an einem Tag noch in einem Jahr beseitigt werden.

Ich bin der Meinung, dass unbestreitbar positive Schritte gemacht worden sind, seitdem die Carter-Regierung die Macht übernommen hat, die ersten Schritte, die ich für positiv halte. Aber es gibt auch einige Bekundungen des Widerstands. Vor kurzem wurde im Repräsentantenhaus eine Vereinbarung getroffen, die sich dem von McGovern eingereichten Antrag zur teilweisen Aufhebung der Blockade entgegenstellt. Obwohl das eine Sache war, die das Problem nicht löste, war das unbestreitbar eine schöne Geste, eine gute Initiative gewesen.

Im Senatsausschuss wurde schon die Billigung der teilweisen Aufhebung der Blockade in Bezug auf Medikamente und Nahrungsgüter vereinbart, in einer einzigen Richtung. Dieser Schritt war schon ziemlich bescheiden, und zwar in dem Sinne, dass, wenn bei uns keine Nahrungsgüter und Medikamente gekauft werden, wir keine Nahrungsgüter und Medikamente in den USA kaufen werden. Aus Prinzip kann keinerlei unilaterale Handelsformel akzeptiert werden.

Aber ferner wäre eine teilweise Aufhebung des Embargos eine schöne Geste, ein positiver Schritt, aber dadurch wird das Problem nicht gelöst. Solange das Embargo in irgendeiner Form besteht, werden nicht die angebrachten Voraussetzungen zur Verbesserung der Beziehungen zwischen den USA und Kuba gegeben sein.

Nun frage ich mich, ob Carter das Embargo aufheben möchte, oder nicht. Mehr noch:  ob Präsident Carter das Embargo aufheben kann oder nicht.

Journalistin:  Nehmen wir an, dass das Embargo aufgehoben wird, den Anfang haben wir bereits gesehen; falls es aufgehoben wird, würde das für Sie normale Beziehungen bedeuten?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ich meine, dass dies einen entscheidenden Schritt in Richtung der normalen Beziehungen darstellen würde. Dann könnten wir uns gleichberechtigt hinsetzen, die Differenzen zwischen den USA und uns zu diskutieren; die vielen Probleme, die besprochen werden können. Aber man kann nicht diskutieren, wenn wir nicht über die gleichen Bedingungen verfügen. Das ist das Grundprinzip, das wir aufrechterhalten.

Journalistin:  Gut, analysieren wir die aktuelle Lage.

Wir haben in der letzten Zeit viele Freundschaftszeichen gegeben, um die Verbesserung der Beziehungen zu versuchen:  Die Fischerei-Vereinbarung, die Tatsache, dass jetzt die US-Touristen hierher reisen dürfen - da Sie ohne Zweifel erlauben, dass sie kommen -, wir haben der Überwachung durch Militärflugzeuge ein Ende gesetzt und sprechen inzwischen von einer teilweisen Aufhebung des Embargos.

Welches Zeichen, welche Geste wird nun Ihrerseits als Gegenleistung gegeben?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Nun gut, wir haben den Gesten der US-Regierung entsprochen.

Zum Beispiel, bezüglich der Fischerei. Uns steht das historische Recht zu, in diesen Meeren zu fischen, da wir die vorher festgelegten 12 Meilen eingehalten und in internationalen Gewässern gefischt haben. In diesen Meeren haben wir versucht, Nahrungsmittel für unsere Bevölkerung zu produzieren.

Die US-Regierung trifft eine Entscheidung, die nicht einer internationalen Vereinbarung entspricht, sondern einer unilateralen Entscheidung: sie erweitert ihre Gerichtsbarkeit auf 200 Meilen. Unsererseits hatten wir keine andere Alternative, als unsere Hoheitsgewässer auf 200 Meilen, als bevorrechtigte Wirtschaftsrechte, zu erweitern.

Seit jenem Zeitpunkt legten die USA fest, dass eine Genehmigung der USA erforderlich ist, um dort fischen zu können. Sehr gut, wir haben diskutiert, wir waren bereit zu diskutieren, die USA waren bereit zu diskutieren. Die USA waren bereit, bestimmte Fischfang-Mengen in diesen neuen US-Hoheitsgewässern zu genehmigen. Das scheint uns gerecht, da wir historisch und gemäß dem Völkerrecht in diesen Gewässern gefischt haben.

Nun gut, wir haben das US-Gesetz eingehalten und sind unsererseits ebenfalls bereit gewesen, eine Einigung in dieser Richtung zu erzielen.

Die USA haben das mit vielen Ländern gemacht.  Letzten Endes, als sie ihre Hoheitsgewässer erweiterten, haben sie mit der ganzen Welt diskutieren müssen; mit allen, die in diesen Meeren gefischt haben. Zugegeben, sie haben die Geste gezeigt, mit uns zu diskutieren, und wir haben die Geste gehabt, uns an dieses Gesetz zu halten, kraft dessen die USA ihre Fischerei-Gerichtsbarkeit auf ehemals internationale Gewässer ausgedehnt haben.

Die USA haben genehmigt, dass die US-Bürger Kuba besuchen. Wir halten das für sehr gut. Was bedeutet das? An erster Stelle, die Wiederherstellung einer Freiheit der US-Staatsbürger, die ihnen vorher entzogen worden war. Jetzt sind die US-Bürger ein wenig freier; sie können auch Kuba besuchen.

Fein. Wie haben wir darauf reagiert? Indem wir den Besuch dieser US-Bürger genehmigen, d.h., wir haben dieses Recht der US-Bürger, Kuba zu besuchen, ermöglicht, auch wenn wir nicht wissen, welche Nachteile das für uns haben könnte, weil wir das Risiko eingehen, dass terroristische Elemente kommen könnten, dass CIA-Agenten kommen können. Alle diese Risiken bestehen für uns.

Journalistin:  Sie erzielen auch etwas Geld daraus.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Es kann sein, dass wir etwas Geld daraus gewinnen, aber der ökonomische Faktor war nicht bestimmend, denn es gibt auch, wie ich Ihnen sage, Risiken anderer Art. Wir haben das einfach als ein Freundschaftszeichen gegenüber den US-Bürgern gemacht. Wir werden von diesen Besuchen nicht reich, wir werden unsere ökonomischen Probleme mit diesen Besuchen nicht lösen; wir haben nicht einmal genügend Einrichtungen, um einen umfangreichen Tourismus hier zu entwickeln. Deswegen kann ich Ihnen sagen, dass dies unsererseits auch eine Geste gewesen ist sowie ein Zeichen unseres Vertrauens, der Freundschaft zur US-Bevölkerung, darüber hinaus in der Überzeugung, dass sie mit aller Zuvorkommenheit, Gastfreundlichkeit und freundschaftlichen Neigung in unserem Landes empfangen werden.

Das heißt, jeder Geste der US-Regierung haben wir unsererseits entsprochen.  Sie haben aber außerdem eine dritte Tatsache erwähnt: Die Aufhebung der Aufklärungsflüge über kubanischem Hoheitsgebiet. Wir sind zufrieden darüber, wir wissen dieses Zeichen zu schätzen, es scheint uns positiv; aber wir können nicht mit einer gleichen Maßnahme antworten, weil wir niemals Aufklärungsflüge über den USA durchgeführt haben. Aus diesem Grund können wir keine ähnliche, keine gegenseitige Maßnahme treffen.

Jetzt frage ich mich Folgendes: Wer hat Gewinn davon?  Kuba?  Selbstverständlich gewinnt Kuba. Das Land ist darüber erfreut, dass es nicht mehr in bestimmten Zeitabständen von Flugzeugen überflogen wird, die den kubanischen Himmel erschüttert, die Schallmauer gebrochen und alle belästigt haben. Nichtsdestoweniger war das eine willkürliche, missbräuchliche, gesetzwidrige Handlung gewesen; eine Verletzung des Völkerrechts.

Wer hat den größten Gewinn von der Aufhebung dieser Flüge?  Kuba oder die USA? Ich glaube, die USA. Indem sie das Völkerrecht befolgen, indem sie eine Handlung aufheben, die eine ausgesprochene Verletzung unserer Souveränität darstellte, wachsen die USA vor der Weltöffentlichkeit, gewinnen an Respekt vor der Weltöffentlichkeit.  Beide gewinnen.

Journalistin:  Herr Präsident, wir haben diese Gesten gehabt, ob Sie nun meinen, dass diese zu unserem Vorteil gemacht wurden oder nicht, für uns waren sie Freundschaftszeichen. Es gibt einige Sachen, die Sie in Reziprozität tun könnten. Zum Beispiel, Sie könnten gestatten, dass die Kubaner in den USA, vielleicht sogar Kubaner einer zweiten Generation, erneut in dieses Land zurückkommen, um ihre Verwandten hier zu besuchen. Sie könnten die Geste haben, alle, bzw. einige der 24 US-Bürger freizulassen, die hier in Kuba im Gefängnis sitzen. Sie könnten das Übereinkommen über die Entführung von Flugzeugen wiederherstellen, das am 15. April endete. Sie könnten bestimmte Anstrengungen hinsichtlich der Entschädigung des Eigentums unternehmen - was auf circa zwei Milliarden USD eingeschätzt wird -, das nach dem Sieg der Revolution beschlagnahmt wurde. Vielleicht können Sie in diesem Moment keine von diesen Sachen tun, aber vielleicht ein Signal abgeben, das Ihre enthusiastischen Absichten bezeugt.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Barbara, ich finde es wirklich lustig, dass Sie zu uns über die Möglichkeit sprechen, dass ein von den USA wirtschaftlich blockiertes Land irgendein Versprechen über Entschädigung für US-Eigentum machen könnte. Erstens haben diese Besitztümer bereits wenigstens zehn Mal die Investitionen zurück gewonnen, die sie vor dem Sieg der Revolution in Kuba vorgenommen haben. Zweitens haben die USA unserem Land im Verlauf von 18 Jahren Feindseligkeit, Angriffen, subversiven Plänen und wirtschaftlicher Blockade Schäden zugefügt, die den Wert aller dieser Besitztümer, die Ihrer Meinung nach beschlagnahmt wurden, mehrmals übersteigt. In diesem Sinne können wir keine Geste zeigen.

Ich gebe zu, dass wir über diese Fragen von gemeinsamem wirtschaftlichem Interesse, über gegenseitige wirtschaftliche Forderungen in der Zukunft diskutieren können, wenn die Blockade aufgehoben worden ist.

Bezüglich der Vereinbarung über Luftpiraterie dürfen wir nicht vergessen, dass vor wenigen Monaten ein kubanisches Flugzeug in der Luft sabotiert wurde. Dreiundsiebzig Personen sind ums Leben gekommen. Die ganze kubanische Jugend-Fechtmannschaft, die gerade fast alle Goldmedaillen einer internationalen Meisterschaft gewonnen hatte, ist bei dieser Sabotage umgekommen, die eine sehr tiefe Entrüstung unseres Volkes hervorgerufen hat. Über eine Million Menschen sind zusammengekommen, um die wenigen sterblichen Reste dieser Opfer zum Friedhof zu begleiten.

Diese Tat, die von durch die CIA trainierten Leuten und mit der unumstrittenen Mittäterschaft der CIA verübt wurde, ist der Grund gewesen, weswegen wir die Vereinbarung gekündigt haben, weil es keine einseitigen Maßnahmen, bzw. Haltungen geben kann.

Wie hätte unser Volk verstehen können, dass wir, nach wenigen Monaten jener verbrecherischen Tat, und wo wir noch keinerlei Beweis dafür haben, dass die USA sich entschlossen haben, Maßnahmen gegen diese Terroristen zu treffen, erneut die Vereinbarung unterzeichnen?

Was haben wir also getan?  Wir haben erklärt, dass wir diese Vereinbarung, solange die Blockade besteht, nicht unterzeichnen werden. Weil wir mit aller Deutlichkeit gesagt hatten, dass diese Vereinbarung nicht erneut unterzeichnet werden würde, solange die Feindseligkeit der USA gegenüber Kuba nicht vollkommen aufhört. Und wir sind der Meinung, dass die wirtschaftliche Blockade eine schwerwiegende feindselige Tat gegen unser Land ist, die den Terrorismus ermutigt.  Ihr blockiert Kuba. Warum?  Dagegen handelt ihr mit Südafrika; führt Investitionen in einem faschistischen, rassistischen Land durch, in dem 20 Millionen Schwarze diskriminiert und unterdrückt werden. Die Vereinten Nationen haben Blockade-Maßnahmen gegen Rhodesien getroffen und haben Maßnahmen gegen Südafrika ergriffen. Die USA handeln mit Rhodesien, und verstoßen dabei gegen die Vereinbarungen der Vereinten Nationen, sie handeln und führen große Investitionen in Südafrika durch, und Kuba belegen sie dagegen mit einer Blockade.

Journalistin: Wir könnten die ganze Nacht über das Warum der Handlungen gegen dieses Land und nicht gegen andere diskutieren. Wir haben unsere Handelsvereinbarungen mit Rhodesien geändert und versuchen …

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Kauft Ihr Rhodesien kein Chrom mehr ab?

Journalistin:  Nein.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Kein Chrom mehr.  Hervorragend. Das scheint mir eine gute Nachricht zu sein.  Ich gratuliere Euch.

Journalistin:  Es überrascht mich, dass Sie das nicht wissen. Und in Südafrika ist das eine sehr umfangreiche Frage, die viele Länder prüfen, und die USA versuchen, ihre eigenen Effekte zu erreichen und ihre Politik zu ändern. Aber ich möchte auf die Hauptfrage zurückkommen. Es sei denn, dass das Embargo aufhört, wird Kuba nichts tun, nicht einmal eine kleine Geste, damit die USA empfinden, dass Ihr auch kooperieren möchtet? Werdet Ihr nur reagieren?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Nein, wir haben Schritte unternommen, jene Schritte, die wir vorher erwähnt haben: die Besuche von US-Bürgern; jene Diskussionen hinsichtlich der Fischerei, sind ein großer Schritt.

Aber außerdem möchte ich Ihnen Folgendes sagen: die US-Bürger können bezüglich der Flugzeug-Entführungen, obwohl keine Vereinbarung darüber besteht, absolut beruhigt sein, da wir keineswegs zur Entführung von Flugzeugen ermutigen werden und unabhängig davon, ob eine formelle Vereinbarung besteht oder nicht, energische Maßnahmen in diesem Sinne treffen werden.

Das ist unsere Haltung, unsere Stellung zu diesem Problem. Und die US-Regierung kennt sie.

Journalistin: Werden sie gestatten, dass Kubaner dieses Land besuchen, dass sie ihre Angehörigen besuchen?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ich glaube, dass in diesem Moment keine Bedingungen dafür vorhanden sind, in Wirklichkeit sind keine Voraussetzungen vorhanden, da wir, solange sich die Beziehungen zwischen den USA und Kuba nicht normalisieren, diese Art Besuche nicht gestatten können.

Journalistin: Ist es möglich, einige der US-amerikanischen politischen Gefangenen freizulassen?  Acht von ihnen sind politische Gefangenen und der Rest sitzt wegen Drogen, bzw. Flugzeug-Entführungen ein.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ich habe aufmerksam Ihre Darlegungen angehört, und es gibt einen Punkt, in dem ich mit Ihnen übereinstimme, und zwar, dass wir unsererseits erwägen sollten, welche Art Sachen wir zusätzlich zu denen, wir bereits gemacht haben, tun können, um tatsächlich unsere aufrichtigen und ernsten Absichten, normale Beziehungen mit den USA zu erreichen, zum Ausdruck zu bringen.

Also, ich verstehe, dass wir überlegen sollten, welche Art Gesten wir vornehmen könnten, innerhalb dessen, was in unseren Möglichkeiten liegt. Denn, was geschieht?  Es gab eine einseitige Situation: die USA haben eine Reihe von Maßnahmen in Bezug auf Kuba ergriffen, die wir bezüglich der USA nicht ergriffen haben. Wenn also die USA einige von diesen Maßnahmen abschaffen, haben wir keine Möglichkeit, ähnliche Maßnahmen abzuschaffen, weil wir sie niemals angewandt haben.

Aber ich verstehe, dass Sie in jenem Punkt Recht haben, dass Gesten mit Gesten entsprochen werden sollte. Und wir werden erwägen, in welchem Sinne wir einige von diesen Gesten haben könnten. Aber wir haben schon welche gehabt. Dieselbe, die ich Ihnen gerade erläutert habe: Wir haben der US-Regierung bekannt gegeben, dass, auch wenn wir die Vereinbarung jetzt formell nicht unterschreiben werden, sich niemand in den USA darum Sorgen zu machen braucht, und dass wir die erforderlichen Maßnahmen treffen werden, um jede Art Flugzeug-Entführung zu verhindern. Mir scheint, dass das eine Geste ist, und sogar eine wichtige Geste.

Journalistin: Und die Gefangenen?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Bezüglich der Gefangenen, das müssten wir überdenken. Ich kann jetzt nicht versprechen, dass wir eine Maßnahme treffen werden, aber das ist etwas, was man in Betracht ziehen kann, einverstanden.

Journalistin: Ihr habt weder gestattet, dass das Rote Kreuz noch irgendeine internationale Gruppe die Gefangenen besucht.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ja, in Wirklichkeit haben wir es niemals gestattet, weil wir ein Prinzip haben: wir sind sehr allergisch gegen jede Art der Ermittlung in unserem Land und jede Art Einmischung in die Angelegenheiten unseres Landes. Wir sind stets dagegen gewesen, inspiziert zu werden. Es handelt sich um eine Frage der Souveränität.  Außerdem betrachte ich das als eine Frage der Würde des Landes.

Wir kommen unseren Regelungen, unseren Prinzipien nach und sagen immer die Wahrheit.  Wenn jemand diese in Frage stellen möchte, soll er das ruhig machen, aber wir lassen nicht zu, dass irgendjemand unsere Realitäten zu überprüfen versucht, oder unsere Wahrheit in Frage zu stellen versucht.

Deswegen, aus Prinzip, haben wir niemals irgendeine Art Inspektion in unserem Land akzeptiert, und werden das nie akzeptieren.

Journalistin: Wenn Sie sagen, Sie werden die Situation der Gefangenen überdenken, bedeutet das, dass Sie sie alle oder einen Teil von ihnen in unmittelbarer Zukunft freilassen könnten?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Was ich versprechen kann, ist, diese Fragen im Rahmen der Führungsorgane unserer Regierung zu prüfen, damit die Möglichkeiten einer Geste unsererseits analysiert werden.  Aber selbstverständlich kommt nicht solch eine Hoffnung in Betracht, dass wir sie alle freilassen werden, weil es unter ihnen einige wichtige CIA-Agenten gibt, die wir unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht freilassen können. Ich möchte Ihnen keine falschen Versprechungen abgeben. Das ist nicht meine Art.

Und da wir über Gesten sprechen; ich sehe, dass ihr euch zu Recht - und das ist menschlich - um einige dieser im Gefängnis sitzenden CIA-Agenten Sorgen macht, und ich frage mich: warum wurden niemals während der vielen Jahren Anstrengungen unternommen, um zum Beispiel Lolita Lebrón freizulassen, und eine Gruppe von puertoricanischen Patrioten, die seit mehr als 25 Jahren in den USA gefangen gehalten werden?  Wäre das nicht humanitär, gerecht und elegant, diese puertoricanischen Gefangenen freizulassen?

Journalistin:  Gut, acht der US-Gefangenen sind politische Gefangene, der Rest sitzt aufgrund anderer Anklagepunkte ein, wie Drogen oder Entführungen. Aber wenn ich Sie höre, erinnere ich mich daran, dass Batista sie freigelassen hat, und Sie sind zurückgekommen. Vielleicht bildet das einen Bestandteil Ihrer Gedanken.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ich werde Ihnen das Warum erläutern: erstens hat uns Batista gesetzwidrig gefangen gehalten. Unser Land lebte unter einem verfassungsmäßigen Regime, Batista hat mittels eines Putsches die Macht an sich gerissen, das Land ausgeplündert; alle seine Handlungen waren gesetzwidrig. Unser Kampf gegen das Batista-Regime war absolut gerecht und absolut legal.

Mehr noch: Dieser Kampf stand in Übereinstimmung mit den Geboten der Verfassung.

Ich konnte genauso ins Gefängnis gehen, wie Washington und Jefferson, als sie sich gegen die englische Herrschaft in den ehemaligen britischen Kolonien erhoben haben. Und niemand bestreitet die Legitimität, die Ehre und die Größe jener US-amerikanischen Patrioten, die sich gegen die Tyrannei aufgelehnt haben. Und das ist es, was wir gemacht haben.

Nun gut, Batista war nicht derjenige, der uns freigelassen hat. Das war das Volk mit seiner Bewegung; das waren die Volksmassen mit ihren Forderungen, was mit dem Interesse Batistas übereinstimmte, eine Wahlfarce zu veranstalten. Und er konnte das nicht tun, solange wir im Gefängnis saßen. Zugunsten seiner Pläne und seiner Interessen hat er die wenigen Überlebenden des Angriffs auf die Moncada-Kaserne freigelassen, nachdem er über 70 unserer Kameraden ermordet hatte. Dagegen waren die hier bestraften CIA-Agenten Männer mit Herkunft aus einer ausländischen Macht, die dafür gearbeitet haben, um die revolutionäre Regierung zu stürzen, wobei sie eine sehr schwerwiegende Handlung begangen haben, die von allen internationalen Gesetzen, von den Gesetzen aller Länder und von den Gesetzen unseres eigenen Landes bestraft wird.

Wir haben gerecht gehandelt; sie nicht. Wir haben dem eigenen Land gedient; sie, einer mächtigen ausländischen Macht, und wurden kraft Gesetzes bestraft.  Darin besteht der Unterschied.

Journalistin: Halten Sie sich selbst für einen George Washington oder einen Thomas Jefferson?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Ich würde es nicht wagen, mich für einen George Washington oder einen Jefferson zu halten. Ich achte die historischen Figuren zu sehr, um zu versuchen, mich mit ihnen zu vergleichen. Ich bin der Meinung, dass es nicht die Menschen selbst sind, die über ihre historische Dimension sprechen können, sondern nur die künftigen Generationen. Niemals in meinem Leben habe ich dafür gekämpft, um einen Ehrenplatz in der Geschichte zu erringen; ich habe für objektive Ziele, für die Gerechtigkeit gekämpft.  Und ich folge immer einem Grundsatz von Martí, der besagt, dass der ganze Ruhm der Welt in ein Maiskorn passt.

Journalistin:  Herr Präsident, könnten Sie kommerzielle Beziehungen mit den USA unterhalten, bevor das Embargo aufgehoben wird, bzw. bevor normale Beziehungen bestehen?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Bevor die Blockade aufgehoben wird - ihr nennt das Embargo; ich bezeichne das als Blockade -, ist es unmöglich, kommerzielle Beziehungen zu unterhalten, weil die US-Gesetze, die Vereinbarungen, die Regierungsverfügungen sie verbieten. Wenn das Embargo - wie ihr das nennt - vollkommen aufgehoben wird, dann können wir Handelsbeziehungen unterhalten, bevor die diplomatischen Beziehungen aufgenommen werden. Und ich meine, dass jener Schritt die angebrachten Voraussetzungen schaffen würde, um die spätere Wiederaufnahme der Beziehungen zu ermöglichen.

Allerdings, wenn das Embargo teilweise und nur in einer Richtung aufgehoben wird, und Waren erworben werden können, das heißt, bestimmte Waren; könnten wir keinen Handel treiben, weil wir diese Diskriminierung nicht akzeptieren könnten: dass wir Nahrungsmittel in den USA kaufen, und die USA uns keinen Zucker, keine anderen landwirtschaftlichen Produkte abkaufen. Das wäre unmöglich.

Wenn nun das Embargo teilweise in beiden Richtungen aufgehoben wird, kann in gewissem Maße Handel mit landwirtschaftlichen Produkten zwischen den USA und Kuba betrieben werden. Es wäre ein Fortschritt, der aber das Problem nicht löst. Ich muss darauf hinweisen, dass es das Problem nicht löst.

Journalistin: Aber, wenn das Embargo bzw. die Blockade in einer Richtung aufgehoben wird, sodass Sie in den USA Nahrungsmittel und Medikamente kaufen können, würdet ihr das ablehnen, weil es nicht in beiden Richtungen erfolgt?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Wenn die Aufhebung nur mit dem Zweck erfolgt, dass wir den USA landwirtschaftliche Produkte abkaufen können und wir den USA keine landwirtschaftlichen Produkte verkaufen könnten, würden wir überhaupt nichts in den USA kaufen, nicht einmal eine Aspirin-Tablette gegen Kopfschmerzen. Und Kopfschmerzen haben wir genug.

Journalistin: Demzufolge ist dieses Gesetz des Senats, was Sie betrifft, unnütz?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Es löst das Problem nicht.

Ich verstehe wirklich die großartigen Absichten von McGovern. Soweit mir bekannt ist, bestand die ursprüngliche Absicht darin, die Blockade teilweise in beiden Richtungen aufzuheben. Aber dann wurde die Vereinbarung des Senats geändert... Nicht geändert: sie wurde ihrerseits von einer Vereinbarung des Kongresses blockiert, die jede Art Handel mit Vietnam und mit Kuba untersagt. Ein weiteres Mal haben die USA, mächtig und arrogant, Gesten dieser Art gegenüber zwei kleinen und unterentwickelten Ländern demonstriert.

Es ist mir unbegreiflich, wie sich jene Institutionen, jene Kongressabgeordneten mit solcherart Haltung ehrenhaft und anständig fühlen können. Scheinbar sagen sie: Sie werden diesen Unglücklichen das Leben schenken.  Nein. Auf keinen Fall. Schenkt diesen Unglücklichen nicht das Leben! Verkauft ihnen nicht einmal eine Aspirintablette!

Und das, ohne zuerst ermittelt zu haben, ob wir Geld haben oder nicht, um Aspirin zu kaufen, denn wenn wir nicht exportieren können, woher werden wir Geld nehmen, um kaufen zu können?

Journalistin:  Wenn die US-Unternehmen hierher kommen: auf welche Art und Weise würden Sie mit Wohlwollen die US-Investitionen akzeptieren, das heißt, die Investitionen würden in Unternehmen erfolgen, könnten sie nicht Eigentümer ihrer eigenen Anlagen sein?  Wie würde das funktionieren?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Sie sprechen ein völlig neues Problem an, das uns noch nicht in den Kopf gekommen war.

Sehen Sie, wir können nicht dogmatisch sein. Das Wichtige für ein Land besteht darin, in welche Richtung es seine Anstrengungen richtet; das Wichtige in einem Land ist, wen die Regierung vertritt.  In unserem Land vertritt die Regierung die Interessen der Arbeiter, der Bauern, der werktätigen Bevölkerung.

Alles, was wir tun, ist zugunsten von ihnen. Aus diesem Grund, ohne irgendeiner künftigen Politik zuvorzukommen, meine ich, dass, wenn die bestimmte Stunde gekommen sein wird, in der ein Problem dieser Art, der ausländischen Investition in unserem Land, angegangen werden müsste, müssten wir mit praktischem Verstand, ohne Dogmatismus, prüfen, was für unser Land vorteilhaft ist oder nicht, und dementsprechend die Entscheidung treffen.

Ich bin sicher, dass jeglicher Vorschlag in dieser Hinsicht kühl und ohne irgendwelche Art von Dogmatismus geprüft werden würde, um zu sehen, was für unser Land vorteilhaft ist oder nicht.

Journalistin: Das bedeutet, dass ihr über Handel mit solchen Leuten wie den Geschäftsleuten von Minnesota diskutiert habt und nicht daran gedacht habt, ob sie Besitzer der Anlagen sein könnten, wie sie die Investitionen durchführen würden, wie die Handelsbedingungen lauten würden.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Barbara, möchten Sie, dass wir über die Brücke gehen, bevor wir den Fluss erreichen?

Journalistin: Nein; Sie sind auf der Brücke.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Sie hatten gesagt, dass wir keine Geste gezeigt haben, und hier haben Sie einen weiteren Beweis. In letzter Zeit haben wir viele US-amerikanische Persönlichkeiten und eine zahlreiche Gruppe von Geschäftsleuten aus den USA empfangen, aber sie sind nicht mit der Vorstellung gekommen, Vorschläge für Investitionen in Kuba zu unterbreiten; sie sind gekommen, um die ersten Kontakte aufzunehmen und zu prüfen, welche Handelsmöglichkeiten bestehen würden, nachdem die Blockade aufgehoben wird. Aber jener Ausdruck, US-amerikanische Investitionen hier, der wurde nicht erwähnt, und wir haben wirklich nicht daran gedacht.

Journalistin: Entschuldigen Sie, dass ich das ansprechen musste. Ich bedauere, das gesagt zu haben.

Wenn ihr und die USA wirtschaftliche, kommerzielle Beziehungen unterhalten, wie würde die Zukunft aussehen, da wir aus politischer und oftmals außenpolitischer Sicht verschiedene Auffassungen vertreten?  Würden diese normalen Beziehungen einige Ihrer Entscheidungen, Ihrer Stellungnahmen zur Außenpolitik beeinträchtigen?  Weil es schwer fällt, in einigen Fragen Freunde und in anderen, Feinde zu sein.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Schauen Sie:  Erstens, es wäre nichts Neues. Die USA treiben Handel mit der Sowjetunion, mit China, mit allen sozialistischen Ländern von Osteuropa, und dieser Handel entwickelt sich.  Der Handel mit Polen wächst; sowie der Handel mit Ungarn, mit Bulgarien, mit der DDR, und dieser Handel nimmt zu. Die Erfahrung wäre nicht neu.  Das an erster Stelle.

An zweiter Stelle könnte ich eine ähnliche Frage stellen. Würde der Handel der USA mit Kuba etwa bestimmte Stellungnahmen der internationalen Politik der USA ändern?  Weil wir uns diese Frage unter Bedingungen der Gleichheit stellen müssten, und wir uns somit die gleiche Frage stellen müssten.

Nun gut, ich meine, dass das Thema, dass Sie anschneiden, tatsächlich einen Inhalt hat.

Ich überlege mir Folgendes.  Die Feindseligkeitspolitik der USA gegenüber Kuba ist ihre schlechteste Politik. Ich bin absolut sicher, dass in Bezug auf Kuba eine Politik von normalen Beziehungen, eine Politik des Handelsaustauschs viel klüger wäre. Damit meine ich nicht - ich werde weder die US-Bürger noch irgendjemanden täuschen -, dass wir unsere Denkweise ändern werden, dass wir unsere Ideologie ändern werden, dass wir unsere politischen Grundsätze ändern werden. Wir werden nicht so handeln, wie jene Figur der Bibel, die ihr Erstgeburtsrecht für einen Teller Linsen verkauft hat. Wir werden unsere Ideen weder für irgendeine Geldsumme verkaufen noch für irgendein materielles Interesse.

Aber die historische Erfahrung, sogar unsere eigene Erfahrung, zeigt, dass, wenn wirtschaftliche Beziehungen zwischen zwei Ländern aufgenommen werden, jegliche verantwortungsbewusste Regierung, jegliche Regierung, die sich tatsächlich um ihr Volk sorgt, diese Interessen und diese wirtschaftlichen Beziehungen berücksichtigt. Und auf die eine oder andere Weise üben diese einen gewissen Einfluss auf die Haltungen der Regierungen aus.

Wir fühlen uns wirklich sehr frei, sehr frei. Es besteht keine wirtschaftliche Beziehung mit den USA; wir haben die Blockade auf dem Halse und eigentlich brauchen wir uns niemals zu fragen, ob irgendetwas von unserer internationalen Politik den USA behagt oder nicht.

Ich sage Ihnen das, weil ich ein realistischer Mensch bin und ich mag es, aufrichtig zu sein. Deswegen kann ich manchmal sogar sagen, wann der Gegner gut oder schlecht handelt. Aber vom Gesichtspunkt der USA aus gesehen, bin ich sicher, dass die geführte Kuba-Politik die fehlerhafteste ist, um nicht härtere Adjektive anzuwenden.

Journalistin: Glauben Sie, dass die USA eines Tages ein sozialistisches Land sein werden?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ich, ja. Eines Tages.

Die USA waren eine Zeit eine englische Kolonie. Wenn man einen Engländer gefragt hätte, ob die USA irgendwann unabhängig sein würden, hätte die englische Krone - vor Washington - nein gesagt, und behauptet, dass sie stets eine englische Kolonie sein würden.

Danach haben sich in den USA die Kolonien befreit, eine Nation wurde gegründet; aber es war ein die Sklaverei befürwortendes Land. Wenn zu jener Zeit jemand hätte gefragt werden können, z. B. die Besitzer von Sklaven, hätten sie gesagt:  nein, niemals wird die Sklaverei verschwinden. Aber ein bewusster Mann hätte in dieser Zeit gesagt: eines Tages wird die Sklaverei verschwinden. Die Sklaverei ist abgeschafft worden; es kamen die Lohnarbeiter; es kam der Kapitalismus, der sich außerordentlich entwickelte; die großen multinationalen Konzerne wurden entwickelt. Wenn man einen vernünftigen Mensch jetzt fragt, ob das ewig bestehen wird, muss er sagen: nein, das wird nicht ewig bestehen. Irgendwann wird das kapitalistische System in den USA verschwinden, weil kein in Klassen getrenntes soziales System ewig gewesen ist. 

Eines Tages werden die Klassengesellschaften verschwinden. In diesem Sinne meine ich das.

Aber Sie können beruhigt sein. Ich nehme kurzfristig keine Veränderung in Richtung zum Sozialismus in den USA wahr.

Journalistin: In der Generation meines Sohnes?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Realistisch gesehen... Sehen Sie, in der Regel haben diejenigen, die an soziale Veränderungen gedacht haben, sich vorgestellt, dass diese viel schneller, sehr bald geschehen würden. Die Geschichte zeigte, dass die sozialen Veränderungen nicht so schnell stattfinden.

Wenn ich sagen würde, dass sich die USA in der Generation Ihrer Kinder zum Sozialismus verändern würden, könnte man mich mit Recht des Optimismus beschuldigen. Ich glaube, dass dies nicht einmal in der Generation Ihrer Kinder geschieht.

Allerdings weiß ich nun nicht, was die Marxisten in den USA, die Sozialisten in den USA denken. Vielleicht sind sie anderer Meinung. Vielleicht erhoffen sie, dass dies sich ereignen kann.

Aber eins kann ich Ihnen doch sagen: niemand wird Ihnen diese Veränderung auferlegen, niemand wird Ihnen diese Veränderung auferlegen können.

Glauben Sie an die Demokratie?

Journalistin: Ja.

Ich frage mich, ob einige Personen denken könnten, dass Kuba schließlich eines Tages eine Demokratie haben könnte, zu jenem Zeitpunkt, wo wir gleichzeitig den Sozialismus haben würden.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Nein. Eine Demokratie im US-amerikanischen Stil nicht.  Wir werden keine kapitalistische, bürgerliche Demokratie haben. Das ist sicher.

Aber wenn eines Tages die Mehrheit der Bevölkerung der USA den Sozialismus möchte, stelle ich mir eine Frage: Wird die CIA damit einverstanden sein?  Wird das Pentagon damit einverstanden sein?  Werden die multinationalen Konzerne damit einverstanden sein?  Würde die Machtelite damit einverstanden sein?

Journalistin: Es würde keine Rolle spielen, dass alle jene damit nicht übereinstimmen würden, wenn sich das Volk so entschieden hätte und es dafür seine Stimme gibt, da wir freie Wahlen haben.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ja, ich gebe es zu.

Alle vier Jahre, die zwei in den USA bestehenden Parteien...

Journalistin: Nicht alle vier Jahre. Wir haben lokale Wahlen, alle zwei Jahre haben wir Wahlen zum Senat. Die Wahlen finden nicht nur alle vier Jahre statt, um den Präsidenten zu wählen. Und wir sind nicht ein Land, das von der CIA geleitet wird.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Nein, ich widerspreche Ihnen ja nicht.  Ich habe das Machtzentrum gemeint, die Präsidentschaft.

Alle vier Jahre stellen die zwei traditionellen Parteien ihre Kandidaten auf und wählen ihren Präsidenten. Und sie haben so einige gewählt... Sagen wir so, ich bin der Meinung, dass, als Roosevelt gewählt wurde, ihr eine gute Wahl getroffen habt; als Nixon gewählt wurde, habt ihr einen großen Irrtum begangen.

Journalistin: Was halten Sie von Richard Nixon?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ich glaube, dass wir andere Male darüber gesprochen haben. Ich sagte, dass es einen selbst nicht sehr ehrt, wenn man jetzt über Nixon spricht, wo er seit langer Zeit schon kein US-Präsident mehr ist. Aber ich habe immer den Eindruck gehabt, dass Nixon ein verlogener Mensch und ein mittelmäßiger Politiker war, ein Schwindler und Betrüger. Ich glaube, dass die Tatsachen mit diesem Eindruck übereingestimmt haben. Ich glaube aber, dass das Beste, was Nixon tun kann, darin besteht zu versuchen, dass er vergessen wird.

Journalistin: Sie sind der Meinung, dass er jene Interviews nicht hätte geben sollen, nicht wahr?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Welchen Sinn hat all das? Welche Ergebnisse sind daraus erzielt worden? Haben sich etwa die Leute davon überzeugt, dass Nixon ein ehrbarer Mann ist?  Ich habe den Eindruck, dass sein Versuch, sich zu rechtfertigen, eher Empörung hervorgebracht hat.

Journalistin: Betrachten Sie die USA als einen Feind?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Nein, die USA sind diejenigen, die sich als unseren Feind ansehen.

Journalistin: Gestern sind Sie und ich in eine Farm gegangen, und die Kinder wussten nicht, dass ich aus den USA komme. Sie haben gerufen: „Fidel, Fidel, gib es den Yankees”, und Sie erklärten uns, dass die Kinder nicht unhöflich sein wollten, sondern nicht wussten, dass ich aus den USA komme.  Aber sie dachten, es würde Ihnen gefallen. Das heißt, es den Yankees zu geben, und Sie erziehen Ihre Kinder über den Yankee-Imperialismus und die Yankees zu hassen.  Wir bringen unseren Kindern nicht bei, die Kubaner zu hassen.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Gut, wenn wir unseren Kindern beibringen, dass die USA ein imperialistisches Land sind, würden wir ihnen meiner Ansicht nach eine Wahrheit beibringen.

Zu dem, was Sie gerade sagen, diese Anekdote ist wahr, das ist geschehen.  Nun, das ist eine Losung aus den Tagen der Schweinebucht, aus den Tagen der Oktober-Krise, aus den Tagen der Angriffspläne, aus den Tagen der CIA, der Ermordungspläne. Das ist eine alte Losung.

Journalistin: Aber sie dauert fort.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Eine alte Losung, die alle diese Jahre fortgedauert hat.  Allerdings wissen die Kinder und auch die Arbeiter wissen es, die Bauern und das ganze Volk Kubas weiß, dass sich die USA wie ein Feind Kubas verhalten, und dass die USA eine strenge wirtschaftliche Blockade gegen Kuba aufrecht halten.  Das wissen sie. Es sind Losungen. Sehr oft, auf vielen öffentlichen Veranstaltungen gibt es Losungen, die an Kraft gewinnen, dann werden sie wiederholt, nicht von den Kindern... Die Kinder sind das nicht.

Journalistin:  Ich fühlte mich nicht beleidigt.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ich weiß das, ich weiß das.  Es sind nicht die Lehrer, die sie den Kindern beibringen.  Das ist eine Losung des Volkes im Allgemeinen auf den großen Kundgebungen.  So werden schließlich die Losungen wiederholt. Oft nimmt man an einem Meeting teil, und dort tauchen sie erneut auf und werden wiederholt.

Denken Sie an Folgendes:  Als die Kubaner auf eine dramatische Art und Weise ums Leben kamen, das ist schon einige Monate her, und man die Vorgeschichte aller dieser Taten enthüllen muss, ist es logisch, dass im Herzen des Volkes ein Gefühl von Zurückweisung und Verurteilung gegen all das entsteht.  Die Worte werden zu einem Symbol. Ich sagte Ihnen Folgendes: Wenn sie gewusst hätten, dass Sie US-Amerikanerin sind, hätten sie das nicht gesagt. Warum?  Weil diese Kinder gut erzogen sind, und unsere Bevölkerung eine gebildete Bevölkerung ist, sie ist nicht mehr eine Bevölkerung von Analphabeten, sie hat sich allmählich eine allgemeine und politische Bildung angeeignet.  Eines der Merkmale unseres Volkes ist die Gastfreundlichkeit, der Respekt gegenüber dem Besucher.  Wenn sie das gewusst hätten, hätten sie das aus Höflichkeit nicht gesagt.  Das war es, was ich sagen wollte. Und Sie haben das lustig gefunden, und für mich war das alles auch lustig.

Journalistin: Ich möchte ein wenig das Thema Politik verlassen.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Wenn Sie möchten, können Sie jene Schule besuchen und mit jenen Kindern sprechen; sie fragen, was sie denken; sich mit ihnen unterhalten; sie fragen, ob sie Ihnen etwas sagen möchten. Sie können das selbst bestätigen.

Journalistin: Wenn ich nur Zeit hätte.

Wenn Sie mir erlauben, hätte ich Ihnen gern einige persönliche Fragen gestellt, bevor ich zur Politik zurückkomme, weil Sie für uns ein sehr geheimnisumwitterter, rätselhafter Mann sind.

Erstens, warum das Geheimnis?  Sie entstehen aus dem Nichts, es scheint, dass Sie verschwinden. Soweit uns bekannt ist, leben Sie nicht nur in einer einzigen Wohnung.  Das heißt, Sie sind ein Mann von Geheimnissen und Rätseln.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Dann könnten wir also sagen, dass wir vor der Theorie des Geheimnisses stehen, nicht wahr?  Und ich frage mich, ich bin der Erste, der sich fragt, worin das Geheimnis liegt, und wer das Geheimnis erfunden hat.  Denn natürlich gibt es einige Sachen, die wir seit Beginn der Revolution machen mussten.  Sagen wir zum Beispiel, wenn eine Reise stattfindet, wozu sollten wir die CIA und deren Terroristen benachrichtigen, dass wir eine Reise unternehmen werden?  Wozu sollten wir ihnen zu jener Zeit - vor über 10 Jahren - Bescheid geben, als die CIA alle Mittel und Ressourcen einsetzte, um mich zu ermorden?  Welche Verpflichtung hatten wir, die Arbeit der CIA zu erleichtern? Logischerweise hat uns das dazu gezwungen, Vorkehrungen zu treffen.

Nun, davon abgesehen, Sie meinen, dass ich erscheine und verschwinde. Das ist die Vorstellung, die Sie von einem pünktlichen Mann haben?  Wir treffen uns um eine bestimmte Uhrzeit, an jenem Ort, in jenem Büro.  In Wirklichkeit, ist nicht eben das gerade das Wichtigste?  Warum muss aus dem Ganzen ein Geheimnis gemacht werden?  Im Übrigen liegt mir nichts ferner als das Geheimnis, absolut nichts. Im Gegenteil dazu mag ich, dass die Sachen möglichst ohne Protokoll, ohne Förmlichkeiten, auf die möglichst einfachste und normalste Art und Weise ablaufen. So bin ich und so lebe ich.

Journalistin: Vor kurzem erschien Ihre Schwester im US-Fernsehen. Sie haben eine Schwester, Juanita, die in den USA lebt. 

Sie kritisiert Sie viel. Sie hat sogar an Präsident Carter über sie geschrieben, und sagt, dass Sie ein Ungeheuer sind, das vernichtet werden muss.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Stellen Sie sich das vor! 

Journalistin: Ich habe zwei Fragen...

Comandante en Jefe Fidel Castro: Schauen Sie, scheint es Ihnen nicht ungeheuerlich, dass eine Schwester so etwas von einem Bruder sagt?

Journalistin: Ja, und ich frage mich warum.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Nun, ich werde Ihnen eins sagen. Wir sind Geschwister, das heißt, Kinder desselben Vaters und derselben Mutter. Wir haben das gleiche Blut, aber verschiedene Ideen. Ich bin Sozialist, ich bin Kommunist, obwohl sie in ihrer Leidenschaft sogar so weit geht, zu behaupten, dass ich kein Kommunist bin. Sie hat andere politische Ideen; sie ist dem Sozialismus feindlich gesinnt, sie ist dem Kommunismus feindlich gesinnt, sie ist aktiv und leidenschaftlich in ihrem Aktivismus, in ihrem Kampf gegen den Kommunismus. Und das erklärt ihre sehr kritische Haltung mir gegenüber.

Ich weiß, dass sie an Carter, gegen die Beziehungen mit Kuba, geschrieben hat - und später wurde dieser Brief veröffentlicht. In Wirklichkeit begeht man einen Fehler, wenn man Castro als das Symbol aller schlechten Sachen dieser Welt zu identifizieren versucht. Aber gut, das ist kein grundsätzliches Problem. Ich bin ein Bürger dieses Landes, wo wir 9,5 Millionen Einwohner sind. Und ich würde Folgendes sagen, sehr in Übereinstimmung mit meinen Überzeugungen: Ich habe neuneinhalb Millionen Brüder und Schwestern:  Brüder und Schwestern der Ideen, Brüder und Schwestern des Vaterlandes, Brüder und Schwestern der Revolution. Das sind tatsächlich meine Brüder und Schwestern. Wir haben Millionen von Kindern. Diese sind tatsächlich unsere Kinder, für sie kämpfen wir, für sie arbeiten wir.

Während dieses Kampfes habe ich viele Brüder und Schwestern gehabt. Diejenigen, die mit mir zum Sturm auf die Moncada gegangen und gefallen sind, sind meine Brüder; diejenigen, die mit mir im Gefängnis saßen, sind meine Brüder; diejenigen, die mit mir in der Jacht Granma gekommen sind, sind meine Brüder; diejenigen, die im Gebirge Sierra Maestra gekämpft haben, sind meine Brüder und Schwestern; diejenigen, die in der Schweinebucht (Girón) gekämpft haben und dort ums Leben kamen, sind meine Brüder und Schwestern; diejenigen, die im Escambray gekämpft haben, die in Angola gekämpft haben, sind meine Brüder und Schwestern; diejenigen, die in irgendeiner Ecke der Welt bei der Verteidigung gerechter Sachen gefallen sind, diese sind meine Brüder und Schwestern.

Raúl ist mein Bruder in zweifacher Hinsicht: Bruder bei diesem ganzen Kampf und Bruder von Ideen. Aber Raúl hat nicht einen Posten in dieser Revolution inne, weil er mein leiblicher Bruder ist, sondern weil er mein Bruder von Ideen ist, und weil er sich diesen Platz durch seine Aufopferung, seine Tapferkeit und seine Fähigkeit verdient hat.

Ich habe eine andere Weltanschauung. Meine Familie ist sehr groß. Meine Familie ist nicht nur Kuba: Meine Familie sind die Angolaner, meine Familie sind die Befreiungsbewegungen von Afrika, meine Familie besteht aus allen fortschrittlichen und revolutionären Bewegungen der Welt. Ich habe das Privileg, eine immense, unendliche Familie zu haben: Die Familie aller Revolutionäre der Welt.

Wie Sie verstehen werden, erregt es vielleicht bei Manchen die Aufmerksamkeit, dass jemand uns wegen andersartiger Ideen angreift, trotz leiblicher Verwandtschaft. Ich habe aber eine ganz andere Ansicht diesbezüglich. Ich bedauere es, schäme mich für sie, dass sie solche Sachen tut, aber in Wirklichkeit kann ich dem keine Bedeutung beimessen.

Was mich sehr schmerzen würde, ist, dass man sagt, dass ich in Kuba eine Schwester habe, die gestohlen hat, die Privilegien hat, die Millionärin geworden ist; aber dass sie mich angreift, weil wir solche Sachen nicht erlaubt haben, und weil wir Revolutionäre sind, das entehrt mich nicht, das verletzt mich nicht einmal.

Journalistin:  Eine der Sachen, die Ihre Schwester sagte, und eine der Sachen, die einige Amerikaner glauben, ist, dass Sie erst, nachdem Sie die Kontrolle der Regierung hatten, Kommunist geworden sind. Als sie im Gebirge waren, wusste das Volk nicht, dass Sie Kommunist waren, auch nicht am Anfang. Sodass Sie also das Volk betrogen haben. Und ich würde Sie fragen: Wann sind Sie zum Kommunisten geworden?  Sicherlich haben Sie darüber gehört.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ja natürlich! Ich habe das tausend Mal gehört und finde es sehr lustig. Das bedeutet, Überzeugen mit Betrug verwechseln. Wenn sie sagen würden, dass ich viel dazu beigetragen habe, die Bevölkerung für den Sozialismus und für den Kommunismus zu überzeugen, würde man tatsächlich eine Wahrheit sagen. Dass ich das Volk betrogen habe? Wie kann man jemanden betrügen und ihn durch Betrug zum Kommunisten machen? Nur durch die Überzeugung kann man ein Volk in ein sozialistisches und kommunistisches verwandeln.

Wenn ich mich gestern zum Kommunismus bekehrt hätte - gestern -, dann hätte das keine Bedeutung; wenn ich mich nach dem Sieg der Revolution zum Kommunismus bekehrt hätte, dann hätte das keine Bedeutung, vorausgesetzt, dass ich ein aufrichtiger Kommunist bin. Nun gut, was für eine merkwürdige Sache! Wessen werde ich beschuldigt?  Kommunist zu sein, oder es nicht zu sein? Was bin ich denn dann schließlich?

Ich kann Ihnen sagen, zu Ihrer Information, und ich habe kein besonderes Interesse daran, das zu klären, darüber habe ich schon andere Male gesprochen: Ich bin eigenständig Kommunist geworden, und ich wurde Kommunist, bevor ich ein Buch von Marx, von Engels, von Lenin oder von irgendjemand anderem gelesen hatte. Ich wurde Kommunist, als ich Politökonomie des Kapitalismus studierte. Und als ich ein wenig diese Probleme verstanden habe, schien sie mir wirklich so absurd, so irrational, so unmenschlich, dass ich einfach auf eigene Rechnung angefangen habe, andersartige Produktions- und Verteilungsformel zu erarbeiten. Und das war, als ich Student des dritten Studienjahres Rechtswissenschaft an der Universität von Havanna war.

Ich werde Ihnen noch etwas sagen, weil ich weder mein Leben, noch meine Herkunft verstecke, und habe überhaupt keinen Grund, mir etwas auszudenken, verstehen Sie? Und wenn ich ein verlogener Mann wäre, wenn meine Ideen nicht tiefgründig und aufrichtig wären, dann hätte ich niemanden in diesem Land überzeugen können. Weil ich doch sagen kann, dass zum Zeitpunkt des Revolutionssieges die Mehrheit des Volkes nicht sozialistisch war und die Mehrheit des Volkes nicht kommunistisch war; aber als die Revolution siegte, waren meine Überzeugungen sozialistisch, waren sie kommunistisch.

Ich bin im Schoß einer Großgrundbesitzer-Familie geboren; ich habe religiöse Grund- und Mittelschulen besucht; ich bin an die Universität von Havanna als politischer Analphabet gekommen, und niemand hat mir eine Idee eingetrichtert; diese entstanden bei mir aufgrund meiner eigenen Analysen und Überlegungen. Ich bedauere sehr, dass ich nicht seit meiner Kindheit jemanden gehabt habe, der mich politisch orientiert hätte, der mich politisch erzogen hätte, all das musste ich selbst entdecken. Und so bin ich zu diesen Überzeugungen kommen, auf diese Weise habe ich mich in das verwandelt, was man als einen utopischen Kommunisten bezeichnen kann. Danach bin ich auf die marxistische Literatur gestoßen, auf das Kommunistische Manifest von Marx und Engels, die Werke von Marx, von Engels und von Lenin.

Vielleicht gibt es in Kuba oder sogar außerhalb von Kuba einige, die die Geduld hatten, manchmal stundenlang alle meine Kritiken der kapitalistischen Gesellschaft zu hören, als ich noch nicht ein einziges marxistisches Dokument gelesen hatte.

Selbstverständlich, als ich auf die marxistische Literatur gestoßen bin, hat sie auf uns sofort einen enormen Einfluss gehabt.

Was man allerdings sagen kann, ist, dass unser Programm vor dem Sieg der Revolution kein sozialistisches Programm war; aber schon das Programm der Moncada, vom Jahr 1953, lange vor dem Sieg der Revolution, wer es ausführlich liest, wer es gründlich analysiert, wird an erster Stelle sehen, dass dieses ein Programm zur nationalen Befreiung war, ein sehr fortgeschrittenes Programm, das dem Sozialismus sehr nahe stand. Ich würde sagen, dass es das Maximale war, was die Mehrheit unserer Bevölkerung zu jener Zeit und unter jenen Umständen verstehen konnte.

Unser Programm war noch nicht ein sozialistisches Programm, aber ich hatte schon meine tiefgründig sozialistischen und kommunistischen Überzeugungen.

Als die Revolution siegte, war unser Volk noch nicht sozialistisch oder kommunistisch. Es war noch zu sehr betrogen, echt betrogen und getäuscht; zu sehr von der antikommunistischen Propaganda, im Stil von McCarthy vergiftet; zu sehr von den bürgerlichen Zeitungen und Meinungen, der Literatur und Filmkunst der Bourgeoisie vergiftet, die ausschließlich aus den USA kamen.

Es war die Zeit des McCarthyismus. So kann man sagen, dass das Volk noch nicht sozialistisch war, noch nicht kommunistisch war. Was hat es in ein sozialistisches verwandelt und was hat es in ein kommunistisches verwandelt? Die revolutionären Gesetze, das Werk der Revolution, die Überzeugung und die Erziehung.

Das ist die historische Realität.

Die Historiker werden sich eines Tages, Gerede und Klatsch beiseite lassend, dem widmen, die Sachen genau so zu schreiben, wie sie geschehen sind. Jetzt ist das Volk sozialistisch und kommunistisch, es gibt eine volle Übereinstimmung zwischen Volk, Partei und den Führungskräften. Das ist die Realität. Und Sie werden das nicht ändern, ich weise Sie darauf hin, dass Sie das nicht ändern werden. Das wird niemand ändern, auch wenn Millionen von US-amerikanischen Touristen hierher kommen werden.

Journalistin:  Herr Präsident, Sie haben gesagt, dass ein Mensch nicht zu lange in einem Amt bleiben darf, weil er sich sonst in eine arrogante Person verwandeln kann. Könnte das in Ihrem Fall vorkommen?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  So muss ich nun über mich selbst sprechen, nicht wahr? In dieser Hinsicht fühle ich mich absolut ruhig und absolut davon überzeugt, dass es nicht geschehen könnte, weil mein Leben immer ein Kampf gegen mich selbst gewesen ist, oder besser gesagt, eine Anstrengung zur ununterbrochenen Selbstüberwindung und Verbesserung.  Von der Kindheit an habe ich die verschiedenen Altersetappen erlebt: Die Kindheit, die Adoleszenz, die Jugend, all das. In den verschiedenen Etappen kann sich der Mensch von irgendeiner dieser Sachen, von der Arroganz, der Eitelkeit, von allen diesen Sachen befallen fühlen. Und ich bin gegen all das immer sehr wachsam gewesen, zumindest bewusst, wenn ich mich von einem dieser Gefühle lenken ließ.

Meine Meinung ist, dass, je reifer man wird, je mehr man kämpft, je mehr man von einer Idee, einem Zweck erfüllt ist, diese Faktoren, mit denen man zur Welt kommt - man wird mit diesen Dingen geboren - werden auf dem Wege zurückgelassen, zumindest in meinem Fall. Es wurde immer davon gesprochen, dass die Macht korrumpiert; man hat immer davon gesprochen, dass die Macht die Menschen arrogant und stolz macht. Und es wurde nicht nur gesagt, sondern es ist historisch gesehen in vielen Fällen so geschehen.

Aber es darf nicht vergessen werden, dass wir eine Doktrin haben; das heißt, wir sind keine Anführer, deren Einfluss und Macht sich auf ihre Persönlichkeit oder die persönlichen Sympathien gründen, sondern unsere Macht und unsere Kraft basieren auf den Ideen, auf einer Doktrin, auf Überzeugungen. Verstehen Sie? Und wir sind in diesem Grundsatz erzogen. Das bedeutet, dass wir mit unseren Ideen sozusagen eine Art Religion haben.

Und wie ich Ihnen schon sagte; ich habe eine Philosophie, die ich vorher erwähnt habe, und zwar in einem Ausdruck von Martí; aber ich glaube, dass in meinem Fall diese Gefahr nicht besteht. Nicht nur aus einem subjektiven Grund, sondern auch aus einem objektiven Grund.

Man kann sagen, dass meine persönliche Macht sehr groß war, als die Revolution siegte, weil ich der Chef einer siegreichen Armee war. Und ein Krieg wird nicht durch - sagen wir - kollektive Methoden, demokratische Methoden allgemein, geleitet; er stützt sich auf die Verantwortung des obersten Befehlshabers, der die abschließenden Entscheidungen trifft. Aus Überzeugung begannen wir unmittelbar nach dem Sieg, die Voraussetzungen zu schaffen, um andere Organisationen mit uns zu vereinigen und eine kollektive Führung zu etablieren, eine Partei zu gründen. Wir haben alle diese Sachen gemacht. Sogar vor der Moncada gab es in unserer Bewegung eine kleine Leitung, die kollektiv war. Danach kamen der Prozess, der Krieg, und dann schließlich, nach dem Sieg der Revolution, dieser ganze Institutionalisierungsprozess der Revolution. Fast von Anfang an haben wir aus den am besten befähigten Kadern unserer Bewegung und anderer Bewegungen eine Leitungsgruppe gegründet. Dann haben wir immer ununterbrochen gegen den Personenkult, gegen den Dünkel der Menschen gepredigt. Wir haben Statuen, Straßennamen und alle Art Bekundung des Personenkults verboten.

Sodass es in meinem Fall so ist, dass anstatt eines Prozesses, in dem das Individuum immer mächtiger wurde, das Individuum diese Macht immer mehr mit anderen geteilt hat. Schließlich kann gesagt werden: aufgrund der Institutionen, die wir gegründet haben, aufgrund der Überzeugungen, aufgrund der Mentalität, besteht diese Gefahr absolut nicht.

Journalistin: Aber die Kinder küssen Sie und die Leute rufen: „Fidel, Fidel.“ Sie sind eine Legende.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Richtig. Aber, was verstehe ich darunter, wenn die Leute „Fidel“ rufen, oder wenn sie mich küssen, bzw. mir applaudieren? Ich kann nicht denken, dass es mein Verdienst ist. In diesem Fall sehen sie mich als ein Symbol.

Die Kinder haben Schulen, aber ich habe diese Schulen nicht gebaut; es sind Dutzende bzw. Hunderte von Arbeitern gewesen, die diese Schulen gebaut haben. Sie haben ein Freizeitcamp, dieses Camp habe ich nicht gebaut; dieses Camp wurde von Hunderten von Arbeitern gebaut. Die Wirtschaft des Landes, woher die Kleidung, die Schuhe und die Nahrung dieser Kinder kommen, dort wird nicht von mir produziert; sondern sie werden von den Werktätigen hergestellt, sie werden von Millionen von Personen hergestellt. Millionen von Personen haben dieses Verdienst. Aber was passiert? die Leute können sich nicht bei Millionen von Personen bedanken, und so tun sie das bei einem: aber niemals ist mir die Idee in den Kopf gekommen, dass ich dieses Verdienstes würdig bin. Ich habe ein Verdienst; ich werde nicht verneinen, dass ich weiß, dass ich wegen der von mir gespielten Rolle ein Verdienst habe, wegen meiner Teilnahme an der Führung, wegen dem Einfluss, den ich auf die Ereignisse gehabt habe. Aber das ist kein Grund dafür, mich dieser Anerkennung würdig zu fühlen, die das Ergebnis der Arbeit von Millionen von Personen ist.

Journalistin: Glauben Sie, dass Sie bis zu Ihrem Tod Präsident sein wird?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ich möchte das nicht.

Journalistin: Aber glauben sie, dass sie dies eine lange Zeit sein werden? Haben Sie an den Nachfolger gedacht?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Ich glaube, dass ich kein Recht hätte, das Amt niederzulegen, weil, welche Alternative würde ich haben? Ich hätte kein Recht, das Amt niederzulegen. Wenn ich, zum Beispiel, um mich zu erholen, um mich dem Schreiben zu widmen, um ein weniger angespanntes Leben zu führen, persönlich bevorzugen würde, die Verantwortungen, die ich innehabe, nicht mehr zu tragen, würde ich es für einen Egoismus meinerseits halten. Also, ich könnte das nicht tun. Aber wenn ich mich nun unfähig, untauglich fühlen würde, dann wäre ich gezwungen, das zu machen. Und das Wahrscheinlichste ist, wenn ich das nicht verstehen würde, dass meine Genossen mich durch jemand anderen ersetzen würden.

Aber solange ich fähig bin und in einem Amt von Nutzen sein kann - in diesem, oder jeglichem anderen - und die Revolution das von mir verlangt, bin ich verpflichtet, diese Arbeit durchzuführen. Bis wann wird das sein? Ich weiß nicht, wann ich sterben werde, ich weiß nicht, ob ich morgen, heute Abend, ob ich durch Unfall oder eines natürlichen Todes sterben werde. Ich kann das nicht wissen. Vielleicht, wenn ich bis zu diesem Zeitpunkt fähig bin, werde ich im Amt sein, bis ich sterbe. Sollte ich betagt werden und sehr lange leben, wird das Wahrscheinlichste sein, das ich nicht bis zum Tod Präsident sein werde.

Ich bin jedoch entschieden gegen den Personenkult, gegen die Einpersonenregierung und dagegen, dass Personen in Götter verwandelt werden. Es gibt viele Beispiele dafür, dass es geschehen ist, sogar bei revolutionären Prozessen. Unsere Revolution ist sehr gut organisiert, vorbereitet und gegen diese Risiken abgesichert.

Journalistin: In unserem Land denken wir, dass Kuba Fidel ist, und dass Fidel Kuba ist.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ich werde Ihnen das Warum erklären. Weil ihr sehr viel die Theorie der Rolle der Persönlichkeiten in der Geschichte anwendet, und ich glaube, dass ihr die Rolle jener Persönlichkeiten übertreibet. Ihr neigt dazu, im Werk der Völker das Werk eines Mannes zu sehen. Mit Recht respektiert, bewundert und verehrt Ihr Washington; aber Washington hat die Unabhängigkeit nicht allein erlangt. Das US-amerikanische Volk hat die Unabhängigkeit erkämpft.

Könnten wir etwa sagen, dass die Unabhängigkeit der USA allein das Werk von Washington war? Oder war sie das Werk von Abertausenden von Personen, die gekämpft haben?

Journalistin: Aber nach Washington haben wir Wahlen gehabt. In diesem Sinne wurden Sie nicht gewählt. Es gibt sogar Personen, die Sie als Diktator betrachten.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Gut, was ist ein Diktator? Weil ich mich selbst nicht als einen Diktator ansehe.

Journalistin:  Ein Mann, der fast eine komplette Kontrolle hat, ein Mann, der ein Land leitet, ein Mann, der keine Abtrünnigkeit zulässt, ein Mann, der beinahe die ganze Macht besitzt. Ist das Fidel Castro?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Ja, in einem einzigen Punkt: ein Mann, der leitet. Aber er ist nicht ein Mann, der die ganze Macht besitzt, er ist nicht ein Mann, der auf eigene Rechnung Entscheidungen trifft. Keine der weiteren Sachen, sondern ich bin ein leitender Funktionär. Aber ich bin sehr weit davon entfernt, weder eine Einmann-Macht, noch eine absolute Macht zu besitzen.

Journalistin:  Sie lassen keine Abtrünnigkeit zu.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Ich bin das nicht, so ist das nicht. Das stimmt auch nicht. Warum wird gesagt, dass ich das bin? Wir haben einen revolutionären Prozess, eine Revolution, eine Partei, ein Partei-Programm und eine Parteileitung. Man kann innerhalb der Revolution eine andere Meinung vertreten. In unserer Partei kann man eine andere Meinung haben, man kann diskutieren, und in unseren Vollversammlungen kann man andere Meinungen haben. Allerdings, es gibt einen Grundsatz: Dass der Wille der Mehrheit von der Minderheit geachtet werden muss. Das ist ein politischer Grundsatz, der demokratischer Zentralismus heißt. Die US-Amerikaner sind mit dieser Terminologie nicht sehr vertraut, und ich möchte hier weder mit Rhetorik beginnen noch marxistische Termini verwenden, die die US-Amerikaner nicht verstehen werden.

Journalistin:  Lassen Sie es mich genauer darlegen. Ihre Zeitungen, Ihr Rundfunk, Ihr Fernsehen, Ihre Filme stehen unter der Kontrolle des Staats. Ihre Bevölkerung kann in ihren Vollversammlungen, auf den Kongressen eine andere Meinung haben, Aber es wird weder Abtrünnigkeit noch Opposition in den öffentlichen Medien erlaubt. Warum, wenn ihr so sicher seid, dass alle zufrieden sind und ihnen gefällt, wie die Sachen stehen? Und außerdem, wenn Sie das ändern wollten, glaube ich, dass Sie das tun könnten.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Dass wir die Abtrünnigkeit nicht erlauben? Und halten Sie diese 18 Jahre der in den USA organisierten Konterrevolution für wenig? Wer behauptet, dass die Revolution keine Opposition hat? Sie hat ja die Opposition der USA, von deren Presse, deren Rundfunk, deren Fernsehen und von Tausenden von Konterrevolutionären gehabt.

Journalistin: Aber ich meine Ihr Land.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Das sind diejenigen, die an dieser Seite stehen, das sind die Revolutionäre. Und die Opposition haben wir auf der anderen Seite, auf der anderen Seite der Florida-Straße. Und es hat eine große Opposition gegeben. Das kann nicht verleugnet werden.

Journalistin:  Sie sagen mir, dass die Bevölkerung Sozialismus möchte, dass die Bevölkerung möchte, dass das Land so ist. Gut, einwandfrei, ich glaube das. Warum denn dann schließlich nicht gestatten, dass es Abtrünnigkeit in den Zeitungen, oder eine Zeitung der Opposition bzw. Abtrünnigkeit im Rundfunk oder im Fernsehen gibt?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Gut, das müssen Sie die Bevölkerung fragen. Es kommt darauf an, weil zum Beispiel in den USA: wem gehören die Zeitungen, wer sind ihre Besitzer?


Journalistin: Die Zeitungen gehören vielen, sehr vielen verschiedenen Personen.  Sehr oft folgen die Herausgeber nicht dem Standpunkt ihrer Besitzer. Es gibt jeder Art Zeitungen, Zeitschriften, geheime Zeitungen, öffentliche Zeitungen.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Aber alle haben einen Besitzer, ausnahmslos haben sie Besitzer. Das Fernsehen hat seine Besitzer: entweder eine Einzelperson oder ein großes Unternehmen. Der Rundfunk hat sie, die Zeitschriften haben sie, die Zeitungen haben sie. Jetzt werde ich Ihnen eine Frage stellen. Wenn die Leitung Ihres Fernsehsenders das möchte, kann sie dann auf Ihre Leistungen verzichten und eine andere Person anstellen? Wer hat das Heft in der Hand im Fernsehsender, wo Sie arbeiten, und wer ist das jeweils in jeder Zeitung der USA? Die Besitzer.

Journalistin: Nicht die Besitzer. In der Regel sind es die Herausgeber, individuelle Herausgeber. Es gibt Zeitungen, die einer Person gehören, und die Zeitung als solche hat eine andere Meinung als die vom Besitzer.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Ja, aber in der Zeitung regiert der Besitzer, oder der Herausgeber, den er für dieses Amt bestellt. Wer bestellt den Herausgeber? Der Besitzer.

Journalistin: Nicht unbedingt.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Das Unternehmen.

Journalistin: Nicht immer. Manchmal ist es ein Vorstand, manchmal eine Gruppe und ein Journalist kann sogar von dem Vorstand entlassen werden. Aber könnten wir bitte zum Thema Kuba zurückkommen?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ein Besitzer.

Journalistin: Bevor wir die US-Zeitungen ändern, könnten wir zum Thema zurückkommen...?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ich habe keinen Plan, die US-amerikanischen Zeitungen zu ändern. Absolut nicht. In Kuba ist das Volk der Besitzer. Gut. Fragen Sie nun das Volk, ob es damit einverstanden ist, dass die Zeitungen genutzt werden könnten, um Konterrevolution zu machen.

Journalistin: Ich kann nicht glauben, dass es nicht irgendwo einen jungen Studenten, einige Studenten gibt, die nicht wünschen würden, eine Oppositionszeitung zu haben, um sagen zu können, dass ihnen diese oder jene Änderung gefallen würde. Und das ist gegen Ihre Gesetze.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Schauen Sie, Barbara, wir haben nicht die gleichen Anschauungen wie ihr; selbstverständlich haben wir nicht dasselbe Konzept von Pressefreiheit, das ihr habt. Ich sage Ihnen dass ganz offen, ich habe absolut nichts zu verheimlichen. Wenn man uns fragt, ob hier eine Zeitung gegen den Sozialismus erscheinen kann, sage ich mit aller Aufrichtigkeit, dass sie nicht erscheinen kann. Das werden weder die Partei, noch die Regierung oder das Volk gestatten. In diesem Sinne haben wir nicht die Pressefreiheit, die ihr in den USA habt. Und wir sind sehr zufrieden. Es gibt weder solch Geschrei und Skandal, wie es das in den USA gibt, noch die kommerzielle Werbung, die es in den USA gibt. Nichts davon. Unsere Massenmedien stehen zur Verfügung der Revolution. Nun, solange die Revolution entwickelt wird und solange die Feindlichkeit gegenüber Kuba besteht - so vollkommen eindeutig -, und solange eine von den USA unterstützte Konterrevolution und dieser Kampf bestehen, werden wir keine Zeitung gegen die Revolution zulassen. Ganz einfach.

Und außerdem, wer bezahlt sie?  Können Sie mir das sagen?  Die CIA oder die...?

Journalistin:  Manchmal empfinde ich, dass Sie glauben, dass alles von der CIA ausgeht.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Gut, schließlich hat die CIA 5 Milliarden Dollar für die Ausübung von Subversionen, Ermordungen, Konterrevolutionen, Spionage. Das ist viel Geld. Die CIA hat mehr Geld als der ganze Wert unserer Exporte; sie gibt für diese Dinge jedes Jahr mehr Geld aus, als der Gesamtwert der kubanischen Exporte beträgt. Und Sie möchten nicht, dass ich an die CIA denke. Während über 10 Jahren hat die CIA Pläne zur Ermordung der Führer der kubanischen Revolution ausgeführt, und Sie möchten nicht, dass ich an die CIA denke.  Ich bin nicht der Einzige. Alle auf der Welt denken an die CIA.

Journalistin:  Wann denken Sie daran...?  Oder haben Sie Beweise des letzten Angriffs der CIA gegen Sie, vielleicht der letzte Plan, um Sie zu ermorden?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Der letzte Plan, an den ich mich erinnere, mit eindeutiger, unumstrittener Beteiligung der CIA, da dieser von solchen Leuten unternommen wurde, die sehr eng mit der CIA verbunden waren, und da die Waffen über die US-Botschaft in Bolivien transportiert wurden, war 1971, während meines Chile-Besuchs. Das war im November 1971, als ich Chile während der Regierungszeit der Unidad Popular besucht habe. Diese Elemente bewegten sich sehr aktiv; sie benutzten venezolanische Dokumente, von venezolanischen Journalisten; sie transportierten verschiedene Waffentypen, einige kamen über die US-Botschaft in Bolivien, Gewehre mit Zielfernrohren, Maschinengewehre und ähnliches. Und sie haben auch eine Fernsehkamera mitgebracht, der im inneren Teil eine Waffe eingebaut war, die perfekt angeschlossen war. Diese stand sogar vor mir, genau so, wie in diesem Moment diese Kamera steht. Sie haben aber nicht geschossen. Von einem Appartement aus verwendeten sie Gewehre, und haben auch nicht geschossen. Unter diesen Umständen kam immer ein Demoralisierungs-, bzw. Angstfaktor vor.

Danach erfuhren sie, dass ich nach Peru reiste, und sie haben versucht, sich dorthin zu begeben, wo eine technische Zwischenlandung vorgesehen war. Ich habe eine Zwischenlandung in Ecuador machen, sie haben das schnell erfahren und versuchten auch dort, das Attentat zu verüben. Das ist das, was ich von der letzten Aktivität dieser Art kenne, aber das war 1971.

Die Pläne der CIA dauerten mehr als 10 Jahre und ich weiß nicht, wann sie eingestellt wurden. Ferner haben sie sehr ausgeklügelte Weisen zu handeln. Manchmal handeln sie direkt und andere Male handeln sie über terroristische Organisationen, die ungefähr die Anweisungen der CIA befolgen, sie haben direkte und indirekte Methoden. Und bis zum jetzigen Zeitpunkt ist mir nicht bekannt, dass die CIA mit diesen Plänen aufgehört hätte. Ich habe keine Botschaft der CIA erhalten, in der mir mitgeteilt wird, dass diese Pläne eingestellt worden seien, und auch keine Entschuldigung der US-Regierung in Bezug auf die Tatsache, dass die Behörden jenes Landes während mehr als 10 Jahren die Ermordung der Führer der Revolution vorbereitet haben. Obwohl der Senat ermittelt hat, trotzdem der Senat einen kleinen Teil ihrer Pläne nachgewiesen hat, hat sich niemals eine US-Regierung an die Regierung Kubas gewendet, um eine Entschuldigung für diese Taten darzubringen.

Journalistin: Glauben Sie, dass jetzt, mit Jimmy Carter und dem neuen CIA-Direktor, noch Anweisungen erteilt werden, um Sie zu ermorden?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ich kenne den neuen CIA-Direktor nicht, ich bin nicht sein Mitschüler gewesen, in einer Militärschule. Ich denke, dass Carter ihn besser kennt. Aber zu Ihrer Frage, ob ich der Auffassung bin, dass Carter diese Art von Plänen beibehält, sage ich Ihnen mit aller Aufrichtigkeit, dass ich in Übereinstimmung mit der Meinung, die ich von Carter habe, absolut sicher bin, dass dies nicht der Fall ist.

Journalistin:  Glauben Sie, dass 1971, als Richard Nixon Präsident war, dieser vorsätzlich geplante Angriffe gegen Sie angewiesen hat?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Nixon ist etwas anderes. Wir können nicht Nixon mit Carter vergleichen. Nixon hat viele Dinge gemacht: er war an allem, was die Schweinebucht betrifft, beteiligt, außerdem hat er am Sturz der Regierung von Allende teilgenommen.  Die CIA und auch der Pentagon haben aktiv daran teilgenommen. Es wird über die CIA gesprochen, aber nicht über das Pentagon. Das Pentagon hat sehr enge Beziehungen mit der chilenischen Armee unterhalten. Dieser konterrevolutionäre Plan hat zur Ermordung von Allende geführt. Und so frage ich mich schließlich: Wer trägt die ganze Verantwortung für all das? Die US-Regierung, die CIA und der Pentagon. Das war in der Nixon-Zeit, mit voller Zustimmung von Nixon. Sodass Nixon ein Individuum war, der zu allem bereit war. Ich erinnere mich an die Verhandlungen mit Vietnam. Wenn sie etwas erreichen wollten, haben sie die Bombenangriffe verschärft. Wir dürfen nicht die Bombenangriffe der B-52 vergessen. Als in Paris verhandelt wurde, haben sie Hunderte B-52-Bombereinsätze gelandet, um die Position der Vietnamesen zu erweichen. So haben sie hunderttausende Personen ermordet. Von Nixon konnte man alles erwarten. Gut, Ihr wisst das gut.

Journalistin:  Glauben Sie, dass Nixon Anweisungen erteilt bzw. spezifisch die Ermordungspläne gegen Sie gebilligt hat?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Schauen Sie, Barbara, ich weiß nicht, wie die Mechanismen funktionieren, ich weiß nicht, wie in den USA ein Mord befohlen wird, ich kenne den Mechanismus nicht, ich weiß nicht, ob ein Befehl geschrieben wird, ich weiß nicht, ob sie mit dem CIA-Direktor sprechen, ich weiß nicht, ob ihm das direkt bzw. indirekt gesagt wird. Das weiß ich nicht. Aber ich kann Ihnen versichern, dass es Mordpläne gab, und Nixon hat diese Pläne vorgefunden, Nixon hat sie nicht geändert.

Journalistin:  Ich hätte gern über Ihr Leben im Gebirge vor der Revolution gesprochen.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Gut, während der Revolution.

Journalistin:  Ich meine, während der Revolution, vor Ihrem Erfolg, vor Ihrem Sieg.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Our victory.

Journalistin:  Sie sprechen Englisch, können sie es?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ein wenig. Denn wenn ich mein Sieg sage, stimmt das nicht, es ist nicht meiner.  Das ist nicht „my victory“, das ist unser Sieg, unser gemeinsamer Sieg.

Journalistin:  Der Sieg Ihres Landes.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Our people’s victory (Der Sieg des Volkes).

Journalistin:  Sie brauchen keinen Dolmetscher.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Sometimes, most of the times (Manchmal, in der Mehrheit der Fälle).

Journalistin:  Sie verstehen mich sehr gut.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Most of the times (In der Mehrheit der Fälle).

Ist das auf Englisch so richtig?

Dolmetscher:  Ja.

Journalistin: Ich habe gelesen, dass Sie behauptet haben, die glücklichsten Tage Ihres Lebens seien jene während der Zeit im Gebirge gewesen.

Comandante en Jefe Fidel Castro: In Wirklichkeit meine ich, dass diese irgendwie die glücklichsten Tage waren, weil erstens, der Kampf sehr hart war; die Lebensbedingungen sehr hart waren. Das war ein harter Kampf um das Überleben.

Ich glaube, dass der Mensch unter diesen Umständen das Beste von sich selbst gibt. Die andauernden Risiken des Krieges, wie man sich anstrengen musste. Und alles war selbstverständlich einfacher. Ungeachtet dessen - und vielleicht bin ich besonders ein Mann der Tat -, bei der Aktion fühle ich mich wohl. Diese Etappe beinhaltete verschiedene Aspekte, politische, organisatorische, aber hatte auch viel Aktion. Deswegen bin ich der Auffassung, dass dies eine der besten Zeiten von jedem von uns war. Danach änderte sich das Leben; danach beginnt die Regierung, eine andere Art von Aufgaben, bei denen es weniger Aktion gibt, mehr Büroarbeit, mehr Sitzungen, ein ganz anderes Leben.

Nun, das hat nicht zu bedeuten, dass es diesem Leben an Reizen mangelt. Wo liegt der Reiz in diesem institutionalisierten Leben, das wir führen? Ich würde sagen, im Werk der Revolution, in den Sachen, die für die Bevölkerung getan werden können.

Unsere Zufriedenheit liegt nicht in unserem eigenen Leben sondern im Werk der Revolution. Während in der vorhergehenden Etappe, es in unserem eigenen Leben - von meinem Standpunkt aus -, interessanter als unser Leben in der Regierung war.

Journalistin: Welche war die schlechteste Zeit für Sie? Welche war Ihre schwierigste Zeit?

Comandante en Jefe Fidel Castro: In welchem Sinne? Während des Krieges oder während der Regierung?

Nach dem Angriff auf die Moncada-Kaserne gab es sehr schwierige Momente, als wir eine Niederlage erlitten haben; sagen wir mal so, wir haben einen Rückschlag erlitten, einen sehr harten Rückschlag, viele Kameraden sind gefallen und eine zahlenmäßig sehr kleine Gruppe von uns ist übrig geblieben, von der ein Teil gefangen genommen wurde, es waren sehr bittere Tage.

Das Gefängnis. Aber wir haben das Gefängnis gut ausgenutzt; wir haben es für das Lernen und Studieren, für die Planung der Zukunft genutzt. Natürlich haben wir volles Vertrauen in das, was wir getan haben und eine volle Bereitschaft gehabt, und wir sind beharrlich gewesen.

Danach haben wir wieder einen sehr bitteren Moment erlebt, einen zweiten Rückschlag, als wir drei Tage nach der Landung der Jacht Granma überraschend angegriffen und völlig zersplittert wurden. Das sind auch sehr bittere Momente gewesen, es gab sehr schwierige Augenblicke. Darüber möchte ich mich nicht ausbreiten, ich wollte nur präzisieren, welche diese Momente waren.

Nachher sind wir erneut zusammengekommen. An meiner Seite waren zwei Männer, wir hatten nur zwei Gewehre.  Dann bin ich mit Raúl zusammengetroffen, der einige Männer und fünf Gewehre hatte. So kamen sieben Gewehre zusammen. Und dann begannen wir, uns wieder froh zu fühlen und überzeugt, dass wir Erfolg haben würden. Und so war das.

Die zwei härtesten Momente - nicht nur für mich, sondern auch für alle Kameraden - waren diese zwei:  Der Rückschlag nach der Moncada und der Rückschlag nach der Granma. Ich erinnere mich nicht daran, dass wir irgendeine andere so bittere, so schwierige Etappe wie diese gehabt hätten.

Journalistin: Gibt es etwas, weswegen Sie weinen würden?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ob etwas...?

Journalistin: Gibt es etwas, weswegen Sie weinen würden?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Aber man weint öfter als einmal, aus dem einen oder anderen Grund. Man weint, wenn eine sehr geliebte Person stirbt; manchmal weinen wir auch bei gewissen bewegenden Momenten vor dem Volk, zu einem historischen Gedenktag. Es gibt viele emotionelle Momente. Nicht, dass wir bitterlich weinen, aber selbstverständlich gibt es Gelegenheiten, bei denen wir die Tränen verbergen müssen.

Aber wie ein Schlosshund heulen - wie man so sagt -, aus rein sentimentalen Gründen, ich weiß nicht, eine Erfahrung dieser Art habe ich seit langer Zeit nicht mehr gehabt.

Journalistin: Sind Sie ein einsamer Mann?

Comandante en Jefe Fidel Castro: In welchem Sinne? In der Einsamkeit der Macht?

Journalistin: Manchmal, wenn man an der Macht ist, steht man die meiste Zeit auf der Spitze des Berges.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ich hasse die Einsamkeit wirklich, die absolute Einsamkeit.

Journalistin: Das heißt, allein zu sein?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ja, ja.

Journalistin: Warum?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Vielleicht wegen dem Bedürfnis des Menschen, Gesellschaft zu haben. Ich glaube, es war Aristoteles, der sagte, dass „der Mensch ein Gesellschaftstier“ sei. Mir scheint, dass ich zu dieser Gattung gehöre.

Journalistin: Waren Sie vollkommen isoliert während Ihrer Zeit im Gefängnis?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ja, ja. Ich habe monatelang in voller Einzelhaft eingesessen. Und ich habe nicht nur die Gesellschaft der Moskitos gehabt; meine Zelle war gegenüber der Stelle, wo für diejenigen, die im Gefängnis gestorben sind, Totenwache gehalten wurde. Ab und zu habe ich die Begleitung eines Toten und jeden Tag die von Millionen von Moskitos gehabt. Aber immer habe ich ein Buch gehabt, studierte und passte mich an. Die Tatsache, dass ich die Einsamkeit hasse, bedeutet nicht, dass ich nicht fähig wäre, die Einsamkeit zu ertragen.


Journalistin: Haben Sie private Augenblicke, Zeiten, während der Sie sich ausruhen?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Ja, natürlich. Das ist logisch.

Journalistin: Was machen Sie?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Viele Sachen. Ich lese, treibe Sport, Unterwasserjagd, sehe mir einen Film an, unterhalte mich mit Freunden, empfange Journalisten (Gelächter). Ich mache viele Sachen.

Journalistin: Zum Zeitpunkt des Sieges der Revolution waren Sie 34 Jahre alt; jetzt sind Sie 50.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Meines Erachtens gibt es da einen kleinen Irrtum. Das war am 1. Januar 1959. Ich glaube, ich war 32 Jahre alt.

Journalistin: Sie waren 32, als die Revolution siegte; jetzt sind Sie 50.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Nach meiner Rechnung bin ich jetzt 50.

Journalistin: Es gibt einige Zweifel über Ihre Berechnungen.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ja, ich weiß, aber ich habe meine eigenen Berechnungen. Ich mache die ungünstigste. Manche sagen, dass es weniger sei, weil...  Aber ich bin 50, und bin zufrieden. Ich hätte niemals gedacht, dass ich ein halbes Jahrhundert leben würde, niemals!

Journalistin: Ist das wahr?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Nein, wirklich nicht. Niemals habe ich über die Zukunft meines Lebens langfristige Pläne gemacht.

Journalistin: Fünfzig Jahre ist ein reifes Alter für einen Mann. Halten Sie sich jetzt für sehr anders im Vergleich zu jener Zeit?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Gut, ich glaube, dass ich mit 32 Jahren ein unwissender Junge war.

Journalistin: Sie sind ein unwissender Junge zu jenem Zeitpunkt gewesen, als Sie in der Regierung siegten?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ja, klar.

Ich schaue mich selbst an, vergleiche die Erfahrung, die wir jetzt alle haben, und wir alle betrachten uns in jenen Jahren als unwissende Jungen.

Selbstverständlich war uns klar, was wir getan haben und was wir tun wollten; und natürlich haben unsere Ideen bewiesen, dass sie grundsätzlich richtig waren; aber wenn wir unsere 18 Jahre zurückliegende Erfahrung mit der jetzigen Erfahrung vergleichen, dann sehen wir uns als unwissende Jungen zu jener Zeit.

Gegenwärtig haben wir ein wenig mehr Erfahrung. Aber wenn wir noch 10 Jahre mehr leben, möglicherweise, wenn wir 60 werden, werden wir dann sagen, dass wir jetzt absolut unwissende Individuen waren.

Journalistin: Eine letzte persönliche Frage: Werden Sie sich eines Tages den Bart abrasieren?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Im Austausch gegen was? Für die Aufhebung der Blockade? (Gelächter)

Journalistin: Wenn wir die Blockade aufheben, werden Sie sich den Bart abrasieren?  Ich glaube nicht, dass dies dazu führt, dass die USA die Blockade aufheben, aber gut...

Comandante en Jefe Fidel Castro: Nun gut, vielleicht würden wir dann Gillette-Klingen importieren, nicht wahr? Ich weiß nicht, ob die noch in den USA hergestellt werden.

Kennen Sie den Grund dafür, dass wir den Bart stehen gelassen haben? Weil wir keine Rasierklingen hatten. Aber im Laufe der Zeit hat man schon einen Guerillero durch den Bart erkannt. Es war schwieriger, einen Spion einzuschleusen, weil er viele Monate warten musste, bis der Bart gewachsen war. Deswegen wurde das zu einer nützlichen Sache und am Ende zu einem Symbol.

Nach der Revolution haben sich viele den Bart abgenommen. Danach erschienen Vorschriften bei der Armee: man hatte sich zu rasieren. Und allmählich bin ich als einer der wenigen mit Bart geblieben. Gut, ich habe ihn einfach weiter getragen.

Aber was geschieht? Wenn die grauen Haare zu erscheinen anfangen, tun sie das zuerst im Bart und sind sichtbarer. Deswegen ist meine Idee jetzt, solange zu warten, bis der Bart vollkommen weiß wird. Dann werde ich eine Entscheidung treffen, ob ich ihn färbe oder abnehme.

Journalistin: Und kann das Land dafür abstimmen?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Das Land?  Das ist eine individuelle Sache. Vergessen Sie nicht die Menschenrechte (Gelächter).

Journalistin: Könnten wir über Afrika sprechen?

Unser State Department schätzt die Anzahl der Soldaten und Zivilisten in Angola auf 10.000 bis 15.000. Ich glaube, dass Sie sagen, dass es 5.000 Zivilisten gibt.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ich? Wo habe ich das gesagt?

Journalistin: Das ist die Information, die man mir gegeben hat.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Nein, in Wirklichkeit habe ich das niemals gesagt.

Journalistin: Können Sie uns sagen, wie viele Truppen bzw. Berater Sie jetzt in Angola haben?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Nein, ich kann das nicht sagen und ich werde das nicht sagen. Ich werde das nicht sagen.

Ich kann Ihnen darüber Folgendes sagen: Die Angaben, die das State Department veröffentlicht hat, sind sehr ungenau, weil in der Zeit von Ford und Kissinger bestimmte Angaben gegeben wurden. Sie haben gesagt, dass es 12.000 gab. Und tatsächlich gab es zu einem bestimmten Zeitpunkt über 12.000. Möglicherweise konnte das die CIA wissen - ich unterschätze die CIA nicht. Die Tatsache, dass wir gegen die CIA auf ehrliche Weise gekämpft und einige Erfolge erzielt haben, bedeutet nicht, dass wir den Feind unterschätzen.

Ich glaube, dass sie die Zahl kannten, aber aus Wahl- und Prestige-Gründen haben sie kein Wort darüber gesagt.

Aber ich kann Ihnen sagen, dass wir sofort, als der Krieg endete und in Übereinstimmung mit der Regierung von Angola, einen Rückzugsprozess des kubanischen militärischen Personals begonnen haben, der im Einvernehmen mit der Regierung von Angola programmiert wurde.

Alles war programmiert:  Schritt für Schritt haben wir unser militärisches Personal reduziert und unser Zivilpersonal erhöht: Ärzte, Ingenieure, Fachpersonal aus den verschiedensten Bereichen, um beim Wiederaufbau Angolas zu helfen. Wir haben zurzeit einige Tausende zivile Fachleute dort. Wir haben den Prozess zur Reduzierung des militärischen Personals vom Kriegsende bis zum Monat April durchgeführt. Als im April das Eingreifen von Frankreich und Marokko in die inneren Angelegenheiten von Zaire stattfindet, was eine Gefahr für Angola darstellte, haben wir den Reduzierungsprozess unseres militärischen Personals gestoppt, und beobachten, wie sich die Ereignisse entwickeln.

Journalistin: Glauben Sie, dass irgendwann ganz Afrika kommunistisch sein wird?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ich? Ja. Was halten Sie davon? Kommunistisch? Wir werden nicht kommunistisch sagen. Das hängt davon ab, was unter kommunistisch zu verstehen ist. Ob ganz Afrika marxistisch-leninistisch sein wird oder nicht, könnte ich nicht sagen, weil es zum Beispiel afrikanische Länder gibt, die einen großen Einfluss der islamischen Religion haben, die ihre politische Philosophie bestimmt.

Das heißt, wenn Sie mich fragen, ob ganz Afrika eines Tages sozialistisch sein wird, bejahe ich es. Ich bin überzeugt, dass ganz Afrika eines Tages sozialistisch sein wird. Mehr noch, ein Teil von Afrika arbeitet schon daran und ist dabei, einen sozialistischen Prozess in die Tat umzusetzen in wichtigen Teilen von Afrika. Einige Länder werden es auf der Grundlage des Marxismus-Leninismus tun; andere gemäß den Prinzipien des Islamismus und wer weiß, ob es nicht vielleicht irgendein Land geben könnte, das es gemäß den Prinzipien des christlichen Humanismus tun wird. Aber bezüglich des Wirtschafts- und Gesellschaftssystems bin ich überzeugt, dass ganz Afrika sozialistisch sein wird, weil ihm außerdem keine andere Alternative bleibt. Es hat keine andere Alternative; denn es wäre naiv sich vorzustellen, dass sie dort den kapitalistischen Weg gehen könnten.

Eine Gruppe von europäischen Ländern konnte diesen Weg gehen. Dieser Prozess begann in England, setzte sich in Frankreich fort, dann in den USA und danach entwickelte sich dieser in Japan. Damit erreichten diese Länder eine beträchtliche produktive Entwicklung; eine entwickelte Technik und die Anhäufung großer Reichtümer. Als es keine anderen Industriezonen auf der Welt gab, konnten sie sich auf dem kapitalistischen Weg entwickeln. Aber die afrikanischen Länder werden dies nicht tun können.

In Afrika gibt es eine furchtbare Rückständigkeit. Die Gesundheitsbedingungen sind entsetzlich. Es gibt Länder, die einen Arzt für je 100 000 Einwohner haben. In vielen Ländern gibt es keine Universitäten oder diese haben wenige Studenten. Es sind keine Fachkräfte vorhanden. Das Bildungsniveau und der Gesundheitszustand sind schrecklich.

Diese Länder können es sich nicht leisten, an eine anarchische Entwicklung zu denken, eine Entwicklung kapitalistischer Art, das, was wir den Weg des Neokolonialismus nennen, d.h., den Weg der ausländischen Investitionen, die sich der natürlichen Ressourcen des Landes bemächtigten.

Damit leugne ich nicht die Möglichkeit, dass Vereinbarungen zwischen ausländischen Unternehmen und diesen Ländern vorhanden sein können, aber die natürlichen Ressourcen müssen im Wesentlichen von den Ländern kontrolliert werden; die wirtschaftliche Entwicklung muss geplant werden. Die Ressourcen können nicht verplempert werden. Die Korruption kann nicht zugelassen werden. Sie müssen sogar bis zum letzten Cent angemessen verwenden und die Wirtschaft muss geplant werden. Wenn sie nicht einem sozialistischen Weg folgen, werden sie nie die gegenwärtigen Probleme lösen. Das heißt, dass es sich nicht um meine Wünsche sondern um eine Notwendigkeit handelt, weil für sie kein anderer Weg möglich ist.

Aufgrund dessen sage ich, dass ich überzeugt bin, dass eines Tages ganz Afrika sozialistisch sein wird und dass der Neokolonialismus in Afrika scheitern wird.

Schon das, was der Kolonialismus hinterlassen hat, ist tatsächlich beeindruckend. Der Kolonialismus hat seinen Ursprung in dem Kapitalismus. Was der Kapitalismus und der Kolonialismus verursacht haben, das muss man sich dort an Ort und Stelle ansehen. Es würde sich lohnen, dass die US- Amerikaner wissen, was in diesen Ländern passiert. Und sie würden zu den gleichen Schlussfolgerungen kommen, wenn sie über das von mir Gesagte ohne Vorurteil nachdenken würden.

Sie können dort weder die Lebensweise von Frankreich, von Paris, London, New York bzw. den USA führen. Ihr habt eine bestimmte Lebensweise geschaffen und eine Gesellschaft, die eine Unmenge an Reichtümern hat, die übrigens schlecht verteilt sind. Sehr schlecht verteilt! Aber Ihr habt große Reichtümer.

Glauben Sie, dass die US-amerikanische Lebensweise das angebrachte Modell für Afrika, für Indien, für China ist? Stellen Sie sich vor, dass jeder chinesische Bürger ein Auto hätte und jeder indische Bürger ein Auto hätte und jeder afrikanische Bürger in 20 Jahren ein Auto hätte, wie viele Jahre würde die Brennstoffreserve, die Erdölreserve del Welt dauern? Wie lange?

So habt Ihr eine Gesellschaft geschaffen, die für Euch sehr gut sein kann - wenn das ist Eure Meinung ist - aber sie wird das Problem nicht lösen und kann nicht das Modell für die unterentwickelten Länder der Welt, die von Lateinamerika, von Asien und von Afrika sein. Das ist die Realität.

Journalistin: Glauben Sie, dass Afrika in den nächsten 20 bzw. 25 Jahre sozialistisch sein wird?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Es ist möglich. In diesem Fall wage ich, es zu behaupten. Denn schauen Sie, da haben Sie den Fall Algerien: dieses Land entwickelt den Sozialismus und hat auch eine solide Grundlage. In Libyen wird die Erreichung des Sozialismus angestrebt; in Äthiopien wird die Erreichung des Sozialismus angestrebt; in Mozambique wird die Erreichung des Sozialismus angestrebt; in Angola wird die Erreichung des Sozialismus angestrebt; in Dahomey wird die Erreichung des Sozialismus angestrebt; in Guinea-Bissau…

Journalistin: Und Sie leisten diesen Ländern Hilfe.


Comandante en Jefe Fidel Castro:  Wir helfen, was wir können. Leider haben wir nicht viel.


Aber jetzt frage ich mich Folgendes: Ihr Land wird nächstes Jahr 112 Milliarden Dollar für die Herstellung von Kriegsflugzeugen, Kriegsschiffen, Atombomben, Laserstrahlen, Massenvernichtungssystemen verwenden. Was könnte nicht alles mit der Hälfte dieser Geldsumme getan werden! Mit der Hälfte dieser Geldsumme, könnten innerhalb von zehn Jahren die Probleme bezüglich der Entwicklung gelöst werden, d.h. mit der Hälfte dieser Geldsumme während zehn Jahren. In zehn Jahren…

Journalistin:  Haben Sie das den Sowjets auch gesagt?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Ich werde meine Meinung zu Ende äußern, wenn Sie es mir gestatten.

In zehn Jahren könnten die Probleme der 100 ärmsten Länder der Welt gelöst werden. Natürlich Indien ausgeschlossen. Ich wage nicht zu versichern, wie viel Geld notwendig wäre, um das Problem von Indien zu lösen. In was wird all dieses Geld investiert?
(sich auf die Unterbrechung der Journalistin beziehend).

Ich? Den Sowjets, mit Freude. Die Sache ist die, dass die Sowjets so denken und wir so denken.
Journalistin: Werden Sie Ihre Truppen von Angola zurückziehen?


Comandante en Jefe Fidel Castro:  Sie werden dort nicht auf unbestimmte Zeit bleiben. Das war nie unsere Absicht, aber das wird aufgrund von keinerlei Vereinbarung mit irgendjemandem Anderen geschehen als allein im Interesse von Angola und der Regierung von Angola. Ich möchte Ihnen sagen, dass wir diese Angelegenheit nur mit Angola und mit der Regierung von Angola diskutieren können. Wir können diese Angelegenheit nicht mit den Vereinigten Staaten diskutieren und werden dies niemals tun.

Welchen Sinn hätte es, dieses Militärpersonal auf unbestimmte Zeit in Angola zu haben? Die Mission ist die Unterstützung für Angola gegen jeglichen ausländischen Angriff, während die Armee von Angola organisiert, ausgerüstet, ausgebildet und trainiert wird. Die Armee von Angola organisiert sich, wird ausgebildet sowie trainiert und bereitet sich vor, und eines Tages wird sie unsere Unterstützung nicht mehr brauchen, um sich gegen Südafrika oder gegen irgendeinen imperialistischen Plan zu verteidigen.

Dies ist der einzige Grund. Welches Interesse können wir denn daran haben, dieses Militärpersonal in Angola auf unbestimmte Zeit zu halten? Es hätte keinen Sinn. Es ist kostspielig für uns: es bedeutet Mühe, Opfer.

Journalistin: Warum sind sie überhaupt in Angola? Haben die Sowjets sie darum gebeten, dorthin zu gehen?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Ich werde Ihnen etwas sagen. Wenn Sie die Sowjets kennen würden, wenn Sie sie gut kennen würden, würden Sie gar nicht auf die Idee kommen zu denken, dass die Sowjets imstande wären, Kuba zu bitten, auch nur einen einzigen Mann nach Angola zu schicken. Dies ist den Beziehungen der Sowjets mit Kuba und dem Verhalten der Sowjets vollkommen fremd. Eine Entscheidung dieser Art könnten einzig und allein unsere Partei und unsere Regierung auf eigene Initiative und auf Antrag der Regierung von Angola treffen.

Das ist historisch immer so gewesen. Da braucht nichts erfunden zu werden. Sie möchten wissen, ob die Sowjets uns gebeten haben, dorthin zu gehen? Die Sowjets haben uns absolut nicht gebeten, dorthin zu gehen. Sie haben niemals auch nur ein Wort in diesem Sinn zu uns gesagt. Das war ausschließlich eine Entscheidung von Kuba.

Und die CIA, die ab und zu über einige Angelegenheiten Bescheid weiß, hat irgendwo einige Dinge in diesem Sinn geschrieben. Ich glaube, dass es mit dem von mir Gesagten übereinstimmt.

Journalistin: Werden Sie Truppen in andere afrikanische Länder schicken?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Das hängt von den Umständen ab, die es rechtfertigen.

Journalistin:  Wie sehen Sie die Rolle von Kuba in Afrika?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Schauen Sie, die Rolle von Kuba in Afrika hat im Wesentlichen einen zivilen Charakter; keinen Militärcharakter.

Seit langer Zeit haben wir einer zunehmenden Anzahl von Ländern Hilfe geleistet, indem wir dorthin fachtechnische Hilfe, zivile Hilfe, vor allem Ärzte, geschickt haben. In zahlreichen afrikanischen Ländern sind Ärzte von uns, d.h., an erster Stelle leisten wir den afrikanischen Ländern eine zivile Hilfe, innerhalb unserer Möglichkeiten. Manchmal haben sie von uns Militärberater angefordert, um zur Organisation der bewaffneten Kräfte beizutragen – eine kleine Gruppe von Militärberatern, bzw. einige bzw. mehrere Dutzend von Beratern – und wir haben sie geschickt. Auf Antrag der Regierungen.

Der Fall Angola war das erste Mal, dass wir Militäreinheiten geschickt haben. Ich möchte diese Geschichte nicht wiederholen; es sei denn, dass Sie möchten, dass ich darüber spreche.

Wir sind immer in Kontakt mit der MPLA (Bewegung für die Befreiung von Angola) gewesen, seitdem diese den Kampf um die Unabhängigkeit begonnen hatte und wir haben der MPLA geholfen. Als sie kurz davor standen, die Unabhängigkeit zu erlangen, wurde ein Versuch unternommen, dem Volk von Angola die Unabhängigkeit zu entreißen. Schlicht und einfach. Die CIA arbeitete daran, d.h., nicht die CIA, die US-Regierung investierte mehrere zehn Millionen Dollar und organisierte in Zaire eine von ihnen gesteuerte und gelenkte Bewegung (jene bekannte FNLA), im Einvernehmen mit ihrem Freund Mobutu – nicht deren Freund; sondern Freund der USA. Die Portugiesen organisierten eine weitere konterrevolutionäre Bewegung, bevor sie gingen; dies war die UNITA. Südafrika war entschlossen, den Sieg der MPLA zu verhindern. Damals halfen wir ihnen schon seit geraumer Zeit. Wir schickten ihnen Waffen und wir hatten ihnen einige Militärausbilder geschickt.

Es gibt eine historische Wahrheit, die niemand leugnen kann: Wir schickten die erste Militäreinheit, nachdem die regulären Truppen von Südafrika am 23. Oktober 1975 Angola überfallen hatten. Kolonnen von Panzern und Artillerie, im Stil eines „Blitzkriegs“, d.h., auf Nazi-Art, im Apartheid-Stil – es muss so gesagt werden. Sie schickten ihre reguläre Armee. So mussten wir schließlich eine Entscheidung treffen: oder wir würden untätig bleiben, dann würde Südafrika Angola besetzen oder wir würden Anstrengungen unternehmen, um Angola zu helfen. Dies war der Zeitpunkt, am 5. November, wo wir die Entscheidung trafen, die erste Militäreinheit nach Angola zu schicken, um gegen die Truppen von Südafrika zu kämpfen. Dies war der Grund, die Ursache, weswegen wir diese Entscheidung trafen. Wenn wir diese Anstrengung nicht unternommen hätten, hätte sich Südafrika aller Wahrscheinlichkeit nach Angolas bemächtigt. Es wären schon nicht mehr nur Südafrika, Namibia gewesen, sondern auch Angola wäre in den Händen der sudafrikanischen Rassisten gewesen.

Ich weiß nicht, was in den USA über all das veröffentlicht worden ist, aber ich bin überzeugt, dass die schwarze Bevölkerung aus den USA weiß, was die Diskriminierung bedeutet und weiß, was die Apartheid bedeutet. An erster Stelle die schwarze Bevölkerung der USA wird die Anstrengung, die wir in Afrika unternommen haben, zu schätzen wissen; die bewussten Personen der USA, weiße oder schwarze, die die Bedeutung von Apartheid und Rassendiskriminierung verstehen. Wenn sie es heute nicht verstehen, weil sie nicht die richtige Information haben, werden sie eines Tages absolut mit uns einverstanden sein; einverstanden mit der Anstrengung, die wir unternommen haben, um ein schwarzes Volk aus Afrika vor der Besetzung durch Südafrika zu retten.

Journalistin:  Würden Sie Truppen schicken…?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Ich werde dazu noch etwas hinzufügen. Ich bin völlig überzeugt, dass die Südafrikaner diese Invasion nicht ohne vorherige Rückfrage und Beratung mit der USA-Regierung begonnen haben. Dessen bin ich absolut sicher. Nie hätten sie sich auf dieses Wagnis eingelassen ohne die Zustimmung von Kissinger und Ford.  

Sie können Ford darüber befragen, wenn Sie ihn in der Zukunft interviewen. Ob er etwas wusste. Wir werden sehen, ob er Ihnen die Wahrheit sagt.

Journalistin:  Würden Sie Truppen nach Rhodesien schicken?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Sehen Sie, diesbezüglich haben wir einen Standpunkt. Die Unabhängigkeit ist die Aufgabe jedes Volkes, ist eine Aufgabe jedes Volkes, d.h., die Unabhängigkeit kann nicht von außen gebracht werden. Das ist nicht der Fall von Angola; es ist nicht der Fall von Angola. Dieses Land hatte seine Unabhängigkeit erreicht. Eine Regierung war gebildet worden und dieses Land wurde vom Ausland her angegriffen.

In Rhodesien, Namibia und Südafrika sind es die Völker dieser Länder, die ihre eigene Unabhängigkeit erobern müssen. Wir werden ihnen politische Unterstützung geben und die Hilfe, die wir ihnen leisten können. Aber innerhalb unserer Anschauungen ist nicht vorgesehen, dass wir Truppen dorthin schicken, um die Befreiung von Rhodesien und Namibia zu erlangen. Das ist im Wesentlichen Aufgabe von ihren eigenen Völkern.

Journalistin:  Würden Sie Truppen nach Südafrika schicken?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Dies ist dieselbe Angelegenheit. Das sudafrikanische Volk muss es tun. Es ist das sudafrikanische Volk das…

Journalistin: Sie werden weder Truppen nach Rhodesien noch nach Südafrika schicken?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Natürlich möchten wir niemandem irgendein Versprechen machen, weder den sudafrikanischen Rassisten noch denen von Namibia und Rhodesien. Dies ist nicht als ein Versprechen anzusehen. Das ist einfach ein Ausdruck unserer Ideen und unserer Meinungen über diese Angelegenheiten: Die Befreiung muss die Hauptaufgabe jedes Volkes sein und nicht eine Aufgabe, die von Militäreinheiten vorgenommen wird, die von anderen Völkern kommen, verstehen Sie?

Ich möchte Ihnen eine Frage stellen.

Waren Sie damit einverstanden, dass La Fayette und die französischen Truppen seit 1777 ihnen, den US-Amerikanern, gegen die Engländer geholfen haben?

Journalistin:  D.h., Sie fragen mich, ob Sie uns hätten helfen sollen?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Ich sage Folgendes: War es richtig oder nicht, dass die Franzosen und La Fayette Washington und den US-amerikanischen Patrioten geholfen haben, gegen den englischen Kolonialismus zu kämpfen?

Journalistin:  Versuchen Sie einen Vergleich zwischen dieser Tatsache und dem Entsenden von kubanischen Truppen nach Südafrika zu ziehen?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Nein, nein.  Ich möchte nur eine historische Tatsache ins Gedächtnis bringen.  Sie errichten Statuen von La Fayette und Sie bedanken sich jedes Jahr bei den Franzosen, weil diese Ihnen bei Ihrem Krieg halfen. Und jetzt sehe ich Sie sehr besorgt wegen der Hilfe, die ein anderes Land Patrioten in anderen Teilen der Welt leisten kann, die gegen den Kolonialismus kämpfen. Warum?

Journalistin:  Es ist nicht dieselbe Situation, weil wir über Afrika sprechen.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Worin besteht der Unterschied?

Journalistin:  Der Unterschied besteht darin, dass diejenigen, die wir Amerikaner nennen, zu jener Zeit darum kämpften, sich von einer ausländischen Regierung zu befreien. In Südafrika kämpfen sie nicht darum, sich von einer ausländischen Regierung zu befreien, sondern um das auszulösen, was ein Bürgerkrieg sein könnte. In unserem Bürgerkrieg haben keine fremden Truppen bei uns gekämpft. Das, was ich wissen möchte, ist, ob Sie Truppen schicken würden?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Nein, ich wollte Sie zuerst fragen, ob es gut oder schlecht war. Sie gaben mir eine Antwort.

Nun, und was gibt es in Rhodesien? Und was gibt es in Namibia? Ich sage Ihnen, dass ich nicht weiß, warum sie sich so viel Sorgen machen. Ich habe Ihnen schon meine Meinung geäußert. Was ich glaube? Ich glaube, dass die Hauptaufgabe bei der Befreiung dem Volk jedes Landes zusteht, aber wenn die US-Amerikaner sich so viel Sorgen machen, dass andere Länder diesen Befreiungsbewegungen helfen könnten, dann vergessen sie ihre eigene Geschichte. Ich möchte nur darauf hinweisen.

Was möchten Sie über Südafrika diskutieren? Welche ist Ihre These über Südafrika?

Journalistin:  Ich möchte nur nebenbei sagen, dass ich schon weiß, warum Sie ein furchtbarer Anwalt waren.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Was möchten Sie damit sagen?  Dass ich ein Sophist bin, dass ich Begründungen verwende, um mit Ihnen zu diskutieren?

Journalistin:  Nein, ich glaube nicht, dass ein Anwalt ein Sophist ist. Ich glaube nur, das er darauf vorbereit ist, zu argumentieren.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Nein, ich weiß. Ein „furchtbarer” Anwalt bedeutet hier, ein sehr schlechter Anwalt, ein schlechter Anwalt. Ich bin mit Ihnen einverstanden, wenn es sich um einen schlechten Anwalt handelt.

Journalistin:  Nein, ein guter Anwalt, guter Anwalt (sie lacht). Schicken Sie jetzt Militärberater nach Äthiopien?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Wir haben diplomatisches Personal nach Äthiopien geschickt. Unser gesamtes Personal, das dort in Äthiopien ist, ist als diplomatisches Personal akkreditiert, d.h., es gibt keine Militärberater als solche in Äthiopien.  

Journalistin:  Was machen die diplomatischen Berater?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Sie sind diplomatische Berater, die gute Erfahrungen bezüglich der revolutionären Angelegenheiten haben, ja sogar einige Erfahrung in Militärfragen haben, das verneine ich nicht, aber wir haben niemanden, der als Militärberater vor der Regierung von Äthiopien akkreditiert ist. Wir werden ihnen zivile Hilfe schicken. Wir werden sehen, welche höchstmögliche Menge von Ärzten wir ihnen schicken können, um der Zivilbevölkerung zu helfen, weil Äthiopien, mit seinen über 30 Millionen Einwohnern, nur 125 Ärzte hat. Jegliches County der USA verfügt über mehr Ärzte als Äthiopien. Und selbstverständlich sind wir der Meinung, dass uns das Recht zusteht, Militärberater nach Äthiopien zu schicken, wenn die Regierung es benötigt und wenn es in unseren Kräften steht. D.h, wir verzichten nicht auf unser Vorrecht, wenn es notwendig wäre, Militärberater nach Äthiopien zu schicken. Wir antworten genau die Wahrheit.

Journalistin: Diese diplomatischen Berater tragen zur Vorbereitung der Truppen bei?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Nein. Sie helfen nicht bei der Vorbereitung der Truppen. Aber - ich wiederhole - , wenn es notwendig wäre, wenn die Regierung von Äthiopien es beantragen und es uns in unseren Kräften stehen würde, werden wir auf unser Vorrecht, diese Truppenausbilder dorthin zu schicken, nicht verzichten.

Journalistin:  Können Sie uns sagen, wie viele Berater sie ungefähr haben?  Weil ich gehört habe, dass es 20 gibt und 200 weitere erwartet werden.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Wo?

Journalistin:  In Äthiopien.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Ich kann Ihnen sagen, dass das nicht stimmt, dass diese Nachricht nicht richtig ist.

Nun werde ich Sie, Barbara, fragen, warum Sie mir so viele detaillierte Fragen über diese Angelegenheiten stellen. Ich kann nicht kostenlos für die CIA arbeiten. Es ist besser, sie muss die Arbeit selbst vornehmen. Aber ich werde auch nicht für eine Entlohnung arbeiten. Ich weise Sie darauf hin, dass ich auf keinen Fall gratis arbeiten werde.

Journalistin:  Es gibt einen Unterschied zwischen der Entsendung von 20 oder der Entsendung von 200. Ich versuche zu erreichen, dass die US-Amerikaner verstehen, in welchem Maße, sie darin verwickelt sind.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Richtig.

Ja, aber so werden wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: So informieren wir...

Ich bin bereit, für die US-amerikanische öffentliche Meinung sowie für die ABC- Fernsehzuschauer jegliche Sache zu tun; aber ich bin nicht bereit, irgendetwas für die CIA zu tun. Ich bekomme ein schlechtes Gewissen, wenn ich Dinge zu erwähnen beginne, mit denen ich ihr helfen werde.

Aber ich werde Ihnen Folgendes sagen: Sorgen Sie sich nicht darum. Denken Sie daran, es ist nicht so viel Unterschied zwischen 20 und 200, weil Äthiopien ein Land ist, das über 30 Millionen Einwohner hat, ein Land, das dabei ist, eine tief greifende Revolution durchzuführen, das eine enorme Unterstützung der Massen, der Bauern, der Arbeiter hat, die die Zeit der Feudalherrschaft erlebt haben.

Sehen Sie, was ihr Freund Haile Selassie, der Freund von Ihnen, gemacht hat, diese Regierung, die sie während so langer Zeit unterstützt haben: Wenn er stirbt, dann hat er im Land 125 Ärzte hinterlassen. Ist es das, was die Freunde von den USA erwarten können? Ist das die Hilfe, die die USA den Ländern der Dritten Welt leisten? Fünfunddreißig Millionen Einwohner und 125 Ärzte?

Ich weise Sie auf Folgendes hin: In wenigen Wochen können wir über 125 Ärzte dorthin schicken, weil bei uns schon 1000 Ärzte jährlich ihren Abschluss machen und wir einen Arzt für je 950 Einwohner haben.

Schließlich ist es so, dass Äthiopien seine Bevölkerung, seine breiten Massen mobilisieren kann, sodass 200 Ausbilder nichts ist; es ist nichts, d.h., es hat nicht viel Bedeutung.

Wir haben keine Militärausbilder in Äthiopien, aber wir verzichten nicht auf unser Vorrecht, sie dorthin zu schicken, wenn die Regierung es beantragt und wenn es in unserer Macht liegt, dies zu tun. Darauf möchte ich hinweisen. Ich habe die Wahrheit geantwortet, aber die Wahrheit bedeutet nicht die Verpflichtung, dass wir nicht bereit seien, die Ausbilder dorthin zu schicken.

Bis vor wenigen Tagen waren die US-amerikanischen Ausbilder in Äthiopien. Warum sorgen sie sich sosehr, dass es jetzt einige kubanische Ausbilder in Äthiopien geben könnte?

Außerdem, wir verstehen es, die amerikanischen Panzer und Waffen zu gebrauchen.

Journalistin:  Die kubanischen Berater trainierten Truppen dafür, in Zaire zu kämpfen?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Nein.  Eindeutig, nein.

Hören Sie, ich möchte Ihnen Folgendes sagen: Während des Krieges waren diese Bürger von Zaire, von der Provinz Katanga, bei der MPLA, während des Krieges standen sie mit ihnen in Kontakt. Seitdem der Krieg zu Ende ist, seit viel mehr als einem Jahr, hatten wir keinen weiteren Kontakt mit diesem Personal von Zaire.  

Warum? Weil wir gedacht haben, dass Angola den Frieden brauchte. Und obwohl wir wissen, dass die Regierung von Zaire eine der im höchsten Grade korrumpierten, repressiven, reaktionären und eine der blutigsten Regierungen von Afrika ist, war das, was Angola brauchte, die Beziehungen mit seinen Nachbarn zu verbessern, Angola brauchte Frieden, um das Land wiederaufzubauen. Deshalb vermieden wir Kontakte aller Art mit Elementen von Zaire, die diese Politik behindern könnten. Und wir haben uns an diese Meinung unveränderlich gehalten.

Deshalb weder Kontakte noch Training bzw. Waffen. Noch etwas: Wir wussten nicht einmal, dass es zu diesen Ereignissen kommen würde, weil diese Leute im Osten von Angola lebten, das sind tausende Kilometer und sind Gebiete, die praktisch unbewohnt sind.

Nun gut, die CIA weiß, die US-Regierung weiß, die französische Regierung weiß und die ganze Welt weiß, dass wir, die Kubaner, weder ausgebildet noch bewaffnet haben, sowie, dass wir nichts mit dieser Angelegenheit von Zaire zu tun haben, die eine ausschließliche Angelegenheit des Landes ist. Das weiß die ganze Welt. Alles andere ist eine Lüge, um die Intervention von Frankreich, Marokko, Ägypten, unter Einwilligung der US-Regierung, zu rechtfertigen, mit der Einwilligung von der US-Regierung! Um Truppen von Marokko, Ägypten, von diesen beiden Ländern, zu entsenden, mit der logistischen Unterstützung für Zaire seitens Frankreich.

Deshalb haben wir das Evakuierungsprogramm des kubanischen Militärpersonals in Angola gestoppt, weil wir sehr gerechtfertigte Gründe haben, um zu denken, dass es einen darauf folgenden weiteren Angriffsplan gegen Angola gibt.

Journalistin: Warum reisten Sie persönlich nach Afrika?

Comandante en Jefe Fidel Castro;  Bin ich nicht berechtigt zu reisen?

Journalistin:  Ja, aber ich frage mich, warum Sie es getan haben und warum in diesem Augenblick.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Schauen Sie, wir haben viele Freunde in Afrika, die uns eingeladen haben, ihre Länder zu besuchen. Wir hatten Vereinbarungen mit vielen von diesen Ländern. Wir haben zahlreiche Fachleute, die in vielen Ländern arbeiten. Das Ziel meines Besuches war, die Beziehungen mit diesen Regierungen zu vertiefen, den Einladungen nachzukommen, die sie mir gemacht hatten, um die kubanischen Fachleute zu besuchen und um eine direkte und persönliche Einschätzung der Probleme von Afrika haben zu können.  

Tatsächlich bereue ich es nicht. Ich freue mich sehr, dass ich diese Reise gemacht habe.

Journalistin: Wenn es in Puerto Rico Kräfte gäbe, die die politischen Bedingungen verändern und sozialistisch werden möchten, würden Sie Berater dorthin schicken?  Würden Sie Diplomaten oder andere Berater dorthin schicken?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Wenn Puerto Rico zu einem unabhängigen Staat wird und bei uns beantragt, Berater dorthin zu schicken, hätten wir das Recht, sie dorthin zu schicken, wenn sie bereit wären, sie zu empfangen; weil wir Berater in Länder geschickt haben, wo es rechtmäßig gebildete Regierungen gibt. Bei Puerto Rico ist das nicht der Fall. In Puerto Rico gibt es keinen souveränen und unabhängigen Staat.

Journalistin: Versuchen Sie ihnen zu helfen, damit sie ihre Unabhängigkeit erreichen?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Schauen Sie, im Fall von Puerto Rico, wie in den anderen Ländern, ist die Unabhängigkeit an erster Stelle eine Angelegenheit des Volkes selbst.

Aber ich möchte Ihnen erläutern, weil Sie die Angelegenheit von Puerto Rico angesprochen haben - und hier wird immer ein Vorwand erfunden, um feindselige Handlungen gegen Kuba aufrecht zu erhalten: Schon immer, schon vor unserer Unabhängigkeit, gab es Beziehungen zwischen Puerto Rico und Kuba. Die Kubanische Revolutionäre Partei, die von Martí gegründete Partei der Unabhängigkeit, umfasste Kuba und Puerto Rico.

Als die Intervention von den USA, der spanisch-amerikanische Krieg, stattgefunden hat, Ende des vergangenen Jahrhunderts, bemächtigten sich die USA Puerto Ricos und verwandelten dieses Land in eine Kolonie.

Im Verlaufe der Geschichte wurde Puerto Rico immer eine politische und moralische Unterstützung gegeben. Ich erinnere mich, dass ich, als ich Student an der Universität war, dem Komitee für die Unabhängigkeit von Puerto Rico angehörte.

Mehr noch, einmal, gegenüber dem US-amerikanischem Konsulat in Habana Vieja, hat die Polizei mir eine ordentliche Tracht Prügel verpasst, weil ich an einer Demonstration zur Unterstützung der Unabhängigkeit von Puerto Rico teilgenommen habe, als der Aufstand von Albizu Campos, Führer der puertoricanischen Patrioten, stattgefunden hat.

Von jeher haben die Kubaner an den Universitäten jenen Puertoricanern politische und moralische Unterstützung gegeben, die für ihre Unabhängigkeit kämpften – das möchte ich klarstellen. Es ist eine politische bzw. moralische Unterstützung. Niemand kann Kuba vorwerfen, an Gewalttaten in Puerto Rico teilgenommen bzw. zur Gewalt in Puerto Rico angestiftet zu haben. Die Puertoricaner werden von uns moralisch und politisch unterstützt. Wenn wir nicht so handeln würden, wären wir heuchlerisch.

Einige US-Amerikaner sagen: Nein, eine Mehrheit der Puertoricaner möchte nicht die Unabhängigkeit.

Vor der Unabhängigkeit der USA, 20 Jahre davor, 30 Jahre vorher, wollten viele Nordamerikaner ebenfalls nicht die Unabhängigkeit der USA.

Journalistin: Sie werden mich dazu bringen, dass ich bereue, diese Revolution gehabt zu haben.  

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Nein, nein, keinesfalls. Wir freuen uns sehr über die Unabhängigkeit und wir sind Bewunderer von Washington und Lincoln.

Na gut, es kann sein, dass sich eine Mehrheit der Puertoricaner des Problems bisher noch nicht völlig bewusst ist, aber es besteht nicht der geringste Zweifel, dass Puerto Rico eine Kolonie von den USA gewesen ist und politisch, ökonomisch und kulturell durch die USA beherrscht wurde.

Wir haben niemals die Gewalt gegen die USA angewandt bzw. gefördert.

Wir haben die puertoricanischen Patrioten politisch und moralisch unterstützt. Und was ich Ihnen darüber sagen kann, ist Folgendes: Solange es einen Puertoricaner gibt - auch nur einen einzigen! -, der die Unabhängigkeit seines Landes anstrebt, haben wir die moralische und politische Pflicht, ihn zu unterstützen. Solange auch nur ein einziger vorhanden ist! Wenn es eines Tages keinen mehr gibt, dann hört unsere Verpflichtung gegenüber Puerto Rico auf.

Journalistin:  Wie unterstützen Sie zur Zeit politisch oder moralisch die Unabhängigkeit von Puerto Rico? Was unternehmen Sie?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Nun gut, wir machen Solidaritätsveranstaltungen, internationale Treffen und unterstützen sie in der UNO.

Journalistin: Haben Sie einige Berater dort?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Dort nicht, selbstverständlich nicht.

Journalistin: Ich möchte einen Augenblick zurück zum Thema Afrika. Wenn Sie das Recht haben, dort zu sein, glauben Sie, dass wir das Recht, dort zu sein, haben?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Nein, wir haben nicht das Recht.  Nein, die Regierungen sind diejenigen, die das Recht haben, unsere Präsenz dort zu beantragen, aber nicht wir.

Außerdem weise ich Sie auf Folgendes hin: Wir besitzen dort weder eine Bank, noch einen Hektar Erdboden, noch ein Bergwerk, eine Ölquelle bzw. eine Fabrik, überhaupt nichts. Und ich möchte Ihnen sagen, die Unterstützung, die zivile Hilfe, die wir Afrika leisten, sowie die Militärberater, das geht absolut auf unsere Rechnung.

Journalistin:  Betrachten Sie China als einen Freund oder einen Feind von Kuba?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Ich sehe China als einen guten Verbündeten der USA.

Journalistin:  Das macht es schließlich zum Feind von Kuba?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Nun gut, in dem Maße, in dem die USA Feind von Kuba sind.

Aber Sie haben eine gute diplomatische Arbeit mit China vorgenommen. Jetzt haben sie dieses Land auf ihrer Seite bezüglich aller grundlegenden Probleme. Es unterstützt die NATO, unterstützt Mobutu ebenso wie Sie, unterstützt Pinochet ebenso wie Sie, unterstützt alle reaktionären Regierungen der Welt ebenso wie Sie. Sie sehen schon, wie das Leben doch ist!

Journalistin:  Nein, nein, sie stimmen in der UNO nicht wie die USA ab.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Na gut, aber, welche Bedeutung hat es, dass es einige Diskrepanzen in der UNO gibt und dass sie bei allen anderen Angelegenheiten gleicher Meinung sind?

Sie wissen es genau so wie ich und Ihr seid darüber sehr zufrieden. Seid ihr zufrieden oder nicht? Ihr seid mit China zufrieden oder nicht?

Journalistin:  Wir sind zufrieden, neue Beziehungen mit China zu haben. Ebenso wie wir zufrieden sein würden, wenn wir Beziehungen mit Ihnen hätten.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Natürlich, aber wir würden nicht so wie die Chinesen handeln.

Wenn ich den US-Amerikanern versprechen würde, die gleiche Haltung der Chinesen einzunehmen, wenn die Blockade aufgehoben wird und Beziehungen aufgenommen werden, und zu Verbündeten der US-Regierung zu werden, wäre es eine unermessliche Lüge, ein schrecklicher Betrug. Ich kann solche Sachen nicht sagen.

Wir werden immer sozialistisch, kommunistisch, internationalistisch bleiben und werden immer Freund von der Sowjetunion sein.

Journalistin:  Auch China.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Nein.  China ist sozialistisch aber nicht internationalistisch.

Journalistin:  Wir sind mit China weniger verwickelt wie Sie mit der Sowjetunion. China hält sich selbst nicht für unseren Verbündeten.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Wie bitte, wie haben Sie gesagt?  Wiederholen Sie bitte.  Dass wir verwickelt sind. Wie meinen Sie das?

Journalistin: Ich glaube, dass es fast naiv ist, wie Sie unsere Beziehungen mit China sehen - aus meiner Sicht.

China hält sich nicht für unseren Verbündeten. Wir beginnen nur die Beziehungen zu normalisieren. Wir haben nicht einmal diplomatische Beziehungen: Wir stimmen nicht bezüglich Taiwan überein. Wir haben völlig unterschiedliche Regierungssysteme.

Sicherlich haben wir mit China in keinem Sinn die Beziehungen, die Ihr mit der Sowjetunion habt.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Nein, nein, natürlich nicht.

Wir haben internationalistische Beziehungen mit der Sowjetunion; und China hat reaktionäre Beziehungen mit den USA.

Es gibt ein Problem: Sie erschufen Pinochet; China unterstützt Pinochet. Sie erschufen die FNLA und Holden Roberto; China unterstützt die FNLA und Holden Roberto. Sie erschufen Mobutu; China unterstützt Mobutu. Sie erschufen die NATO…Erschufen Sie diese oder nicht?

Journalistin:  China unterstützt nicht die NATO.

Comandante en Jefe Fidel Castro: China unterstützt die NATO. China unterstützt die Konservative Partei von England und empfängt ihre Besucher dort. China unterstützt die reaktionären Kräfte der Bundesrepublik Deutschland. Ich sage hier sehr ernsthafte Dinge. Die chinesischen Geheimdienste treffen sich mit den Geheimdiensten von Frankreich, der BRD, von England und den USA, in Paris. China ist gegen die Evakuierung des Flottenstützpunkts von Guantánamo. China verwendet dieselben Argumente wie die USA, um Kuba anzugreifen, so dass ich nicht weiß, ob dann einige dieser chinesischen Führungskräfte später ausgestoßen werden und gesagt wird, dass sie zur Bande der Vier gehören. Es gibt einige Sachen von China, die ich nicht verstehe. Jetzt wird der Witwe von Mao Zedong und noch dreien die Schuld an allem gegeben, was dort schlecht gelaufen ist in China. Aber seit über 10 Jahren geschahen diese Sachen. Was für ein Genie, was für ein Gott, was für ein Revolutionär war Mao Zedong, dass dessen Frau und dessen Gruppe von ihm Nahestehenden solche Dinge machen konnten, die die gegenwärtige Führung von China bekämpft. Meine Einschätzung ist, dass Sie in China einen Ihrer besten Verbündeten haben.

Journalistin: Sie sagen, dass die USA China in der Tasche haben?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ich kann nicht sagen, dass die USA China in der Tasche haben, weil China sehr groß ist, um in eine Tasche zu passen. Vielleicht passt Pinochet, passt Somoza, passt der Erbe von Chiang Kai shek in die Tasche der USA, aber China ist sehr groß und passt nicht in eine Tasche. Das ist es nicht, was ich sage. Ich sage, dass China zurzeit einer der besten Verbündeten der USA ist.

Journalistin:  Sind Sie nicht der Meinung, dass Mao Zedong ein echter Revolutionär war?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Ja, das bin ich. Als aufrichtiger Mann glaube ich, dass er ein großer Revolutionsführer war. Ich bin der Meinung, dass er eine große Revolution durchgeführt hat. Ich glaube, dass er in bestimmten Augenblicken seines Lebens ein hervorragendes Ideengut hervorgebracht hat. Er übernahm die Macht, Es entwickelte sich der Personenkult, er verwandelte sich in Gott und schließlich machte er solch eine Menge Unsinn, die einen wirklichen Schandfleck für sein Leben darstellt.  

In China gab es eine echte Revolution, eine tief greifende Revolution. Das chinesische Volk ist ein außerordentliches, heldenhaftes, opferbereites, tüchtiges Volk. Es hat außerordentliche Eigenschaften, aber ich glaube, dass Mao Zedong mit den Füßen zertrampelt hat, was er mit den Händen jahrelang geschaffen hatte. Ich bin davon überzeugt. Und eines Tages werden das chinesische Volk selbst, die Kommunistische Chinesische Partei selbst, dies anerkennen müssen. Es ist eine Frage der Zeit.

Dies ist meine bescheidene Meinung über diese Angelegenheit.

Journalistin:  Glauben Sie nicht, dass China zur Zeit ein echtes sozialistisches Land ist?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Ja, ich glaube, dass China ein sozialistisches Land ist, weil es dort weder Großgrundbesitzer noch Kapitalisten gibt. Das Paradox von China ist Folgendes: Während im Inland eine interne revolutionäre Politik geführt wird, ist jedoch die Außenpolitik Verrat an der revolutionären internationalen Bewegung. Aber, weil es keine interne Basis hat, weil es eine Erscheinung ist, d.h., eine Deformation des Systems ist, vertraue ich darauf, dass es nicht lange dauern wird.

Journalistin: Was glauben Sie, dass Mao getan hat, um es zunichte zu machen? Welche Fehler hat er begangen?  

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Ich glaube, dass an erster Stelle der Personenkult die Chinesische Kommunistische Partei praktisch zugrunde richtete. Er entfesselte dort eine Hexenjagd zum Nachteil der besten Kader der Partei und ließ zu, dass er in einen Gott verwandelt wurde und er hat die revolutionäre Solidarität der Völker verraten. Dies ist, aus meiner Sicht, die große Schuld von Mao. Kurz und gut, ich schreibe sie ihm nicht zu … Ich glaube, das er ein außerordentlicher Mensch war, von einer großer Fähigkeit und, dass er China verwandelt hat.

Was geschieht? Die Menschen, die an diesen Prozessen teilnehmen, erlangen eine große Macht, d.h., diejenigen, die Begründer von Revolutionen sind, und danach missbrauchen sie diese Macht.

Wir haben dieses Thema schon vorher diskutiert. Sie stellten mir eine Frage: ob ich mich in eine solche Person verwandeln könnte. Ich bin zufrieden und mehr als zufrieden bin ich stolz, weil ich mich nicht in solch eine Person verwandelt habe und nie verwandeln könnte. Die Personen, die Revolutionen machen, erlangen eine große persönliche Macht. Ich habe auch diese große persönliche Macht erlangt, aber ich habe diese Macht weder missbraucht noch hielt ich diese in meinen Händen zurück, sondern ich habe die Macht verteilt. Ich übergab sie den revolutionären Einrichtungen.

Journalistin:  Und Stalin, und Lenin...? Es handelte sich um Personenkult? Wurden sie in Heroen, in Legende verwandelt?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Lenin kann nicht mit Stalin verglichen werden. Lenin war ein außerordentlicher Mensch in jedem Sinne und es gibt aus meiner Sicht keinen einzigen Schandfleck in seinem Leben.  

Stalin hatte auch große Verdienste, außerordentliche Verdienste, zweifellos, in der Industrialisierungszeit der UdSSR, in der Leitung des sowjetischen Staates, in den harten Tagen des nazistischen Angriffes. Und diese Verdienste müssen anerkannt werden, weil sie wahr sind. Aber es besteht nicht der geringste Zweifel, dass sich der Personenkult in der Stalinzeit entwickelte und viel Machtmissbrauch begangen wurde.

Journalistin: Die USA unterstützen Taiwan, China nicht. Die USA unterstützen Israel, China nicht. Die USA stimmten gegen die Vereinbarung der UNO, die den Zionismus als eine Art des Rassismus verurteilt, China stimmte dafür. Wir haben weder dieselben Ziele noch stimmen wir gleich ab.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Nun, es gibt einige taktische Diskrepanzen zwischen China und den USA; nur taktische. Sie stimmen strategisch überein. Die gleiche Abstimmung wie die USA über eine Sache oder nicht, das kann eine rhetorische Frage sein. China versucht, noch ein gewisses Image aufrechtzuerhalten, aber bei der Hauptfrage, beim Kampf gegen die Sowjetunion, sind die USA und China enge Verbündete. So ist heute ungewiss, wer am stärksten gegen die Sowjetunion kämpft; China oder die USA.

Die Sowjetunion ist für uns, die Revolutionäre, das Hauptbollwerk der fortschriftlichen revolutionären Bewegung auf der Welt. Ihr steht als erster sozialistischer Staat dieses Recht zu, aufgrund ihrer Rolle beim Kampf gegen den Faschismus und aufgrund der 20 Millionen Sowjetbürger, die im Zweiten Weltkrieg im Kampf gegen den Faschismus starben; aufgrund der Hilfe, die sie der revolutionären Bewegung geleistet hat; einem Land wie Kuba geleistet hat, in jenen so schwierigen Zeiten der Blockade, der Angriffsgefahr, und der Hilfe für die revolutionäre Bewegung in Afrika, in Asien. Es ist sogar so, dass ohne die Revolution in der Sowjetunion die Revolution in China nicht möglich gewesen wäre.

Und heute besteht die Hauptsache, die strategische Angelegenheit, darin, dass sowohl die USA als auch China Verbündete im Kampf gegen die Sowjetunion sind.

Aus meiner Sicht streift zum Beispiel Carter auf gefährliche Art und Weise die Grenzen zum Kalten Krieg, indem er den Militäretat erhöht, die NATO ermutigt, die NATO zu einem Aufrüstungsplan anregt. Ich glaube, dass dies eines der Hauptprobleme der heutigen Welt ist. Diese Politik birgt sehr ernste Gefahren in sich. Und China befürwortet diese Politik. Schließlich kann es taktische Diskrepanzen zwischen China und den USA geben, aber in den Hauptfragen stimmen sie überein.

Journalistin:  Glauben Sie, dass Jimmy Carter absichtlich zu Spannungen in seinen Beziehungen mit der Sowjetunion zu führen versucht, und sich - wie Sie sagen - damit dem Kalten Krieg näher bringt?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Meiner Meinung nach ja;

leider ist dies eine Angelegenheit, die mir Sorgen macht und die ich wirklich nicht verstehe.

Na gut, ich kann nicht sagen, dass es absichtlich ist. Vielleicht geht er von einigen Annahmen aus und glaubt, dass es das ist, was er tun muss. Aber ich kenne die Sowjets gut, ich kenne sie sehr gut; und ich kenne die US-Amerikaner. Erstere, weil wir viele Beziehungen gehabt haben und die USA, weil wir viele Kämpfe gehabt haben. Und ich weiß, dass die Hauptsorge der Sowjetunion darin besteht, das Wettrüsten zu vermeiden und eine Atmosphäre von Entspannung und Frieden zu schaffen. Ich weiß es und für mich steht fest, dass dies die Hauptsache für die sowjetische Führung ist. Sie sind wirklich besorgt, einen Weltkrieg zu verhindern. Sie sind wirklich besorgt, internationale Spannungen zu vermeiden. Sie sind absolut besorgt, eine Formel des Friedens und der friedlichen Koexistenz zu erlangen. Ich bin davon überzeugt. Aber ich weiß nicht, ob dies in den USA verstanden wird oder nicht.

Journalistin: Wie können Sie die sowjetische Herrschaft in solchen Ländern wie Jugoslawien und der Tschechoslowakei in Einklang bringen? Wie bringen Sie die Tatsache in Einklang, dass die Sowjets das niedergeschlagen haben, was sie als Aufstand in der Tschechoslowakei bezeichnen?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Schauen Sie mal, ich werde Ihnen etwas sagen.  Die Sowjetunion hat sehr enge Beziehungen zu allen diesen Ländern, weil Millionen Sowjetbürger starben, um diese Länder von dem Faschismus zu befreien. Nach dem Krieg waren nicht die Sowjets diejenigen, die den Kalten Krieg entfesselten, sondern Churchill und tatsächlich die USA.

Journalistin: Wie bitte, was taten Churchill und die USA?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Sie entfesselten den Kalten Krieg. Man muss auf die Geschichte zurückgreifen und jene berühmte Rede von Churchill suchen, die allseits bekannt wurde.  

Es entstand der Kalte Krieg. Ich bin der Meinung, dass der Kalte Krieg eine der unsinnigsten Sachen war, die in den letzten 30 Jahren entstanden sind. Ich wiederhole, dass Millionen Sowjetbürger starben, um diese Länder von dem Faschismus zu befreien.

Journalistin:  Und Millionen Amerikaner auch.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Nein, entschuldigen Sie, dass ich anderer Meinung bin. Einige hunderttausende US-Amerikaner starben während des Zweiten Weltkrieges … 

Journalistin: Entschuldigung, vielleicht gibt es einen Unterschied bei der Anzahl, aber wir kämpften auch und starben, um den Faschismus zu bekämpfen.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Sie kämpften, richtig, es ist wahr; sie kämpften und starben. Aber vergessen Sie nicht, dass die USA, England und die westlichen Länder Verantwortung bezüglich der Entstehung des Faschismus gehabt haben. Vergessen Sie nicht den Glauben, den sie Hitler geschenkt haben und die Unterstützung, die Hitler gegeben wurde, weil Hitler die Fahne des Antikommunismus gehisst hat. Das darf nicht vergessen werden: Hitler ist mit den Fahnen des Antikommunismus aufgekommen. So entstand der Faschismus in Italien; so entstand der Nazismus in Deutschland.

Journalistin:  Und auch antidemokratisch.  Wir haben Hitler nicht unterstützt und haben gegen Hitler gekämpft.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Genauso, wie Ihr in Südafrika große Investitionen vorgenommen habt, habt Ihr dies auch in Hitler-Deutschland getan. Das kann nicht verleugnet werden. Das ist historisch so gewesen.

Journalistin: Wir hatten Investitionen überall auf der Welt; aber zweifellos haben wir Hitler weder vom idealistischen noch vom politischen Standpunkt aus unterstützt.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Aber Ihr habt ihn wirtschaftlich gestützt. Und in Europa sahen die kapitalistischen Länder mit Sympathie die Tatsache, dass eine antikommunistische Festung entstand, eine antikommunistische Festung in Deutschland. Und Ihr habt nach dem Zweiten Weltkrieg überall, wo es Euch möglich war, eine antikommunistische Festung errichtet, Ihr habt sie in Lateinamerika, in Asien errichtet …

Journalistin:  Auch antidemokratisch, nicht nur antikommunistisch.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Eure Verbündeten waren die reaktionärsten, im höchsten Grade korrumpierten und repressivsten Leute der Welt.

Ihr ward mit Franco verbündet und Franco war eine Erscheinung des Faschismus.

Journalistin:  Aber die Sowjetunion war am Anfang mit den Faschisten verbündet und danach änderte sie dies und kämpfte dagegen.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Wer hat gesagt, dass die Sowjetunion mit dem Faschismus verbündet war?  Am Anfang, als Hitler gestoppt werden musste und die Sowjetunion bereit war, zusammen mit den so genannten westlichen Demokratien gegen Hitler zu kämpfen - mit Frankreich, England, Polen - versammelten sich die westlichen Länder mit Hitler und vereinbarten das Münchener Abkommen. Sie planten, Hitler gegen die Sowjetunion zu verwenden. Die Sowjetunion vereinbarte einen Nichtangriffspakt mit Deutschland, weil sie sich nicht die westliche Politik, Hitler auf die Sowjetunion loszulassen, gefallen lassen konnte.

Journalistin:  Wenn wir das getan hätten, hätten Sie gesagt, dass wir mit dem Faschismus verbündet gewesen seien und dass wir den Faschismus unterstützen haben, sie rechtfertigen jedoch die Sowjets.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Nein, die Sowjets haben nie den Faschismus unterstützt. Sie vereinbarten einen Nichtangriffspakt, genauso, wie es die USA und wir vereinbaren können.

Möchtet Ihr einen Nichtangriffspakt mit uns vereinbaren? Wir können einen Nichtangriffspakt vereinbaren, was meinen Sie? Das bedeutet nicht, dass wir Sie unterstützen bzw., dass Sie uns unterstützen.

Journalistin:  Ein Nichtangriffspakt in diesem Sinn bedeutet, dass man sich abwendet und erlaubt, dass die Sachen so weitergehen. Und Sie wären sehr kritisch, wenn wir es so gemacht hätten.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Ich glaube, dass der Nichtangriffspakt das Mittel war, das die Sowjetunion hatte, um den Plänen des englischen Imperialismus, des französischen Imperialismus und des Kapitalismus in Westeuropa entgegenzuwirken - nicht Plänen der USA; in dieser Zeit griffen die USA nicht so viel ein. Jene wollten zu einem Krieg zwischen dem faschistischen Deutschland und der UdSSR anstacheln.

Sagen Sie mir, was war das faschistische Deutschland? War es nicht ein kapitalistisches Land? War es nicht ein Land von Monopolunternehmen? War es nicht ein Land von Handels- und Gewerbefreiheit? Was war es? Welche sind die großen Unterschiede zwischen den sozialen Systemen der USA und des faschistischen Deutschlands, den Wirtschafts- und Gesellschaftssystemen? Gibt es irgendeinen Unterschied?

Journalistin: Nun hören Sie mal! Jedes Mal, wenn ein Land ein kapitalistisches System hat, verurteilen Sie es automatisch. Es gibt viele Unterschiede zwischen einem Land, das eine Demokratie hat, dass an die Handels- und Gewerbefreiheit glaubt und dass an Personen glaubt, die für das Beste kämpfen und die individuelle Möglichkeit haben, ihr jeweiliges Leben zu verbessern und der Leitlinie ihrer individuellen Freiheiten und ihrer individuellen Erfolge zu folgen.

Aber glauben Sie wirklich, dass die USA und das nazistische Deutschland gleich sind?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Nein, das glaube ich nicht. 

Ich sage, dass sie dasselbe kapitalistische System hatten; dasselbe System von Monopolunternehmen.

Journalistin:  Sie haben dasselbe System von China y verurteilen China.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Ja, richtig, aber ich leugne es nicht. Wir haben gemeinsame Sachen im Sozialismus. Und das einzige, was ich sage, ist, dass China die Sache des Internationalismus verraten hat. Nun gut, das faschistische Deutschland und die USA teilen das gleiche System, dasselbe Wirtschafts- und Gesellschaftssystem; nicht dasselbe politische System. Die USA hatten einen Präsidenten, einen Kongress, eine Abgeordnetenkammer und alle diese Dinge, sowie zwei Parteien; In Deutschland gab es nur eine Partei. Es gab Unterschiede. Aber das Wirtschafts- und Gesellschaftssystem war genau gleich: das Reich der Monopolunternehmen und der Handels- und Gewerbefreiheit. Dies ist nicht zu leugnen.  

Journalistin: Aber unsere Ideale waren anders, unsere Ziele waren anders, unsere Philosophien waren anders, und unser wesentliches Freiheitsideal war anders.

Comandante En Jefe Fidel Castro: Ja, das gebe ich zu.

Journalistin: Können wir jetzt bitte erneut zu dem zurückkommen, was ich schon anzusprechen begonnen hatte? Ich begann, von der sowjetischen Beherrschung solcher Länder wie der Tschechoslowakei, Jugoslawien und Rumänien zu sprechen, sowie von dem Versuch des tschechoslowakischen Volkes, unabhängig zu sein, und von dem Eintritt der Sowjets und der Niederschlagung dieses Versuchs.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Stimmt! Ich weiß nicht, ob es Ford war, der bei einer Fernsehdebatte behaupt hatte, dass jene Länder unabhängig seien…

Journalistin: Er hat sich geirrt und berichtigte es dann. Bitte, Sie sind viel zu klug dafür.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ich unterhalte Beziehungen mit diesen Ländern. Diese Länder haben sehr enge Beziehungen mit der Sowjetunion im wirtschaftlichen, politischen und ideologischen Bereich. Aber ich kann es bejahen, dass sie völlig unabhängige Staaten sind. Sie bezeichnen dies als Beherrschung, aber das, was geschaffen worden ist, ist eine Art Bündnis unter allen diesen Ländern.

Nun gut. Was hat die Ereignisse in der Tschechoslowakei herbeigeführt? Zwei Sachen: Fehler in der politischen Führung, ohne Zweifel, seitens einer Gruppe Opportunisten, die sich der politischen Führung bemächtigten, und die Verschwörung des Westens.

Selbstverständlich konnte die Sowjetunion nicht mit der Tschechoslowakei ein neues München zulassen. Schlicht und einfach. Dies ist mein Gesichtspunkt.

Journalistin: Wir sehen das völlig anders.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ja, wir sehen es ausgehend von verschiedenen Gesichtspunkten.

Journalistin: Wir, d. h. jeder von uns, schreiben unsere eigene Geschichte.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Also gut, das andere Mal war die Tschechoslowakei Opfer eines Münchens, und diesmal war sie nicht Opfer eines Münchens.

Ich habe die Tschechoslowakei zweimal besucht. Ich war zu Besuch und habe Kontakt mit der Bevölkerung gehabt; und ich kann Ihnen versichern, dass die große Mehrheit des Volkes für den Sozialismus ist, dass die große Mehrheit des Volkes die Partei unterstützt und dass die politischen Bedingungen der Tschechoslowakei ausgezeichnet waren. Das habe ich vor knapp vier Jahren selbst gesehen.

Stimmt, es gibt einige Dissidenten, es gibt einige solcher Leute; aber das ist eine kleine, kärgliche Minderheit, deren Tätigkeit von der westlichen Presse aufgebauscht und verherrlicht wird.

Journalistin: Sind Sie der Meinung, dass Russland ein freies Land ist?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Ich denke, dass es das im höchsten Grade freie Land unter allen Ländern ist; auch wenn Ihr, die US-Amerikaner, dies nicht verstehen werdet. Ihr geht von völlig anderen Auffassungen aus. diesbezüglich werden wir uns nie einigen. Es ist besser, wir beginnen nicht eine theoretische und rhetorische Debatte.

Journalistin: Gut. Was denken Sie über...?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Zu diesem Punkt werde ich Ihnen eine Frage stellen...

Journalistin: Nein, es ist meine Frage.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Nein, nein. Moment mal! Kann man sich vorstellen, dass ein Volk, das nicht frei ist, 20 Millionen Menschenleben opfert, um das Vaterland zu verteidigen und gegen den Faschismus zu kämpfen?

Die Vereinigten Staaten müssten so eine Prüfung durchlaufen, um zu erfahren, wie weit die Freiheit in den Vereinigten Staaten reicht.

Journalistin: Wir haben sie durchlaufen. Wir haben nicht so viele Menschenleben verloren, aber wir haben unter unseren Umständen so viel wie sie riskiert; und nicht nur das, dieser Krieg fand nicht in unserem Kontinent statt, und trotzdem haben wir gegen den Faschismus gekämpft. Aber könnten wir zur Gegenwart zurückkommen?

Die Intellektuellen in der Sowjetunion, die Schriftsteller und viele Künstler, haben weltweit protestiert wegen der Einschränkungen ihrer intellektuellen Freiheiten. Es sind viele Bücher in diesem Sinn geschrieben worden; die wurden weder von den Vereinigten Staaten noch von der CIA geschrieben. Sie haben in Ländern überall auf der Welt dagegen protestiert, dass ihre intellektuelle Freiheit eingeschränkt ist. Wie erklären Sie dies?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Erstens stimme ich nicht mit Ihnen überein, weil Sie sagen „die Intellektuellen“ der Sowjetunion. Ich kenne eine große Menge Intellektuelle in der Sowjetunion, Schriftsteller und Künstler, und die große Mehrheit unterstützt die Sowjetmacht, unterstützt die Kommunistische Partei der Sowjetunion. Es gibt eine Minderheit in diesem Sinn, und diese wird sehr vom Westen angespornt. Denn oftmals wird ein mittelmäßiger Intellektueller vom Westen in einen internationalen Helden verwandelt. Es ist so, dass Sie das nicht merken, aber das ist so.

Journalistin: Denken Sie, dass Solschenizyn ein mittelmäßiger Intellektueller ist?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Vielleicht war ich subjektiv, aber ich mag seine Literatur nicht. Fachtechnisch gesehen ist er vielleicht nicht mittelmäßig, aber politisch ist er mittelmäßig.

Vergessen Sie nicht, dass einige dieser Leute, als sie die Sowjetunion verließen, sogar das faschistische Regime verteidigt haben, den Faschismus verteidigt haben. Einige von diesen so genannten Dissidenten haben sogar Hitler gerechtfertigt, als sie nach dem Westen gegangen sind. Man darf diese Dinge nicht vergessen, die wahr sind. Ihr verwandelt manchmal sogar einen Verbrecher in einen weltweiten Heroen, die westliche Presse verwandelt ihn so.

Klar, dass es ein paar Leute geben kann, eine kleine unbedeutende Minderheit, die nicht einverstanden sind. Aber, welche Bedeutung haben diese Leute gegenüber den Dutzenden Millionen von sowjetischen Arbeitern und Bauern, sowjetischen Werktätigen, die die Essenz der Sowjetunion darstellen? Euer Fehler besteht darin, dass Ihr die Tätigkeit von ein paar abseits stehenden Leuten mit der hervorragenden Realität der Sowjetunion verwechselt.

Ihr sprecht niemals von einem Arbeiter, von einem sowjetischen Helden der Arbeit, von einem sowjetischen heldenhaften Bauern oder von einem sowjetischen Wissenschaftler. Ihr sprecht nur von drei oder vier Dissidenten, die es in der Sowjetunion gibt.

Journalistin: Ich denke, es handelt sich um mehr als nur 3 oder 4 Leute.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Und ihr macht sie zu Helden, und Carter empfängt sie.

Journalistin: Also, Ford hat sie nicht empfangen, sodass also...

Comandante en Jefe Fidel Castro: Gut, ich stelle Ihnen eine Frage. Warum empfängt Carter nicht einen Helden der Arbeit aus der Sowjetunion?

Journalistin: Ich bin sicher, dass er ihn empfangen würde, wenn...

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Einen Bauern der Avantgarde, die sowjetischen Wissenschaftler. Warum empfängt er einzig und allein einen Dissidenten?

Journalistin: Das ist nicht wahr. Wir haben ständig sowjetische Arbeiter, sowjetische Besucher, Touristen.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Aber Carter empfängt sie nicht.

Journalistin: Also gut, Carter empfängt nicht jedermann, Sie selbst empfangen nicht jedermann, Breschnew empfängt nicht jedermann.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Nein, ich empfange keinen Reaktionär, ich empfange doch keinen Reaktionär; ich empfange die Revolutionäre.

Aber Carter empfängt keinen Revolutionär, er empfängt die Reaktionäre.

Journalistin: Sagen wir, dass es nur ein paar Leute - wie Sie sie nennen - oder vier Dissidenten, oder 24, oder 54 gibt.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Oder sogar zweihundertvierzig, d. h. einen je eine Million Sowjetbürger.

Journalistin: Wenn Russland so sicher ist, wenn sein System so gut ist, warum kann es diese vier Dissidenten, also diese paar Leute nicht tolerieren. Wir tolerieren die Dissidenten in unserem Land. Vielleicht mögen wir es nicht, aber wir stecken sie nicht ins Gefängnis, wir stecken sie nicht in Lager. Sie schreiben, sie sprechen.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ich glaube nicht, dass die Sowjets die Dissidenten ins Gefängnis stecken, es sei denn, dass diese gegen die Sowjetmacht tätig werden.

Außerdem sind diese Dissidenten große Verbündete der Vereinigten Staaten. Warum sollte ich die Verbündeten meiner Gegner ertragen? Wenn Ihr sie ertragen wollt, dann macht es doch, aber wir nicht.

Journalistin: Sie behaupten, dass Sie unabhängig sind. Sind sie unabhängig von der Sowjetunion?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Vielleicht nicht, vielleicht sind wir ein Staat der Sowjetunion

Journalistin: Echt? Was Sie nicht sagen?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Schauen Sie, um klar zu sprechen: Hoffentlich gäbe es keine unabhängige Staaten, hoffentlich gäbe es keine Grenze; hoffentlich wäre die gesamte Menschheit eine einzige Familie, und eine einzige sozialistische Familie, ohne die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, mit echter Gleichheit und ohne Ausbeutungsklassen und ausgebeutete Klassen! Das wäre mein Ideal!

Wir sind ein souveränes Land, ein unabhängiges Land. Das wisst Ihr ganz genau, das weiß Carter, und das weiß die CIA, und das wissen diejenigen in den Vereinigten Saaten, die gut Bescheid wissen.

Vielleicht denkt ein bedeutender Teil der betrogenen Bevölkerung eine gewisse Zeit, dass wir Satelliten oder etwas Ähnliches sind. Aber ich möchte Ihnen sagen, dass wir Kommunisten sind, dass wir Internationalisten sind, und unser Ideal eine einzige Menschenfamilie, eine einzige menschliche Nation ist. Irgendwann werden wir dies verwirklichen müssen.

Journalistin: Eine sozialistische Familie.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Sie muss sozialistisch sein, weil dies innerhalb des Kapitalismus sehr schwierig wäre. Die menschliche kapitalistische Gesellschaft hat schon existiert.

Journalistin: Warum können Sie nicht Ihr Leben leben, und wir das unsrige? Warum sollte die ganze Welt sozialistisch wie Sie sein?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Also ich sage nicht, dass die anderen nicht ihr eigenes Leben haben können. Im Gegenteil, genau das ist es, was ich möchte, dass jeder sein eigenes Leben führen und die ganze Menschheit leben kann...

Journalistin: Sie erwarten aber, die ganze Welt wäre …Also, Sie haben gesagt, dass das, was Sie wollen, darin besteht, dass die ganze Welt eine einzige Gemeinschaft sei, eine sozialistische Gemeinschaft.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ja, denn ich denke, dass eine kapitalistische Gesellschaft unmöglich ist, verstehen Sie. Denn welche menschliche Gemeinschaft wird es akzeptieren, unter der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen zu leben? Welche menschliche Gemeinschaft wird eine Gesellschaft von Millionären und Bettlern, eine Gesellschaft von diskriminierten Schwarze, von diskriminierten Frauen akzeptieren? Das ist mein Ideal. Allerdings sage ich auf keinen Fall, dass ich derjenige bin oder irgendeine bestimmte andere Person, der dies erreichen wird.

Was schon bewiesen wurde, ist, dass wir von diesem Planet nicht woanders hin übersiedeln können.

Also, was denke ich? Der Nationalismus hat eine Rolle in der Geschichte gespielt. Aber was ist der Nationalismus heute, wenn wir ihn mit dem Tribalismus von gestern vergleichen? Zuerst gab es Volksstämme, dann Nationen. Schließlich wird dann eines Tages der Nationalismus so gesehen werden, wie wir heute den Tribalismus sehen. Eines Tages werden die Grenzen verschwinden müssen.

Journalistin: Denken Sie wirklich, dass so ein Tag kommen wird, an dem die ganze Welt, so wie wir sie kennen, in völliger Zusammenarbeit leben und ein einziges System und überall Frieden herrschen würde? So etwas haben wir niemals in unserer ganzen Geschichte gehabt.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Aber niemals in der bisherigen Geschichte des Menschen haben solche Voraussetzungen wie die heutigen existiert. Früher kannten sich weder die Indianer bzw. Indigenen Amerikas, noch die Europäer, noch die Afrikaner. Die Welt ist sich aber immer näher gekommen und die Menschheit hat sich vervielfacht. Ich denke also, dass die Menschheit, wenn sie den Wahnsinn der Regierungen überlebt, eines Tages keine andere Alternative haben wird, als die, wie eine einzige Familie zu leben. Weil wir von diesem Planeten nicht wegziehen können.

Journalistin: Wer weiß...! Vielleicht schaffen wir es.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ich weiß das, gemäß allen Kenntnissen der Wissenschaft. Es wurde schon bewiesen, dass wir nicht auf dem Mond leben können. Ihr selbst habt dabei geholfen, dies durch eure Forschungen über andere Planeten zu beweisen. Es gibt weder eine Atmosphäre noch Sauerstoff. Der Mensch hat sich auf der Erde fortentwickelt, er kann unter solchen Bedingungen nicht leben.

Journalistin: Ist das ein Plan der CIA?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Und der am nächsten gelegene Stern, der der Erde am nächsten gelegene Stern …Sie macht mich irre {Lachen}…Also, der der Erde am nächsten gelegene Stern ist 4 Lichtjahre weit entfernt, das heißt, wir werden nicht dorthin gelangen können. Dies ist wissenschaftlich und mathematisch bewiesen. Außerdem, es müsste sich um eine Welt ohne CIA handeln.

Journalistin: Auf welchem Gebiet der Außenpolitik sind Sie mit der Sowjetunion öffentlich, oder zumindest persönlich, nicht einverstanden gewesen?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Ich bin manchmal persönlich nicht einverstanden gewesen, und manchmal auch öffentlich. Das ist auch passiert.

Die Meinungsverschiedenheiten können aber nicht persönlich sein. Ich erinnere mich an die Raketenkrise, als wir nicht übereinstimmende Kriterien hatten. Das hat es gegeben. Ich denke aber, dass die Meinungsverschiedenheiten, die zwischen den sozialistischen Ländern entstehen könnten, nur zwischen diesen Ländern zu debattieren und zu lösen sind.

Wir haben manchmal öffentliche Meinungsverschiedenheiten mit der Sowjetunion gehabt. Wollen Sie die Wahrheit wissen? Ich glaube, das war infolge unseres Mangels an politischer Reife.

Heutzutage kennen wir uns selbst viel besser, und wir kennen die Sowjets viel besser. Und zur Zeit jener Meinungsverschiedenheiten waren sie außerordentlich geduldig uns gegenüber und haben niemals die geringste Repressalie gegen uns ergriffen, sie haben uns weiterhin geholfen. Heute ist der Stand unserer Beziehungen sehr gut. Und wenn eines Tages irgendwelche Meinungsverschiedenheiten entstehen sollten - und das kann geschehen -, dann müssen wir sie am Gesprächstisch lösen und sie nicht öffentlich machen, da dies den Interessen des Sozialismus nicht dienen würde.

Journalistin: Was halten Sie von Breschnew?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ich habe eine sehr gute Meinung von Breschnew. Ich werde nicht über ihn persönlich sprechen. Er ist ein sehr kluger Mensch, mit sehr guten Kenntnissen: ein Mensch von außergewöhnlichen persönlichen Eigenschaften. Aber für mich besteht der größte Verdienst von Breschnew in der Rolle, die er im Kampf für den Frieden und die politische Entspannung gespielt hat. Das heißt, seine politische Tätigkeit, ausgehend von seiner Führungsposition in der sowjetischen Partei, hat er den Bemühungen zur Verbesserung der Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion gewidmet, den Bemühungen, einen Krieg zu verhindern, den Bemühungen, um Voraussetzungen für den Frieden zu schaffen. Ich glaube, die Menschheit wird dem eines Tages Beachtung schenken und ihm diese Verdienste anerkennen.

Denn es gab schwierige Zeiten: der Krieg von Vietnam, die Spannungen, alles das. Sehr schwierige Augenblicke.

Allerdings kann ich behaupten, dass Breschnew sein Leben dem Ideal des Friedens gewidmet hat. Ich glaube, das ist sein größtes politisches Verdienst.

Journalistin: Die Sowjets geben Kuba täglich etwa eine Million USD an Geld, und etwa drei Millionen für andere Konzepte.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Wovon? Wie viele Millionen? Wo sind jene Millionen?

Journalistin: Eine Million an Geld täglich und knapp drei Millionen Entwicklungshilfe.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Am Anfang des Interviews erinnerten Sie mich an die Anekdote über der Bevölkerung von Triunvirato, wo die Kinder, die nicht von dem Besuch einer amerikanischen Delegation wussten, zu schreien begannen: „Fidel, bleib fest, schlag die Yankees hart! - und ich habe Ihnen erklärt, dass es sich um eine vor langer Zeit gebrauchte, alte Losung handelte. Ich staune jetzt, wenn Sie alte Propaganda-Slogans und alte Losungen wiederholen. Die bekannte Losung der vier….

Journalistin: Gut, dann sagen Sie es mir doch, verbessern Sie mich! Sagen Sie mir geradezu, was für Hilfe geben sie Ihnen?

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Schauen Sie, ich werde Ihnen antworten - wenn Sie es mir erlauben.

Die alte Losung, dass die Sowjets uns mit 4 Millionen Pesos täglich geholfen haben. Und dann wird sie wiederholt, immer erneut wiederholt, und vielleicht wird dies noch lange Zeit wiederholt.

Aber sehen Sie, die Sowjets haben uns außerordentlich geholfen, ohne Zweifel. Als die Ölkonzerne uns das Erdöl verweigerten, haben sie es uns geschickt; als die Vereinigten Staaten uns die Zuckerquote strichen, haben die Sowjets unseren Zucker gekauft; als die Vereinigten Staaten den Verkauf von Lebensmitteln einstellten und uns mit ihrem weltweiten Einfluss eine fast universelle Blockade aufzwangen, haben die Sowjets uns Rohstoffe, Maschinen, Lebensmittel, und vor allem Brennstoff für das ganze Land verkauft. Als die Vereinigten Staaten den Angriff auf die Schweinebucht (Girón) vorbereiteten, d.h. die Söldnerinvasion, haben die Sowjets uns Waffen gesendet, die sehr wichtig in jenen entscheidenden Zeiten waren. In all diesen Jahren, in denen unsere Landessicherheit durch die Vereinigten Staaten bedroht war, haben die Sowjets uns die notwendigen Waffen kostenlos geliefert. Wenn wir Schwierigkeiten wegen Dürren oder Schwierigkeiten bei unseren Exportverpflichtungen hatten und diesen nicht nachkommen konnten, haben die Sowjets trotzdem immer Kuba gegenüber ihre Exportverpflichtungen erfüllt.

Nun gut, die Zeit ist vergangen. Heute erfüllen wir alle unsere Exportverpflichtungen gegenüber der Sowjetunion.

Was für Handelsbeziehungen sind zwischen Kuba und der UdSSR etabliert worden? Wir haben einen für unser Land befriedigenden Austausch etabliert. Sie zahlen uns gerechte Preise für unsere Mineralien, für unseren Zucker, und sie berechnen gerechte Preise für die Handelswaren, die sie nach Kuba exportieren. Das heißt, wir führen einen völlig befriedigenden Handelsaustausch, so, wie er zwischen einem entwickelten Land und einem Entwicklungsland bestehen sollte, d.h. genau der Handelsaustausch, der bestehen muss.

Ja wenn die Vereinigten Staaten mit allen Entwicklungsländern so handeln würden, wie die Sowjetunion mit Kuba handelt; oder wenn Europa mit allen Entwicklungsländern so handeln würde, wie die Sowjetunion mit Kuba handelt, würden die Probleme der Unterentwicklung gelöst werden. Die Anwendung dieses Prinzips eines gerechten Austauschs zwischen einem entwickelten Land und einem Entwicklungsland ist das, was Sie als finanzielle Unterstützung von 3 Millionen, von 4, von 10, oder ich weiß nicht wie viel Millionen Pesos bezeichnen.

Journalistin: Nun gut, aber können Sie mir eine Zahlenangabe machen? Da Sie mir sagen, dass die von uns verwendeten nicht korrekt sind …

Comandante en Jefe Fidel Castro: Sie möchten eine Zahlenangabe von mir?

Journalistin: Ja.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Die Sowjets bezahlen unseren Zucker zu 30 Cents das Pfund. Und sie haben uns das Öl, letztes Jahr zum Beispiel, etwa für 45 bis zu 50 Dollar, so um die 50 Dollar die Tonne, verkauft, d.h. knapp die Hälfte des Weltmarktpreises. Und wir haben Vereinbarungen dahingehend abgeschlossen, dass im Fall, wenn sich der Preis der Exportwaren aus der UdSSR erhöht, dann der Preis des Zuckers, den wir in die UdSSR exportieren, proportional erhöht wird.

Journalistin: Ja, ich weiß schon, dass sie euch das Öl für die Hälfe des Preises verkaufen und für euren Zucker zweimal oder dreimal den Weltmarktpreis bezahlen.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Das kommt darauf an. Als der Zucker 60 Cents kostete, war es viel weniger als der Weltmarktpreis. Es handelt sich einfach um stabile Preise, genau das, was die Entwicklungsländer brauchen.

Journalistin: Aber Sie wissen genau, was ich frage. Ich habe zahlenmäßig ausgedrückt von einer Million Dollar in Geldform täglich und drei Millionen finanzieller Unterstützung gesprochen. Dies sind die Zahlenangaben, die in unserem Land als gegeben angesehen werden. Können Sie uns sagen, ob wir uns irren, welche ist die genaue Zahl?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Die Zahl von was?

Journalistin: Jene Zahl der finanziellen Hilfe.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Es gibt keine Zahl…es gibt keine Zahl, es sei denn, die Hilfe für Aufrüstung. Sonst nichts. Es gibt natürlich Kredite.

Journalistin: Nur der Zucker und das Öl?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Es gibt Kredite für Investitionen im Industriebereich, selbstverständlich, aber unsere Handelsbeziehungen laufen auf der Basis von gerechten Preisen, mehr oder weniger ausgeglichenen Preisen. So ist das. Nur bezahlen sie gerechte Preise für unsere Produkte, darum geht es. Also vergessen Sie die 3 Millionen, die 4, die 5, die 7; es ist einfach so, dass sie gerechte Preise für unsere Produkte zahlen.

Journalistin: Für den Zucker und das Öl, das sie Ihnen liefern.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Für den Zucker, für das Nickel, und für alle Produkte, die wir ihnen verkaufen. Und nicht allein für das Erdöl, sondern für das Öl und für eine große Menge Waren, die sie uns liefern.

Journalistin: Und sie geben ihnen kein Geld, um ihrer Wirtschaft zu helfen bzw. keine spezielle finanzielle Unterstützung?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Wir bekommen Kredite für Investitionen im Bereich der Industrie; und sie helfen uns und liefern uns die Waffen und Ausrüstungen.

Journalistin: Von welcher Summe sprechen wir?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Tja, das sind militärische Geheimnisse.

Journalistin: Guantánamo. Ist das Thema wesentlicher Teil Ihrer Bedingungen für die Normalisierung der Beziehungen mit uns oder nur ein sekundäres Thema?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Guantánamo dient den Vereinigten Staaten heutzutage militärisch überhaupt nicht mehr. Sie behalten es als Beweis ihrer Macht und Arroganz, indem sie einen Teil unseres Hoheitsgebiets besetzt halten, das heute, im Atomzeitalter, keinerlei strategischen Wert darstellt.

Die Vereinigten Staaten haben kein Recht, dort zu sein, denn sie sind gegen unseren Willen dort. Ich bin der Meinung, dass man keinen militärischen Stützpunkt in auch nur irgendeinem Land haben kann, wenn dies gegen den Willen des Landes ist. Sagen wir es mal so: die Vereinigten Staaten halten das Gebiet gewaltsam besetzt.

Wir haben Guantánamo niemals zu einem Sonderthema machen und auch nicht die Flagge der Gebietsrückforderung hissen wollen, um ein ständiges Gefühl der Irritation in unserer Bevölkerung zu vermeiden. Deswegen haben wir das Thema beiseite gelassen. Sie wollen dort verbleiben? Also gut, eines Tages werden sie von dort weggehen müssen, an dem Tag, an dem sie beginnen, klug und vernünftig zu reagieren.

Die Welt ist viel größer und breiter als Guantánamo. Guantánamo ist nur ein Stückchen Land. Natürlich, wenn wir uns eines Tages zur Diskussion hinsetzen, um die Normalisierung unserer Beziehungen zu besprechen, wird einer der Aspekte, die nicht fehlen können, das Thema Guantánamo sein. Um zu vereinbaren, an welchem Tag sie Guantánamo verlassen oder in welchem Jahr sie Guantánamo verlassen. Denn sie haben der Republik einen unbefristeten Vertrag aufgezwungen. Rechtlich ist es angeblich so, wenn in einem rechtmäßigen Vertrag von unbefristeter Zeit gesprochen wird, handelt es sich um einen Zeitraum von 100 Jahren, und bald, in 20 Jahren, sind die 100 Jahre jenes Abkommens abgelaufen.

Welches Recht haben die Vereinigten Staaten, gegen den Willen unseres Volkes in Guantánamo zu sein?

Welches Recht haben sie, ein Stück unseres Hoheitsgebiets gegen den Willen unseres Volkes zu besetzen?

Guantánamo ist eine Aktion der Gewalt. Die Vereinigten Saaten sind mit Gewalt dort. aber wir haben niemals die Gewalt angewandt, um Guantánamo wiederzugewinnen und werden dies niemals tun; weil wir keinen Krieg wegen Guantánamo gegen die Vereinigten Staaten führen werden. Und die Welt ist groß und breit.

Journalistin: Welche sind die wesentlichen Probleme Kubas heute?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Es gibt viele.

Zum Beispiel, eines der Probleme, die wir gehabt haben, ist die Dürre. Die letzten drei Jahre waren sehr hart. Dieses Jahr regnet es aber genug, es regnet zu viel.

Wir haben die gleichen Probleme, die heute jegliches Entwicklungsland konfrontiert. Natürlich. Aber wir lösen sie nach und nach, wir führen unsere Entwicklung fort. Gestern haben sie mich etwas Ähnliches gefragt. Da habe ich Ihnen erklärt, dass zum Beispiel eines unserer ernsthaftesten Probleme das Thema der Wohnung ist. Weil wir den Großteil unserer Bauressourcen für die Schulen, die Krankenhäuser, die sozialen Bauwerke, die Landstrassen, die landwirtschaftlichen Investitionen sowie die industriellen Investitionen aufwenden. So müssten wir zum Beispiel 100 000 Wohnungen pro Jahr bauen, um die kumulierten Wohnungsprobleme lösen zu können, und jetzt errichten wir nur 25 000.

Journalistin: In was und wie, falls dies zutrifft, ist ihrer Meinung nach die Revolution gescheitert?

Comandante en Jefe Fidel Castro: In strategischen Fragen ist sie in keiner Hinsicht gescheitert. Taktisch haben wir verschiedene Misserfolge gehabt. Die sind aber nicht wesentlich.

Journalistin: Haben Sie noch viele politische Gefangene?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ja, wir haben einige.

Journalistin: Wie viele?

Comandante en Jefe Fidel Castro: In diesem Moment erinnere ich mich nicht an die genaue Zahl, ich kann Ihnen aber sagen, dass die größte Mehrheit derjenigen, die wegen konterrevolutionären Aktionen hinter Gitter saßen, schon freigelassen wurden. Um nur ein Beispiel zu nennen: die Söldner, die die Schweinebucht angegriffen haben, waren 1 200 insgesamt. Wir haben dann eine Lösung per Entschädigungsmaßnahmen gefunden, um diese Leute freizulassen. Wir haben Programme entworfen und sowohl konterrevolutionären als auch gewöhnlichen Gefangenen Teilnahmemöglichkeiten und Arbeitsmöglichkeiten gegeben, und ihnen ihr Arbeitsentgelt bezahlt. Diese Politik wird bis heute beibehalten: die Mehrheit der Gefangenen in Kuba arbeiten, entweder im Gefängnis oder außerhalb, und sie erhalten die gleichen Löhne und haben die gleichen finanziellen Rechte eines gewöhnlichen Arbeiters.

Journalistin: Würden Sie sagen, dass es bei Ihnen Hunderte gibt?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Vielleicht etwas mehr als Hunderte. Es könnte etwas mehr sein, etwa 2000 oder 3000, wegen konterevolutionärer Verbrechen. So kann es sein. Aber es gab Zeiten, als die Tätigkeit der Vereinigten Staaten gegen Kuba intensiver war, in denen wir bis zu mehr als 15 000 hatten. Jetzt müssten circa 20 % der Gefangenen übrig bleiben, die wir zu jenen Zeiten hatten.

Journalistin: 2 000 oder 3 000 politische Gefangene stellen eine beträchtliche Anzahl dar.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Also das sind keine politischen Gefangenen. Das sind Konterrevolutionäre; Leute, die sich unter dem Befehl der CIA im Escambray-Gebirge erhoben haben; Leute, die Sabotageakte begangen haben, die Verbrechen begangen haben.

Journalistin: Kubaner?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ja, Kubaner, ja. Die konterrevolutionären Gefangenen, die wir haben, sind ein Werk der Vereinigten Staaten. Sie sind das Produkt der Politik der Vereinigten Staaten. Wer hat diese Leute ermutigt, wer hat sie bewaffnet, wer hat sie bezahlt, wer hat sie organisiert? Die Vereinigten Staaten.

Journalistin: Meinen Sie nicht, dass einige einfach gegen Sie und den Sozialismus waren?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ja, einige waren dagegen, aber wer hat sie mobilisiert? Niemand in Kuba hätte es gewagt, so herauszufordern…

Journalistin: Vielleicht sie selber, vielleicht ihre eigenen Meinungen.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Es kann so Leute geben, das streite ich nicht ab. Aber niemand in Kuba hätte sich auch nur vorgestellt, dass die Möglichkeit eines Sturzes der Revolution bestehen könnte, wenn er nicht davon überzeugt gewesen wäre, dass die Vereinigten Staaten dahinter stecken würden. Seit jenen Jahren der intensiven Tätigkeit der CIA und der Regierung der Vereinigten Staaten haben wir mehr als 15 000 konterrevolutionäre Gefangene freigelassen. Und dies geschah nicht, weil Carter uns darum gebeten hätte oder irgendjemand anderes darum gebeten hätte.

Allerdings, können wir ankündigen, dass wir diese konterrevolutionären Gefangenen freilassen werden, solange die Vereinigten Staaten die Blockade gegen Kuba aufrechterhalten? Wir können das nicht tun. Die Leute, die schwere Verbrechen begangen haben, müssen die Strafen verbüßen.

Journalistin: In Ordnung!

Wenn wir das Embargo abschaffen würden, würden Sie diese Gefangenen dann freilassen?

Comandante en Jefe Fidel Castro: Schauen Sie, ich stellen Ihnen eine Frage: wenn wir unsere Beziehungen normalisieren, werden Sie dann in den Vereinigten Staaten alle jene Schwarze, die Gefangene sind, freilassen, welche aufgrund der Diskriminierung, der Arbeitslosigkeit und der Vernachlässigung Verbrechen begehen mussten? Nun gut, einigen wir uns! Wir werden Folgendes tun in…!

Journalistin: Die sind aber nicht deswegen im Gefängnis.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Nein. Warum denn? Weil sie gestohlen haben? Aber warum haben sie gestohlen? Weil sie keinen Job hatten, weil sie keine Ausbildung bekamen, weil sie ausgebeutet und vergessen waren. Einigen wir uns schließlich! Warum fordern Sie von uns unilaterale Maßnahmen. Als bilaterale Angelegenheit können wir jegliche Abmachung treffen. Wir lassen alle konterrevolutionären Gefangenen frei, und Sie lassen ihrerseits alle jene frei, die Sie in den Gefängnissen haben, und die stehlen mussten, weil sie Hunger hatten, weil sie arbeitslos waren und in Armut lebten. Treffen wir eine Abmachung! Ich schlage vor. Einigen wir uns: Sie lassen eine Gruppe Ihrer Gefangenen frei und wir lassen eine Gruppe unserer Gefangenen frei. Eine Abmachung, aber bilateral. Versuchen Sie nicht, uns unilaterale Maßnahmen aufzuzwingen, weil wir das nicht akzeptieren werden.

Journalistin: Ich habe nichts dergleichen getan. Sie haben zu mir gesagt: glauben Sie, dass wir zulassen werden, dass diese Leute weggehen, solange wir mit dem Embargo belegt sind? Also war die nächstliegende logische Schlussfolgerung, dass Sie, wenn Sie nicht mehr mit Embargo belegt wären, dann diese Leute freilassen würden. Sie selbst haben diese Idee aufgeworfen.

Comandante en Jefe Fidel Castro: Ich werde Ihnen sagen, was ich darüber denke. Ich bin der Meinung, wenn die Beziehungen zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten normalisiert werden, dann verlieren die Konterrevolutionäre, die den Beistand der Vereinigten Staaten bekommen, die Hoffnung….Was ist denn die Blockade? Ein Beistand für die Konterrevolution. Wenn aber die Blockade aufhört, die Beziehungen normalisiert werden, kann nicht mehr behauptet werden, dass die Vereinigten Staaten die Konterrevolution unterstützen. Und dann können wir, unabhängig und ohne Kompromisse, frei und souverän, die Maßnahmen in diesen Aspekten treffen, die wir für angebracht halten, aber nicht als eine Bedingung. Aber wenn beide Regierungen etwas für die Menschheit tun wollen, noch vor der Aufhebung der Blockade, dann einigen wir uns doch und finden einen gemeinsamen Beschluss! Lassen wir eine Gruppe gefangener Konterrevolutionäre frei, und eine Gruppe jener US-amerikanischen Gefangenen, die wegen des sozialen Systems, wegen Hunger und Arbeitslosigkeit Verbrechen begehen mussten, ebenfalls.

Journalistin: Präsident Castro: Ich möchte die Angelegenheit nutzen, und Sie bitten, einige Worte an die US-amerikanische Bevölkerung zu richten, über die Lage oder worüber Sie möchten, aber bitte, auf Englisch.

Comandante en Jefe Fidel Castro: A few words, only few words.

I would like to speak much to the people of the United States in English, but I am sorry, I am not sure I can translate what I think.  I am not sure I can translate what I think.

I want to tell them clearly I feel the best wishes for the people of the United States.  Every time when I know a new American, I always have a reason to try to understand your people.  And I think that every time I find too that the Americans, the newsmen, the workers, the technicians, are wonderful people.  Really I appreciate and admire the people of the United States for what they have achieved in technique, in science, and because   I see that you, your people, are good working people, and honest, and idealistic people.  Really these are my feelings, my sincere feelings to the people of the United States.  I hope in the future we will understand better and we will be friends.

Journalistin:  I hope so.  Thank you.

Comandante en Jefe Fidel Castro:  Thank you.

Einige Worte, nur einige Worte. Ich hätte gern viel mehr zu dem US-Volk auf Englisch gesprochen. Aber es tut mir leid, denn ich bin nicht sicher, dass ich auf Englisch wiedergeben kann, was ich denke, ich bin nicht sicher, übersetzen zu können, was ich denke. Ich möchte hier klar sagen, dass ich dem amerikanischen Volk das Beste wünsche. Jedes Mal, wenn ich einen weiteren Amerikaner kennen lerne, bin ich immer daran interessiert, ihn zu verstehen zu versuchen. Und ich denke, ich habe immer gesehen, dass die US-Amerikaner, d. h. die Journalisten, die Arbeiter, die Techniker, hervorragende Leute sind. Ich schätze und bewundere das Volk der Vereinigten Staaten wirklich, wegen seiner Errungenschaften in der Technik, in der Wissenschaft; und ich weil ich sehe, dass Sie, dass Ihr Volk, ein Volk ist, dass gut arbeitet, das ein ehrliches, pflichtbewusstes und ein idealistisches Volk ist. Dies sind meine echten aufrichtigen Gefühle dem US-Volk gegenüber. Ich hoffe, dass wir uns in der Zukunft besser verstehen und Freunde werden können.

Journalistin: Das hoffe ich auch. Vielen Dank!

Comandante en Jefe Fidel Castro: Danke!

Ort: 

Havanna, Kuba

Datum: 

19/05/1977